Neue deutsche Ackerbaustrategie überzeugt Umweltschützer und Biobauern nicht – EURACTIV.com

Der jährliche Ernte- und Ackerbaubericht Deutschlands wurde zwar Ende August im Hinblick auf die Klimakrise überarbeitet, enthält aber dennoch Änderungen, die für Umweltschützer und Biobauern nur „Symbolpolitik“ bleiben. EURACTIV Deutschland berichtet.

Mit den Überschwemmungen, einer Kältewelle und extremer Hitze und Kälte wird 2021 laut Bundeslandwirtschaftsministerium als „besonderes Sturmjahr“ in die Geschichtsbücher eingehen.

Im diesjährigen Erntegutachten warnt man vor einer deutlich schlechteren Ernte als erwartet und aufgrund der höheren Getreidepreise vor einem Anstieg der Futterkosten für die deutschen Landwirte.

„Der Erntebericht 2021 zeigt, wie dramatisch die deutsche Landwirtschaft bereits jetzt von der Klimakrise betroffen ist“, sagte die internationale NGO WWF. Der Bericht macht ebenso deutlich, dass „die deutsche Agrarpolitik in den letzten Jahren zu inkonsequent war und dringend neu ausgerichtet werden muss“, fügte er hinzu.

Die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU habe die seltene Chance geboten, bessere Rahmenbedingungen für diese Neuausrichtung zu schaffen und „Klimaschutz zu einem festen Bestandteil der Landwirtschaft zu machen“ – eine Chance, die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner allerdings verpasst hat. aus Sicht des WWF.

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Ackerbaustrategie 2035: Aufbruch zu einer „grüneren“ Landwirtschaft?

Eine weitere Chance zur Neuorientierung soll die Nationale Ackerbaustrategie 2035 bieten, die Klöckner Ende August vorgestellt hat.

„Diese Strategie soll in Zeiten des Klimawandels Optionen und Wege aufzeigen, die nachhaltig“ sind, so das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz […] Ackerbau nutzen muss“.

Die politische Ausrichtung des Strategiepapiers sei „entscheidend beeinflusst durch den European Green Deal als neue Wachstumsstrategie der Europäischen Kommission“, heißt es weiter.

„Die Bundesregierung setzt sich im Rahmen der GAP dafür ein, die Leistungen der Landwirtschaft bei Umwelt-, Biodiversitäts-, Klima-, Tierschutz- und Ressourcenschutz stärker zu honorieren“, so das Ministerium weiter.

Ziel der Strategie ist es, die Versorgung mit hochwertigen Nahrungsmitteln sicherzustellen und die Umwelt und Biodiversität zu erhalten, den Beitrag der Landwirtschaft zum Klimaschutz auszubauen und gleichzeitig an die Folgen des Klimawandels anzupassen.

Die Strategie soll auch dazu beitragen, dass die Industrie im Land wieder gesellschaftliche Akzeptanz findet und auch die Landwirte künftig besser von ihrer Arbeit leben können.

Zur Umsetzung dieser ambitionierten Ziele schlägt das Ministerium eine Reihe von Handlungsfeldern vor, darunter eine höhere Düngeeffizienz, besser integrierter Pflanzenschutz, mehr Kulturpflanzenvielfalt, klimaangepasste Anbaukonzepte und die optimale Nutzung digitaler Potenziale sowie eine Vielzahl von individuelle Maßnahmen.

„Symbolische Politik“

Aber laut WWF ist das alles nur „symbolische Politik“.

Anstatt, wie vorgesehen, mit dem Umweltministerium zusammenzuarbeiten, hat das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz seine Ackerbaustrategie allein vorgelegt, obwohl ein solcher isolierter Ansatz dem Ansatz der Kommission zur Zukunft der Landwirtschaft widerspricht, der sagt: „ die Herausforderungen in der Landwirtschaft können nur gemeinsam bewältigt werden.“

Darüber hinaus sei das Strategiepapier eine „große Enttäuschung“, so der Naturschutzbund BUND.

Die als Reaktion auf die Folgen der Klimakrise vorgenommenen Änderungen der Strategie greifen “angesichts der dramatischen Lage bei weitem zu kurz”, sagte BUND-Vorsitzender Olaf Bandt. Dem Entwurf fehlen „konkrete Aussagen zur Umsetzung und Finanzierung“, und Klöckners Ackerbaustrategie „bietet nur Pflaster statt Hilfe an“, fügte er hinzu.

Auch der Deutsche Naturschutzbund (NABU) steht dem Papier kritisch gegenüber.

Laut NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller ist die Strategie „viel zu unspezifisch“ und „entspricht nicht den zu Beginn der Legislaturperiode zugesagten Maßnahmen zum Natur- und Klimaschutz im Ackerbau“.

Nachdem das Landwirtschaftsministerium bereits die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) und andere „lang überfällige Reformen“ gebremst hatte, krönt die Ackerbaustrategie 2035 nun eine „Gesetzgebung der agrarpolitischen Enttäuschungen“.

Ein „völlig unverbindliches“ Strategiepapier

Auch Landwirte sind von dem Strategiepapier des Ministeriums in der Regel nicht überzeugt.

Obwohl die Ackerbaustrategie „einräumt, dass sich der Ackerbau ändern muss“, kann der von Klöckner vorgelegte Plan „seine Ziele nicht erreichen, weil er völlig unverbindlich ist“, Peter Röhrig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der ökologischen Lebensmittelindustrie ( BÖLW), gegenüber EURACTIV Deutschland.

Eine wirksame Strategie müsse „zeigen, wie genau Deutschland den Einsatz von Pestiziden um 50 % reduzieren will und wie der ökologische Landbau um 25 % bis 2030 erreicht werden kann“, fügte er hinzu.

Die Veröffentlichung der Strategie wenige Wochen vor der Bundestagswahl zeige, so Röhrig, „dass es dem Ministerium um Kommunikation geht und nicht um substantielle Veränderungen“.

Und mit ihren Plänen für die GAP sorge Klöckner vor allem dafür, „dass die für weniger Pestizide und mehr Biodiversität effektivste Anbaumethode – der Ökolandbau – ins Hintertreffen gerät“.

[Edited by Gerardo Fortuna/Zoran Radosavljevic]


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