Cloud-Infrastrukturprojekt Gaia-X kurz vor der Inbetriebnahme – EURACTIV.com


Das europäische Cloud-Projekt Gaia-X, das dafür sorgen soll, dass Europa über eine eigene vertrauenswürdige Daten- und Cloud-Infrastruktur verfügt, ist nach Abschluss der ersten Spezifikationsrunde der Federation Services am Mittwoch (26. Mai) der Inbetriebnahme einen Schritt näher gekommen. EURACTIV Deutschland berichtet.

„Die Gaia-X Federation Services bilden das Fundament und die Basis für die operative Umsetzung von Gaia-X“, sagt Andreas Weiss vom Verband der deutschen Internetwirtschaft (eco) über das Herzstück des Cloud-Projekts.

Die Federation Services garantieren Interoperabilität und Kompatibilität zwischen verschiedenen Systemen, um Lock-In-Effekte zu vermeiden und die Datenübertragung zwischen verschiedenen Cloud-Systemen zu vereinfachen und zu standardisieren.

„Wir haben jetzt als ersten Schritt gemeinsame Standards und Rahmenbedingungen definiert, um eine Zusammenarbeit zu ermöglichen“, sagte er.

Positive Signale kamen auch vom Bundeswirtschaftsministerium, das das Projekt mit 13,5 Millionen Euro fördert.

„Mit der Etablierung der sogenannten Federation Services, dem technischen Kern des Betriebssystems Gaia-X, ist der nächste Meilenstein erreicht“, sagte der Digitalwirtschaftsbeauftragte des Wirtschaftsministeriums, Thomas Jarzombek.

„So werden alle Dienste von Gaia-X an ein transparentes und offenes System nach europäischen Standards angebunden. Ich freue mich, dass das Projekt weiter an Fahrt gewinnt, um so schnell wie möglich auf den Markt zu kommen“, fügte er hinzu.

Auf die Spezifikationsrunde folgt nun die Ausschreibungsphase, um Partner für die Umsetzung zu gewinnen.

Die ersten Dienste des Projekts sollen voraussichtlich Ende 2021 zur Verfügung stehen, um der Dominanz US-amerikanischer Cloud-Systeme auf dem europäischen Markt entgegenzuwirken.

Ein digital souveränes Europa?

Das Projekt Gaia-X, an dem mehr als 100 europäische Unternehmen beteiligt sind, wurde 2020 ins Leben gerufen, um die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen und Geschäftsmodelle international zu stärken, mit dem Ziel, eine vernetzte offene Dateninfrastruktur auf der Grundlage europäischer Werte aufzubauen.

Das Cloud-Projekt ist als offener Marktplatz für Cloud-Dienste konzipiert, um sich untereinander und mit Verbrauchern zu verbinden, um ein Höchstmaß an Interoperabilität zwischen den verschiedenen Diensten zu gewährleisten.

Dies soll den Datenaustausch zwischen den unterschiedlichen Branchen wie dem Gesundheits-, Landwirtschafts- und Finanzsektor erleichtern und ein einheitliches digitales Ökosystem schaffen.

„GAIA-X ermöglicht den Nutzern von Cloud-Diensten digitale Souveränität. Europäische Anbieter von Cloud-Diensten können ihre Nutzung so skalieren, dass es wirtschaftlich attraktiv ist, diese Dienste anzubieten“, sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verwies ihrerseits in ihrer Rede zur Lage der Union im Jahr 2020 auf Gaia-X und bekräftigte, dass eine „europäische Cloud als Teil der NextGenerationEU – basierend auf GAIA-X“ entwickelt wird.

Mit dem vorgeschlagenen Data Governance Act hat die EU-Kommission auch Schritte unternommen, um das Vertrauen zu stärken und die Mechanismen zur gemeinsamen Nutzung von Daten in der EU zu stärken. „Unsere Regulierung wird Europa helfen, der Datenkontinent Nummer eins der Welt zu werden“, sagte Kommissar Thierry Breton.

Große Erwartungen

Die Erwartungen europäischer Unternehmen an das Gaia-X-Projekt sind hoch.

In einer Anfang Mai vorgestellten Roadmap betonten Unternehmen, dass das Projekt einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung der digitalen Ziele der EU leisten wird.

Bis 2025 soll die europäische Cloud-Industrie weltweit eine führende Rolle einnehmen und zu einem Schaufenster für die Wettbewerbsfähigkeit in den Bereichen Klimaneutralität, Cybersicherheit und Vertrauenswürdigkeit des Datentransfers werden, um das Setzen globaler Standards sicherzustellen, heißt es in der Roadmap.

Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass auch große US-Unternehmen wie IBM, Microsoft, Amazon und Google an dem Projekt beteiligt sind.

„Wenn das Ziel der EU und der nationalen Regierungen darin besteht, durch Gaia-X in den Aufbau der technologischen Kompetenz der EU zu investieren, muss sichergestellt werden, dass Gaia-X nicht zu einem trojanischen Pferd für die GAFAM-Hyperscaler wird, um öffentliche Mittel für die Erstellung abzuschöpfen die geplante föderierte Dateninfrastruktur mit US-amerikanischen und asiatischen Technologieanbietern“, warnte Open-Source-Experten Stefane Fermigier und Sven Franck in einer auf EURACTIV veröffentlichten Stellungnahme.

Die Beteiligung von Drittstaaten könnte in der Tat das digitale Ökosystem der EU schwächen und damit das von Gaia-X angestrebte gegenteilige Ziel erreichen.

[Edited by Zoran Radosavljevic/Luca Bertuzzi]





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