Wir müssen über die Auflösung allzu mächtiger Firmen sprechen – EURACTIV.com


Mit großer Sorge beobachten wir die zunehmende Macht digitaler Plattformen wie Google, Facebook oder Amazon. Diese Plattformen kontrollieren zentrale Bereiche der digitalen Wirtschaft und nutzen ihre Marktmacht zu ihrem eigenen Vorteil, schreiben Ulrich Müller und Max Bank.

Ulrich Müller und Max Bank sind Forscher und Mitstreiter bei LobbyControl, einem gemeinnützigen Verein, der sich für Transparenz und demokratische Kontrolle einsetzt.

Wir halten diese Konzentration wirtschaftlicher Macht für ein grundlegendes Problem der Demokratie. Dominante Firmen können ihre Ressourcen und ihre wirtschaftliche Schlagkraft nutzen, um die Politik zu ihren Gunsten zu beeinflussen und politische Initiativen zu ihrer Regulierung zu untergraben.

Big Tech beispielsweise gibt in Brüssel enorme Summen für Lobbyarbeit aus und unterstützt eine ganze Reihe von Think Tanks und Verbänden in relevanten Politikfeldern. Dies gefährdet einen ausgewogenen politischen Prozess. Demokratie ist unvereinbar mit den ständig wachsenden Ungleichgewichten der wirtschaftlichen Macht.

Daher begrüßen wir die zunehmende Debatte über Maßnahmen zur Kontrolle der Macht digitaler Plattformen. Das Digital Markets Act (DMA) der EU-Kommission und die Unterstützung dafür durch wichtige Mitgliedstaaten und das Europäische Parlament sind positive Signale.

Die Ex-ante-Regelungen im DMA sind ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn sie richtig durchgesetzt werden, können sie den potenziellen Missbrauch von Gatekeeper-Befugnissen reduzieren.

Unserer Meinung nach reicht der DMA jedoch nicht aus, um allzu mächtige Unternehmen der Digitalbranche anzugehen. Um die problematische Konzentration wirtschaftlicher Macht wirklich zu verringern, einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten und die Verbraucher zu schützen, ist es notwendig, über den Verhaltensfokus des DMA-Vorschlags hinauszugehen.

Wie ursprünglich im DMA mit dem New Competition Tool (NCT) geplant, sollte die EU die Ex-ante-Regulierung um strukturelle Instrumente erweitern. Wir betrachten die neuen kartellrechtlichen Vorschläge des US-Repräsentantenhauses als Inspirationsquelle für Europa.

Der „American Innovation and Choice Online Act“ ähnelt teilweise dem europäischen Ex-ante-Ansatz.

Es legt aber auch einen Schwerpunkt auf strukturelle Abhilfemaßnahmen, wie zum Beispiel Veräußerungen, wenn Regelverstöße durch widersprüchliche Geschäftszweige verursacht werden. Eine Kombination aus dem europäischen Ex-ante-Ansatz und ehrgeizigeren Strukturmaßnahmen sollte für die EU zukunftsweisend sein.

Außerdem bedarf es einer ehrgeizigeren Fusionskontrolle. Dies wurde bereits in einem kürzlich erschienenen Schreiben der Wirtschaftsminister Frankreichs, der Niederlande und Deutschlands hervorgehoben. Auch das Europäische Parlament und die Zivilgesellschaft rufen dazu auf, die strukturelle Seite des DMA zu stärken.

Die derzeitigen Bestimmungen in Artikel 12 des DMA würden Killerakquisitionen oder eine übermäßige Datenkonzentration (Google/Fitbit) nicht verhindern. Die Regeln für Übernahmen durch marktbeherrschende Unternehmen müssen verschärft werden. Es ist an der Zeit, die Regeln für Übernahmen durch marktbeherrschende Unternehmen zu verschärfen, sowohl in der DMA als auch in den allgemeinen Fusionskontrollregeln, die die Kommission überprüfen wird.

Auch wenn monopolistische Strukturen im Digitalbereich äußerst problematisch sind, ist die Konzentration wirtschaftlicher Macht nicht nur ein Problem des Digitalbereichs. Im Gegenteil, auch Schlüsselbranchen wie Finanzen oder Pharma sind stark konzentriert.

Aus diesem Grund sehen wir Bedarf an einem neuen Instrument, um allzu mächtige Unternehmen über alle Sektoren hinweg aufzubrechen. Diese Forderung wird von 27 deutschen NGOs in einer zivilgesellschaftlichen Stellungnahme aufgegriffen.

Die Erklärung argumentiert, dass Verhaltenstherapien allein nicht ausreichen, um die wirtschaftliche und politische Macht zu verringern, die mit der Marktkonzentration einhergeht. Vor diesem Hintergrund fordern die Unterzeichner eine stärkere Betonung struktureller Maßnahmen, insbesondere Desinvestitionen, um festgefahrene Marktpositionen aufzulösen.

Dieser Aufforderung sollte von der Kommission, den Mitgliedstaaten und dem Europäischen Parlament gefolgt werden. Wir brauchen neue Regeln, die die Auflösung allzu mächtiger Konzerne ermöglichen.





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