Verfügbarkeit fortschrittlicher Biokraftstoffe der zweiten Generation steigt – Politische Entscheidungsträger aufgefordert, ihr volles Potenzial auszuschöpfen – EURACTIV.com

Die Energiepreise explodieren und die Kommission bestätigt in ihrer jüngsten Mitteilung ihre Entschlossenheit, an ihrem vorgeschlagenen Fit-for-55-Paket festzuhalten. Es kommt zu dem Schluss, dass „die Umstellung auf saubere Energie die beste Versicherung gegen Preisschocks wie dem, mit dem die EU heute konfrontiert ist“, ist.

Ganz und gar okay, solange der Übergang 2 Hauptaspekte berücksichtigt:

Die soziale Dimension tritt mit Nachdruck in die politische Debatte ein und darf nicht vernachlässigt werden, da – nach eigener Einschätzung der Kommission – 13% der EU-Bevölkerung von akuter Energiearmut gefährdet sind. Mehrere mittel- und osteuropäische Länder haben bereits auf der letzten Umweltratssitzung Anfang Oktober ihre Bedenken über die sozialen Verwerfungen geäußert, die das Fit-for-55-Paket haben könnte. Während ein zunehmender Anteil der EU-Bürger Mühe hat, ihr Zuhause ausreichend warm zu halten, ist auch Mobilität zu einem Grundbedürfnis geworden, das insbesondere in ländlichen Gebieten soziale und wirtschaftliche Integration ermöglicht.

Niemanden zurückzulassen – ein erklärtes Ziel des Green Deal der EU – muss Mobilität auch für einkommensschwache Haushalte bezahlbar bleiben. Um die Kosten im Gleichgewicht zu halten, braucht Europa im Verkehrssektor einen Mix aus erneuerbaren Energiequellen. Fortschrittliche Biokraftstoffe gehören zu den Lösungen mit dem niedrigsten CO2 Vermeidungskosten im Verkehrssektor (Integrated Fuels and Vehicles Roadmap to 2030+, Roland Berger) und müssen daher neben eFuels und Elektromobilität stark gefördert werden.

Außerdem sollte der jüngste Anstieg der Energiepreise die Europäische Union an einen scheinbar vergessenen, aber sehr starken Antrieb für den Übergang zu erneuerbaren Energien erinnern: die Energiesicherheit. Trotz einer jahrzehntelangen konzertierten EU-Politik für erneuerbare Energien importiert der Block heute immer noch 97 % seines Öl- und 90 % seines Gasbedarfs (EG-Mitteilung über Energiepreise, S. 3). Dies macht die EU-Wirtschaft anfällig für hohe Preisschwankungen dieser weltweit gehandelten Rohstoffe sowie geopolitische Machtspiele. Die EU-Politik sollte das Ziel haben, echte heimische Energiequellen zu fördern, bei denen die EU die wirtschaftlichen Vorteile entlang der gesamten Wertschöpfungskette nutzen kann.

Oberstes Ziel der Politik sollte es sein, mit einem erneuerbaren Energiemix zu erschwinglichen Preisen und mit EU-Fußabdruck die ambitionierten Treibhausgas-Einsparziele zu erreichen. Fortschrittliche Biokraftstoffe stellen eine solch emissionsarme Lösung dar, die in den heute vorhandenen Autos und der Betankungsinfrastruktur sowie in Flugzeugen als Hochleistungstreibstoff für die Luftfahrt eingesetzt werden kann.

Betrachtet man die Bausteine ​​des vorgeschlagenen Fit-for-55-Pakets, die geplante Überarbeitung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (nur 3 Jahre nach der letzten Revisionsrunde) mit dem bestätigten Teilziel für fortschrittliche Biokraftstoffe und die Reduzierung von Doppelzählungen weist in die richtige Richtung. Im Einklang mit der eigenen Folgenabschätzung der Kommission sollte das Unterziel für fortschrittliche Biokraftstoffe, die aus in Anhang IX Teil A aufgeführten Rohstoffen hergestellt werden, jedoch ehrgeiziger sein, da die Technologie bereit für die kommerzielle Einführung ist:

Vor wenigen Wochen hat Clariant den Bau seines Flaggschiff-Werks in Rumänien abgeschlossen. Das Projekt wird aus Mitteln des Siebten Rahmenprogramms der Europäischen Union für Forschung, technologische Entwicklung und Demonstration unter der Grant Agreement No. 322386 (SUNLIQUID) und vom Bio-Based Industries Joint Undertaking im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon 2020 der Europäischen Union unter Grant Agreement No. 709606 (LIGNOFLAG).

Ab dem vierten Quartal dieses Jahres wird die sunliquid® Zellulose-Ethanol-Anlage von Clariant in Podari, Rumänien, die Produktion hochfahren, um 50.000 Tonnen Zellulose-Ethanol pro Jahr zu produzieren. Durch die lokale Beschaffung von Rohstoffen kann die Reduzierung der Treibhausgasemissionen maximiert werden. Darüber hinaus ergeben sich entlang der regionalen Wertschöpfungskette zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten: Die dabei entstehenden Kuppelprodukte werden zur Erzeugung erneuerbarer Energie genutzt mit dem Ziel, die Anlage unabhängig von fossilen Energieträgern zu machen. Daher trägt das nach dem sunliquid®-Verfahren hergestellte Bioethanol zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors bei, indem es bis zu 95 % CO . liefert2 Einsparungen im Vergleich zu fossilen Brennstoffen und bis zu 120 %, wenn die Kohlenstoffbindung in Betracht gezogen und als Teil des Produktionsprozesses verwendet wird.

„Cellulose-Ethanol, das aus landwirtschaftlichen Reststoffen hergestellt wird, spielt eine Schlüsselrolle, um die heutige Wirtschaft in eine nachhaltigere Zukunft zu führen. Neben der Anwendung als Drop-In-Lösung für die Treibstoffmischung bietet dies weitere nachgelagerte Anwendungsmöglichkeiten für nachhaltige Flugkraftstoffe oder biobasierte Chemikalien“, kommentiert Christian Librera, Leiter des Geschäftsbereichs Biofuels and Derivatives von Clariant.

Laut einer aktuellen Analyse der Clean Skies Initiative des Weltwirtschaftsforums haben nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF) das Potenzial, bis 2030 10 % des EU-Flugkraftstoffs ausmachen zu können. Somit scheint das Ambitionsniveau der vorgeschlagenen ReFuelEU-Luftfahrtverordnung eher gering – zumal die Volumina nicht zusätzlich zu den im Rahmen der RED vorgeschriebenen Mengen sind. Außerdem wird im aktuellen Vorschlag nicht berücksichtigt, dass verschiedene nachhaltige Kraftstoffalternativen ein unterschiedliches Maß an Unterstützung benötigen. Daher sollte der in der vorgeschlagenen Überarbeitung der RED verfolgte Ansatz auch in der ReFuelEU-Luftfahrtverordnung angewendet werden, nämlich die Schaffung eines speziellen Untermandats für Kraftstoffe nach Anhang IX A neben dem eKerosin-Mandat.

„Clariant hat sich voll und ganz der nachhaltigen Mobilität verschrieben: Mit einem breiten Produktportfolio unterstützen wir den Übergang zu einer nachhaltigen Mobilität über fortschrittliche Biokraftstoffe hinaus, darunter Reinigungshilfen für erneuerbare Kraftstoffe, Katalysatoren für eFuels, chemische Additivlösungen für Batterien und Elektromobilität. Um den Nachhaltigkeitsnutzen zu maximieren, muss die EU-Politik die gesamte Lebenszyklusleistung dieser Mobilitätslösungen berücksichtigen“, sagt Richard Haldimann, Head of Sustainability Transformation bei Clariant. „Das Fit-for-55-Paket muss jetzt ein starkes Signal an Investoren mit ambitionierten Mandaten für fortschrittliche Biokraftstoffe sowohl in der RED als auch in der EU-Luftfahrtverordnung ReFuel sowie einer technologieneutralen Definition von emissionsfreien Fahrzeugen setzen.“

Clariant ist ein fokussiertes, nachhaltiges und innovatives Spezialchemieunternehmen mit Sitz in Muttenz bei Basel/Schweiz. Am 31. Dezember 2020 beschäftigte das Unternehmen insgesamt 13 235 Mitarbeitende. Im Geschäftsjahr 2020 erzielte Clariant mit den fortgeführten Geschäftsbereichen einen Umsatz von CHF 3.860 Milliarden. Das Unternehmen berichtet in drei Geschäftsbereichen: Care Chemicals, Catalysis und Natural Resources. Die Unternehmensstrategie von Clariant basiert auf fünf Säulen: Fokus auf Innovation und F&E, Wertschöpfung durch Nachhaltigkeit, Neupositionierung des Portfolios, Intensivierung des Wachstums und Steigerung der Profitabilität.


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