++ Ukraine-Krieg: Tägliche Fluchtkorridore nach Russland angekündigt

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In der Ukraine herrscht Krieg: Boris Johnson wirft Russland vor, einen möglichen Einsatz chemischer Waffen vorzubereiten – die Lage im News-Ticker.

  • Russland* setzt die Invasion in der Ukraine*, trotz harter Sanktionen, fort.
  • Die russische Armee soll im Ukraine-Konflikt* weitere Luftangriffe geflogen sein, unter anderem in den Außenbezirken in Kiew*. Derweil bewaffnet sich die Bevölkerung in der Hauptstadt für die anstehenden Gefechte.
  • Was heute im Ukraine-Krieg wichtig wird. Alle Entwicklungen zu Putins Krieg in der Ukraine lesen Sie hier.

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+++ 22.45 Uhr: Das russische Militär hat erneut die Einrichtung von Fluchtkorridoren aus der Ukraine nach Russland angekündigt. Diese sollen jetzt täglich geöffnet sein. „Wir erklären offiziell, dass humanitäre Korridore in Richtung der Russischen Föderation (…) jetzt täglich ab 10 Uhr (8 Uhr MEZ) einseitig geöffnet werden“, sagte Generaloberst Michail Misinzew am Donnerstagabend laut Angaben der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Gleichzeitig soll Russland die Evakuierung von Zivilist:innen aus umkämpften Städten wie Kiew, Sumy, Charkiw, Mariupol und Tschernihiw auch in andere ukrainische Gebiete angeboten haben.

Den entsprechenden Routen soll die Ukraine bis 3 Uhr Moskauer Zeit (1 Uhr MEZ) am Freitagmorgen (11.03.2022) zustimmen. Zudem soll Handwerkern aus der Region Schytomyr der Zugang zum ehemaligen Atomkraftwerk Tschernobyl gewährleistet werden, hieß es weiter. Diese sollen dann beschädigte Stromleitungen in dem ehemaligen Kraftwerk reparieren.

Bereits in den vergangenen Tagen wurden Fluchtkorridore für Menschen aus den Städten Sumy, Trostjanez und Krasnopillja geschaffen. Ukrainischen Angaben zufolge wurden mehr als 60.000 Menschen evakuiert. In der Region Kiew sollen am Mittwoch (08.03.2022) rund 20.000 Menschen herausgebracht worden sein.

Einwohner von Charkiw ruhen sich in einer U-Bahn-Station aus.

© EMRE CAYLAK/afp

In der umkämpften Hafenstadt Mariupol sind die humanitären Gegebenheiten dagegen katastrophal, wie Beobachterinnen und Beobachter berichteten. Die Versuche, Zivilistinnen und Zivilisten in Sicherheit zu bringen, scheiterten bisher. Sowohl Russland als auch die Ukraine geben sich gegenseitig die Schuld dafür, die Ausreise zu sabotieren, berichtete die dpa. Am Donnerstagmittag soll Russland offenbar die Fluchtkorridore aus Mariupol bombardiert haben (siehe Update von 13.45 Uhr). Das berichtete CNN-Journalist Alex Marquardt.

Ukraine-Krieg: Russische Propaganda spricht von „biologischen Waffen“ in der Ukraine

+++ 20.45 Uhr: Großbritanniens Premierminister Boris Johnson hat Russland vorgeworfen, im Ukraine-Krieg einen möglichen Einsatz chemischer Waffen vorzubereiten. Moskau sei dabei, einen möglichen Vorwand zu schaffen, indem es der Gegenseite vorwerfe, über chemische Waffen zu verfügen, sagte Johnson im Sender Sky News. Russland werde von einer „zynischen, barbarischen Regierung“ angeführt. „Sie fangen damit an, zu sagen, dass ihre Gegner oder die Amerikaner chemische Waffen lagern, damit sie, wenn sie selbst chemische Waffen einsetzen – und ich fürchte, das werden sie vielleicht – eine Fake-Geschichte haben, auf die sie zurückgreifen können“, sagte Johnson.

Russland hatte der US-Regierung vorgeworfen, ein Biowaffenprogramm in der Ukraine zu unterstützen. US-Außenamtssprecher Ned Price wies die Anschuldigungen zurück und warf Moskau vor, „falsche Behauptungen“ zu erfinden, „um seine eigenen schrecklichen Aktionen“ in der Ukraine zu rechtfertigen.

+++ 19.25 Uhr:  Von russischer Seite wird behauptet, die Ukraine entwickle „biologische Waffen“ und setze Vögel ein, um Viren zu übertragen. Russlands Staatsmedium RIA Novosti zitiert das russische Verteidigungsministerium, dass die Kreml-Streitkräfte ein geheimes Projekt „aufgedeckt“ hätten, bei dem ein Grippestamm in der Ukraine entwickelt und Fledermäuse und Zugvögel verwendet wurden, um ihn nach Russland zu bringen.

Die Ukraine wolle mit Hilfe der Vögel den H5N1-Grippestamm „mit einer Sterblichkeitsrate von 50 Prozent“ und die Newcastle-Krankheit verbreiten. Auch Fledermäuse sollen laut des Verteidigungsministeriums Viren übertragen. Für diese Behauptungen des russischen Verteidigungsministeriums liegen keinerlei Beweise vor.

Ukraine-Krieg: UN dokumentiert 549 Tote

+++ 18.02 Uhr:  Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte hat in der Ukraine seit dem Einmarsch Russlands am 24. Februar und bis Mittwoch, 00.00 Uhr, den Tod von 549 Zivilisten dokumentiert. Am Vortag waren es 516. Darunter waren 41 Minderjährige, wie das Büro in Genf berichtete. Dem Büro lagen zudem verifizierte Informationen über 957 Verletzte vor. Am Vortag waren es 908.

Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, betont stets, dass die tatsächlichen Zahlen mit Sicherheit deutlich höher lägen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bräuchten oft Tage, um Opferzahlen zu überprüfen. Das Hochkommissariat gibt nur Todes- und Verletztenzahlen bekannt, die es selbst unabhängig überprüft hat.

„Die meisten Opfer unter der Zivilbevölkerung wurden durch den Einsatz von Explosivwaffen mit großer Reichweite verursacht, darunter durch den Beschuss mit schwerer Artillerie und mit Raketenwerfern sowie durch Raketen- und Luftangriffe“, teilte Bachelets Büro mit. Das Büro lieferte auch eine Aufteilung nach Regionen: Demnach kamen in den Separatistengebieten Donezk und Luhansk im Osten des Landes 99 Menschen in von der Regierung kontrollierten Zonen ums Leben, 24 auf dem Gebiet der selbst ernannten und von Russland anerkannten Republiken. 426 Todesfälle wurden in anderen Landesteilen registriert, darunter in Kiew, Charkiw und Cherson.

Ukraine-Krieg: Evakuierung von Mariupol scheitert

+++ 17.00 Uhr: Aus Isjum, einer Stadt in der Ostukraine, konnten offenbar 2000 Menschen evakuiert werden. Das teilte der Leiter des Gebiets Charkiw, Oleh Synjejubow, auf Facebook mit. Im Vergleich dazu scheiterten die Evakuierungen in der Hafenstadt Mariupol. Ein Hilfskonvoi, der die Menschen vor Ort eigentlich versorgen und in Sicherheit bringen sollte, kehrte am Donnerstagmittag um (s. Update v. 12.00 Uhr). Hintergrund dessen sind anhaltende Kämpfe auf der Fluchtroute rund um Mariupol.

+++ 16.30 Uhr: Altkanzler Gerhard Schröder und Russlands Präsident Wladimir Putin treffen sich offenbar zu Gesprächen in Moskau* – und die Bundesregierung weiß von nichts.

+++ 16.00 Uhr: US-Außenministerin Kamala Harris mögliche Kriegsverbrechen Russlands als „Gräueltaten unvorstellbaren Ausmaßes“ verurteilt. Das sagte sie am Rande ihres Besuchs im polnischen Warschau am Donnerstagnachmittag. Dabei bezog sie sich unter anderem auf die Bombardierungen der Hafenstadt Mariupol. Dort wurde beispielsweise ein Kinderkrankenhaus beschossen.

„Auf jeden Fall sollte es eine Untersuchung geben“, antwortete Harris auf eine entsprechende Frage. Die Vereinten Nationen hätten dazu bereits ein Verfahren in Gang gesetzt. Die USA würden sich daran natürlich beteiligen, wo immer das angemessen und notwendig sei.

+++ 15.30 Uhr: Russland hat angekündigt, alle Energielieferungen ins Ausland aufrechtzuerhalten. Das erklärte Präsident Putin am Donnerstag.

+++ 15.00 Uhr: Am Mittwoch war bekannt geworden, dass durch den Beschuss Russlands die Stromversorgung des AKW Tschernobyl unterbrochen wurde. Diese ist nun offenbar wieder hergestellt. Spezialistinnen und Spezialisten aus Belarus hätten dafür gesorgt. Das teilte das russische Energie-Ministerium mit.

+++ 13.45 Uhr: Russland bombardiert offenbar die Fluchtkorridore rund um die Hafenstadt Mariupol. Das berichtet Alex Marquardt, Journalist bei CNN, auf Twitter. Dabei beruft sich Marquardt auf „offizielle“ Angaben der Stadt. Derzeit ist allerdings unklar, ob und wie viele Menschen sich auf den Korridoren befinden.

+++ 13.00 Uhr: Zahlreiche Menschen ergreifen die Flucht aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Laut Angaben des Bürgermeisters Vitali Klitschko habe die Hälfte der Einwohnerinnen und Einwohner die Stadt bereits verlassen. „Nach unseren Informationen hat einer von zwei Bewohnern von Kiew die Stadt verlassen“, sagte Klitschko im ukrainischen TV.

Ukraine-Krieg: Macron und Scholz fordern „Waffenstillstand“ von Putin

+++ 12.30 Uhr: Emmanuel Macron und Olaf Scholz haben Russland zu diplomatischen Lösungen gedrängt. Zuvor gab es ein Telefonat der beiden Politiker mit Wladimir Putin. Darin sei ein „sofortiger Waffenstillstand“ gefordert worden.

+++ 12.00 Uhr: Ein Hilfskonvoi für die Hafenstadt Mariupol, welcher eigentlich die Zivilbevölkerung evakuieren und versorgen sollte, muss offenbar umdrehen. Das berichtet die stellvertretende ukrainische Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk. Grund für die Kehrtwende ist demnach der Beschuss durch russische Streitkräfte der Luftwaffe: „Bomben schlagen in Häusern ein“, teilt der Stadtrat von Mariupol mit.

+++ 11.30 Uhr: Die Ausgabe von Waffen und Munition in weiten Teilen der Ukraine (s. Update v. 10.00 Uhr) wird durch ein neues Gesetz gestützt, das der Zivilbevölkerung erlaubt, Schusswaffen zur Verteidigung gegen Russlands Truppen einzusetzen. Das von Präsident Selenskyj unterzeichnete Gesetz trat bereits am Montag (07.03.2022) in Kraft

+++ 11.00 Uhr: Das diplomatische Treffen zwischen Dmytro Kuleba, Außenminster der Ukraine, und Sergej Lawrow, Außenminister Russlands, ist beendet. Offenbar gibt es keine Fortschritte hinsichtlich einer möglichen Waffenruhe im Ukraine-Krieg.

Ukraine-Krieg: China verweigert Russland Ersatzteile für Flugzeuge

+++ 10.30 Uhr: China hat Russland die Versorgung mit Ersatzteilen für Flugzeuge verweigert. Das berichtet die russische Flugsicherheitsbehörde Rosawiazia. Man werde nun versuchen Ersatzteile aus der Türkei oder aus Indien zu bekommen, hieß es in einem Statement, das der Nachrichtenagentur Interfax vorliegt. Eine offizielle chinesische Bestätigung gibt es allerdings nicht.

+++ 10.00 Uhr: Menschen aus der ukrainischen Zivilbevölkerung werden weiterhin mit Waffen ausgestattet. Das Innenministerium organisiert die Ausgabe. Einem neuen Gesetz zufolge sollen ausgegebene Waffen und Munitionsvorräte spätestens zehn Tage nach dem Ende des derzeit geltenden Kriegsrechts wieder abgegeben werden. Die Ausgabe von Waffen betrifft vor allem die Hauptstadt Kiew.

+++ 09.00 Uhr: Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat abermals neue Waffenlieferungen aus Deutschland gefordert. „Ich werde mich heute mit der Verteidigungsministerin treffen, und ich hoffe, dass wir da auch eine ganz konkrete Zusage bekommen“, sagte Melnyk im ZDF-Morgenmagazin.

+++ 08.30 Uhr: Die ukrainische Regierung plant mindestens sieben weitere Fluchtkorridore zu öffnen. Damit sollen insbesondere Menschen aus der Hafenstadt Mariupol evakuiert werden.

Ukraine-Krieg: Bombardierungen in mehreren Städten

+++ 04.30 Uhr: Ukrainische lokale Behördenvertreter haben in der Nacht zu Donnerstag aus mehreren Städten Beschuss gemeldet. Russische Flugzeuge hätten die Umgebung der nordostukrainischen Großstadt Sumy bombardiert, schrieb der Chef der Gebietsverwaltung von Sumy, Dmytro Schywyzkyj, auf Telegram. In der Stadt Ochtyrka südlich von Sumy seien erneut Wohngebiete beschossen worden. Es gebe zudem Informationen, dass dort auch eine Gasleitung getroffen worden sei.

Der Bürgermeister der südukrainischen Stadt Mykolajiw berichtete ebenso von Beschuss durch Mehrfachraketenwerfer, aus nördlicher Richtung kommend. „Entweder sie testen die Robustheit unserer Kontrollpunkte, oder sie bereiten sich auf eine Offensive vor“, sagte Bürgermeister Olexandr Senkewitsch in einem Live-Video auf Facebook. Er rief die Menschen dazu auf, im Keller zu übernachten. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.

Ukraine-Krieg: Fluchtkorridore aus Sumy geplant

Update vom Donnerstag, 10.03.2022, 04.00 Uhr: Für Donnerstag (10.03.2022) sind einem ukrainischen Behördenvertreter zufolge drei Fluchtkorridore zur Evakuierung von Menschen aus der Region Sumy im Nordosten des Landes geplant. Diese führten aus den Städten Trostjanez, Krasnopillja und Sumy jeweils in Richtung der zentralukrainischen Stadt Poltawa, teilte der Chef der Gebietsverwaltung von Sumy, Dmytro Schywyzkyj, in der Nacht zu Donnerstag im Nachrichtenkanal Telegram mit. Der Beginn der Waffenruhe für die betreffenden Routen sei für 8.00 Uhr MEZ geplant.

Schywyzkij zufolge habe man noch andere Orte der Region für Fluchtkorridore eingereicht, diese allerdings noch nicht bestätigt bekommen. Fluchtkorridore sind Routen, über die sich Zivilisten unbehelligt in Sicherheit bringen können.

Die Großstadt Sumy ist laut Angaben des britischen Verteidigungsministeriums eingeschlossen. Nach Angaben von Schywyzkyj sind am Dienstag und Mittwoch fast 50.000 Menschen aus Sumy hinausgekommen. Am Mittwoch alleine hätten rund 10.000 Privatautos und 85 Busse die Stadt verlassen, insgesamt rund 44.000 Menschen.

Ukraine-Krieg: Washington warnt vor Einsatz russischer Massenvernichtungswaffen

Erstmeldung vom Donnerstag, 10.03.2022, 02:00 Uhr: Die US-Regierung hat vor einem möglichen russischen Einsatz chemischer oder biologischer Waffen in der Ukraine gewarnt. Moskau wolle mit der Verbreitung von Falschinformationen den Weg dafür bereiten, den ungerechtfertigten Angriffskrieg in der Ukraine weiter zu eskalieren, warnte die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Jen Psaki, am Mittwoch über Twitter. Russland folge dabei einem klaren Verhaltensmuster – entweder um selbst Massenvernichtungswaffen einzusetzen, oder um einen Angriff durch die Ukrainer vorzutäuschen, um eine Rechtfertigung für die Fortsetzung des Kriegs zu konstruieren, schrieb Psaki. Psakis Äußerung kam nach Vorwürfen Russlands, denen zufolge die Ukraine nukleare oder biologische Waffen entwickeln soll. Erst am Montag behauptete das russische Verteidigungsministerium, in der Ukraine gebe es ein Netzwerk von Bio-Laboren, die im Auftrag des US-Verteidigungsministeriums arbeiteten. Internationale Faktenchecker haben diese Behauptung allerdings längst entkräftet.

Der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, erklärte am Mittwoch, die „russischen Falschinformationen sind kompletter Unsinn“. Die USA betrieben keine Labore für biologische oder chemische Waffen in der Ukraine und respektierten die internationalen Verträge zu chemischen und biologischen Waffen vollumfänglich.

(iwe/ktho/tab/nb/lrg/nak/tu mit dpa/AFP/KNA/epd/rtr) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

Rubriklistenbild: © EMRE CAYLAK/afp

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