‘Wild Souls’ untersucht, was wir Tieren in einer von Menschen dominierten Welt schulden


Wilde Seelen
Emma Marris
Bloomsbury, $28

Am Rande des Arktischen Ozeans stehen Eisbären auf Eis, das durch den vom Menschen verursachten Klimawandel dünner wird. Ohne dickes Eis, von dem aus man sich kraftvoll auf Robben stürzen kann, können viele dieser Symbole des wilden Nordens nicht essen. Sollten wir Eisbären füttern, um unser Unrecht wiedergutzumachen? Oder sollten wir sie in Ruhe lassen, auch wenn sie dadurch verhungern?

Emma Marris’ Wilde Seelen fordert die Leser auf, sich mit dieser und weiteren Frage auseinanderzusetzen. Als fesselnde und nuancierte Mischung aus Philosophie und Wissenschaft erforscht das Buch, was wir der nichtmenschlichen Welt schulden. Wie ihr Buch von 2011 Wilder Garten, die die Vorstellung von „unberührter Wildnis“ in einer Welt in Frage stellte, in der Menschen alles berühren (SN: 23.09.11), Wilde Seelen hinterfragt die Konzepte von Wildheit und Natur. Das Ergebnis fordert die Leser heraus, ihre Beziehung zu nichtmenschlichen Tieren zu überdenken, von Käfigtieren bis hin zu Eisbären im sich erwärmenden Norden.

Marris führt die Leser durch eine Reihe von Fallstudien, von indigenen Jagdpraktiken bis hin zu städtischen Zoos, die alle durch aufmerksame Berichterstattung vor Ort zum Leben erweckt werden. Durch diese Beispiele zieht sich ein zentrales ethisches Spannungsverhältnis: Wie wägen wir den greifbaren moralischen Wert eines einzelnen empfindungsfähigen Lebewesens, das leiden kann, gegen den abstrakteren Wert von Arten oder Ökosystemen ab, die natürlich gefühllos sind, aber in uns so tiefe Emotionen wecken, wenn sind sie bedroht oder verloren?

Inseln sind eine Frontlinie dieses Konflikts, wo isoliert geblühtes Leben durch von uns eingeführte Arten bedroht wird. Marris untersucht Bemühungen von den Galápagos bis nach Neuseeland, Millionen einzelner Mäuse, Ratten und anderer Kreaturen (oft schmerzhaft mit Gift) im Namen der Erhaltung von Arten zu töten, die als wichtiger erachtet werden.

Marris sagt offen, wo sie zu bestimmten Themen steht und argumentiert zum Beispiel, dass Zoos unmoralisch sind. Sie fragt auch, ob es jemals richtig sei, eine Art wie den kalifornischen Kondor zu retten – der einst über den meisten Nordamerikas aufstieg, aber in den 1980er Jahren auf nur eine Handvoll Individuen schrumpfte – indem man sie für die Zucht in Gefangenschaft einsperrt.

Das Buch macht ein klares Argument für den moralischen Wert einzelner fühlender Kreaturen und bietet einen Überblick über die neueste Wissenschaft, der die oft gezogene Grenze zwischen Menschen und Nichtmenschen auflöst. Dazu gehören Studien, die darauf hindeuten, dass Fische Schmerzen empfinden und dass Ratten anderen Ratten in Not helfen, weil sie Emotionen erleben (SN: 12.01.21).

Die Definition des objektiven, inhärenten Wertes von Arten erweist sich als schwieriger. „Es gibt etwas Kostbares in dem, was wir ‚Natur‘ nennen, im Energiefluss, im Überlebenswillen“, schreibt sie. „Aber ich kann keine überwältigenden Argumente dafür vorbringen, dass dies wahr ist. Das kann ich nur leidenschaftlich behaupten.“

Am Ende findet Marris keine feste Formel, um ethische Entscheidungen über das Schicksal von Tieren zu treffen. Stattdessen werden die Leser vielleicht etwas Tiefgründiges erkennen: Es gibt keine perfekten Wege, sich allen Tieren und allen Arten gegenüber ethisch zu verhalten, wenn inkommensurable Werte aufeinanderprallen. Während wir versuchen, das Chaos, das wir in der Natur angerichtet haben, zu reparieren, können wir nur mit nachdenklicher Demut handeln.


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