Die EUDR-Frist rückt näher – wie können Unternehmen die Anforderungen erfüllen? – Euractiv

Gesunde, artenreiche Wälder erbringen eine Vielzahl von Ökosystemleistungen, wie etwa die Verbesserung der Luftqualität, die Regulierung globaler Niederschlagsmuster und die Minderung der Risiken des Klimawandels, da sie große Mengen Kohlenstoff speichern können.

Jessica Scheimann ist Kommunikationsmanagerin bei ISCC System.

Abholzung und Waldschädigung geben nicht nur den gespeicherten Kohlenstoff in die Atmosphäre ab, sondern führen auch zu einem erheblichen Verlust der Artenvielfalt, Wüstenbildung, Bodenerosion und Störungen der Wasserkreisläufe. Daher ist der Waldschutz eine der obersten Prioritäten für die Gesundheit unseres Planeten.

Der Haupttreiber der Entwaldung ist die Landwirtschaft – allein die Rindfleischproduktion ist für ganze 41 % der Entwaldung verantwortlich, während die Ausweitung der Anbauflächen für Soja und Palmöl fast ein Fünftel aller Rodungen ausmacht. Aufgrund der hohen Nachfrage nach Agrarrohstoffen sind strenge Regulierungen längst überfällig, da sich das Entwaldungsproblem allein mit Marktmechanismen nicht wirksam lösen lässt. In Anerkennung dieser Notwendigkeit hat die EU kürzlich eine Entwaldungsverordnung („EUDR“) erlassen, die ab dem 31. Dezember 2024 gilt, um die Auswirkungen der EU auf die weltweite Entwaldung und Waldschädigung zu verringern. Die EUDR deckt die wichtigsten landwirtschaftlichen Ursachen der Entwaldung (Rinder, Kakao, Kaffee, Palmöl, Gummi, Soja und Holz) sowie viele Folgeprodukte ab.

Unternehmen, die mit diesen Rohstoffen handeln, müssen sicherstellen, dass diese frei von Abholzung und Waldschädigung sind, in Übereinstimmung mit den einschlägigen Rechtsvorschriften des Produktionslandes hergestellt werden und einer Due-Diligence-Erklärung unterliegen. In der EUDR heißt es, dass auf den europäischen Markt gebrachte Waren nicht aus kürzlich erfolgter Abholzung stammen dürfen, was bedeutet, dass das Land nach dem 31. Dezember 2020 nicht gerodet oder degradiert wurde.

Ein zentraler Bestandteil der EUDR ist die Sorgfaltspflicht, die jedem Unternehmen die Rückverfolgbarkeit bis zu den einzelnen Grundstücken vorschreibt. Dies erfordert die Erfassung der genauen geografischen Koordinaten für jedes betroffene Grundstück. Die Erfüllung dieser Anforderung könnte für Unternehmen, die betroffene Waren in die EU-Märkte importieren oder exportieren, eine große Herausforderung darstellen, insbesondere wenn die Lieferanten häufig wechseln. Eine Möglichkeit, der Verordnung nachzukommen, könnte die Einrichtung eigener Kontrollsysteme sein. Dies könnte den Einsatz von ausgewiesenem Personal an den Ursprungsorten beinhalten, um die Rückverfolgbarkeit bis zu den spezifischen Grundstücken sicherzustellen. Die Einrichtung eigener Kontrollsysteme erfordert einen erheblichen Einsatz von Humankapital und finanziellen Ressourcen und kann fehleranfällig sein.

Aus diesem Grund ist die Zertifizierung durch Dritte wie ISCC (International Sustainability and Carbon Certification) eine Lösung für Unternehmen, um Risiken im Zusammenhang mit Umwelt- und Menschenrechtskriterien zu mindern und die Genauigkeit von Entwaldungsanalysen sicherzustellen. Eine ISCC-Zertifizierung in Kombination mit dem EUDR-Add-on umfasst nicht nur eine Entwaldungsanalyse durch das EUDRx-Tool von GRAS (Global Risk Assessment Services), sondern auch Legalitätsprüfungen während des Vor-Ort-Audits und ein konsolidiertes Reporting für Due-Diligence-Erklärungen. Darüber hinaus wird ISCC eine digitale Rückverfolgbarkeitsplattform bereitstellen, die die nahtlose Übertragung relevanter Lieferketteninformationen erleichtert und den Export von Daten für Due-Diligence-Erklärungen ermöglicht.

Aber auch ohne Zertifizierung kann mit fortschrittlicher Fernerkundungstechnologie wie dem EUDRx-Tool von GRAS überprüft werden, ob die Geolokalisierung in jüngster Zeit keiner Abholzung oder Waldschädigung ausgesetzt war. GRAS führt Algorithmen aus, die landwirtschaftliche Standorte (Punkte oder Polygone) verwenden, um Entwaldungsrisiken effektiv zu überwachen und zu verwalten. Dabei werden alle relevanten Umwelt- und Menschenrechtskriterien der EUDR präzise bewertet. Selbst unabhängige Kleinbauern können über eine von GRAS bereitgestellte Karten-App genaue geografische Daten sammeln. Ohne solche Tools könnten unabhängige Kleinbauern aufgrund mangelnder Ressourcen und technischem Know-how Schwierigkeiten haben, die EUDR-Anforderungen zu erfüllen.

Für Unternehmen ist die Kombination fortschrittlicher Fernerkundungstechnologien mit robusten Zertifizierungssystemen ein hervorragendes Instrument zur effektiven Umsetzung der EUDR. Da eine Zertifizierung durch Dritte jedoch nicht zwingend erforderlich ist, kann die Einrichtung eigener Kontrollsysteme mit zusätzlichem Personal und Ressourcen die einzige Lösung für Unternehmen sein, die eine Inhouse-Lösung anstreben. In jedem Fall müssen Unternehmen jetzt handeln, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden, wenn die Frist der EUDR näher rückt.

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