Deutsche Medienbranche widersetzt sich Googles geplantem Cookie-Ausstieg – EURACTIV.de

Die deutsche Medien- und Werbebranche hat Google für den geplanten Ausstieg aus Drittanbieter-Cookies in seinem Chrome-Browser bis 2023 kritisiert, da es ihnen eine lukrative Einnahmequelle entziehen könnte. EURACTIV Deutschland berichtet.

Ein breites Bündnis von Verbänden der Medien- und Kommunikationsbranche hat am Montag (24. Januar) ein Positionspapier gegen Googles Plan veröffentlicht.

Die acht Verbände, die nahezu die gesamte Werbe- und Medienlandschaft in Deutschland repräsentieren, haben sich in einem Schreiben an die Europäische Kommission gewandt und behauptet, Googles geplanter Schritt sei ein Missbrauch seiner marktbeherrschenden Stellung. Der Chrome-Browser hat einen weltweiten Marktanteil von rund 65 %.

Dies könnte zu erheblichen finanziellen Schwierigkeiten für Medienunternehmen führen, da Online-Publisher potenzielle Umsatzeinbußen von bis zu 70 % erleiden könnten. Daten, die von Cookies gesammelt werden, sind einer der Eckpfeiler von Online-Medien, die Anzeigen schalten, die auf Internetnutzer zugeschnitten sind.

Während Google jedoch weiterhin auf die gesammelten Daten zugreifen wird, werden Werbetreibende bei der legalen Verwendung der Daten mit massiven Hindernissen konfrontiert.

„Google missbraucht durch sein Verhalten unter dem Deckmantel des Datenschutzes seine Marktmacht und verzerrt den freien Wettbewerb auf Online-Werbemärkten“, heißt es in dem Schreiben. Die Autoren werfen Google zudem vor, als „Ersatzgesetzgeber“ aufzutreten.

Umfrageergebnisse zeigen, dass französische und deutsche KMU gegen Tracking-basierte Werbung sind

Vor einer entscheidenden Abstimmung im EU-Parlament über das Gesetz über digitale Dienste hat eine Umfrage ergeben, dass eine Mehrheit kleiner Unternehmen in Frankreich und Deutschland Alternativen zu Tracking-basierten Anzeigen von Google und Facebook wünscht, die sie als zu invasiv empfinden.

Mehr Privatsphäre

Google hat argumentiert, dass die neuen Maßnahmen entwickelt wurden, um ein „privates und sichereres Internet“ zu gewährleisten.

„Das Ziel ist es, die Privatsphäre der Nutzer zu schützen und verstecktes Tracking zu verhindern und gleichzeitig ein florierendes, werbefinanziertes, offenes Web aufrechtzuerhalten“, sagte ein Google-Sprecher gegenüber EURACTIV.

Statt auf Cookies will der Internetgigant künftig auf die hauseigene Tracking-Technologie setzen. Google sagt jedoch, dass die neue Technologie nicht auf der Verfolgung des individuellen Nutzerverhaltens beruhen wird.

Auch die Konkurrenten von Google wie Apple, Microsoft und Mozilla sind zunehmend dazu übergegangen, Cookies in ihren Browsern zu blockieren.

EU gegen Google

Die Europäische Kommission hat im Juni 2021 eine Untersuchung gegen Google eingeleitet, um mögliches wettbewerbswidriges Verhalten in der Online-Werbung zu prüfen.

Das Verfahren richtet sich gegen Googles Umgang mit Online-Werbeschaltungen, denn „Google ist auf fast allen Stufen der Lieferkette für Online-Display-Werbung präsent“, sagte damals EU-Wettbewerbschefin Margrethe Vestager.

Der Fall der Kommission erwähnt jedoch nicht das Auslaufen von Cookies.

Googles geplanter Wechsel seiner Tracking-Technologie hat in Großbritannien bereits für Aufsehen gesorgt.

Die Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde des Vereinigten Königreichs (CMA) leitete Anfang dieses Monats eine Untersuchung gegen Google ein, da der Ausstieg aus Cookie-basierten Technologien „erhebliche Auswirkungen“ auf Nachrichten-Websites und die Online-Werbebranche haben könnte.

EU-Vorschriften „können nicht umgangen werden“

Auch nach dem Auslaufen von Cookies im Chrome-Browser wird die Verwendung von Tracking-basierten Technologien weiterhin unter die EU-Datenschutzvorschriften fallen.

Datenschutzgruppen äußerten zuvor Bedenken, dass die Einführung neuer Ortungsgeräte zu einer Umgehung der EU-Datenschutzvorschriften führen könnte.

„Was die Überlegungen von Google betrifft, so hat unsere Analyse gezeigt, dass EU-Datenschutzgesetze damit nicht umgangen werden können, da bei dieser Methode auch personenbezogene Daten über das Surfverhalten erhoben und verarbeitet werden“, sagte Green/EFA-Abgeordneter Patrick Breyer gegenüber EURACTIV.

Breyer sieht daher vorerst keinen Bedarf für eine zusätzliche Regulierung.

[Edited by Daniel Eck/Luca Bertuzzi/ Alice Taylor]


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