Aufklärung der physischen Kosten psychischer Störungen

Eine umfassende Studie der Anglia Ruskin University und der University of Cambridge ergab, dass psychiatrische Patienten deutlich häufiger an mehreren körperlichen Gesundheitsproblemen leiden, was die Notwendigkeit einer integrierten psychischen und physischen Gesundheitsversorgung unterstreicht.

Psychiatriepatienten leiden fast doppelt so häufig an mehreren körperlichen Beschwerden – neue Studie.

Eine neue Studie, die von der Anglia Ruskin University (ARU) in Zusammenarbeit mit dem Biomedical Research Centre der University of Cambridge durchgeführt wurde, hat bedeutende Erkenntnisse über die körperliche Gesundheit von psychiatrischen Patienten erbracht. Diese umfassende Analyse umfasste Daten aus 19 verschiedenen Studien mit 194.123 psychiatrischen Patienten weltweit und verglich sie mit 7.660.590 Personen in Kontrollgruppen.

Erkenntnisse zur Multimorbidität

Von Multimorbidität spricht man, wenn eine Person von einer chronischen Erkrankung in Kombination mit mindestens einer anderen körperlichen Erkrankung betroffen ist. Die Forscher fanden heraus, dass psychiatrische Patienten 1,84-mal häufiger über Multimorbidität berichteten als die Kontrollgruppe.

Die Studie ergab, dass Menschen mit schweren psychischen Problemen auch über körperliche Beschwerden wie Stoffwechselerkrankungen, Bluthochdruck, Epilepsie, Atemwegs-, Gefäß-, Nieren- und Magen-Darm-Erkrankungen sowie Krebs berichten.

Globale Bedenken hinsichtlich der psychischen Gesundheit

Im Jahr 2019 lebten fast eine Milliarde Menschen mit einer psychischen Störung, was sie zu einer der häufigsten Ursachen für Behinderungen weltweit macht. Laut Mind wird in England jedes Jahr jeder Vierte unter irgendeinem psychischen Problem leiden.

Frühere Untersuchungen haben ergeben, dass ein großer Prozentsatz der Menschen, die psychiatrische Dienste benötigen, keinen Zugang zu wirksamer, erschwinglicher und qualitativ hochwertiger psychiatrischer Versorgung hat, insbesondere in Ländern mit niedrigem Einkommen. Beispielsweise erhalten 71 % der Menschen mit Psychosen weltweit keine notwendigen psychiatrischen Dienste, wobei zwischen Ländern mit hohem und niedrigem Einkommen große Unterschiede bestehen.

Experteneinblicke

Der Hauptautor Lee Smith, Professor für öffentliche Gesundheit an der Anglia Ruskin University (ARU), sagte: „Psychische Gesundheit untermauert unsere individuellen und kollektiven Fähigkeiten, Entscheidungen zu treffen, Beziehungen aufzubauen und die Welt, in der wir leben, zu gestalten. Das geht aus unserer Forschung hervor.“ Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen haben ein deutlich höheres Risiko, an körperlicher Multimorbidität zu erkranken.

„Dieser komplexe Zusammenhang zwischen schwerer psychischer Erkrankung und körperlicher Multimorbidität hat weitreichende Auswirkungen, darunter eine verminderte Therapietreue, ein erhöhtes Risiko eines Behandlungsversagens, erhöhte Behandlungskosten, Rückfälle der Krankheit, eine Verschlechterung der Prognose und eine verringerte Lebenserwartung.“

„Eine schlechte klinische Behandlung körperlicher Komorbiditäten bei Menschen mit psychischen Störungen verschärft das Problem und führt zu einer erhöhten Belastung für Einzelpersonen, ihre Gemeinschaften und Gesundheitssysteme. Ein ganzheitlicher Ansatz ist dringend erforderlich, um die körperlichen, geistigen und sozialen Ergebnisse von Menschen zu verbessern, die mit schweren psychischen Erkrankungen und körperlicher Multimorbidität zu kämpfen haben.“

Referenz: „Zusammenhang zwischen schwerer psychischer Erkrankung und körperlicher Multimorbidität: eine Metaanalyse und Handlungsaufforderung“ von Damiano Pizzol, Mike Trott, Laurie Butler, Yvonne Barnett, Tamsin Ford, Sharon AS Neufeld, Anya Ragnhildstveit, Christopher N Parris, Benjamin R Underwood, Guillermo Felipe López Sánchez, Matt Fossey, Carol Brayne, Emilio Fernandez-Egea, Guillaume Fond, Laurent Boyer, Jae Il Shin, Shahina Pardhan und Lee Smith, 1. Oktober 2023, BMJ Ment Health.
DOI: 10.1136/bmjment-2023-300870


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