+++ Ukraine-News: Wendepunkt im Krieg? Selenskyj wird deutlich: „Umstände haben sich geändert“

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Von: Helena Gries, Teresa Toth, Karolin Schäfer, Moritz Serif, Diana Rissmann, Nadja Austel, Vincent Büssow, Nail Akkoyun, Lucas Maier

Ukrainische Truppen rücken weiter vor. Russland zieht sich teilweise zurück. Selenskyj nennt Bedingungen für Verhandlungen. Der News-Ticker am Sonntag.

Update vom Sonntag, 11. September, 7.50 Uhr: Die Gegenoffensive der Ukraine kommt laut mehreren Medienberichten gut voran. Das Einsatzkommando Süd meldete am Samstag (10. September) die Rückeroberung mehrerer von russischen Truppen besetzten Gebiete. Darauf ging auch Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner Videoansprache am Samstag ein: „In den vergangenen Tagen hat uns die russische Armee ihre beste Seite gezeigt – ihre Rückseite.“

Unterdessen betont Selenskyj, dass er es als mittlerweile völlig unmöglich ansieht, mit Russland über das Ende des Krieges zu verhandeln. Das sagte der ukrainische Präsident während der jährlichen Konferenz der Yalta European Strategy (YES). Diese fand vom 9. bis 11. September in Kiew statt und rund 70 Politiker, Diplomaten, Geschäftsleute, Aktivisten und Experten aus rund 20 Ländern teilgenommen. Auch Außenministerin Annalena Baerbock war am Samstag überraschend nach Kiew gereist.

Wolodymyr Selenskyj sprach auf der Konferenz der Yalta European Strategy in Kiew und nennt Bedingungen für Verhandlungen mit Russland. (Archivfoto) © Stefanie Loos/AFP POOL/dpa

News im Ukraine-Krieg: Selenskyj wird deutlich – „Unsere Umstände und Fähigkeiten haben sich geändert“

Selenskyj betonte auf der Konferenz, dass er nicht daran glaubt, dass die russische Seite auch nur eines ihrer Versprechen halten würde. Zudem sagte er, dass die Ukrainer nicht mit Terroristen verhandeln wollen und zeigte sich zuversichtlich, den Krieg auch militärisch beenden zu können: „Wir wollen den Krieg beenden, aber unsere Umstände und Fähigkeiten haben sich geändert.“ Als Bedingung für eine Verhandlung nannte Selenskyj, dass Russland sich komplett aus der Ukraine zurückziehen und aufhören müsse, sich wie Terroristen zu verhalten.

News im Ukraine-Krieg: Ukraine hat 2000 Quadratkilometer besetztes Gebiet zurückerobert

+++ 21.55 Uhr: Im Zuge der ukrainischen Großoffensive hat die Ukraine in den vergangenen zehn Tagen etwa 2000 Quadratkilometer in bislang von Russland besetzten Gebieten zurückerobert, teilte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache mit. Das ukrainische Staatsoberhaupt dankte am Samstagabend allen Soldatinnen und Soldaten, die an Rückeroberungen in der Region Charkiw im Osten des Landes beteiligt waren.

Zuvor hatte Russland seinen Rückzug aus der Region angekündigt (s. Update v. 18.43 Uhr). Die russische Armee habe mit der Flucht eine gute Entscheidung getroffen, so Selenskyj. „Besatzer haben in der Ukraine keinen Platz und werden keinen haben.“

News zum Ukraine-Krieg: Verteidiger planen offenbar nächste Großoffensive

+++ 21.05 Uhr: Die Ukraine soll offenbar eine „mehrstufige Offensive“ zur Befreiung der umkämpften Region Donezk starten, berichtete Ukraine Reporter beim Kurznachrichtendienst Twitter unter Berufung auf russische Medienberichte. In der Nähe der gleichnamigen Stadt im Bereich des Flughafens würde es Kämpfe geben. Zudem sei eine Ansammlung ukrainischer Truppen an mehreren Orten südlich und nördlich der Stadt beobachtet worden.

Auch in der Region Charkiw starteten die ukrainischen Verteidiger eine Großoffensive. Dort sollen russische Truppen aufgrund des wachsenden Drucks nun abziehen. Infolge eines russischen Beschusses in der einstigen Metropole seien am Samstag eine Person getötet und zwei weitere verletzt worden, hieß es seitens der Ukraine. Russland hätte den Westbezirk der Stadt mit zwei Raketen getroffen und mehrere Wohngebäude beschädigt, informierte Ihor Terechow, Bürgermeister von Charkiw.

News zum Ukraine-Krieg: Russland gibt Rückzug aus Charkiw bekannt

+++ 18.43 Uhr: Aufgrund der ukrainischen Gegenoffensive will Russland seine Truppen aus dem Osten der Ukraine abziehen. Offiziell hieß es aus Moskau, dass mit dem Abzug die Umgruppierung die Einheiten im angrenzenden Gebiet Donezk verstärkt werden sollen. Dort sollen die russischen Streitkräfte auf Putins Befehl bis zum 15. September Landgewinne erzielen. Expert:innen gehen aber davon aus, dass Russland durch den massiven Vorstoß der ukrainischen Verteidiger in der Region Charkiw stark unter Druck geraten sei. Die groß angelegten Gegenoffensive hat die Ukraine auch mithilfe westlicher Waffen begonnen.

Die russischen Besatzer im ostukrainischen Gebiet Charkiw rufen nun auch alle Bewohner der bislang unter ihrer Kontrolle stehenden Orte zur Flucht auf. „Ich empfehle nochmals allen Bewohnern der Region Charkiw, das Gebiet zum Schutz ihres Lebens und ihrer Gesundheit zu verlassen“, sagte der Chef der von Russland eingesetzten Militärverwaltung, Witali Gantschew, am Samstag laut der Agentur Tass. „Jetzt in seinem Haus zu bleiben, ist gefährlich.“ 

News zum Ukraine-Krieg: Russland verlegt Truppen

+++ 16.38 Uhr: Unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven hat Russland die Verlegung von Truppen im Osten der Ukraine bekannt gegeben. Soldaten sollten aus dem Gebiet Charkiw etwa aus der strategisch wichtigen Stadt Isjum abgezogen werden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau am Samstag. Zuvor hatte die ukrainische Seite von erfolgreichen Rückeroberungen im Gebiet Charkiw berichtet.

Ukraine-News: Gegenoffensive zwingt russische Armee zu Truppenverlegung – Verluste eingeräumt 

+++ 14.59 Uhr: Mehrere russischen Quellen berichten, dass sich die russischen Streitkräfte aus der von ihnen besetzten Stadt Isjum im Osten der Ukraine zurückgezogen haben. Die Nachrichtenseite Readovka schreibt, dass die russische Armee aufgrund der ukrainischen Gegenoffensive dazu gezwungen sei, Isjum zu verlassen. Eine unabhängige Bestätigung des Rückzugs gibt es bisher nicht. Sollte es der Ukraine gelungen sein, Isjum zurückzuerobern, wäre das ein großer Erfolg für die ukrainische Armee. Die Stadt galt seit der Bestzung Ende März als eine der wichtigsten Hochburgen der russischen Besatzungstruppen in der Ostukraine.

Indessen hat die Ukraine die Zurückeroberung der ebenfalls strategisch wichtigen Stadt Kupjansk in der Region Charkiw bestätigt. Der Regionalrat veröffentlicht auf Facebook Fotos, die ukrainische Soldaten vor dem Rathaus mit der ukrainischen Flagge zeigen. Natalia Popowa, die Beraterin des Vorsitzenden des Rates, schreibt dazu: „Kupjansk ist die Ukraine. Ehre den Streitkräften der Ukraine.“

Ukraine-Krieg: Ukraine erobert strategisch wichtige Stadt zurück

+++ 13.49 Uhr: Nachdem ukrainischen Streitkräfte britischen Erkenntnissen zufolge die russischen Besatzer in der Kleinstadt Kupjansk in der Region Charkiw bedroht haben, sollen sie den Ort nun zurückerobert haben. Ukrainische Medien haben ein Foto veröffentlicht, auf dem mehrere Soldaten mit einer ukrainischen Flagge zu sehen sind.

Kupjansk liegt an den russischen Nachschublinien zur Front im Donbass im Osten der Ukraine und ist daher strategisch besonders wichtig. Unter Berufung auf Mitglieder von Regional- und Kommunalverwaltung schrieb etwa Ukrajinska Prawda: „Die ukrainischen Streitkräfte haben Kupjansk befreit.“ Bislang gibt es noch keine offizielle Bestätigung. Sollte der Ort tatsächlich zurückerobert worden sein, wäre das ein herber Schlag für Russland.

Ukraine-Krieg: Ukraine startet Gegenoffensive im Nordosten

+++ 10.12 Uhr: „Ukrainische Einheiten haben mehrere Orte eingenommen oder umzingelt.“ Wie das britische Verteidigungsministerium in London am Samstag (10. September) unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mitteilte, haben haben ukrainische Truppen einen Gegenangriff auf Russland gestartet. Die ukrainischen Speerspitzen seien mittlerweile im Nordosten auf enger Front bis zu 50 Kilometer weit in bisher russisch besetztes Gebiet vorgestoßen. Da in dem Gebiet kaum russische Truppen waren, geht das Ministerium davon aus, dass die „offenbar überrascht“ wurden.

Die russischen Kräfte rund um die Stadt Isjum seien zunehmend isoliert und ukrainische Soldaten rücken auf die Stadt Kupjansk vor. „Ihre Eroberung wäre ein erheblicher Schlag für Russland, weil hier die Versorgungslinien für die Donbass-Front verlaufen“, hieß es in London. Auch im Gebiet Cherson gingen die ukrainischen Angriffe weiter. „Die russische Defensive ist sowohl an ihrer nördlichen als auch an ihrer südlichen Flanke unter Druck“, so das Ministerium.

Ukraine-Krieg: Massive Explosionen im Süden der Ukraine – Russland sendet weitere Truppen

Update vom Samstag, 10. September, 7.22 Uhr: Russland hat offenbar 1300 tschetschenische Kämpfer nach Cherson geschickt, um die russischen Truppen in der stark umkämpften Region Donezk zu unterstützen, berichtet der Generalstab der ukrainischen Armee am Samstag (10. September). Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben zahlreiche Gebiete in der Region im Süden der Ukraine zurückerobert.

Laut einem Facebook-Post des ukrainischen Generalstabs vom Samstagmorgen, 6 Uhr, verteidigen russische Streitkräfte die noch besetzten Gebiete Cherson, Teile von Charkiw, Saporischschja und Mykolajiw. Es habe erneut zahlreiche Luftangriffe in der Region gegeben. Unter anderem berichtet der Bürgermeister von Melitopol, Ivan Fedorov, via Telegram am Freitagabend (9. September) von Explosionen und Schüssen in der zum Teil besetzten Stadt. Er gab sich dabei kämpferisch: „Die ukrainische Armee wünscht den Besatzern eine ‚gute‘ Nacht“, schrieb Fedorov auf Telegram.

News im Ukraine-Krieg: Russland will Region Charkiw evakuieren

+++ 22.05 Uhr: Nach der Befreiung der Stadt Balaklija durch ukrainische Truppen hat Russland am Freitag eine baldige „Evakuierung“ der Region Charkiw angekündigt. Das teilte etwa die russische Nachrichtenagentur TASS unter Berufung auf den durch Russland eingesetzten Regionalverwalter im Distrikt Kupjansk, Maksim Gubin, mit. So sagte Gubin man wolle die Bevölkerung für mindestens drei oder vier Tage „evakuieren“, bis die Situation „stabilisiert“ sei. Vor wenigen Tagen erst hatte der UN-Sicherheitsrat Russland beschuldigt, bereits Hunderttausende Menschen aus der Ukraine nach Russland verschleppt zu haben.

Nach Informationen der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) gehen Fachleute aktuell davon aus, dass die ukrainischen Streitkräfte noch im Laufe des Wochenendes auch die vor dem Krieg 30.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählende Stadt Kupjansk befreien werden. Damit wären etliche russische Versorgungsrouten im Osten der Ukraine massiv beeinträchtigt.   

News zum Ukraine-Krieg: Russland schickt Verstärkung nach Charkiw

+++ 16.59 Uhr: Russland setzt seine Angriffe auf ukrainische Stützpunkte fort. Die Soldaten verschanzen sich dazu im Atomkraftwerk Saporischschja, berichtet der Kyiv Independent. Kiew wirft dem Kreml vor, das AKW als Schutzschild zu missbrauchen.

+++ 16.16 Uhr: Durch die ukrainische Gegenoffensive geht Russlands Angriffskrieg aus Sicht von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in eine „kritische Phase“. Ukrainische Streitkräfte seien dank der Unterstützung aus Nato-Staaten zuletzt in der Lage gewesen, Moskaus Offensive im Donbass zu stoppen und Territorium zurückzuerobern, erklärte der Norweger am Freitag (9. September) in einer Pressekonferenz mit US-Außenminister Antony Blinken. Die Solidarität des Westens dürfe nun trotz Energiekrise und steigender Lebenshaltungskosten nicht nachlassen.

News zum Ukraine-Krieg: Kiew erfolgreich mit Gegenoffensive

Update vom Freitag, 9. September, 5.20 Uhr: Die ukrainische Armee ist bei ihrer Gegenoffensive im Osten des Landes nach eigenen Angaben tief in den Rücken der russischen Besatzungstruppen vorgedrungen. Präsident Wolodymyr Selenskyj bestätigte am Donnerstagabend die Rückeroberung der Kreisstadt Balaklija im Gebiet Charkiw. Die Armee habe seit Anfang September mehr als 1000 Quadratkilometer der Ukraine befreit, sagte er in seiner Videoansprache.

„Im Rahmen laufender Verteidigungsoperationen haben unsere Helden bereits Dutzende von Siedlungen befreit“, sagte er. „Die Ukraine ist und wird frei sein“, versprach er. Allerdings halten russische Truppen nach früheren Angaben etwa 125.000 Quadratkilometer in der Ukraine besetzt. Das ist ein Fünftel des Staatsgebietes, einschließlich der Halbinsel Krim.

Selenskyj verhängt weitere Sanktionen gegen Russland

Erstmeldung vom Donnerstag, 8. September, 7.35 Uhr: Die ukrainische Armee scheint bei ihrem Gegenangriff gegen die russischen Invasoren im Osten des Landes Fortschritte zu machen. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in seiner Videoansprache vom Mittwoch (7. September), es gebe „gute Nachrichten aus der Region Charkiw“. Aus Berichten russischer Kriegskorrespondenten ergibt sich, dass die ukrainische Armee bei der Stadt Balaklija erfolgreich vorrückt und mehrere Ortschaften zurückerobert hat.

Als politische Drohgebärde in Richtung Moskau verhängte die Ukraine Sanktionen gegen 606 Mitglieder der russischen Führung. „Sie tragen Verantwortung für den Krieg Russlands gegen die Ukraine“, sagte Selenskyj. Von 32 Mitgliedern des russischen Sicherheitsrates unter Vorsitz von Präsident Wladimir Putin wurden 28 auf die ukrainische Strafliste gesetzt. Von 450 Abgeordneten der russischen Staatsduma sind es 424, von 170 Senatoren im Föderationsrat 154, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Selenskyj nannte keine Details zu den Sanktionen. Die Ukraine habe angefangen, die Strafen juristisch, politisch und diplomatisch durchzusetzen. (nak/na/hg/vbu/kas mit dpa/afp)

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