Ukraine-News: Von der Leyen: Lebensmittel Teil des Kreml-“Terrorarsenals”

Mehr als 23 Millionen Tonnen Getreide und Saatgut laut Ukraine blockiert +++ Separatisten beginnen Prozess gegen ausländische Kämpfer in Ukraine +++ Die Entwicklungen im stern-Ticker.

Tag 105 der russischen Invasion in der Ukraine: Die erbitterten Kämpfe im Osten des Landes dauern weiter an. Trotz ihrer vermeintlichen Überlegenheit haben die russischen Truppen laut des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bisher keinen Durchbruch erzielt.

Doch auch in der Süd-Ukraine will Russland seine Position zementieren. In den von russischen Truppen besetzten Gebieten planen die neuen Machthaber offenbar den Beitritt zu Russland. Die Vorbereitungen für ein Referendum hätten begonnen, sagt die prorussische Statthalterin in der Stadt Melitopol, Halyna Danyltschenko.

Weiterhin fraglich ist, was mit dem vom Kreml blockierten Getreide geschieht. Experten und Politiker warnen vor einer globalen Nahrungsmittelkrise. Der russische Außenminister Sergej Lawrow will unter anderem dazu in Ankara seinen türkischen Kollegen Mevlüt Cavusoglu treffen. Dabei soll es auch um die Freigabe ukrainischer Getreidelieferungen gehen.

11.09 Uhr: Luxemburg friert 4,3 Milliarden Euro russisches Vermögen ein

Luxemburg hat infolge der EU-Sanktionen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine knapp 4,3 Milliarden Euro Vermögenswerte eingefroren. Dabei handelt es sich um Bankguthaben und Wertpapiere, wie die Finanzministerin des EU-Landes, Yuriko Backes, am Mittwoch mitteilt. Luxemburg ist mit 125 internationalen Banken einer der wichtigsten internationalen Finanzplätze. 

10.52 Uhr: Von der Leyen nennt Lebensmittel “Teil des Terrorarsenals des Kremls”

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen macht Russlands Staatschef Wladimir Putin wegen des Kriegs in der Ukraine für drohende Hungersnöte auf der Welt verantwortlich. “Lebensmittel sind nun zu einem Teil des Terrorarsenals des Kremls geworden”, sagt die deutsche Politikerin vor dem Europaparlament in Straßburg. “Dies ist eine kalte, gefühllose und kalkulierte Belagerung durch Putin gegen einige der verletzlichsten Länder und Menschen der Welt.”

Allein in diesem Jahr dürften etwa 275 Millionen Menschen zumindest einem hohen Risiko an Ernährungsunsicherheit ausgesetzt sein, sagte von der Leyen. Diese Zahlen könnten angesichts der herrschenden Inflation schnell weiter außer Kontrolle geraten. “Diese Nahrungsmittelkrise wird durch Putins Angriffskrieg angeheizt.” Die Präsidentin der EU-Kommission warf Russland auch vor, Getreidelager in der Ukraine zu bombardieren.

10.37 Uhr: Ukraine: Mehr als 23 Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten blockiert

Wegen der Blockade von Schwarzmeer-Häfen durch Russland kann die Ukraine nach eigenen Angaben mehr als 23 Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten nicht exportieren. Dies teilteMinisterpräsident Denys Schmyhal auf seinem Telegram-Kanal mit. Trotz des seit mehr als drei Monaten dauernden russischen Angriffskriegs seien aber 75 Prozent der Vorjahresflächen bestellt worden. Das Landwirtschaftsministerium arbeite nun an der Einrichtung mobiler Silos, um die Lagerkapazitäten um zehn bis 15 Millionen Tonnen zu erhöhen.

Der Rückgang ukrainischer Agrarexporte hat in vielen Ländern zu steigenden Lebensmittelpreise geführt.

10.27 Uhr: Weiter schwere Kämpfe um ukrainische Stadt Sjewjerodonezk

Im Osten der Ukraine halten die schweren Kämpfe um die strategisch wichtige Stadt Sjewjerodonezk unvermindert an. Die ukrainische Seite berichtet, ihre Stellungen würden von russischen Truppen rund um die Uhr beschossen. Der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, sagt im Fernsehen: “Mörser, Artillerie, Panzer, Luftangriffe, alles fliegt gerade dorthin.” Zugleich versicherte er: “Niemand wird etwas aufgeben – selbst wenn unsere Soldaten gezwungen sind, sich auf besser befestigte Positionen zurückzuziehen.”

Wegen der schweren Angriffe werde die Bahntrasse zwischen Bachmut und Lyssytschansk von der Ukraine nicht mehr benutzt, sagt der Gouverneur. Der Nachschub für die Nachbarstädte Lyssytschansk und Sjewjerodonezk werde nun auf anderen Wegen dorthin gebracht. 

10.12 Uhr: Irlands Regierungschef unterstützt Ukraine bei Antrag auf EU-Beitritt

Der irische Regierungschef Micheál Martin bestärkt die Ukraine in ihren Bemühungen um einen Beitritt zur Europäischen Union. “Ich unterstütze den Antrag der Ukraine auf Mitgliedschaft nachdrücklich”, so der Ire im Straßburger Europaparlament. “Ich hoffe, dass es auf der Tagung des Europäischen Rates im Juni möglich sein wird, dem ukrainischen Volk eine klare und positive Botschaft zu übermitteln.”

Kiew hatte kurz nach Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine den Beitritt zur EU beantragt. Die EU-Kommission will noch vor dem EU-Gipfel am 23. und 24. Juni ihre Empfehlung darüber abgeben, ob dem Land der Kandidatenstatus gewährt werden sollte. Die EU-Staaten müssten dann einstimmig über das weitere Vorgehen entscheiden.

9.56 Uhr: Norwegen liefert 22 Panzerhaubitzen an Ukraine

Norwegen hat der Ukraine 22 Panzerhaubitzen des Typs M109 sowie Munition und Ersatzteile geliefert. Die Entwicklung des Krieges mache es erforderlich, dem von Russland angegriffenen Land nun auch schwerere Waffen zu schicken, sagt Verteidigungsminister Bjørn Arild Gram in Oslo. Eine Panzerhaubitze ist ein schweres Artilleriesystem mit einer Kanone auf einem Kettenfahrzeug, ähnlich einem Panzer.

Aus Sicherheitsgründen sei die Lieferung nicht vorab angekündigt worden, sagt der Minister. Die Ausbildung der ukrainischen Soldaten an den Waffen habe in Deutschland stattgefunden. Norwegen selbst ersetzte die Waffensysteme nach diesen Angaben mit neuer Ausrüstung aus Südkorea.

6.32 Uhr: Kampf um Sjewjerodonezk gleicht ukrainischen Angaben einer “Mission Impossible”

Die Ukraine hat russische Angaben zurückgewiesen, wonach russische Truppen die strategisch wichtige ostukrainische Stadt Sjewjerodonezk weitgehend unter Kontrolle haben. “Sie kontrollieren die Stadt nicht”, sagte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj, am Dienstag auf Telegram. Er räumte jedoch ein, dass es “sehr schwierig ist, Sjewjerodonezk zu halten”, und sprach sogar von einer “Mission Impossible”.

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte zuvor gesagt, die russischen Streitkräfte hätten die Wohngebiete der Stadt voll unter Kontrolle. Die russische Armee versuche jedoch weiterhin, das Industriegebiet und die umliegenden Siedlungen zu erobern.

5.53 Uhr: Separatisten beginnen Prozess gegen ausländische Kämpfer in Ukraine

Die Separatisten im Donbass-Gebiet haben nach eigenen Angaben den Prozess gegen drei Ausländer aus den Reihen der ukrainischen Armee begonnen. Das Oberste Gericht der separatistischen Donezker Volksrepublik habe Anklage gegen zwei Briten und einen Marokkaner wegen Söldnertums erhoben, berichtet die russische staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti am Dienstagabend mit Verweis auf ein vom Gericht bereitgestelltes Video. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft bereits erklärt, dass gegen die Angeklagten die Todesstrafe verhängt werden könne.

Auf dem Video ist zu sehen, wie die drei Männer hinter Gittern mittels Übersetzer befragt werden, ob sie mit der Anklage bekannt gemacht worden seien und ob sie Einwände gegen den Prozessbeginn hätten. Die Angeklagten gaben demnach ihr Einverständnis zum Start der Verhandlungen.

Auf ukrainischer Seite kämpfen auch viele Freiwillige aus dem Ausland. Kiew selbst hatte sie zur Hilfe gerufen. In Moskau allerdings werden diese Freiwilligen als Söldner bezeichnet.

5.07 Uhr: Offenbar mehr als 1000 gefangene ukrainische Kämpfer nach Russland gebracht

Mehr als 1000 ukrainische Kriegsgefangene aus dem eroberten Stahlwerk Azovstal in Mariupol sind mittlerweile nach Russland gebracht worden. Die russischen Strafverfolgungsbehörden beschäftigten sich derzeit mit ihnen, meldet die russische Staatsagentur Tass in der Nacht zum Mittwoch unter Berufung auf Sicherheitskreise. Unter ihnen könnten mehr als 100 ausländische “Söldner” sein. Insgesamt hatten sich mehr als 2400 ukrainische Kämpfer in dem Werk ergeben.

5 Uhr: Selenskyj sieht keinen russischer Durchbruch im Osten

Die erbitterten Kämpfe in der Ostukraine gehen weiter. Trotz ihrer Überlegenheit haben die russischen Truppen nach Darstellung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bisher keinen Durchbruch erzielt. “Die Situation an der Front hat in den letzten 24 Stunden keine wesentlichen Änderungen erfahren”, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft am Dienstag.

Selenskyj nannte die Städte Sjewjerodonezk, Lyssytschansk und Popasna als Schwerpunkte. “Es ist zu spüren, dass die Besatzer nicht geglaubt haben, dass der Widerstand so stark sein wird”, sagte der Präsident.

Im ostukrainischen Gebiet Charkiw wurden nach Angaben von Gouverneur Oleh Synjehubow mindestens drei Menschen durch russischen Beschuss getötet und sechs weitere verletzt. Abends sei eine weitere Person bei Angriffen getötet worden, hieß es.

3.37 Uhr: Ukraine startet laut Selenskyj Informationssystem zu Kriegsverbrechen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat ein neues Informationssystem zu Kriegsverbrechen angekündigt. In der kommenden Woche solle ein “Buch der Folterer” gestartet werden, in dem bestätigte Informationen über Kriegsverbrecher und Kriminelle der russischen Streitkräfte gesammelt werden sollen, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft am Dienstag. “Ich habe wiederholt betont, dass sie alle zur Rechenschaft gezogen werden. Und wir gehen das Schritt für Schritt an”, so der Präsident.

Bei den gesammelten Informationen gehe es um “spezifische Fakten über spezifische Menschen, die spezifische Gewaltverbrechen gegen Ukrainer begangen haben”, führte Selenskyj aus. Es gehe darum, nicht nur die direkten Täter wie etwa die Soldaten zur Verantwortung zu ziehen, sondern auch deren Befehlshaber, die die Taten ermöglicht hätten – “in Butscha, in Mariupol, in all unseren Städten”. Sie alle sollten zur Rechenschaft gezogen werden, sagte Selenskyj.

2.01 Uhr: “Preise für Verbraucher werden weiter steigen”, meint Bauernpräsident

Der Ukraine-Krieg hat laut Bauernpräsident Joachim Rukwied “massive Auswirkungen auf die deutsche Landwirtschaft” – vor allem mit Blick auf die Kosten für Betriebsmittel. Das habe auch Folgen für die Verbraucher, sagt Rukwied in einem Interview der “Passauer Neuen Presse”. “Die Energiepreise haben sich verdoppelt, der Preis für Düngemittel, insbesondere Stickstoffdünger, hat sich im Schnitt vervierfacht, Futter kostet mehr”, erklärt der Bauernpräsident. Die höheren Kosten auf Erzeugerseite seien aber “noch nicht alle eingepreist”, so Rukwied. “Das heißt, die Preise für die Verbraucher werden nach unserer Einschätzung weiter steigen.”

0.07 Uhr: Weltbank unterstützt Ukraine mit weiteren 1,49 Milliarden US-Dollar

Die Weltbank stellt der Ukraine eine weitere Finanzierung in Höhe von 1,49 Milliarden US-Dollar (1,4 Milliarden Euro) zur Verfügung. Damit könne die Regierung Löhne für Staatsbedienstete zahlen, wie die Weltbank am Dienstag erklärte. Die Organisation stelle “der Ukraine angesichts des anhaltenden Kriegs weitere Unterstützung zur Verfügung”, so Weltbankchef David Malpass. Es blieb zunächst unklar, ob es sich bei den neuen Mitteln um Hilfsgelder oder einen Kredit handelte.

Die Weltbank erklärte, mit der neuen Finanzierung belaufe sich die Unterstützung der Organisation für die Ukraine nunmehr auf rund vier Milliarden Dollar. Schätzungen der Weltbank zufolge dürfte die ukrainische Wirtschaft infolge des russischen Angriffskriegs in diesem Jahr um etwa die Hälfte schrumpfen.

yks
DPA
AFP

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