Im Konflikt um das von Russland kontrollierte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja dringt Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg auf eine Inspektion der Anlage durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA). Die russische Besetzung sei „eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit dieser Anlage“, sagte Stoltenberg am Mittwoch vor Journalisten in Brüssel und fügte hinzu, dass sich dadurch „das Risiko eines nuklearen Unfalls oder Zwischenfalls“ erhöhe.
„Es ist dringend notwendig, eine IAEA-Inspektion zu ermöglichen und den Abzug aller russischen Streitkräfte zu erreichen“, erklärte Stoltenberg. Die russische Kontrolle über die Anlage in Saporischschja „gefährdet die Menschen in der Ukraine, in den Nachbarländern und die internationale Gemeinschaft“, sagte er weiter. In der vergangenen Woche hatte der Chef der IAEA, Rafael Grossi, in einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats sofortigen Zugang zu der Anlage gefordert.
Das im Süden der Ukraine gelegene Atomkraftwerk verfügt über sechs der insgesamt 15 ukrainischen Atomreaktoren. Die russische Armee hält das Atomkraftwerk seit März besetzt, seit Ende Juli wurde es wiederholt beschossen. Kiew und Moskau machen sich gegenseitig für die Angriffe verantwortlich. Diese weckten Befürchtungen, dass es zu einer atomaren Katastrophe am größten Atomkraftwerk Europas kommen könnte.
Auf einen solchen Unfall bereiteten sich am Mittwoch Dutzende ukrainische Rettungskräfte bei einem speziellen Erste-Hilfe-Training vor, berichteten Reporter der Nachrichtenagentur AFP. In der Stadt Saporischschja, die etwa 50 Kilometer Luftlinie vom Atomkraftwerk entfernt liegt, übten sie in Schutzkleidung mit Strahlungsmessgeräten und Gasmasken die Evakuierung von Verletzten und die Reinigung kontaminierter Fahrzeuge.
Alle Entwicklungen im Liveticker:
00:02 Uhr – Fitch stuft Länderrating von Ukraine wieder hoch
Fitch hat das Länderrating für die Ukraine auf „CC“ von zuvor „RD“ hochgestuft. Grund sei die Restrukturierung der externen Verbindlichkeiten in der vergangenen Woche, teilte die Agentur mit. Ausländische Gläubiger räumten der Ukraine einen zweijährigen Aufschub für anstehende Anleihe-Zahlungen im Wert von fast 20 Milliarden Dollar ein. Eine Bewertung mit „CC“ bedeutet eine ungenügende Bonität. Seit Beginn des russischen Angriffs am 24. Februar steckt die Ukraine in einer schweren Wirtschaftskrise. „RD“ ist bei Fitch die letzte Stufe vor einem komplettem Zahlungsausfall. Einen Ausblick vergibt Fitch bei Bonitätsbewertungen von „CCC+“ oder schlechter üblicherweise nicht.
22:54 Uhr – Laut Ukraine sechs Tote nach russischem Beschuss in Charkiw
Beim russischen Beschuss eines Wohnviertels in der ukrainischen Stadt Charkiw sind nach ukrainischen Angaben sechs Menschen getötet worden. Zudem gebe es 16 Verletzte, schrieb Regionalgouverneur Oleh Synehubow auf Telegram. Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete den Beschuss als einen „hinterhältigen und zynischen Angriff“, der nur die Machtlosigkeit Russlands zeige. „Wir können nicht verzeihen. Wir werden uns rächen,“ schrieb Selenskyj auf Telegram.
20:11 Uhr – Scholz besorgt über Lage an ukrainischem Atomkraftwerk Saporischschja
Olaf Scholz hat „ernsthafte Sorge“ über die Lage am ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja geäußert. Es sei nicht akzeptabel, das Kraftwerk in Gefahr zu bringen, sagte Scholz im brandenburgischen Neuruppin. Die Bundesregierung werde weiter darauf hinwirken, eine dramatische Situation vor Ort abzuwenden, sagte der SPD-Politiker. Es sei „eine ganz, ganz gefährliche Entwicklung, die da stattfinden kann“.
19:58 Uhr – UN-Generalsekretär trifft Selenskyj und Erdogan in der Ukraine
UN-Generalsekretär António Guterres will am Donnerstag in der westukrainischen Stadt Lwiw mit Wolodymyr Selenskyj und Recep Tayyip Erdogan zusammentreffen. Dabei soll es nach UN-Angaben vor allem um die Umsetzung eines Abkommens zu ukrainischen Getreide-Exporten gehen. Wegen des russischen Angriffskrieges waren monatelang alle Getreide-Exporte der Ukraine aus ihren Schwarzmeer-Häfen blockiert, was zu einer globalen Lebensmittelkrise beitrug.
19:17 – Russlands Geheimdienst meldet Festnahmen nach Explosionen auf Krim
Einen Tag nach den Explosionen auf der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim hat Moskau über die Festnahme von sechs Männern informiert. Alle Festgenommenen gehörten der islamistischen Vereinigung Hizb ut-Tahrir an, die in Russland als terroristische Organisation verboten ist, teilte der russische Inlandsgeheimdienst FSB mit.
Ein direkter Zusammenhang zu den Detonationen wurde zwar nicht explizit genannt. Einige der Festnahmen sollen aber in der Stadt Dschankoj erfolgt sein, unweit derer am Vortag ein Munitionslager explodiert war. Moskau sprach bereits am Dienstag von einem „Sabotageakt“. Kiew äußerte angesichts des seit knapp einem halben Jahr andauernden russischen Angriffskriegs Genugtuung über den Vorfall, übernahm aber keine Verantwortung. Es war bereits die zweite Explosion auf der Krim innerhalb von rund einer Woche.
19:02 Uhr – Ukraine: Russen haben nördlich und westlich von Donezk Erfolg
Im Ukraine-Krieg haben die russischen Truppen im ostukrainischen Gebiet Donezk kleinere Geländegewinne gemacht. Dem Bericht des ukrainischen Generalstabs zufolge verzeichneten die Russen Erfolge bei Opytne im Norden von Donezk und bei Nowomychajliwka im Südwesten.
An anderen Abschnitten wiederum seien russische Angriffe abgewehrt worden. Genannt wurden Ortschaften nördlich von Slowjansk und im Osten und Süden der Städte Soledar und Bachmut. Auch südwestlich von Wuhledar seien russische Attacken zurückgeschlagen worden. In den Gebieten Charkiw und Cherson seien Vorstöße der Russen ebenfalls gescheitert.
18:21 Uhr – Ukraine fordert „Demontage“ von wichtiger Krim-Brücke
Die Ukraine hat zur „Demontage“ der für Russland strategisch äußerst wichtigen Brücke zur Krim über die Straße von Kertsch aufgerufen. Die Brücke sei ein „illegales Objekt“ und müsse abgebaut werden – „egal wie: freiwillig oder nicht“, erklärte der Berater des ukrainischen Präsidenten, Mychailo Podoljak, am Mittwoch im Messengerdienst Telegram. Er drohte damit indirekt mit einem militärischen Angriff auf die Brücke, die der russische Präsident Wladimir Putin 2018 persönlich eingeweiht hatte.
Der Aufruf Podoljaks erfolgte nach mehreren Explosionen auf der von Russland besetzten Halbinsel Krim, die Moskau als logistische Basis für seine am 24. Februar begonnene Invasion der Ukraine nutzt.
17:43 Uhr – Dänemark drängt auf Einschränkung von Touristenvisa für Russen
Dänemark drängt auf eine EU-weite Einigung zur Einschränkung von Touristenvisa für russische Staatsbürger. „Wenn es nicht mit einer gemeinsamen Lösung klappt, werden wir von dänischer Seite die Möglichkeiten ausloten, Einschränkungen einzuführen, um die Zahl der russischen Touristenvisa zu reduzieren“, sagte der dänische Außenminister Jeppe Kofod der Nachrichtenagentur Ritzau. „Ich finde es zutiefst beschämend, dass russische Touristen in Südeuropa sonnenbaden und in Saus und Braus leben können, während ukrainische Städte bis zur Unkenntlichkeit zerbombt werden.“
17:05 Uhr – Stoltenberg warnt vor Atomunfall im Kraftwerk Saporischschja
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat angesichts der russischen Besetzung des Atomkraftwerks Saporischschja vor einem Atomunfall gewarnt und Moskau dazu aufgefordert, einer Inspektion durch die Internationale Atomenergiebehörde zuzustimmen. Die Inbesitznahme des ukrainischen Kraftwerks durch die russischen Streitkräfte sei eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit der Anlage, sagte Stoltenberg in Brüssel.
Sie erhöhe das Risiko eines nuklearen Unfalls oder Zwischenfalls und gefährde die Bevölkerung der Ukraine, der Nachbarländer sowie der internationalen Gemeinschaft. „Es ist dringend erforderlich, die Inspektion durch die Internationale Atomenergiebehörde zu gewähren und den Abzug aller russischen Streitkräfte sicherzustellen.“
17:00 Uhr – „Ampel“ ist uneins in der Frage des Russlandbeauftragten
Die Ampel-Koalition ist uneins in der Frage, ob die Bundesregierung einen neuen Russlandbeauftragten berufen soll. Der SPD-Außenexperte Nils Schmid forderte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in der „Rheinischen Post“ auf, den vakanten Posten zu besetzen. Der Koordinator solle „als Anlaufstelle für die Zivilgesellschaft im Exil“ dienen, argumentierte er. Der FDP-Außenpolitiker Alexander Graf Lambsdorff widersprach: Dass erst einmal etwas Neues konzipiert werden müsse, halte er für „absolut nachvollziehbar“, sagte er.
15:25 Uhr – Ukraine erhält sechs Haubitzen von Lettland
Zur Verteidigung gegen russische Truppen hat die Ukraine sechs Panzerhaubitzen von Lettland erhalten. „Zusammen werden wir siegen!“, schrieb Verteidigungsminister Olexij Resnikow bei Twitter. Es handele sich um sechs selbstfahrende Geschütze des US-amerikanischen Typs M109.
Seit dem Beginn des russischen Einmarsches im Februar hat die Ukraine sieben verschiedene Haubitzentypen mit dem Nato-Kaliber von 155 Millimeter erhalten. Damit sollen die vorhandenen schweren Geschütze aus sowjetischer Produktion ersetzt werden, die weniger genau sind und für die es inzwischen an Munition mangelt. Lettland hatte der Ukraine ebenfalls vier Hubschrauber sowjetischer Bauart geliefert.
13:56 Uhr – Weiter Explosionen auf der Krim
Auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim haben auch am Mittwoch noch Explosionen ein Munitionslager der russischen Truppen erschüttert. Der von Russland ernannte Verwaltungschef der Krim, Sergej Aksjonow, sagte, ein Hubschrauber unterstütze die Löscharbeiten aus der Luft. Das Lager war am Dienstag in Brand geraten. Russland sprach von einem Sabotageakt, nannte aber keine Einzelheiten. Aksjonow erklärte lediglich, nach den Tätern werde gesucht.
Die neuen Explosionen zusammen mit einem Zwischenfall, bei dem in der vergangenen Woche neun russische Militärflugzeuge zerstört worden waren, dürften die russische Seite beunruhigen, wie der britische Geheimdienst erklärte. „Die russischen Befehlshaber werden höchstwahrscheinlich zunehmend besorgt sein über die offensichtliche Verschlechterung der Sicherheit auf der Krim.“ Die Halbinsel diene als Basis für einen geplanten Vormarsch in der Ukraine.
13:54 Uhr – Russland beschießt erneut ost- und südukrainische Städte
Das russische Militär hat erneut Ziele im Osten und Süden der Ukraine beschossen. In der Region Donezk im Osten waren am Donnerstag mehrere Städte und Dörfer Ziel der Angriffe, die nach Angaben der Behörden zwei Zivilisten das Leben kosteten. Sieben weitere wurden verletzt.
Russische Langstreckenbomber vom Typ „Tu-22M3“ feuerten in der Nacht Raketen auf die Region Odessa im Süden des Landes ab, wobei vier Menschen verletzt wurden, wie der Sprecher der Regionalverwaltung von Odessa, Oleh Bratschuk, mitteilte. In Mykolajiw ebenfalls im Süden beschädigten zwei russische Raketen am frühen Mittwoch ein Universitätsgebäude. Verletzt wurde niemand.
Die russischen Streitkräfte beschossen in der Nacht auch die Millionenstadt Charkiw und Teile der umliegenden Region. Wohnhäuser und Infrastruktur wurden beschädigt, aber es wurde niemand verletzt.
WELT-Grafik: Aktueller Frontverlauf in der Ukraine
13:17 Uhr – Islamisten-Zelle auf der Krim ausgehoben, teilen russische Geheimdienste mit
Einen Tag nach neuen Explosionen auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim melden die dortigen Behörden die Zerschlagung einer mutmaßlichen Islamisten-Zelle. Sechs Personen, die der verbotenen Gruppe „Hizb ut-Tahrir“ (etwa „Partei der Befreiung“) angehörten, seien festgenommen worden, erklärte der russische Krim-Gouverneur, Sergej Aksjonow, am Mittwoch auf dem Nachrichtendienst Telegram. Dem russischen Geheimdienst FSB sei der Schlag gegen die Islamisten gelungen. Die Aktivitäten der Gruppe seien vom Territorium der Ukraine aus koordiniert worden, so Aksjonow. Von der Regierung in Kiew, die die Kontrolle über die 2014 annektierte Schwarzmeer-Halbinsel zurückgewinnen will, gab es zunächst keine Stellungnahme.
Aus einer Erklärung des FSB ging nicht hervor, ob die Festgenommenen mit den jüngsten Explosionen auf russischen Militärstützpunkten auf der Krim in Verbindung gebracht werden. Allerdings wurde neben der Stadt Jalta auch Dschankoj als ein Ort genannt, in dem die Islamisten-Zelle ausgehoben worden sein soll. Das russische Verteidigungsministeriums hatte am Dienstag erklärt, bei Dschankoj sei durch einen Sabotage-Akt unter anderem ein Militärdepot beschädigt worden.
12:41 Uhr – China schickt Soldaten zu Militärübung nach Russland
China kündigt die Teilnahme an einem Militärmanöver in Russland an. Chinesische Soldaten würden für die gemeinsam mit Russland, Indien, Belarus und Tadschikistan angesetzten Übungen nach Russland entsandt, gibt das chinesische Verteidigungsministerium bekannt. Die Teilnahme stehe nicht in Zusammenhang mit der derzeitigen internationalen und regionalen Lage. Die Übungen seien vielmehr Teil einer seit Jahren laufenden, bilateralen Vereinbarung.
12:16 Uhr – Deutsche Sicherheitsbehörden warnen vor russischer Propaganda zur Energiekrise
Die deutschen Sicherheitsbehörden erwarten zunehmende Versuche Russlands, angesichts der Gaskrise die Gesellschaft in Deutschland zu spalten. „Russische Propaganda wird im extremistischen Milieu voraussichtlich noch zunehmen und Verschwörungstheorien befeuern mit dem Ziel, einen Keil in unsere Gesellschaft zu treiben“, teilte der Bundesverfassungsschutz mit. Russland werde neben Desinformationskampagnen auch seine politischen und militärischen Aufklärungsversuche weiter verstärken und anpassen. BfV-Präsident Thomas Haldenwang sagte, man beobachte, dass eine Mischung aus Rechtsextremisten, Reichsbürgern und Verschwörungsgläubigen eine Mobilisierung bei Themen wie den Krieg in der Ukraine, Inflation und die Corona-Pandemie versuchten.
Russland versuche dabei, Cyberangriffe und Desinformation als „hybride Hebel einzusetzen, um die Gesellschaft in Deutschland zu spalten“, fügte Haldenwang hinzu. Dabei versuche man, „mit der gezielten Verbreitung von Falschinformationen“ Ängste vor einer existenzbedrohenden Energie- oder Lebensmittelknappheit zu erzeugen. Bisher gebe es aber noch keine Anzeichen für flächendeckende staatsfeindliche Proteste oder gar gewalttätige Massenkrawalle. Zuvor hatte Bundeskanzler Olaf Scholz gesagt, dass er trotz steigender Energiepreise keinen „heißen Herbst“ und Unruhen in Deutschland erwarte.
11:53 Uhr – „Man muss jetzt mit Russland reden“, fordert Ernst
Der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Klimaschutz und Energie, Klaus Ernst (Linke), fordert von der Bundesregierung größere Bemühungen, die Gasversorgung für den kommenden Winter zu sichern, dabei dürften auch Gespräch mit Russland kein Tabu sein. „Man muss jetzt mit Russland reden, damit man eine stabile Gasversorgung bekommt, ich denke, die wären dazu bereit“, sagte Ernst bei phoenix. Zwar müsse man sich zum Krieg in der Ukraine klar positionieren, doch gleichzeitig dürften ergriffene Maßnahmen nicht „uns mehr schwächen, als dass sie Putin schaden“, so Ernst, dies sei aber im Moment der Fall.
Angesichts der aus Sicht der Linken ungerechten Energiepolitik der Regierung betonte Ernst noch einmal die Notwendigkeit eines „heißen Herbstes“ der sozialen Proteste. „Das, was hier passiert, ist ein Abschröpfen der Bürger, während gleichzeitig andere massiv an dieser Krise verdienen“, so Ernst. Zudem erteilte Ernst einer möglichen Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke eine klare Absage.
11:26 Uhr – Selenskyj ruft Ukrainer in Besatzungsgebieten zur Vorsicht auf
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seine Landsleute in von Russland besetzten Gebieten zur Vorsicht ermahnt. Sie sollten Gegenden rund um russische Militäranlagen sowie Lager mit Munition und Ausrüstung meiden, riet Selenskyj am Dienstagabend in seiner regelmäßigen Videobotschaft. Er äußerte sich nach schweren Explosionen und Bränden in einem Militärlager auf der von Moskau annektierten Halbinsel Krim am Dienstag. Russland führte die Vorfälle im Dorf Maiskoje auf einen „Sabotageakt“ zurück, nannte jedoch keine Verantwortlichen.
Auch Selenskyj reklamierte keine ukrainische Urheberschaft für die jüngsten Explosionen. Erst in der vergangenen Woche waren auf einer Luftwaffenbasis auf der Krim mehrere russische Kampfflugzeuge durch eine Detonation zerstört worden. Dies hat Spekulationen befeuert, wonach ukrainische Streitkräfte eine Attacke auf die seit 2014 von Russland kontrollierte Halbinsel ausgeführt haben könnten. Sollte dies der Fall sein, käme dies einer erheblichen Eskalation im Krieg gleich.
10:12 Uhr – SPD fordert von Baerbock Ernennung von Russlandbeauftragtem
Die SPD hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) aufgefordert, trotz des Ukraine-Krieges den seit Monaten freien Posten des sogenannten Russlandbeauftragten zu besetzen. Der SPD-Außenexperte Nils Schmid sagte der „Rheinischen Post“ vom Mittwoch, der Koordinator solle „als Anlaufstelle für die Zivilgesellschaft im Exil“ dienen. Es sei angezeigt, „diese Stelle in ihrer ganzen Bedeutung ernst zu nehmen und entsprechend zu besetzen“. Wegen des Ukraine-Krieges ist der beim Auswärtigen Amt angesiedelte Posten bisher unbesetzt geblieben. Zugriff darauf haben der Zeitung zufolge laut interner Koalitionsabsprache die Grünen.
Schmid ergänzte, der Wirkungskreis des Koordinators für die zwischengesellschaftliche Zusammenarbeit mit Russland, Zentralasien und den Ländern der östlichen Partnerschaft gehe weit über Russland hinaus. Er könne als zentraler politischer Ansprechpartner sehr hilfreich sein. „Zumal es sich dabei auch um Staaten wie Ukraine, Georgien und Moldau handelt, die eine klare EU-Orientierung verfolgen.“
Der SPD-Außenpolitiker Ralf Stegner sagte der Zeitung, natürlich seien die Zeiten schwierig, gerade solche Positionen zu besetzen. Dennoch sei es nicht zu viel verlangt, „dass ein Dreivierteljahr nach Regierungsbildung und bevor sich der Tag der Bundestagswahl jährt, alle Personalentscheidungen getroffen worden sein sollten“. Andernfalls würde „der wohl unbeabsichtigte Eindruck entstehen, dass man diese Aufgabe für entbehrlich hält“.
08:51 Uhr – Kretschmer: Sanktionen sind richtig – dennoch könnten nur Verhandlungen den Krieg beenden
Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) ist davon überzeugt, dass der Krieg in der Ukraine nur mit Verhandlungen zu beenden ist. „Sanktionen sind richtig und die Unterstützung der Ukraine auch“, sagte Kretschmer am Dienstagabend bei einer Diskussion in Dresden. Doch der Krieg müsse „möglichst schnell durch Verhandlungen zu einem Stillstand kommen“.
„Ich setze nicht auf einen militärischen Sieg, das ist nicht mein Weg“, sagte der sächsische Regierungschef. Deutschland sei ein Land, das in solchen Konflikten vermitteln und verhandeln müsse – und zwar gemeinsam mit den USA und der Europäischen Union, auch mit China.
„Es wird am Ende auf dem Verhandlungsweg geklärt werden, nicht auf dem Schlachtfeld“, betonte Kretschmer.
Der sächsische Wirtschaftsminister und stellvertretende Ministerpräsident Martin Dulig (SPD) sieht derzeit keinen Weg, mit dem russischen Machthaber Wladimir Putin zu Verhandlungen zu kommen. „Weder Russland noch die Ukraine glauben derzeit an eine Lösung am Verhandlungstisch“, sagte er. Mit dem Angriffskrieg sei die europäische Friedensordnung verändert worden. Es müsse aber eine Stabilität für Europa erreicht werden. Da reiche es nicht, einen Konflikt nur einzufrieren.
Die Friedrich-Ebert-Stiftung und die Konrad-Adenauer-Stiftung hatten Kretschmer und Dulig zu einem Streitgespräch eingeladen. In der Diskussion betonte Kretschmer auch, dass Deutschland in den nächsten fünf bis zehn Jahren nicht auf russisches Gas verzichten könne. Die Preise für Energie seien toxisch, sie müssten runter
03:29 Uhr – Nawalny fordert weitere Sanktionen gegen Oligarchen
Der inhaftierte Kreml-Kritiker Alexej Nawalny hat wegen des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine deutlich schärfere Sanktionen des Westens gegen russische Oligarchen gefordert. Der Oppositionspolitiker schrieb am Dienstag in Onlinenetzwerken, westliche Sanktionen würden bislang nur 46 der laut dem Magazin „Forbes“ 200 reichsten Menschen Russlands betreffen. „Für mich klingt das nicht nach einem umfassenden Krieg gegen Putins Oligarchen“, erklärte Nawalny.
So sei der Chef des russischen Gasriesen Gazprom, Alexej Miller, immer noch nicht auf der Sanktionsliste der Europäischen Union. Der Oligarch Roman Abramowitsch wiederum sei nicht mit US-Sanktionen belegt worden, obwohl seine Unternehmen „dem russischen Verteidigungsministerium Metal“ lieferten. Der Westen setze gegen die Elite um Präsident Wladimir Putin immer noch nicht die „Peitsche“ ein und lasse ihr „all ihr Zuckerbrot“, kritisierte Nawalny.
02:30 Uhr – Separatisten erwägen Zusammenarbeit mit Nordkorea
Der Anführer einer prorussischen Separatistenregion im Osten der Ukraine hat Nordkorea eine Zusammenarbeit angeboten. Er hoffe, dass seine selbst ernannte Republik Donezk mit Nordkorea eine „beidseitige vorteilhafte bilaterale Kooperation im Einklang mit den Interessen“ ihrer Völker eingehen könne, hieß es in einer Botschaft von Separatistenchef Denis Puschilin an Machthaber Kim Jong-un, aus der die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Mittwoch zitierte. Nordkorea soll nun erwägen, Arbeiter für Wiederaufbauprojekte nach Donezk zu schicken.
Laut dem Außenministerium der sogenannten Republik Donezk traf sich deren Botschafterin Russland, Olga Makeewa, bereits Ende Juli mit ihrem nordkoreanischen Kollegen in Russland, Sin Hong Chol, in Moskau. Dort sprach Letzterer im Anschluss von einem „großartigen Potenzial“ für eine bilaterale Kooperation bei Handel und auf dem „Feld der Arbeitsmigration“, die eine vorangegangene Lockerung der pandemiebedingten nordkoreanischen Grenzkontrollen möglich machen könnten. Ähnliche Gespräche soll Pjöngjang auch mit der Führung der vom Kreml gelenkten selbst ernannten Volksrepublik Luhansk führen.
Luhansk und Donezk bilden gemeinsam den Donbass, eine überwiegend russischsprachige Region mit Stahlfabriken, Bergwerken und anderen Industriezweigen im Osten der Ukraine. Separatisten kontrollieren seit 2014 Teile von Luhansk und Donezk, Kremlchef Wladimir Putin erkannte die Gebiete kurz vor der russischen Invasion in die Ukraine am 24. Februar als unabhängig an. Seitdem haben dies nur die von Moskau unterstützte Regierung Syriens und zuletzt Nordkorea getan. Die Regierung in Kiew kappte in einer Reaktion ihre diplomatischen Beziehungen zu Pjöngjang.
Sollte Nordkorea mögliche Pläne für eine Entsendung von Arbeitern in die Separatistengebiete in der Ostukraine umsetzen, könnte es zwar seine angeschlagene Wirtschaft aufpäppeln, doch wäre ein solcher Schritt ein Verstoß gegen UN-Sanktionen wegen des nordkoreanischen Atom- und Raketenprogramms.
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