Ukraine-Krieg: UN-Generalsekretär sieht kein baldiges Ende des Krieges

Russisches Militär meldet Zerstörung ukrainischer Munitionsdepots +++ US-Repräsentantenhaus verabschiedet Milliarden-Hilfspaket für Ukraine +++ Die Meldungen zum Krieg in der Ukraine im stern-Ticker.

Lange ist in Berlin über die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine gestritten worden. Jetzt macht Deutschland Tempo. Noch während Außenministerin Annalena Baerbock die Ukraine besuchte und dort “unverrückbare” Unterstützung versprach, trafen ukrainische Soldaten in Rheinland-Pfalz ein. Sie sollen an der Artillerieschule der Bundeswehr in Idar-Oberstein an der Panzerhaubitze 2000 ausgebildet werden, die als eines der modernsten Artilleriegeschütze weltweit gilt. 

Die vielen Skelette russischer Panzer, die jetzt dank der in Schweden entwickelten und in Großbritannien gebauten NLAW die ukrainischen Felder und Straßen übersäen, zeigen deutlich, wie effektiv diese Zusammenarbeit sein kann.

(Der britische Premierminister Boris Johnson bei einem Besuch in Schweden über die Panzerabwehrwaffe NLAW, von der Großbritannien zahlreiche Exemplare an die Ukraine geliefert hat.)

Lesen Sie im stern-Ticker alle wichtigen Entwicklungen zum Krieg in der Ukraine am Mittwoch, 11. Mai: 

15.22 Uhr: Justizminister Buschmann: Ukraine darf jenseits der Grenze operieren

Um sich gegen den völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg auf ihr Staatsgebiet zu verteidigen, darf die Ukraine nach Auffassung von Bundesjustizminister Marco Buschmann in begrenztem Umfang auch in Russland militärisch agieren. “Im Kriegsvölkerrecht ist man sich einig: Wenn man Opfer eines Aggressors ist, darf man sich verteidigen”, so der FDP-Politiker während einer Befragung im Bundestag. Er fügte hinzu: “Das wäre ja verrückt, wenn derjenige, der sich völkerrechtsgemäß verhält, gefesselter in den Konflikt gehen müsste als der illegitime Aggressor.”

14.51 Uhr: Handels- und Handwerkskammern starten “Erst-Check” für ukrainische Flüchtlinge

Die Industrie- und Handelskammern (IHK) und die Handwerkskammern bieten Geflüchteten aus der Ukraine ab sofort einen Erstberatungs-Check zu Berufsqualifikationen an. Die Kammern nehmen Informationen zu Berufsabschlüssen, Arbeitserfahrungen und Sprachkompetenzen auf, um den Geflüchteten eine erste Einschätzung mit Blick auf einen vergleichbaren deutschen Ausbildungsberuf zu geben, teilten DIHK und Handwerksverband mit. So wollen sie Flüchtlingen “möglichst unkompliziert” bei einem möglichen Berufseinstieg in Deutschland helfen. Das Beratungsergebnis werde in einem Erst-Check-Dokument festgehalten.

14.42 Uhr: Kreml: Russland ist zuverlässiger Gas-Lieferant

Ungeachtet des teilweise gestoppten Transits durch die Ukraine hat Russland seine Rolle als sicherer Gas-Lieferant für Europa betont. “Russland hat immer zuverlässig seine vertraglichen Verpflichtungen erfüllt und hat weiter vor, sie zu erfüllen”, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Keine klare Antwort gab er auf die Frage, ob Russland nun alternative Transitrouten erwäge, um die wegfallende Menge zu kompensieren. Die Ukraine hatte erklärt, im Gebiet Luhansk die Durchleitung von russischem Gas kriegsbedingt einzustellen.

14.35 Uhr: Papst Franziskus trifft Frauen von eingeschlossenen Asow-Kämpfern

Papst Franziskus hat zwei ukrainische Frauen getroffen, deren Männer als Kämpfer des Asow-Regiments im Stahlwerk von Mariupol eingeschlossen sind. Das Oberhaupt der katholischen Kirche unterhielt sich im Rahmen der Generalaudienz auf dem Petersplatz kurz mit Kateryna Prokopenko, der Ehefrau des Asow-Kommandeurs Denys Prokopenko, sowie Julia Fedosjuk. Die Frauen sprachen nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa anschließend von einem “historischen Moment”. “Wir hoffen alle, dass dies hilft, unsere Männer und die Soldaten zu retten, die im Asowstal-Werk von Mariupol sind. Wir hoffen, dass diese Begegnung eine Chance bietet, ihnen das Leben zu retten”, sagten sie.

14.34 Uhr: Schweden und Großbritannien unterzeichnen militärischen Beistandspakt

Schweden und Großbritannien haben einen militärischen Beistandspakt geschlossen, der beiden Ländern die Hilfe des jeweils anderen im Angriffsfall garantiert. “Wenn Schweden angegriffen werden sollte und uns um Unterstützung bitten sollte, dann werden wir sie ihnen geben”, sagte der britische Premierminister Boris Johnson nach der Unterzeichnung des Abkommens bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seiner Kollegin Magdalena Andersson in Schweden. 

Johnson und Andersson unterzeichneten das Abkommen wenige Tage vor der mit Spannung erwarteten Entscheidung der schwedischen Regierung über einen möglichen Nato-Beitritt. Anderssons regierende Sozialdemokraten wollen am Sonntag ihre Haltung zu einem solchen Schritt verkünden – einen Tag, nachdem voraussichtlich auch die finnische Regierung ihre Position zu einem möglichen Beitritt zu dem Militärbündnis bekanntgibt. Schweden und Finnland sind seit Jahrzehnten militärisch neutral. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat sich in beiden Ländern jedoch die öffentliche Meinung zugunsten eines Nato-Beitritts gewendet.

14.20 Uhr: Ukraine stellt Erhöhung des Gastransits über Sudscha in Aussicht

Die Ukraine hat nach dem Transitstopp über das russisch besetzte Gebiet Luhansk Entwarnung bezüglich der Gefahr eines verringerten Gastransits gegeben. Über die Gasmessstation Sudscha beim Gebiet Sumy könne mehr als doppelt so viel Gas fließen wie laut dem aktuellen Transitvertrag nötig, teilte der staatliche Betreiber des ukrainischen Gastransportsystems mit.

Aus dem bis Ende 2024 laufenden Vertrag ergibt sich eine tägliche Gastransitmenge nach Westen von knapp 110 Millionen Kubikmetern Erdgas. Über Sudscha können nach Angaben des Betreibers 244 Millionen Kubikmeter am Tag aus Russland in Richtung Europäischer Union fließen. In den Jahren 2017 bis einschließlich 2020 seien dabei über Sudscha höhere Mengen als jetzt transportiert worden. Kiew hatte für Mittwoch den Stopp des Transits über das Gebiet Luhansk angekündigt.

14.05 Uhr: Ukrainischer Cyberangriff löst Störung von Alkohol-Vertrieb in Russland aus

Ein ukrainischer Cyberangriff auf ein russisches Besteuerungssystem hat nach Angaben Kiews zu einer Störung des Vertriebs von Alkohol in Russland geführt. Seine Regierung habe entschieden, dass die Menschen in Russland angesichts der vom Kreml verbreiteten “Propaganda” “nüchtern” sein müssten, sagte der ukrainische Digitalminister und stellvertretende Regierungschef Mychailo Fedorow scherzhaft beim virtuellen Paris Cyber Summit, einer internationalen Konferenz von Cybersicherheitsexperten.

Nähere Angaben zu dem Cyberangriff auf das System zur Besteuerung machte Fedorow nicht. Dem ukrainischen Digitalminister zufolge wurden durch ukrainische Cyberangriffe insgesamt “mehr als 80 russische Systeme beschädigt”. Als Beispiel nannte er den Youtube-ähnlichen russischen Dienst Rutube, der Anfang der Woche lahmgelegt worden war, sowie “Seiten des FSB und des Kreml”. Die “wahren Erfolge” der Ukraine gegenüber Russland im Cyberraum könnten jedoch erst “nach dem Krieg” offengelegt werden, sagte Fedorow weiter. “Sie jetzt zu enthüllen, wäre kontraproduktiv.” Insgesamt sei Russlands Stärke im Cyber-Bereich “überbewertet”, urteilte der ukrainische Digitalminister.

14.00 Uhr: Fast ein Drittel aller Jobs in Ukraine durch Krieg vernichtet

In der Ukraine ist seit Beginn des russischen Angriffskriegs nach Berechnungen der UNO fast ein Drittel aller Arbeitsplätze vernichtet worden. 4,8 Millionen Jobs seien verloren, erklärte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in Genf. Gründe seien die “wirtschaftlichen Umbrüche” im Land, Vertreibungen und “Flüchtlingsströme”. Im Fall einer militärischen Eskalation werde sich die Entwicklung noch verstärken: Bis zu sieben Millionen Arbeitsplätze würden dann vernichtet, das wären 43,5 Prozent. 

Die ILO schätzt, dass rund 2,75 Millionen Flüchtlinge im Erwerbsalter sind und in den Ländern Arbeit suchen könnten, in die sie geflohen sind. Zwei Drittel von ihnen sind demnach hochqualifiziert. Vor der Herausforderung, die Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt einzugliedern, stehe vor allem Polen, erklärte die ILO weiter. Mehr als 3,2 Millionen Menschen aus der Ukraine seien in das Nachbarland geflüchtet. 410.000 ehemals in der Ukraine Beschäftigte seien darunter, 200.000 von ihnen seien sehr gut ausgebildet.

13.52 Uhr: UN-Generalsekretär Guterres sieht kein baldiges Ende des Ukraine-Krieges

Wegen der geringen Aussichten auf ein Ende des Ukraine-Krieges konzentriert sich UN-Generalsekretär Antonio Guterres vorerst auf die globalen Auswirkungen des Konflikts statt auf Friedensverhandlungen. Der Moment für solche Gespräche werde kommen, sagte Guterres  in Wien. “Aber in unmittelbarer Zukunft sehe ich ihn nicht”. Deshalb liege der Fokus der Vereinten Nationen derzeit auf der Sicherstellung der globalen Lebensmittelversorgung, sagte Guterres. Dies könne aber nur gelingen, wenn ukrainische Agrarerzeugnisse, russische Lebensmittel und Dünger trotz des Krieges wieder zurück auf die Weltmärkte gelangen.

13.40: Gasversorgung bleibt stabil nach Verringerung von Gas-Transit

Nach der Verringerung der russischen Gas-Transitmengen durch die Ukraine in Richtung Europa sehen die Behörden in Deutschland derzeit keine größeren Auswirkungen für die Versorgung. “Die Gasversorgung in Deutschland ist stabil. Die Versorgungssicherheit ist weiterhin gewährleistet”, berichtet die Bundesnetzagentur in ihrem täglichen Lagebericht

Die Gasmengen, die über die Ukraine im bayerischen Waidhaus nach Deutschland fließen, seien infolge der Transit-Reduzierung gegenüber Dienstag um gut 25 Prozent zurückgegangen. “Diese Mengen werden aktuell durch höhere Flüsse insbesondere aus Norwegen und aus den Niederlanden ausgeglichen”, so die Behörde. Auch sei kein nennenswerter Anstieg der Großhandelspreise zu verzeichnen.

Die Ukraine hatte mitgeteilt, den Transit von russischem Gas im Gebiet Luhansk im Osten kriegsbedingt einstellen zu müssen.

13.04 Uhr: Pro-russische Behörden von Cherson wollen Russland um Annexion der Region bitten

Die von Moskau in Cherson eingesetzten Behörden wollen Russland um eine Annexion der ukrainischen Region bitten. Die Behörden würden einen entsprechenden Antrag stellen, um die von russischen Truppen eroberte Region zu einem “vollwertigen Teil der Russischen Föderation” zu machen, sagt der stellvertretende Leiter der Militär- und Zivilverwaltung von Cherson, Kirill Stremussow, russischen Nachrichtenagenturen. 

Die südukrainische Region war im Zuge des im Februar begonnenen russischen Militäreinsatzes in der Ukraine erobert worden. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte den Einsatz im Nachbarland mit dem Vorwurf der Unterdrückung der dortigen russischsprachigen Bevölkerung begründet. Er hatte jedoch erklärt, Russland wolle nicht die Ukraine besetzen.

Die nördlich der 2014 von Moskau annektierten Krim gelegene Region Cherson ist für die Wasserversorgung der Halbinsel entscheidend. Seit Beginn des russischen Militäreinsatzes war ihre Einnahme der einzige wirkliche militärische Erfolg für Moskau. Die Eroberung der Region ermöglichte die Schaffung einer Landbrücke zwischen der Krim, dem pro-russischen Separatistengebiet Donezk und Russland.

12.17 Uefa-Kongress: Ukrainischer Verbandschef aus zerstörtem Stadion zugeschaltet

Mit eindringlichen Worten und Bildern hat der ukrainische Verbandspräsident Andrej Pawelko auf die dramatische Lage in seinem Heimatland aufmerksam gemacht. Der 46-Jährige wurde am Mittwoch in Wien beim Kongress der Europäischen Fußball-Union per Video zugeschaltet, er stand in einem von Bomben zerstörten Stadion im nordukrainischen Gebiet Tschernihiw.

“Die ukrainische Fußballgemeinschaft rettet Menschenleben, rettet das Leben von Kindern”, sagte Pawelko. “Hinter mir sehen sie das Stadion, das getroffen wurde, sie sehen, dass das Spielfeld vollständig zerstört wurde. Wir wurden bombardiert, auch heute in der Region, hier sind Bomben eingeschlagen.”

12.10 Uhr: Ungarn fordert Ausnahme von EU-Embargo gegen Öl-Importe

Ungarn fordert für sich eine umfassende Ausnahme von den geplanten EU-Sanktionen gegen russische Erdöl-Importe. “Die ungarische Regierung wird das Öl-Embargo unterstützen, wenn es uns nicht betrifft”, erklärt Außenminister Peter Szijjarto in einem Video auf seiner Facebook-Seite. Der Sanktionsvorschlag wäre für Ungarn etwa dann annehmbar, wenn sämtliche Öllieferungen, die über Pipelines aus Russland kommen, davon ausgenommen sind, fügt er hinzu.

In Verhandlungen, die nun seit einer Woche andauern, erzielten die EU-Länder noch keine Einigung über ein Öl-Embargo gegen Russland. Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, wegen des Ukraine-Kriegs den Import von russischem Rohöl in sechs Monaten zu beenden. Als Kompromiss schlägt die Kommission vor, Ungarn und der Slowakei bis Ende 2024 sowie Tschechien bis Mitte 2024 Zeit einzuräumen, um den Importstopp für Öl vollständig umzusetzen. 

11.01: Ukraine: Westliches Zögern bei Waffenlieferung brachte Putin Vorteil

Die zögerliche Haltung des Westens bei Waffenlieferungen hat dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba zufolge viele Ukrainer seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor rund zweieinhalb Monaten das Leben gekostet. “Hätte man uns von Anfang an zu allen Waffen, die wir erhalten müssen, angehört, hätten wir alle diese Waffen bereits erhalten”, sagt Kuleba in einem von “Politico” veröffentlichten Interview.

Die eigenen Soldaten wären dann inzwischen schon an den neuen Systemen ausgebildet und die Situation an der Front wäre besser, meint Kuleba. “Hier haben wir alle Zeit verloren und (dem russischen Präsidenten Wladimir) Putin einen Vorteil verschafft, den er nicht haben sollte.”

10.54 Uhr: Russisches Militär meldet Zerstörung ukrainischer Munitionsdepots

Die russischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben jeweils mehr als ein Dutzend Munitionsdepots und Gefechtsstände der Ukraine vernichtet. “Raketenstreitkräfte und Artillerieeinheiten haben 407 Gebiete mit Ansammlungen von Truppen und Militärtechnik beschossen, dabei 13 Gefechtsstände, 4 Stellungen von Raketenwerfern des Typs Ossa-AKM und 14 Munitionsdepots zerstört”, sagt der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, in Moskau. Hinzu käme die Zerstörung von zwei Kommandostellen und drei Munitionsdepots durch Heeresflieger und taktische Luftwaffe.

Insgesamt hätten russische Luft- und Artillerieschläge in der Nacht 280 ukrainische Soldaten getötet und fast 60 Militärfahrzeuge außer Gefecht gesetzt. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Konaschenkow spricht zudem vom Abschuss neun ukrainischer Drohnen, darunter eine über der strategisch wichtigen Schlangeninsel im Schwarzen Meer.

6.41 Uhr Ukraine vermeldet Geländegewinne rund um Großstadt Charkiw

Die ukrainischen Streitkräfte haben Geländegewinne rund um die zweitgrößte Stadt Charkiw im Osten des Landes vermeldet. “Die Besatzer werden nach und nach aus Charkiw zurückgedrängt”, sagt Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videobotschaft. “Die Ortschaften Tscherkassy Tyschky, Rusky Tyschky, Rubischne und Bayrak wurden befreit”, erklärt der ukrainische Generalstab auf Facebook.

Während die russischen Streitkräfte dadurch die Stadt Charkiw “noch weniger” mit Artiellerieangriffen treffen könnten, habe die “Intensität der Bombardierungen im Bezirk Charkiw zugenommen”. Die russischen Truppen hinterlassen nach Angaben der ukrainischen Regionalverwaltung zudem “Todesfallen” – Minen. 

Während die Ukrainer im Nordosten des Landes wieder die Kontrolle über verlorene Gebiete übernehmen, rücken die Russen etwa 150 Kilometer südöstlich im Donbass Stück für Stück vor. Das ukrainische Südkommando meldet “gnadenlose” Angriffe der russischen Streitkräfte auf Privathäuser, landwirtschaftliche Einrichtungen und die Stromversorgung.

5.00 Uhr: Ukrainer zur Ausbildung an der Panzerhaubitze 2000 eingetroffen

Ukrainische Soldaten sind zur Ausbildung an der Panzerhaubitze 2000 in Deutschland eingetroffen. Die künftigen Besatzungen des Waffensystems und technische Fachleute landeten gestern in Rheinland-Pfalz. Sie sollen ab heute in die Ausbildung an der Artillerieschule der Bundeswehr in Idar-Oberstein eingewiesen werden, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Regierungskreisen in Berlin erfuhr.

Zur Verteidigung gegen den russischen Angriff wollen Deutschland und die Niederlande der Ukraine insgesamt zwölf Panzerhaubitzen übergeben. Sie werden jeweils von fünf Soldaten bedient. Die Zahl der für die Schulung vorgesehenen Soldaten beträgt demnach mehr als 60. Dazu kommen technische Fachleute sowie Übersetzer.

Die Soldaten sind nach Informationen der dpa in Polen gestartet und wurden mit einer Transportmaschine der Bundeswehr, die im Internet zu verfolgen war, zum Flughafen Zweibrücken geflogen. Nach früheren Angaben soll die Ausbildung etwa 40 Tage dauern, abhängig vom Kenntnisstand der Soldaten auch weniger. Sie müssen lernen, die Panzerhaubitze zu fahren, mit ihr zu schießen und Störungen im Betrieb zu beseitigen.

4.52 Uhr: Wenig Hoffnung auf Abzug aus Azovstal

Die im Stahlwerk von Mariupol eingeschlossenen ukrainischen Soldaten dürfen das Gelände nach dem Willen der russischen Belagerer nicht verlassen. Das russische Militär habe jeden Vorschlag zum unbehinderten Abzug der belagerten Kämpfer aus dem Werk Azovstal abgelehnt, sagt Präsident Wolodymyr Selenskyj. Der Staatschef lobt unterdessen die “übermenschliche Stärke” der ukrainischen Truppen nach Erfolgen bei Charkiw, warnt aber zugleich davor, deswegen “übermäßige Emotionen” aufkommen zu lassen.

“Die Verteidiger Mariupols bleiben dort, sie setzen den Widerstand auf dem Gelände von Azovstal fort”, sagt Selenskyj. Kiew bemühe weiterhin alle zur Verfügung stehenden diplomatischen Möglichkeiten, um die Rettung der Soldaten zu ermöglichen. Russland besteht auf der Kapitulation der Azovstal-Verteidiger.

4.16 Uhr: US-Repräsentantenhaus verabschiedet Milliarden-Hilfspaket für Ukraine

Das Repräsentantenhaus in Washington hat ein von US-Präsident Joe Biden beantragtes Hilfspaket für die Ukraine um Milliarden Dollar aufgestockt und mit großer Mehrheit verabschiedet. In der Parlamentskammer stimmen 368 Abgeordnete sowohl von Bidens Demokraten als auch der oppositionellen Republikaner für den Gesetzesentwurf. Die 57 Gegenstimmen kommen aus den Reihen der Republikaner. Das Paket umfasst ein Volumen von fast 40 Milliarden Dollar (38 Milliarden Euro). Es werde “entscheidend dazu beitragen, dass die Ukraine nicht nur ihre Nation, sondern auch die Demokratie für die Welt verteidigt”, hieß es in einem Schreiben der Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, an Kollegen.

Der Senat – die andere Kammer im Kongress – muss noch zustimmen. Biden hatte den Kongress um 33 Milliarden Dollar gebeten. In dem nun aufgestockten Paket entfällt rund die Hälfte der Gesamtsumme auf den Verteidigungsbereich. Davon sind 6 Milliarden Dollar für direkte militärische Hilfe für die Ukraine vorgesehen. Weitere Milliardenbeträge sind unter anderem dafür geplant, US-Lagerbestände wieder mit militärischer Ausrüstung aufzufüllen, die an die Ukraine geschickt wurde. Andere Mittel sind unter anderem vorgesehen für humanitäre Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine oder für Menschen weltweit, die infolge des russischen Angriffskriegs Hunger leiden.

3.01 Uhr: Mehrere Opfer bei Beschuss von Saporischschja

Bei neuen russischen Angriffen in der Umgebung der südostukrainischen Stadt Saporischschja sind mindestens ein Mensch getötet und acht weitere verletzt worden. Nach Angaben der Regionalverwaltung seien vor allem Wohngebäude in Orechowo getroffen worden, berichtet die “Ukrajinska Prawda”. Wegen der Intensität des Beschusses sei vorübergehend die Zustellung humanitärer Hilfe in den Ort unterbrochen worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

2.02 Uhr: UN-Generalsekretär besucht Flüchtlingslager in Moldau

UN-Generalsekretär António Guterres hat in Moldau ein Aufnahmezentrum für Flüchtlinge aus der Ukraine besucht. “Es ist unmöglich, Flüchtlinge zu treffen und von ihren Geschichten nicht tief bewegt zu sein”, sagt der 73-Jährige laut einer UN-Mitteilung in der Hauptstadt Chisinau. Diese Tragödie zeige, dass “Krieg eine sinnlose Sache ist und dass dieser Krieg enden muss”, sagt er mit Bezug auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine.

1.22 Uhr: Amnesty-Generalsekretärin: Putin hasst Ukrainer

In der russischen Führung um Präsident Wladimir Putin herrscht nach Ansicht der Generalsekretärin der Menschenrechtsorganisation Amnesty International ein “Hass” gegen alle Ukrainer. “Es gibt Aussagen, Kommentare und Auftritte Putins und anderer russischer Führer, die zeigen, wie sie das Volk der Ukrainer ignorieren und hassen, in denen sie reden, als ob die Ukraine nicht existiert”, sagt Agnès Callamard im ukrainischen Fernsehen. “Und genau diese Aussagen werden wir als Teil der Beweisführung nutzen, wenn wir die Frage des Völkermords erörtern.”

Die in diesem Krieg eingesetzte Gewalt sei auf das von der Führung geschaffene Systemdenken zurückzuführen. “Gewalt wird zur Haupthandlungsweise, sie wird toleriert und manchmal sogar verherrlicht … Es gibt keine Kontrolle, und dies schafft die Bedingungen für gewalttätiges Verhalten, es gibt ein Regime der Straflosigkeit …”, wird Callamard von der Agentur Unian zitiert.

Es gebe zwar keine Beweise dafür, dass die Militärführung von den Soldaten Folter oder Mord verlange. “Aber wir haben Beweise dafür, dass die Führung diese Verbrechen nicht stoppt. Also wiederholen sie sich immer und immer wieder”, sagt die Amnesty-Generalsekretärin.

0.23 Uhr: Ukraine stellt kriegsbedingt Gas-Transit in Region Luhansk ein

Kriegsbedingt stellt die Ukraine den Transit von russischem Gas im Gebiet Luhansk im Osten des Landes ein. Damit fielen bis zu 32,6 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag weg – das sei fast ein Drittel der täglich über die Ukraine nach Europa transportierbaren Höchstmenge, teilt der ukrainische Gasnetzbetreiber mit. Aufgrund der russischen Besatzung sei es unmöglich geworden, den Punkt Sochraniwka sowie die Verdichterstation Nowopskow zu kontrollieren, heißt es. Der Betreiber berief sich auf einen Fall “höherer Gewalt”.

Sochraniwka ist Teil der Sojus-Pipeline, die vom russischen Gebiet Orenburg bis ins ukrainische Uschhorod führt. Der Transit-Teilstopp soll von 7 Uhr Ortszeit (6.00 MESZ) an gelten.

Die Ukrainer deuten an, dass Russen den Betrieb der Anlagen zuletzt gestört hätten. Russlands Energieriese Gazprom wiederum, der zuletzt täglich fast 100 Millionen Kubikmeter Gas durch die Ukraine in Richtung Europa gepumpt hatte, erklärt, man habe “keinerlei Bestätigungen über Umstände höherer Gewalt” erhalten.

kng
DPA
AFP

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