Ukraine-Krieg: Russische Truppen gruppieren sich wegen schwerer Verluste um

Die russischen Angreifer in der Ukraine versuchen sich nach ukrainischer Beobachtung wegen ihrer schweren Verluste umzugruppieren. Deshalb seien auch viele russische Verbände in Belarus in Bewegung, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Bericht am Sonntagmittag mit. Ziel sei, geschrumpfte Verbände abzulösen, Nachschub an Lebensmitteln, Treibstoff und Munition zu liefern sowie verwundete und kranke Soldaten abzutransportieren. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Zugleich hieß es: „Der Feind setzt seine umfassende bewaffnete Aggression gegen die Ukraine fort.“ Russische Truppen versuchten weiter, die Stadt Tschernihiw im Norden einzunehmen. Im Südosten dauerten Kämpfe um die Städte Rubischne, Sjewjerodonezk und Mariupol an. Der Generalstab bestätigte die am Samstag gemeldete Rückeroberung des wichtigen Ortes Trostjanez bei Sumy im Nordosten des Landes.

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In den besetzten Gebieten im Süden der Ukraine versuche die russische Nationalgarde den Widerstand der Bevölkerung zu ersticken, hieß es in dem Bericht aus Kiew.

Ohne Strom, Heizung und Wasser

In der von russischen Truppen eingekreisten Stadt Tschernihiw im Norden der Ukraine muss die Bevölkerung ohne Strom, Heizung und Wasser ausharren. Nur die Gasversorgung funktioniere noch teilweise, teilte die Regionalverwaltung am Sonntag mit. Die Infrastruktur sei durch „aktive Kampfhandlungen“ in der Stadt zerstört worden. Es werde versucht, die Schäden zu reparieren, schrieb Verwaltungschef Wjatscheslaw Tschaus auf Telegram.

Russische Truppen haben die Stadt dicht an der Grenze zu Russland und Belarus seit Längerem eingekesselt. Von Tschernihiw führt eine strategisch wichtige Straße 125 Kilometer nach Süden in die Hauptstadt Kiew.

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Schon am Samstag beklagte Bürgermeister Wladyslaw Atroschenko große Zerstörungen durch russische Truppen. „Die Stadt ist komplett verwüstet“, sagte er. In den vergangenen Wochen seien mehr als 200 Zivilisten getötet worden. Von den mehr als 285.000 Einwohnern in Tschernihiw vor dem Krieg sei mittlerweile nicht einmal mehr die Hälfte übrig. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Die Vereinten Nationen (UN) beziffern die Zahl der im Ukraine-Krieg umgekommenen Zivilisten auf mindestens 1119. Vom Beginn des russischen Angriffs am 24. Februar an bis zum 26. März seien außerdem 1790 Zivilisten verletzt worden. Unter den Toten seien 32 Jungen, 15 Mädchen und 52 weitere Kinder, deren Geschlecht nicht festgestellt worden sei. Aufgrund der schwierigen Erfassung seien die tatsächlichen Opferzahlen wahrscheinlich beträchtlich höher. Zu Tode gekommen seien die meisten durch Explosivwaffen mit weiträumiger Wirkung wie Artilleriebeschuss sowie Raketen- und anderen Luftangriffen.

Ein zerstörtes Wohngebäude in Tschernihiw

Ein zerstörtes Wohngebäude in Tschernihiw

Quelle: dpa/Yuriy Vasilenko

Separatisten planen Referendum über Beitritt zu Russland

Die prorussischen Separatisten im umkämpften Gebiet Luhansk im Osten der Ukraine wollen über einen Beitritt der Region zu Russland abstimmen lassen und erhöhen damit den Druck auf Kiew. „Ich denke, dass in nächster Zeit auf dem Gebiet der Volksrepublik ein Referendum durchgeführt wird, auf dem das Volk sein absolutes verfassungsmäßiges Recht wahrnehmen wird und seine Meinung sagt zu einem Beitritt zur Russischen Föderation.“ Das sagte der Luhansker Separatistenführer Leonid Passetschnik der Staatsagentur Tass zufolge am Sonntag.

Russland hatte im Februar gegen den Protest der Ukraine und des Westens die abtrünnigen Gebiete Luhansk und Donezk als Staaten anerkannt.

Ein möglicher Beitritt von Luhansk zu Russland dürfte die Lage weiter eskalieren. Das russische Militär hatte nach nicht unabhängig überprüfbaren Angaben mitgeteilt, dass die Region zu über 90 Prozent der ukrainischen Kontrolle entrissen sei.

Aus dem ukrainischen Außenministerium hieß es, eine solche Abstimmung in Luhansk werde nicht anerkannt werden. „Gefälschte Referenden in den besetzten Teilen der Ukraine sind null und nichtig“, schrieb Ministeriumssprecher Oleg Nikolenko auf Twitter. In Russland gab es in politischen Kreisen unterdessen Diskussionen über ein Für und Wider eines Referendums.

Ein Mann bedeckt in Sievierodonetsk in der Luhansk-Region eine Leiche mit einem Plakat des örtlichen Theaters

Ein Mann bedeckt in Sievierodonetsk in der Luhansk-Region eine Leiche mit einem Plakat des örtlichen Theaters

Quelle: REUTERS

Russische Truppen wollen Ukrainer im Osten einkesseln

Die Invasionstruppen versuchen nach britischen Angaben, ukrainische Truppen im Osten des Landes einzukreisen. Die Verbände stießen von Charkiw aus nach Süden und von Mariupol aus noch Norden vor, teilte das britische Verteidigungsministerium am Sonntag mit. Das gefährde ukrainische Truppen, die prorussische Separatisten im Donbass bekämpfen.

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dpatopbilder - 25.03.2022, Ukraine, Charkiw: Flammen und Rauch steigen nach einem russischen Angriff in Charkiw auf. Foto: Felipe Dana/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Im Norden der Ukraine gab es den Angaben zufolge kaum Bewegung in den umkämpften Gebieten. Ukrainische Gegenangriffe behinderten Versuche der Russen, ihre Kräfte neu zu organisieren, hieß es in London. Die russischen Streitkräfte hätten aber weiter Ziele in der gesamten Ukraine beschossen.

Dabei seien sie auf Raketen angewiesen, die sie von russischem Territorium aus abfeuern können, weil die ukrainische Luftabwehr immer wieder russische Kampfflugzeuge ins Visier nehme. Allerdings sei der russische Vorrat an Raketen begrenzt, sodass die Invasoren entweder auf weniger zielgenaue Raketen zurückgreifen oder größere Risiken für ihre Luftwaffe in Kauf nehmen müssten.

Slawutytsch unter russischer Kontrolle

Die russische Armee hat nach ukrainischen Angaben die Kontrolle über die Kleinstadt Slawutytsch übernommen, den Wohnort des Personals der Atomruine von Tschernobyl. Wie die Militärverwaltung der Region Kiew am Samstag auf Telegram mitteilte, drangen russische Soldaten in die Stadt ein, besetzten das städtische Krankenhaus und nahmen kurzzeitig den Bürgermeister gefangen. Stunden später kam Bürgermeister Juri Fomitschew dann wieder frei. Am Abend meldete er den Tod von drei Menschen.

Aus Protest gegen die Besatzung waren die Einwohner von Slawutytsch auf die Straßen gegangen und mit einer riesigen ukrainischen Flagge Richtung Krankenhaus gezogen, wie die Regionalbehörden bekannt gaben. Die Militärverwaltung veröffentlichte Bilder, auf denen sich Dutzende Menschen um eine ukrainische Flagge versammeln und „Ruhm der Ukraine“ skandieren. Das russische Militär habe Warnschüsse abgegeben und die Demonstranten mit Blendgranaten beworfen.

Aktuelle Lage in der Ukraine

Quelle: Infografik WELT

Die Demonstration mit 5000 Menschen habe friedlich geendet, sagte Fomitschew der Nachrichtenagentur AFP, die den Bürgermeister nach seiner Freilassung telefonisch erreichte. „Ich bin freigelassen worden, alles ist in Ordnung, soweit sich das unter Besatzung sagen lässt“, sagte er. Er versicherte den Bürgern, dass die russischen Truppen die Stadt bald wieder verlassen würden.

Wenig später teilte Fomitschew allerdings in einem auf Facebook veröffentlichten Video mit, dass mindestens drei Menschen gestorben seien – ohne jedoch anzugeben, wann und unter welchen Umständen.

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Ukraine-Krieg - Charkiw

„Wir haben einige Tote, das ist wahr. Drei bestätigte Todesfälle bis jetzt“, sagte er. „Wir haben noch nicht alle identifiziert.“ Er wies darauf hin, dass sich „Zivilisten unter ihnen“ befunden hätten. „Wir haben unsere Stadt standhaft verteidigt“, aber „unsere Kräfte waren absolut ungleich verteilt“, fügte Fomitschew hinzu.

Die 25.000-Einwohner-Stadt Slawutytsch war 1986 nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl gegründet worden. Sie befindet sich 160 Kilometer nördlich von Kiew.

Mehrere Angriffe in Regionen Donezk und Luhansk abgewehrt

Der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte erklärt, Russland habe seine „bewaffnete Aggression in vollem Umfang“ fortgesetzt. Allerdings hätten die ukrainischen Streitkräfte sieben Angriffe in den östlichen Regionen Donezk und Luhansk zurückgeschlagen. Dabei hätte sie mehrere Panzer und gepanzerte Fahrzeuge zerstört. Die Angaben über die Kämpfe in der Ukraine können nicht unabhängig überprüft werden.

Die Ukraine wirft Russland außerdem vor, mit der Zerstörung ukrainischer Treibstoff- und Lebensmittellager begonnen zu haben. Dies bedeute, dass die Regierung in Kiew bald die entsprechenden Vorräte großflächiger verteilen müsse, sagte der Berater des Innenministeriums, Vadym Denysenko, im Fernsehen. Russland verlege zudem zu einem Truppenaustausch Streitkräfte an die Grenze. Die könne bedeuten, dass Russland neue Versuche unternehmen wolle, die Invasion in der Ukraine voranzutreiben.

Schwarzer Rauch steigt nach russischen Raketeneinschlägen aus einem Treibstofflager der westukrainischen Großstadt Lwiw auf

Schwarzer Rauch steigt nach russischen Raketeneinschlägen aus einem Treibstofflager der westukrainischen Großstadt Lwiw auf

Quelle: dpa/-

Militärische Ziele in Lwiw mit Marschflugkörpern beschossen

In der westukrainischen Stadt Lwiw hat Russland hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau militärische Ziele mit Marschflugkörpern angegriffen. Diese seien eingesetzt worden, um eine Anlage in der Stadt zu treffen, in der Flugabwehrsysteme, Radarstationen und Zielgeräte für Panzer repariert würden, hieß es in einer am Sonntag verbreiteten Erklärung.

Zudem sei am Samstag ein von ukrainischen Streitkräften genutztes Tanklager mit Langstreckenraketen attackiert und zerstört worden. „Die Streitkräfte der Russischen Föderation setzen die Offensivaktionen im Rahmen der speziellen Militäroperation fort“, so das Ministerium unter Verweise auf die offizielle russische Bezeichnung der Invasion.

Russland habe seegestützte Langstreckenraketen eingesetzt, um ein Arsenal von S-300-Raketen und BUK-Flugabwehr-Raketensystemen in der Nähe von Kiew zu zerstören, hieß es weiter. Russische Streitkräfte hätten zudem eine Reihe von Drohnen zerstört.

Einwohner von Lwiw (Lemberg) verstecken sich vor Raketenangriffen

Einwohner von Lwiw (Lemberg) verstecken sich vor Raketenangriffen

Quelle: AP/Nariman El-Mofty

Russen beschießen ukrainischen Forschungsreaktor

In Charkiw geriet eine Atomforschungsanlage nach ukrainischen Angaben erneut unter russischen Beschuss. Die am Samstag entstandenen Schäden im physikalisch-technischen Institut könnten wegen der Kämpfe derzeit nicht untersucht werden, teilte die staatliche Atominspektion mit. In dem Institut steht den Angaben zufolge eine Versuchsanlage mit einer Neutronenquelle für Forschungszwecke und zur Herstellung von Radioisotopen für Industrie und Medizin.

Sie war nach ukrainischen Angaben bereits zuvor beschossen worden. Die Internationale Atomenergiebehörde hat erklärt, in der Anlage befänden sich nur geringe Mengen radioaktiven Materials, das nicht hoch angereichert sei. Das reduziere die Gefahr, dass bei Schäden Strahlung freigesetzt wird.

Ukrainischer Geheimdienstchef – Russland will Teilung der Ukraine

Russland will nach Darstellung des ukrainischen Militärgeheimdienstes die Ukraine in zwei Teile spalten. So wolle Russland eine von der Regierung in Moskau kontrollierte Region schaffen, nachdem es nicht gelungen sei, das ganze Land einzunehmen, sagt Geheimdienstchef Kyrylo Budanow. „In der Tat ist dies ein Versuch, ein Nord- und Südkorea in der Ukraine zu schaffen“, erklärte er. Die Ukraine werde bald einen Guerillakrieg in den von Russland besetzten Gebieten beginnen.

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Selenskyj fordert erneut schwere Waffen

Unterdessen hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die internationale Gemeinschaft erneut zur Lieferung schwerer Waffen aufgerufen. Sowohl in einer Videokonferenz mit dem polnischen Staatschef Andrzej Duda am Samstag als auch in einer in der Nacht zum Sonntag ausgestrahlten Videobotschaft forderte er Kampfflugzeuge und Panzer für die ukrainischen Streitkräfte.

„Die Ukraine kann russische Raketen nicht mit Schrotflinten und Maschinengewehren abschießen“, sagte er. Und die schwer umkämpfte Hafenstadt Mariupol etwa könne nicht ohne ausreichende Bestände an Panzern, schwerem Gerät und Flugzeugen befreit werden.

Im Gespräch mit seinem polnischen Kollegen warnte Selenskyj, dass ohne die Lieferung von Kampfflugzeugen und Panzern an die ukrainischen Streitkräfte das russische Militär eine spätere Bedrohung für die Nato-Nachbarstaaten darstellen könnte.

Ein ukrainischer Soldat steht nach einem Gefecht auf einem zerstörten russischen Schützenpanzer in Charkiw

Ein ukrainischer Soldat steht nach einem Gefecht auf einem zerstörten russischen Schützenpanzer in Charkiw

Quelle: Efrem Lukatsky/AP/dpa

„Wenn die Partner der Ukraine nicht mit Flugzeugen und Panzern helfen, und diese Möglichkeiten haben sie, dann besteht ein hohes Risiko, dass die russische Armee nicht nur eine Raketen-Gefahr für die Territorien unserer Nachbarn darstellt – Polen, Slowakei, Ungarn, Rumänien und die Staaten im Baltikum – sondern auch eine direkte allgemeine militärische Bedrohung“, sagte Selenskyj nach Darstellung der offiziellen Website des ukrainischen Präsidenten.

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Polen hatte vor einiger Zeit eine mögliche indirekte Übergabe seiner Kampfflugzeuge des sowjetischen Typs MiG-29 an die ukrainischen Streitkräfte angedeutet. Um die Jets nicht direkt an die Ukraine zu übergeben, sollten die Flugzeuge zuerst an die US-Streitkräfte überstellt werden. Dieser Vorstoß wurde von den USA abgelehnt. Eine solche Maßnahme könnte zu einer direkten Konfrontation zwischen Nato-Kräften und russischem Militär führen, was eine Eskalation des Krieges nach sich ziehen könnte, hieß es zur Begründung.

Mariupols Bürgermeister: Russen wollen die Stadt ausradieren

Die Verteidiger der ukrainischen Hafenstadt Mariupol bieten den russischen Angreifern nach den Worten von Bürgermeister Wadym Bojtschenko „heroischen Widerstand“. In einem Gespräch mit der Agentur Unian berichtete er in der Nacht zum Sonntag von extrem schweren Kämpfen. Er warf den russischen Militärs vor, rücksichtslos gegen alle Bewohner der inzwischen schwer zerstörten Stadt vorzugehen, auch gegen die ethnischen Russen. „Sie hatten nicht den Auftrag, irgendjemanden zu schützen“, sagte Bojtschenko. „Ihre Aufgabe ist einfach, die Stadt von der Erdoberfläche auszuradieren, samt Bewohnern.“ Dies sei schlicht Völkermord, „eine andere Bezeichnung kann es dafür nicht geben“.

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Eine Frau und ein Kind aus Mariupol im Zug nach Lemberg

Flüchtlinge aus der Ukraine

Über Mariupol wehe aber weiterhin die ukrainische Flagge, es bleibe weiterhin eine ukrainische Stadt. „Und unsere Soldaten tun alles, damit dies auch in Zukunft so bleibt“, sagte Bojtschenko. Allerdings seien einige Stadtteile bereits unter russischer Kontrolle. „Die Stadt ist eingekesselt, der Ring zieht sich immer enger.“

Über die Zukunft der Stadt oder gar deren Befreiung durch ukrainische Truppen von außerhalb wollte sich Bojtschenko nicht äußern. „Selbst der Generalstab der ukrainischen Armee hat darauf sicher keine Antwort“, meinte Bojtschenko. „Ich denke, wir müssen Geduld und Kraft haben, die Zeit wird es zeigen.“

Zuletzt hatten die Behörden Mariupols die Zahl der Todesopfer unter der Zivilbevölkerung mit 2187 angegeben. „Ich kann sagen, dass die Zahl inzwischen erheblich höher ist“, sagte Bojtschenko, ohne weitere Details zu nennen. Von den ursprünglich 540.000 Einwohnern sei bereits über die Hälfte evakuiert worden.

Flucht aus der Ukraine

Quelle: Infografik WELT/Markus Wüste

Zwei Fluchtkorridore geplant

Die ukrainischen Behörden können bedrängten Zivilisten weiter nicht direkt bei der Flucht aus der schwer umkämpften Stadt Mariupol helfen. Flüchtlinge aus Mariupol sollten am Sonntag mit einem Buskonvoi aus der nahegelegenen Stadt Berdjansk abgeholt werden, kündigte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk an. 15 Busse sollten die Menschen weiter in die zentralukrainische Stadt Saporischschja bringen.

Wer die Flucht aus Mariupol im Auto schaffe, könne in Berdjansk umsonst nachtanken, sagte Wereschtschuk in Kiew in einer Videobotschaft.

Sie konnten noch aus Mariupol flüchten und warten am Bahnhof von Saporischschja auf die Abfahrt des Zuges nach Lemberg

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Quelle: dpa/Evgeniy Maloletka

Ein zweiter Fluchtkorridor wurde für Sonntag im ostukrainischen Gebiet Luhansk ausgewiesen. Über zehn festgelegte Routen hatten sich am Samstag 5200 Menschen aus besonders umkämpften Gebieten retten können, wie die Agentur Unian meldete. Nach nicht überprüfbaren russischen Angaben ist die Region Luhansk zu mehr als 90 Prozent unter Kontrolle der von Moskau unterstützen Separatisten.

Seit Beginn des russischen Angriffs vor rund einem Monat hat allein die Bundespolizei bisher 266.975 Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland erfasst. Das teilte das Bundesinnenministerium am Sonntag auf Twitter mit. Überwiegend seien es Frauen, Kinder und alte Menschen. Die tatsächliche Zahl der Geflüchteten ist unbekannt, weil es keine flächendeckenden Grenzkontrollen gibt – sie dürfte deutlich höher liegen. Nicht erfasst wird außerdem, wie viele der Menschen von Deutschland aus weiterreisen in andere Staaten.

Ukrainer müssen sich auch nicht bei den deutschen Behörden registrieren, weil sie für 90 Tage visumfrei einreisen können. Erfasst werden sie bei den Behörden erst, wenn sie sich dort melden, etwa um staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

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