Ukraine-Krieg: Geberkonferenz bringt mehr als sechs Milliarden Euro

Selenskyj lädt Steinmeier und Scholz ein +++ Bärbel Bas reist nach Kiew +++ Bundesregierung will Ukraine bis Ende Juni Panzerhaubitzen liefern +++ Alle Entwicklungen zum Krieg in der Ukraine im stern-Ticker. 

Die Ukraine hofft auf weitere Rettungsaktionen für bedrohte Zivilisten aus der von Russland fast vollständig eroberten Hafenstadt Mariupol. Das russische Militär kündigte für heute, Freitag und Samstag jeweils Feuerpausen an, damit die Menschen das dort belagerte Stahlwerk Azovstal verlassen können. In Kiew sicherte Präsident Wolodymyr Selenskyj dasselbe für die ukrainische Seite zu. “Wir hoffen, weiterhin Menschen aus Azovstal, aus Mariupol retten zu können”, sagte er in seiner abendlichen Videoansprache am Mittwoch.

Mit schweren Raketenangriffen auf Bahnanlagen in der Ukraine versuchten russische Truppen am Mittwoch weiter, die Nachschubwege für westliche Waffen zu zerstören. In der polnischen Hauptstadt Warschau soll heute eine internationale Geberkonferenz Geld für humanitäre Hilfe in der kriegsgeplagten Ukraine sammeln.

Die Meldungen zum Krieg in der Ukraine am Donnerstag, 5. Mai: 

16.13 Uhr: Ukrainische Kämpfer: Russen verletzen Waffenruhe in Mariupol

Ukrainische Kämpfer haben russischen Truppen einen Bruch der vereinbarten Waffenruhe zur Evakuierung von Zivilisten aus dem Stahlwerk Azovstal in der Hafenstadt Mariupol vorgeworfen. “Wieder einmal haben die Russen das Waffenstillstandsversprechen gebrochen und die Evakuierung von Zivilisten, die sich weiterhin im Kellern des Werks verstecken, nicht erlaubt”, sagte der Vizekommandeur des ukrainischen Asow-Regiments, Swjatoslaw Palamar, in einer auf Telegram veröffentlichten Videobotschaft.

Zuvor bekräftigte der Kreml in Moskau, dass Fluchtkorridore für die eingeschlossenen Menschen in der südukrainischen Großstadt geöffnet seien. Russlands Militär hatte am Mittwoch angekündigt, bis einschließlich Samstag mehrere Stunden täglich jegliche Kampfhandlungen einzustellen. Unklar blieb zunächst, ob Zivilisten die Flucht gelang oder nicht.

15.01 Uhr: Selenskyj lädt Steinmeier und Scholz ein

Drei Wochen nach dem Eklat um die Ausladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Ukraine die Spitzen von Staat und Regierung Deutschlands zu einem Besuch eingeladen: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj habe Einladungen an Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ausgesprochen, hieß es aus dem Präsidialamt in Berlin. Steinmeier und Selenskyj hatten zuvor ein Telefonat geführt.

15 Uhr: Geberkonferenz für Ukraine erbringt mehr als sechs Milliarden Euro

Eine internationale Geberkonferenz für die Ukraine hat in Warschau Zusagen von mehr als sechs Milliarden Euro erbracht. Das sagte Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki zum Abschluss der gemeinsam mit Schweden organisierten Veranstaltung. Morawiecki zufolge wird das Geld “zur Unterstützung der Ukraine und all jener eingesetzt, die der Ukraine helfen”. Polen hat mehr als drei Millionen ukrainische Flüchtlinge aufgenommen.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte weitere 200 Millionen Euro an Ukraine-Hilfe zu. Das Geld solle ukrainischen Binnenflüchtlingen zugute kommen. EU-Ratspräsident Charles Michel stellte Kiew zudem einen “europäischen Marshall-Plan” zum Wiederaufbau nach dem Krieg in Aussicht.

14.30 Uhr: Kiew schafft staatliche Spendenplattform im Kampf gegen Kriegsfolgen

Die Ukraine hat wegen des russischen Angriffskriegs eine eigene staatliche Spendenplattform geschaffen. “Jeder kann mit einem Klick eine Spende aus jedem Land machen”, betonte Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Mitteilung dazu am Donnerstag. Über die Website United24 könne nun gesondert für die Armee, humanitäre Zwecke oder den Wiederaufbau nach dem Krieg gespendet werden. Möglich sind der Seite zufolge Banktransfers, Zahlungen per Kreditkarte aber auch mit Cryptogeld.

Die Zentralbank solle jeden Tag Bericht über den Eingang von Mitteln erstatten. Die zuständigen Ministerien sollen zudem einmal wöchentlich über die Mittelverwendung berichten. Vierteljährlich findet demnach eine externe Überprüfung statt. Bereits jetzt wird ein Großteil vor allem der Sozialausgaben des ukrainischen Haushalts mit Mitteln der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds finanziert. Die Ukraine gilt dabei der Nichtregierungsorganisation Transparency International nach als eines der korruptesten Länder Europas.

14.22 Uhr: Litauen nimmt neue Gasfernleitung nach Polen in Betrieb

Litauen hat offiziell eine neue Gasverbindungsleitung nach Polen in Betrieb genommen. Mit der 508 Kilometer langen Pipeline wird das Gasnetz des baltischen EU-Landes und seiner Nachbarn an das westeuropäische Netz angeschlossen. Die rund 500 Millionen Euro teure Ferngasleitung gilt als eines der wichtigsten strategischen Energieprojekte, mit denen der östliche Ostseeraum mit Kontinentaleuropa verbunden wird. Damit soll die Versorgungsicherheit erhöht und die einst hohe Abhängigkeit der Region von russischen Energielieferungen weiter reduzieren werden. 

“Dies ist ein besonderer Tag für Litauen und Polen sowie für unsere Nachbarn im Ostseeraum – Lettland, Estland und Finnland. Heute festigen wir unsere Energieunabhängigkeit und stärken unsere Widerstandsfähigkeit gegen politischen Druck und Energieerpressung aus dem Osten”, sagte der litauische Staatspräsident Gitanas Nauseda bei einer Zeremonie in einer Gaskompressorstation nahe Vilnius. Dabei drückte er mit seinen Kollegen aus Polen und Lettland, Andrzej Duda und Egils Levits, und EU-Energiekommissarin Kadri Simson symbolisch einen Startknopf.

14.13 Uhr: Steinmeier telefoniert mit Selenskyj

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefoniert. Bei dem Gespräch seien “Irritationen aus der Vergangenheit ausgeräumt” worden, heißt es aus dem Präsidialamt in Berlin. Beide Präsidenten bezeichneten das Telefonat demnach als “sehr wichtig und sehr gut”. Das Telefonat erfolgte drei Wochen nach Steinmeiers Ausladung durch die Ukraine. Die Ausladung hatte für eine diplomatische Verstimmung zwischen Deutschland und der Ukraine gesorgt.

Der Bundespräsident habe dem ukrainischen Präsidenten “seine Solidarität, Respekt und Unterstützung für den mutigen Kampf des ukrainischen Volkes gegen die russischen Aggressoren ausgesprochen”, heißt es in Berlin. Die Staatsoberhäupter hätten vereinbart, “in engem Kontakt” zu bleiben. 

Deutschland habe die Ukraine “in ihrem Verteidigungskampf von Anfang an finanziell, wirtschaftlich und auch militärisch unterstützt” und stehe “mit vereinten Kräften solidarisch an der Seite der Ukraine”, heißt es aus dem Bundespräsidialamt.

14.02 Uhr: EU-Parlament verurteilt sexuelle Gewalt gegen ukrainische Frauen

Das Europäische Parlament hat sexuelle Gewalt gegen ukrainische Frauen in dem Kriegsland und in der EU scharf verurteilt. Die Abgeordneten verurteilten am Donnerstag in Straßburg “aufs Schärfste den Einsatz sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt als Kriegswaffe”. In der nicht bindenden Entschließung, für die eine große Mehrheit der Parlamentarier stimmte, betonten diese zudem, dass es sich dabei um ein Kriegsverbrechen handele.

Neben sexueller Gewalt gegen Frauen in der Ukraine kritisierte das EU-Parlament Übergriffe in Aufnahmezentren in der Europäischen Union. Die Abgeordneten zeigten sich “besorgt über die wachsende Zahl von Berichten über Menschenhandel, sexuelle Gewalt, Ausbeutung” von aus der Ukraine geflohenen Frauen und Kindern in Europa.

13.59 Uhr: Von der Leyen kündigt weitere 200 Millionen Euro für Ukraine an

Die Europäische Union hat bei der internationalen Geberkonferenz für die Ukraine ein neues Hilfspaket im Umfang von 200 Millionen Euro angekündigt. Es soll den mehreren Millionen vertriebenen Menschen in dem Land zugute kommen.

“Wir sind hier mit dem klaren Ziel zusammengekommen, den mutigen Menschen in der Ukraine zu helfen”, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei der Konferenz in Warschau. Dieses bekämpfe einen Aggressor und trete für seine Freiheit ein.

13.50 Uhr: Kreml zeigt sich siegessicher

Russland hat sich ungeachtet der westlichen Unterstützung für die Ukraine als siegessicher gezeigt. “Unserem Militär ist bekannt, dass die USA, Großbritannien und die Nato als Ganzes ständig Geheimdienstinformationen und andere Daten an die ukrainischen Streitkräfte übermitteln”, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag der Agentur Interfax zufolge. Peskow verwies zudem auf westliche Waffenlieferungen an die Ukraine.

“Das sind alles Handlungen, die nicht zum schnellen Abschluss der Operation beitragen, aber zugleich nicht in der Lage sind, das Erreichen der für die militärische Spezial-Operation gesetzten Ziele zu verhindern”, sagte der Sprecher von Russlands Präsident Wladimir Putin. Moskau bezeichnet den Angriffskrieg gegen die Ukraine offiziell stets nur als “militärische Spezial-Operation”.

13.40 Uhr: Ukraine meldet anhaltende Kämpfe um Asow-Stahlwerk trotz angekündigter Feuerpause

Trotz einer von Russland angekündigten Feuerpause haben die Kämpfe um das Asow-Stahlwerk in Mariupol am Donnerstag nach ukrainischen Angaben weiter angehalten. Russland versuche, die letzten verbliebenen ukrainischen Verteidiger auf dem Gelände zu “vernichten”, erklärte die ukrainische Armee. Der Kreml dementierte und erklärte, die Feuerpause werde eingehalten.

Moskau hatte am Mittwochabend eine dreitägige Feuerpause zur Evakuierung von Zivilisten aus dem Asow-Stahlwerk im südukrainischen Mariupol angekündigt. Die russischen Streitkräfte wollten demnach am Donnerstag, Freitag und Samstag jeweils von 08.00 bis 18.00 Uhr (07.00 – 17.00 Uhr MESZ) Fluchtkorridore für Zivilisten aus dem Industriekomplex öffnen. In dieser Zeit würden “alle Feindseligkeiten einseitig” eingestellt, kündigte das Verteidigungsministerium in Moskau am Mittwochabend an. Die Zivilisten aus dem Stahlwerk könnten nach Russland oder in ukrainisch kontrollierte Gebiete reisen.



Krieg in der Ukraine: Geberkonferenz bringt mehr als sechs Milliarden Euro für die Ukraine ein

13.35 Uhr: Merz dringt auf Wiedereröffnung deutscher Botschaft in Kiew

CDU-Chef Friedrich Merz dringt nach seinem Besuch in Kiew auf die Wiedereröffnung der deutschen Botschaft in der Ukraine. “In Kiew sind schon 30 Botschaften wiedereröffnet worden”, sagte Merz der “Rheinischen Post” (Bezahlinhalt). Die deutsche Botschaft zähle zu den letzten, die immer noch geschlossen seien.

Zwar zähle Deutschland mit zu den größten Geldgebern der Ukraine, dennoch verfestige sich international das Bild, dass die Bundesregierung immer nur zögere, kritisierte der CDU-Chef. Es entstehe der Eindruck, man müsse uns immer drängen. “Wir stehen nie vorn. Bei Waffenlieferungen ist das noch nachvollziehbar, aber bei der Botschaft hätten wir ein Zeichen setzen können”, sagte Merz. Die deutsche Botschaft in Kiew war unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen das Land geschlossen worden, die dort Beschäftigten wurden außer Landes gebracht.

13.31 Uhr: EU unterstützt Moldau mit weiteren 52 Millionen Euro

Die EU unterstützt die Republik Moldau mit weiteren 52 Millionen Euro für Reformen und Wiederaufbau. “Die letzten Jahre waren mit der Covid-19-Pandemie, der Gaskrise und jetzt den Folgen von Russlands Krieg gegen die Ukraine äußerst schwierig”, sagte der für Nachbarschaft und Erweiterung zuständige EU-Kommissar Olivér Várhelyi. Zudem betonte er, die Reaktion der moldauischen Bevölkerung auf die Flüchtlingsbewegung der Ukrainerinnen und Ukrainer sei beispielhaft gewesen. UN-Angaben zufolge sind in das kleine Land mit gut 2,5 Millionen Einwohnern bereits 450 000 Menschen aus der Ukraine geflohen. Die EU unterstützt Moldau nach Angaben der Kommission bereits mit Krisenhilfen in Höhe von knapp 250 Millionen Euro.

13.21 Uhr: Selenskyj fordert “neuen Marshall-Plan” für die Ukraine

Die Ukraine braucht für ihren Wiederaufbau nach Ansicht von Präsident Wolodymyr Selenskyj eine moderne Version des Marshall-Plans. Für die Rückkehr zu einem sicheren Leben werde sein Land Geld, Technologie, Fachleute und Wachstumsperspektiven benötigen, sagte Selenskyj am Donnerstag per Videoschalte vor den Teilnehmern der internationalen Geberkonferenz in Warschau. “Das wird eine Investition in die Stabilität von ganz Mittel- und Osteuropa sein.”

Die von Polen und Schweden gemeinsam organisierte Geberkonferenz soll Geld für humanitäre Hilfe für die von Russland angegriffene Ukraine sammeln. Partner der Konferenz sind die Präsidenten der Europäischen Kommission und des Europäischen Rates. Auch die Vereinten Nationen beteiligen sich.

12.55 Uhr: Russland weist sieben dänische Diplomaten aus

Als Reaktion auf die Ausweisung russischer Diplomaten aus Dänemark verweist Moskau nun seinerseits sieben dänische Botschaftsangehörige des Landes. “Am 5. Mai wurde der dänische Botschafter in Russland, Carsten Søndergaard, ins Außenministerium einberufen, weil Kopenhagen unberechtigt 15 Mitarbeiter der russischen Botschaft und Handelsvertretung in Dänemark zu unerwünschten Personen erklärt hat und die dänische Obrigkeit Kiew Militärhilfe leistet”, teilt das russische Außenministerium mit.

Im Gegenzug müssten nun sieben dänische Diplomaten innerhalb von zwei Wochen Russland verlassen. Einem weiteren Diplomaten sei das Visum verweigert worden. Moskau behalte sich zudem weitere Maßnahmen vor.

11.15 Uhr: Verteidigungsexperte Hahn findet Regierung zu zögerlich bei Waffenlieferungen an Ukraine

Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Florian Hahn (CSU), wirft der Bundesregierung vor, bei den Waffenlieferungen an die Ukraine weiterhin zu zurückhaltend  zu agieren. Er könne “immer noch nicht wirklich konsistentes, überzeugendes Handeln der Bundesregierung erkennen”, sagte Hahn am Donnerstag. Die Regierung sei “sehr zögerlich unterwegs” und verkünde “unter Druck” immer wieder Dinge, die sie “dann nicht vollständig einhalten kann”.

Hahn, der sich derzeit im Baltikum aufhält und dort unter anderem Nato-Truppen besucht, verwies auf das Vorgehen der Bundesregierung in Bezug auf den Flugabwehrpanzer Gepard. In der vergangenen Woche hatte Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) erklärt, die beim Rüstungskonzern Krauss-Maffei Wegmann vorhandenen, von der Bundeswehr ausgemusterten Panzer sollten an die Ukraine geliefert werden. Sie kündigte dies bei einem internationalen Ministertreffen auf der US-Basis Ramstein in Rheinland-Pfalz an.

Es gebe allerdings beim Gepard “große Fragezeichen” in Sachen Ausbildung für dieses Waffensystem “und noch viel größere Fragezeichen bei dem Thema Munition”, sagte Hahn. In den Beständen der Bundeswehr sei nur noch “eine sehr geringe Anzahl” von Munitionseinheiten vorhanden, die in der Ukraine “in Nullkommanix” verbraucht würden. 

11.06 Uhr: EnBW-Chef fordert schnelleren Umbau der Energieversorgung

Der Energiekonzern EnBW dringt bei der Energieversorgung in Deutschland auf eine stärkere und schnellere Ausrichtung auf erneuerbare Energien und den Einsatz von Wasserstoff. “Damit einher geht eine Ausweitung und eine effektive Beschleunigung aller notwendigen Investitionen in die erforderliche Infrastruktur”, sagte Vorstandschef Frank Mastiaux am Donnerstag bei der digitalen Hauptversammlung des Karlsruher Versorgers. “Dafür brauchen wir heute mehr denn je schlanke Prozesse und eine effiziente Umsetzung.” Politik, Gesetze und Selbstorganisation müssten dies gewährleisten.

“Der Krieg in der Ukraine hat nicht nur fürchterliches Leid für viele Menschen gebracht”, sagte Mastiaux. “Er wird auch unsere Energieversorgung tiefgreifend verändern.” Der Vorstandsvorsitzende verlässt die EnBW Ende September. Nachfolger wird Andreas Schell.

10.59 Uhr: Russische Grenzregion Belgorod meldet erneut Beschuss von Ortschaften

Beim Beschuss von zwei Ortschaften in der westrussischen Region Belgorod an der Grenze zur Ukraine sind nach Behördenangaben ein Haus und eine Garage beschädigt worden. “Von ukrainischer Seite aus stehen Schurawljowka und Nechotejewka unter Beschuss”, teilt der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, in seinem Telegram-Kanal mit. Seinen Angaben nach gab es bislang keine Opfer, der Beschuss sei aber noch nicht eingestellt worden.

Die Ortschaften Schurawljowka und Nechotejewka werden von den Behörden nicht das erste Mal als Ziel ukrainischer Angriffe genannt. Bereits am 14. und 25. April sollen beide Gemeinden beschossen worden sein. Damals wurden insgesamt drei Verletzte gemeldet. Insgesamt hat allein das Gebiet Belgorod seit dem von Russland begonnenen Krieg gegen die Ukraine am 24. Februar sechs Angriffe gemeldet, darunter auch die Zerstörung großer Treibstofflager in der Stadt Belgorod selbst. Die Ukraine hat die Meldungen in der Vergangenheit nicht bestätigt.

10.05 Uhr: Bas reist am Wochenende nach Kiew

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas will als bislang höchste Repräsentantin Deutschlands nach Kiew reisen. Sie habe den Wunsch, auf Einladung ihres Amtskollegen Ruslan Stefantschuk in die Ukraine zu fahren, gemeinsam mit ihm aller Opfer des Zweiten Weltkriegs zu gedenken und politische Gespräche zu führen, sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage.

Die SPD-Politikerin hat als Bundestagspräsidentin protokollarisch das zweithöchste Amt in Deutschland hinter dem Bundespräsidenten inne. Das Weltkriegsgedenken in der Ukraine ist am 8. Mai, also am kommenden Sonntag. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wollte eigentlich bereits im April nach Kiew reisen, war aber von der ukrainischen Seite ausgeladen worden. Zuerst hatte das Portal “The Pioneer” unter Berufung auf ukrainische Parlamentskreise von den Reiseplänen berichtet.

9.14 Uhr: SPD-Außenpolitiker Roth hält Putin für längst gescheitert

 Der SPD-Außenpolitiker Michael Roth sieht Russlands Präsidenten Wladimir Putin bereits als Verlierer des Kriegs in der Ukraine. “Putin und Russland sind in der Ukraine längst gescheitert”, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag am Donnerstag im ZDF-“Morgenmagazin”. “Die Ukraine kann sogar diesen Krieg gewinnen.” Das brutale russische Vorgehen sei vor allem ein “Akt der Verzweiflung”, meinte Roth. Dies sei auch ein Anzeichen dafür, dass die militärische Unterstützung der Ukraine und die Sanktionen des Westens Wirkung auf Russland zeigten.

Roth wertete als großen Erfolg, dass die EU nun bereits das sechste Sanktionspaket gegen Russland auf den Weg bringe. “Was Eindruck erzielen wird, ist die Entschlossenheit und die Geschlossenheit der Europäischen Union.” Besonders das geplante Ölembargo könne Moskau empfindlich treffen, da Russland seine Exporte nicht so einfach auf alternative Abnehmer umstellen könne.



Wladimir Putin

8.46 Uhr: Russland verlängert Flugverbot für südrussische Airports

Wegen des Kriegs in der Ukraine sind die Flugverbote im Süden des Landes zum zwölften Mal verlängert worden. Insgesamt elf Flughäfen bleiben bis zum 13. Mai gesperrt, wie die russische Luftfahrtbehörde Rosawijazija mitteilt.

Betroffen sind unter anderem die Millionenstädte Rostow-am-Don, Woronesch und Krasnodar sowie die Schwarzmeer-Kurorte Anapa und Gelendschik. Verbote gelten auch für die westrussischen Städte Belgorod und Brjansk, aus denen in den vergangenen Wochen ukrainische Angriffe auf Infrastrukturobjekte gemeldet wurden. Auch die seit 2014 von Russland annektierte Krim ist von den Einschränkungen betroffen. Der Flughafen in Simferopol darf nicht angeflogen werden.

8.12 Uhr: Ein Fünftel schenkt laut Umfrage Verschwörungsmythen zu Ukraine Glauben

Verschwörungserzählungen über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sind in Deutschland einer Umfrage zufolge weit verbreitet und werden vor allem von AfD-Wählern und Ungeimpften geglaubt. Insgesamt stimmte knapp ein Fünftel der Befragten verschwörungsideologischen Aussagen über den Krieg “eher” zu, wie die Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND, Donnerstagsausgaben) unter Berufung auf die Umfrage des Centers für Monitoring, Analyse und Strategie (Cemas) berichteten.

Unter den Wählerinnen und Wählern der AfD waren es sogar fast 60 Prozent. Bei den Linken-Wählern waren es 26 Prozent, unter FDP-Wählern rund 15 Prozent. Die Wähler von CDU/CSU (knapp zwölf Prozent) und SPD (circa zehn Prozent) unterschieden sich in dieser Hinsicht hingegen kaum. Am geringsten war die Zustimmung zu verschwörungsideologischen Aussagen mit weniger als vier Prozent unter Grünen-Wählern.



Krieg in der Ukraine: Geberkonferenz bringt mehr als sechs Milliarden Euro für die Ukraine ein

7.46 Uhr: Ukraine meldet neue Angriffe auf Azovstal in Mariupol

Nach Angaben des ukrainischen Militärs haben die russischen Truppen erneut versucht, das Stahlwerk Azovstal in der Hafenstadt Mariupol zu erstürmen. “Mit Unterstützung der Luftwaffe hat der Gegner seinen Angriff mit dem Ziel erneuert, das Fabrikgelände unter seine Kontrolle zu bringen”, teilte der ukrainische Generalstab am Donnerstagmorgen in seinem Lagebericht mit.

In dem Stahlwerk haben neben den ukrainischen Kämpfern Schätzungen zufolge auch noch bis zu 200 Zivilisten Zuflucht gesucht. Für die nächsten Tage hat Russland eine tägliche, auf mehrere Stunden begrenzte Feuerpause angekündigt, damit diese Menschen sich in Sicherheit bringen können.

7.05 Uhr: Ex-Moskau-Korrespondent Pleitgen warnt vor Dämonisierung der Russen

Der frühere Moskau-Korrespondent Fritz Pleitgen hat angesichts des Ukraine-Kriegs vor einer Dämonisierung der Russen gewarnt. “Ich habe sie immer als Gesprächspartner erlebt, mit denen sich der Gedankenaustausch lohnte”, sagte der 84 Jahre alte Pleitgen der Deutschen Presse-Agentur. “Es sind keine anderen Menschen als wir. Höchstens könnte man sagen, dass sie andere Erfahrungen gemacht haben. Aber für mich sind die Russen Europäer. Tolstoi, Dostojewski, Tschechow – das ist europäische Kultur.”

Pleitgen sagte, die vielen Russen, denen er auf seinen Reportage-Reisen begegnet sei, hätten ganz ähnliche Vorstellungen vom Leben gehabt wie er selbst. “Ich habe da keine signifikanten Unterschiede festgestellt und bin weit davon entfernt, die Russen aus unserem Milieu ausschließen zu wollen. Es ist eben nur eine Tragödie, dass dieses große Volk derzeit von einem Diktator geführt wird.” Leider genieße Präsident Wladimir Putin bei Teilen der Bevölkerung große Unterstützung, sagte Pleitgen.

5.02 Uhr: Ukraine macht wohl mit US-Infos Jagd auf russische Generäle

Die ukrainische Armee stützt sich bei ihren erfolgreichen Angriffen auf russische Generäle einem Bericht der “New York Times” (Bezahlinhalt) zufolge teilweise auf Informationen aus den USA. Die Zeitung berief sich dabei auf Angaben nicht genannter ranghoher US-Militärs. Die ukrainische Armee nimmt für sich in Anspruch, seit Beginn des russischen Angriffskriege im Februar zwölf russische Generäle durch gezielten Beschuss getötet zu haben.

Demnach versorgten die USA die Ukrainer mit Angaben über Bewegungen russischer Stäbe, die ukrainische Armee ergänze dies mit Ergebnissen ihrer eigenen Aufklärung. Pentagon-Sprecher John Kirby bestätigte allgemein, dass die USA der Ukraine Informationen lieferten, “die sie braucht, um sich verteidigen zu können”. Zu Details äußere man sich aber nicht.

Moskau hat sich zum angeblichen Verlust der Generäle nicht geäußert. Der Tod solch ranghoher Offiziere gilt als ungewöhnlich. Allerdings mussten sich bei den Schwierigkeiten des russischen Vormarsches in den ersten Wochen des Krieges viele Generäle selbst an die Front begeben und setzten sich damit der Gefahr aus, getroffen zu werden.

2.39 Uhr: Ukraine erwägt gelockertes Ausreiseverbot für Männer

Das Ausreiseverbot für Männer im wehrfähigen Alter aus der Ukraine könnte nach Überlegungen der Kiewer Führung gelockert werden. “Es wird jetzt diskutiert, dass bestimmte Kategorien von Männern zumindest für kurze Zeit ins Ausland gehen dürfen”, sagte Präsidentenberater Olexij Arestowytsch im ukrainischen Fernsehen. Dabei nannte er unter anderem Wissenschaftler oder Geschäftsleute.

Die dafür notwendige Gesetzesänderung werde allerdings Zeit brauchen, sagte Arestowytsch. Es sei in Kriegszeiten eine schwierige moralische, organisatorische und rechtliche Frage. An der Grenze der Ukraine werden immer wieder Männer aufgegriffen, die das Land trotz Verbotes verlassen wollen. Manche legen gefälschte Bescheinigungen vor. Andere versuchen, sich den Weg mit Bestechung freizukaufen.

2.02 Uhr: Mehr als 600.000 Menschen aus der Ukraine in Deutschland angekommen

Nach einer Auswertung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) sind seit Kriegsbeginn mehr als 600.000 Menschen aus der Ukraine in Deutschland angekommen. Seit Ende Februar sind bis Ende April Daten aus dem Ausländerzentralregister (AZR) zufolge 610.103 Personen aus der Ukraine neu erfasst worden, berichteten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstagsausgaben).

600.168 der Ankömmlinge sind ukrainische Staatsangehörige – das entspricht 98,4 Prozent. Nur ein sehr kleiner Anteil der Flüchtlinge aus der Ukraine kommt demnach ursprünglich aus anderen Teilen der Welt, etwa Afrika, Asien oder Nahost. Von den seit Kriegsbeginn im Ausländerzentralregister erfassten Personen sind insgesamt rund 69 Prozent weiblich und 31 Prozent männlich. Unter den Erwachsenen beträgt der Anteil der Frauen sogar gut 80 Prozent. Fast 40 Prozent der Ankömmlinge sind minderjährig. Unklar ist allerdings, wie viele der erfassten Ausländer in ein anderes EU-Land weitergereist sind oder trotz der Kampfhandlungen bereits wieder in ihre Heimat zurückgekehrt sind.

1.29 Uhr: Russische Streitkräfte in Kaliningrad simulieren Atomangriff

Die russischen Streitkräfte in Kaliningrad haben nach Angaben aus Moskau inmitten der Offensive in der Ukraine Angriffe mit nuklearwaffenfähigen Raketen simuliert. Im Rahmen einer Übung hätten rund hundert Soldaten den “elektronischen Start” von mobilen ballistischen Raketensystemen mit Atomwaffen vom Typ Iskander simuliert, erklärte das Verteidigungsministerium am Mittwoch. Die Streitkräfte übten demnach Angriffe auf militärische Ziele eines imaginären Feinds sowie die Reaktion auf einen Gegenschlag.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat seit Beginn der Militäroperation in der Ukraine angedeutet, dass er bereit sei, Russlands taktische Atomwaffen einzusetzen. Ende Februar versetzte Russland seine Atomstreitkräfte in höhere Alarmbereitschaft. Der Kremlchef warnte zudem vor einer “blitzschnellen” Vergeltung, falls der Westen direkt in den Ukraine-Konflikt eingreift.

1.06 Uhr: Russische Raketenangriffe stören ukrainischen Zugverkehr

Die wiederholten russischen Raketenangriffe auf Eisenbahnanlagen in der Ukraine stören den Zugverkehr empfindlich. Nach einem Überblick der staatlichen Bahngesellschaft Ukrsalisnyzja vom späten Mittwochabend waren etwa 20 Fernzüge mit Verspätungen von bis zu zwölf Stunden unterwegs.

“Russland versucht, unsere Logistik zu ruinieren, weil sie uns im Felde nicht besiegen können”, schrieb der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, auf Telegram. Er bestätigte den Angriff auf ein Objekt der Eisenbahn mitten in der Stadt Dnipro.

Nicht verifizierte Videos im Internet ließen vermuten, dass dort eine Eisenbahnbrücke über den breiten Strom Dnipro getroffen worden war. Der Zugverkehr an der Stelle sei eingestellt worden, teilten örtliche Behörden mit. Russland versucht mit den Angriffen auf die Bahn, den Nachschub an westlichen Waffen für die Ukraine zu unterbrechen.

0.45 Uhr: Selenskyj hofft auf weitere Rettungsaktionen aus Mariupol

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hofft auf weitere erfolgreiche Evakuierungsaktionen für Zivilisten aus der fast vollständig von russischen Truppen eroberten Hafenstadt Mariupol. Die ukrainische Seite werde die dafür notwendigen Feuerpausen einhalten, sagte er in seiner abendlichen Videobotschaft aus Kiew. “Wir hoffen, weiterhin Menschen aus Azovstal, aus Mariupol retten zu können”, sagte Selenskyj. In der stark zerstörten Stadt ist die Lage besonders kritisch für die Ukrainer, die im Stahlwerk Azovstal Zuflucht gesucht haben.

Der Präsident berichtete von einem Telefonat mit UN-Generalsekretär António Guterres über die Evakuierungen. Sie finden unter Vermittlung der Vereinten Nationen und des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz statt. Am Mittwoch waren 344 Menschen aus Mariupol und Umgebung auf ukrainisch kontrolliertes Gebiet geholt worden, am Dienstag 156 Flüchtlinge.

0.21 Uhr: Deutschland will laut Bericht bis Ende Juni sieben Panzerhaubitzen an Kiew liefern

Die Bundesregierung plant, sieben Panzerhaubitzen an die Ukraine zu liefern. Die Haubitzen befinden sich nach Angaben aus Regierungskreisen derzeit in der Instandsetzung und sollen bis Ende Juni intakt sein, berichtet die “Bild” (Bezahlinhalt). Unterdessen verzögert sich “Bild” zufolge der Ringtausch mit Slowenien. Die Slowenen sollten T-72-Kampfpanzer an Kiew liefern, dafür deutsche Marder-Schützenpanzer sowie Fuchs-Transportpanzer bekommen. Aber Sloweniens Regierung besteht offenbar auf die Lieferung modernerer Panzer.

Die Bundeswehr hat auf dem Papier zwar rund 100 Waffensysteme vom Typ Panzerhaubitze 2000 – davon sind allerdings nur 40 einsatzfähig. Mit der Lieferung der sieben Haubitzen aus der Instandsetzung würde die Abgabe an die Ukraine die Lücke bei der Bundeswehr zumindest nicht vergrößern.

0.14 Uhr: Ranghoher Kremlbeamter besucht Mariupol

Der Vizechef des russischen Präsidialamtes, Sergej Kirijenko, hat die fast vollständig eroberte ukrainische Hafenstadt Mariupol besucht. Das berichtete das Oberhaupt der Separatistenrepublik Donezk, Denis Puschilin, auf Telegram. Der frühere russische Regierungschef Kirijenko organisiert im Kreml für Präsident Wladimir Putin die russische Innenpolitik. Den Angaben zufolge besuchte er in Mariupol das Ilitsch-Stahlwerk und den Hafen. Im anderen Stahlwerk Azovstal leisten immer noch ukrainische Verteidiger Widerstand gegen russische Angriffe.

Kirijenko und der Generalsekretär der Kremlpartei Geeintes Russland, Andrej Turtschak, besuchten auch die Stadt Wolnowacha. Die Menschen in der Volksrepublik Donezk verstünden den Besuch des ranghohen Kremlbeamten als Symbol, “dass Russland für immer hierher zurückgekehrt ist”, schrieb Puschilin. Kurz vor dem Angriff auf die Ukraine hatte Russland die 2014 abgespaltenen sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine als unabhängig anerkannt.

tkr
DPA
AFP

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