Russland bereitet sich auf Saporischschja-Offensive vor

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Von: Caspar Felix Hoffmann, Moritz Serif, Johanna Soll, Bedrettin Bölükbasi, Daniel Dillmann, Nadja Austel, Christian Stör, Lucas Maier

Moskau und Kiew weiter hin mit widersprüchlichen Meldungen zur Lage in Soledar. Ukraine entwickelt Langstreckendrohne. Der Newsticker.

  • Soledar: Russland verkündet offiziell die Eroberung, die Ukraine widerspricht weiterhin
  • Ukrainisches Parlament: Gesetzesänderung für den Wehrdienst von Nicht-Ukrainern verabschiedet
  • Satellitenaufnahmen: Russischer Stützpunkt in Belarus bestätigt
  • Hinweis der Redaktion: Lesen Sie aktuelle Entwicklungen aus dem Ukraine-Konflikt in unserem Newsticker. Die hier verarbeiteten Informationen zum Ukraine-Krieg stammen teils von den Kriegsparteien aus Russland und der Ukraine. Sie lassen sich deshalb in Teilen nicht unabhängig überprüfen.

+++ 20.48 Uhr: Die Streitkräfte aus Russland bereiten sich nahe dem größten Atomkraftwerk Europas wohl auf eine Offensive der Ukraine vor. Das Atomkraftwerk Saporischschja liegt nahe der Stadt Enerhodar. In dieser verlagern die russischen Truppen ihre Kasernen und Munitionslager in die Keller von Wohngebäuden, wie das staatliche Atomkraftunternehmen Energoatom mitteilt.

„So versuchen die Invasoren, sich hinter den Bürgern von Enerhodar zu verstecken und ihr Militär für den Fall einer Offensive der Streitkräfte der Ukraine zu schützen“, so Energoatom in ihrer Mitteilung. Eine unabhängige Bestätigung der Vorkommnisse gab es bisher noch nicht.

Soledar: Russland verkündet Eroberung – Ukraine dementiert erneut

+++ 20.17 Uhr: Als Reaktion darauf, dass Russland offiziell die Eroberung der Stadt Soledar verkündet hat, hat auch die Ukraine ihren Standpunkt erneut klargestellt. Die Kämpfe um Soledar dauern weiter an und Russland hat derzeit keine vollständige Kontrolle über die Stadt, so der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte am Abend.

Saporischschja: Russland bereitet sich wohl auf Angriff vor. (Archivbild) © RIA Novosti/IMAGO-Images

Ein Sieg über die Stadt Soledar könnte Russland einen strategischen Vorteil verschaffen. Den putintreuen Truppen wäre dann eine Einkreisung der Stadt Bachmut möglich.

+++ 19.45 Uhr: Nachdem in den letzten Tagen und Stunden immer wieder widersprüchliche Angaben zur Kontrolle über die strategische Schlüsselstadt Soledar verkündet wurden, geht Russland den nächsten Schritt. Am Freitagabend (13. Januar) erklärte Russland nun offiziell die Eroberung. Die Stadt sei am Abend des 12. Januar unter russische Kontrolle genommen worden, wie der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, laut der französischen Nachrichtenagentur AFP bekannt gegeben hat.

Die Ukraine dementiert auch weiterhin die Siegesmeldungen aus Russland. Sollten die Angaben des Kremls der Wahrheit entsprechen, wäre dies der erste größere Rückschlag seit Monaten. In weiteren Meldung würdigte das russische Verteidigungsministerium die Söldner der Wagner-Gruppe. Eine solche Meldung ist für Russland eher untypisch, wie AFP mitteilt.

„Diese gegebene Kampfaufgabe wurde erfolgreich bewältigt von den mutigen und aufopferungsvollen Handlungen der Freiwilligen der Sturmtrupps des privaten Militärunternehmens „Wagner““, teilte das Ministerium mit. Die Diskrepanzen zwischen dem Söldnerchef Jewgeni Prigoschin sorgen bereits seit längerem für einen politischen Schwelbrand im Kreml. Die letzten Veränderungen auf Kommandoebene sehen Experten teilweise als „wagnerisierung“ des russischen Machthabers.

Schwerer Beschuss auf Bachmut im Osten – Ukraine entwickelt neues Waffensystem

+++ 18.25 Uhr: In den letzten 24 Stunden haben die Truppen aus Russland das Gebiet Bachmut in der Region Donezk 212 Mal unter Beschuss genommen. Das geht aus einem abendlichen Bericht des ukrainische Militärsprechers Serhii Cherevatyi hervor. Die Angaben konnten bisher nicht unabhängig überprüft werden. Konkrete Opferzahlen liegen derzeit ebenfalls noch nicht vor.

Ebenfalls am Freitag (13. Januar) teilte das wichtigste Verteidigungsunternehmen der Ukraine, Ukroboronprom, mit, dass die Testphase einer Langstreckendrohne abgeschlossen worden sei. Kampfsysteme dieser Bauarbeit sind in der Vergangenheit mehrfach von der Ukraine gefordert worden. Aus Angst vor einer weiteren Eskalation hatte sich allerdings niemand bereit erklärt, Langstreckenwaffen an die Ukraine zu liefern, wie The Kyiv Independet schreibt. Die entwickelte Drohne hat eine Reichweite von über 1000 Kilometern.

Schwere Kämpfe um Soledar und Bachmut in der Ostukraine

+++ 15.49 Uhr: Die ukrainische Militärführung dementiert auch am Freitagnachmittag weiterhin Berichte, wonach Russland die Kontrolle über die umkämpfte Stadt Soledar erlangt habe. „In Soledar finden schwere Kämpfe statt“, sagte Serhij Tscherewaty, Sprecher der östlichen Gruppe der ukrainischen Streitkräfte, am Freitag als Reaktion auf die Berichte. „Die Streitkräfte der Ukraine haben die Situation unter schwierigen Bedingungen unter Kontrolle“, so Tscherewaty weiter. Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow bezeichnete die Lage in Soledar am Freitag in einem Interview mit der BBC ebenfalls als „sehr schwierig“, aber „unter Kontrolle“.

Die russische Militärführung hingegen brüstet sich mit den vermeintlichen Erfolgen in der Region Donezk. Die vollständige Kontrolle über Soledar ermögliche es Russland, „die Nachschublinien der ukrainischen Streitkräfte, die sich in der Stadt (Bachmut) im Südwesten befinden, zu unterbrechen und dann die dort befindlichen ukrainischen Einheiten einzukesseln“, sagte der russische Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow. Die Experten des US-Thinktanks „Institute for the Study of War“ hielten es in ihrem täglichen Lagebericht am Freitag jedoch für unwahrscheinlich, dass „dieser kleine Sieg eine bevorstehende Einkreisung von Bachmut“ ankündige.

News im Ukraine-Krieg: Russland verkündet Eroberung von Soledar

+++12.44 Uhr: Das russische Verteidigungsministerium hat am Freitag offiziell die Einnahme der umkämpften Stadt Soledar in der Region Donezk verkündet. Die Stadt sei am Abend des 12. Januar vollkommen in die Kontrolle der russischen Streitkräfte übergegangen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Freitag mit. Die Meldung kann aktuell nicht unabhängig überprüft werden. Es wäre die erste Einnahme einer Stadt durch die russische Armee seit Juli, als Lyssytschansk in dem Angriffskrieg gegen die Ukraine erobert worden war. Es wäre auch ein wichtiger psychologischer Erfolg für die nach vielen Niederlagen geschwächte russische Armee.

Der Chef der paramilitärischen Organisation „Gruppe Wagner“, Jewgeni Prigoschin, hatte bereits am Mittwoch die Einnahme der Stadt durch russische Truppen verkündet. Kiew hatte die Meldungen zurückgewiesen und noch am Freitagmorgen von andauernden Gefechten gesprochen.

News im Ukraine-Krieg: Kiew berichtet von andauernden Gefechten um Soledar

+++10.44 Uhr: Das ukrainische Verteidigungsministerium hat Meldungen über eine Eroberung der Stadt Soledar durch russische Truppen erneut dementiert. Die stellvertretende Verteidigungsministerin der Ukraine, Ganna Maljar, berichtete am Freitagmorgen (13. Januar) auf ihrem Telegram-Channel von anhaltenden Gefechten um die Stadt. „Es war eine heiße Nacht in Soledar. Die Kämpfe gingen weiter“, schrieb Maljar.

Russland habe mittlerweile „fast alle seine Hauptstreitkräfte an die Donezk-Front verlegt und setzt seine Offensive mit hoher Intensität fort“, schrieb sie weiter. „Unsere Kämpfer versuchen tapfer, unsere Verteidigung zu halten“, erklärte die stellvertretende Verteidigungsministerin. Dies sei „eine schwierige Phase des Krieges, aber wir werden sie gewinnen“.

News im Ukraine-Krieg: Ukraine wehrte am Donnerstag erneut unzählige Luftangriffe ab

+++ 8.50 Uhr: Im Laufe des Donnerstags (12. Januar) hätten ukrainische Streitkräfte russische Angriffe in der Nähe von 17 Siedlungen abgewehrt. Dies geht aus dem jüngsten Bericht des ukrainischen Generalstabs hervor. Russland habe demnach unter anderem fünf Raketenangriffe auf Kostjantyniwka, Kramatorsk und Saporischschja durchgeführt sowie 18 Luftangriffe und 52 MLRS-Angriffe – MLRS ist ein Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesystem auf einem Kettenfahrgestell.

In der vergangenen Nacht hätten russische Truppen zudem die Stadt Nikopol im Oblast Dnipropetrowsk mit schwerer Artillerie beschossen. „Ein Dutzend feindliche Granaten flogen dort. Menschen wurden nicht verletzt“, teilte Valentyn Reznichenko, Leiter der regionalen Militärverwaltung von Dnipropetrowsk, auf Telegramm mit. Die Folgen des Angriffs werden derzeit untersucht, bemerkte er.

News im Ukraine-Krieg: Schwere Kämpfe um Soledar und Bachmut in der Ostukraine

+++ 8.05 Uhr: Das US-Verteidigungsministerium hat nicht bestätigt, dass Soledar im Oblast Donezk vom russischen Militär erobert worden ist. „Wir sehen weiterhin intensive und schwere Kämpfe um Soledar und Bachmut, was natürlich relativ nah ist. Wir können keine Berichte bestätigen, wonach Soledar von den russischen Streitkräften eingenommen worden ist“, sagte General Patrick Ryder, Sprechers des US-Verteidigungsministeriums, während eines Briefings am Donnerstag (12. Januar). „Wir wissen aber, dass die Ukrainer weiterhin in der Nähe von Soledar operieren. Und sie schlagen weiter zurück“, fügte der Pentagon-Sprecher hinzu.

Die Pressestelle der Wagner-Gruppe veröffentlichte zuvor ein Foto, das angeblich aus dem Salzbergwerk von Soledar stammt, und meldete, dass die gesamte Stadt angeblich von den Kämpfern unter Kontrolle gebracht worden sei.

News im Ukraine-Krieg: Russland beschießt Oblast Sumy mit Mörsern und Raketen

Update vom Freitag, 13. Januar 2023, 6.35 Uhr: Das russische Militär hat am Donnerstag (12. Januar) 21 Mal mehrere Gemeinden in der Nähe der russischen Grenze beschossen, so der Gouverneur des Oblast Sumy, Dmytro Zhyvytskyi, in einem Beitrag auf Telegram. Die russischen Streitkräfte hätten die Gemeinden Esman und Seredyna-Buda mit Mörsern beschossen, so Zhyvytskyi. Es seien keine Verletzten gemeldet worden. Die an der nordöstlichen Grenze der Ukraine zu Russland gelegene Oblast Sumy sei täglich Ziel russischen Beschusses und häufiger Raketeneinschläge.

News im Ukraine-Krieg: Russland tauscht wieder General aus – Angriff auf Saporischja

Update vom Donnerstag, 12. Januar 2023, 05.45 Uhr: Erneuter Angriff auf die Stadt Saporischschja. Am Mittwochabend (11. Januar) nahm Russland die ukrainische Stadt unter Beschuss, wie amtierende Bürgermeister von Saporischschja, Anatoly Kurtev, mitteilt.

In der Stadt Saporischschja befindet sich das größte Kernkraftwerk Europas. Ersten Angaben zufolge sei es bei dem neusten Angriff lediglich zu Schäden an der Infrastruktur und zivilen Gebäuden gekommen. Dabei sei zudem ein Feuer ausgebrochen, ob das Kraftwerk direkt betroffen ist, wurde nicht mitgeteilt. Die Angaben ließen sich bisher nicht unabhängig überprüfen.

News zum Ukraine-Krieg: Russische Söldnertruppe nimmt wohl Soledar ein – „fast kein Leben übrig“

Erstmeldung vom Mittwoch, 11. Januar: Kiew – Es sei „fast kein Leben übrig“ in der Stadt Soledar, verkündete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. „Alles ist komplett zerstört.“ Nach heftigen Kämpfen über mehrere Wochen meldete der Kopf der Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, im Ukraine-Krieg die Einnahme der Stadt im Osten der Ukraine. „Wagner-Einheiten haben das gesamte Gebiet von Soledar unter ihre Kontrolle gebracht“, zitierte unter anderem die russische Nachrichtenagentur TASS den Geschäftsmann, der als enger Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putins gilt.

Die Stadt Soledar liegt in der ostukrainischen Region Donezk, nur rund 20 Kilometer von der immer noch hart umkämpften Stadt Bachmut entfernt. Die Meldung der Wagner-Gruppe bestätigte der britische Geheimdienst. Nach mehreren taktischen Vorstößen sei den russischen Truppen unter Inkaufnahme hoher Verluste gelungen, „wahrscheinlich den größten Teil der Siedlung kontrollieren“, heißt es in einem Bericht aus London.

News zum Ukraine-Krieg: Russland meldet Einnahme von Soledar

Laut dem britischen Geheimdienst konzentrierten sich die Kämpfe in Soledar auf das Gebiet eines Salzbergwerks, das über 200 Kilometer lange Tunnel haben soll. Sowohl Russland als auch die Ukraine fürchten, dass der jeweilige Gegner diese Tunnelanlagen nutzen könnte, um Angriffe hinter den eigenen Reihen zu organisieren. Vor allem an den Eingängen des Salzbergwerks sollen zuletzt heftige Schlachten getobt haben. Diese scheint die russische Armee aber nun für sich entschieden zu haben.

Russlands Sieg in Soledar dürfte aber vor allem ein symbolischer sein. Für den weiteren Verlauf im Ukraine-Krieg spielt die Stadt laut Militärexperten eine untergeordnete Rolle. Die Vorteile einer Eroberung der Siedlungen seien „begrenzt“, sagte William Reno, Professor der Politikwissenschaften an der Northwestern University, gegenüber dem US-Nachrichtenportal Newsweek. „Diese Schlacht ist Teil des größeren Kampfes um Bachmut“, so Reno.

Eine Eroberung könne zwar die Frontlinien im Ukraine-Krieg zugunsten Russlands verschieben, würden aber „keinen bedeutenden Sieg darstellen oder ihre langfristigen Aussichten in anderen Teilen der Ukraine verbessern“. Die Schlacht um Soledar sei vor allem politisch von Bedeutung. Es ginge darum, die Kontrolle um den Donbass zu erzielen. Weil aber auch Kiew die Bedeutung Soledars und Bachmut immer wieder betont, macht die Schlacht um die Orste „trotz der relativ geringen strategischen Bedeutung dieser Orte wichtig“. (dil)

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