Liveticker Ukraine-Krieg: Britischer Geheimdienst – Russland geht bald „die Luft aus“

Das russische Militär wird in den kommenden Wochen britischen Geheimdiensten zufolge wahrscheinlich eine Art Einsatzpause in der Ukraine einlegen. Damit bekomme die Ukraine eine Gelegenheit zum Gegenschlag, sagt MI6-Chef Richard Moore. Denn bislang seien konservativen Schätzungen zufolge etwa 15.000 russische Soldaten im Krieg in der Ukraine getötet worden.

Es werde für das russische Militär in den nächsten Wochen immer schwerer werden, Personal und Material zu bekommen. „Ich glaube, dass ihnen bald die Luft ausgeht“, sagte Moore. „Sie werden in irgendeiner Weise pausieren müssen, und das wird den Ukrainern die Möglichkeit geben, zurückzuschlagen“, so Moore weiter.

Fast fünf Monate nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine hofft Kiew, dass westliche Waffen, insbesondere Langstreckenraketen wie die US-amerikanischen Himars, ihnen in den kommenden Wochen erlauben werden, einen Gegenangriff zu starten, um die von Russland besetzten Gebiete zurückerobern zu können.

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Moore unterstrich, wie wichtig es sei, dass die ukrainische Seite zeigen kann, dass sie diesen Krieg gewinnen kann – nicht nur, um die bislang hohe ukrainische Moral zu erhalten, sondern auch, um die Entschlossenheit des Westens angesichts der zunehmenden Besorgnis über die Energieknappheit in Europa während des kommenden Winters zu stärken.

„Ich denke, es ist für die Ukrainer auch selbst wichtig, dass sie ihre Fähigkeit zum Gegenschlag unter Beweis stellen können. Ich denke, das wird sehr wichtig für ihre anhaltend hohe Moral sein“, sagte Moore.

Moore: Erinnerung für den Rest Europas, dass die Ukrainer diese Kampagne gewinnen können

„Um ehrlich zu sein, denke ich auch, dass es eine wichtige Erinnerung für den Rest Europas sein wird, dass die Ukrainer diese Kampagne gewinnen können. Denn wir stehen vor einem ziemlich harten Winter. Ich will nicht wie eine Figur aus ‚Game of Thrones‘ klingen. Aber: ‚Winter is coming‘.“ „In dieser Atmosphäre, mit dem Druck auf die Gaslieferungen und dem ganzen Rest, steht uns eindeutig eine harte Zeit bevor“, sagte Moore.

Die Aussicht auf eine russische Unterbrechung der europäischen Energielieferungen ist eines der größten globalen wirtschaftlichen und politischen Risiken, die sich aus dem Krieg ergeben. Die europäische Staatengemeinschaft befürchtet, dass es im nächsten Winter zu Engpässen kommen könnte, wenn Russland die Lieferungen in den warmen Monaten drosselt, in denen die Speicher normalerweise wieder aufgefüllt werden.

Russia Ukraine War

Das US-amerikanische Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesystem Himars

Quelle: AP/Tony Overman

Moore sagte außerdem, in Russland selbst fordere der Krieg des russischen Präsidenten vor allem in ärmeren, ländlichen Gemeinden seinen Tribut und dass Putin für den Konflikt noch keine Kräfte aus den Mittelklassegebieten von St. Petersburg oder Moskau rekrutiere. „Das sind arme Kinder aus ländlichen Gegenden Russlands. Sie kommen aus Arbeiterstädten in Sibirien. Sie gehören zu einem unverhältnismäßig hohen Anteil ethnischen Minderheiten an. Und sie sind sein Kanonenfutter“, sagte Moore.

Auf die Frage, ob er über Putins Gesundheit Bescheid wisse, sagte Moore: „Es gibt keine Anzeichen dafür, dass Putin ernsthaft erkrankt ist.“ Damit schloss er an Äußerungen des CIA-Chefs William Burns von Mittwoch an.

Alle Entwicklungen im Liveticker:

22:36 Uhr – Neues Paket tritt in Kraft: EU verbietet Gold-Importe aus Russland

Künftig darf kein Gold und kein Goldschmuck mehr aus Russland in die EU eingeführt werden. Dies gilt auch, wenn es vorher in ein Drittland verkauft wurde, wie aus dem siebten Sanktionspaket gegen Russland hervorgeht, das am späten Donnerstagabend im EU-Amtsblatt veröffentlicht wurde. Nach Angaben der EU-Kommission gibt es beim Gold-Embargo Ausnahmen für persönlichen Goldschmuck auf Privatreisen.

Es ist das siebte Paket, auf das sich die 27 EU-Länder geeinigt haben, um auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zu reagieren. „Das sendet ein starkes Signal an Moskau: Wir werden den Druck so lange wie nötig aufrechterhalten“, teilte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen auf Twitter mit.

20:19 Uhr – Laut Ankara: Vereinbarung über Ausfuhr von Getreide aus Ukraine steht

Nach wochenlangen Verhandlungen ist laut der türkischen Regierung eine Vereinbarung über die Ausfuhr von Millionen Tonnen ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer erzielt worden. Das Abkommen werde am Freitag um 15:30 mitteleuropäischer Zeit in Istanbul unterzeichnet, teilte das Büro von Präsident Recep Tayyip Erdogan am Donnerstag mit.

Neben Erdogan soll UN-Generalsekretär Antonio Guterres bei der Unterzeichnung zugegen sein. Geladen seien auch Delegationen aus Russland und der Ukraine. Das teilte Erdogan-Sprecher Ibrahim Kalin auf Twitter mit.

Quelle: https://twitter.com/ikalin1

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Vor den Gesprächen in der vergangenen Woche sagten Diplomaten, dass Details des Plans unter anderem vorsehen würden, dass ukrainische Schiffe Getreideschiffe durch verminte Hafengewässer führen sollen, dass Russland einem Waffenstillstand zustimmt, während die Schiffe sich bewegen, und dass die Türkei – mit Unterstützung der Vereinten Nationen – Schiffe inspiziert, um russische Ängste vor Waffenschmuggel zu zerstreuen.

Die Vereinten Nationen und die Türkei arbeiten seit zwei Monaten daran, die Wiederaufnahme der ukrainischen Getreideexporte über das Schwarze Meer zu ermöglichen. Auch die Ausfuhr russischen Getreides und Düngers soll durch das Abkommen erleichtert werden. Getreide-Exporte aus Russland sind nicht direkt mit Sanktionen belegt, werden aber durch Strafmaßnahmen gegen Transportbetriebe, Versicherungen und Banken erschwert. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte bei einem Gipfeltreffen in Teheran im Gegenzug für den Export des ukrainischen Getreides Erleichterungen für den russischen Getreideexport gefordert.

Nach Informationen aus Diplomatenkreisen ist Washington bereit, Garantien zu übernehmen, damit Transportunternehmen Russland große Frachtschiffe zur Verfügung stellen können. Russland hatte sich zuvor beklagt, dass es wegen der Sanktionen keine ausreichend großen Schiffe nutzen könne.

Der stellvertretende ukrainische Landwirtschaftsminister Taras Vysotskiy sagte am Donnerstag, dass die Ukraine die Exporte im Falle eines erfolgreichen Verhandlungsabschlusses möglicherweise relativ zügig wieder aufnehmen könne. „Der größte Teil der Infrastruktur der Häfen im Großraum Odesa – es gibt drei davon – ist noch vorhanden, so dass es eine Frage von mehreren Wochen ist, sofern es angemessene Sicherheitsgarantien gibt“, sagte er dem ukrainischen Fernsehen.

Der Nationale Sicherheitsrat der Vereinigten Staaten ließ verlauten: „Wir sind hoffnungsvoll, aber realistisch, was die Aussichten auf eine Wiederaufnahme des ukrainischen Agrarexports angeht, da Russland die Exporte während des gesamten Krieges blockiert und damit die weltweite Ernährungsunsicherheit verschärft hat. Ob es gelingt, die russische Blockade zu beenden, hängt natürlich nicht nur davon ab, ob Russland einem Abkommen zustimmt, sondern auch davon, ob es dieses tatsächlich umsetzt.“

Die Preise im Terminhandel für Weizen an der Chicagoer Börse begannen nach Bekanntwerden des Abschlusses zu fallen, berichtete die Nachrichtenagentur „Bloomberg“.

19:48 Uhr – Härtefallfonds statt Energiepauschale für alle, fordert der baden-württemberische Finanzminister

Baden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz hat sich mit Blick auf die gestiegenen Energiepreise für einen Härtefallfonds ausgesprochen. „Statt der geplanten Energiepauschale für jeden wäre ein Härtefallfonds für Menschen, die ihre Strom- oder Gasrechnung schlicht nicht mehr bezahlen können, sinnvoller“, sagte der Grünen-Politiker in Stuttgart dem „Südkurier“ und der „Heilbronner Stimme“.

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Weitere Energiesparmaßnahmen

Für ihn wäre außerdem denkbar, erstens die Regelsätze der Grundsicherung anzupassen und zweitens niedrige Einkommen gezielt zu entlasten, sagte der Minister den Zeitungen. Kritik übte Bayaz an den bisherigen Entlastungspaketen des Bundes. Diese müsse man jetzt erst einmal wirken lassen. Sie seien aber auch nicht zielgenau genug gewesen. „Tankrabatt, 9-Euro-Ticket, Energiepauschale, Steuererleichterungen – da war für jeden was dabei, auch für Spitzenverdiener. Den Fehler sollten wir nicht wiederholen.“

19:38 Uhr – Biden-Besuch in Saudi-Arabien gescheitert: Bin Salman will weiter mit Putin kooperieren

Kremlchef Wladimir Putin und Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman haben sich bei einem Telefonat nach russischen Angaben darauf verständigt, die Kooperation auf dem Ölmarkt fortzusetzen. „Es wurde die Wichtigkeit einer weiteren Koordinierung innerhalb des Rahmens von OPEC Plus betont“, teilte der Kreml am Donnerstag auf seiner Webseite mit. US-Präsident Joe Biden hatte erst in dieser Woche im Zuge seiner Nahostreise auch bin Salman besucht, um Saudi-Arabien zu einer Erhöhung der Ölproduktion zu bewegen, die den Ölpreis auf dem Weltmarkt drücken soll.

Die Ergebnisse der Biden-Reise zu bin Salman, den Washington wegen dessen mutmaßlicher Verstrickung in die Ermordung des Journalisten Jamal Khashogghi lange geächtet hatte, wurden schon damals als mager bezeichnet. Saudi-Arabien deutete lediglich an, dass eine begrenzte Erhöhung der Produktion möglich sei. Laut russischer Lesart des Telefonats sind aber Moskau und Riad mit dem derzeitigen Ölpreis zufrieden. „Mit Befriedigung wurde erwähnt, dass die Teilnehmerländer des Formats (OPEC Plus) die selbst übernommenen Verpflichtungen konsequent umsetzen, um die nötige Balance und Stabilität auf den Weltmärkten für Energie zu unterstützen“, heißt es.

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Ursula von der Leyen und Ilham Aliyev

Während der Covid-Krise hatten sich die OPEC Plus Länder auf eine Beschränkung der Fördermengen verständigt, um das Ölangebot zu verknappen. Die Begrenzung wurde nur vorsichtig wieder ausgeweitet. Selbst der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, im Zuge dessen die Ölpreise stark stiegen, führte nicht zu einer Aufgabe der zurückhaltenden Förderpolitik. Russland ist für die Finanzierung seines Staatshaushalts – und damit auch seines Kriegs gegen die Ukraine – stark von Einnahmen aus dem Öl- und Gasexport angewiesen.

19:31 Uhr – Russland-Import von Nord Stream 1-Turbine könne „Tage oder auch noch Wochen“ dauern

Die fehlende Turbine für die Gaspipeline Nord Stream 1 steckt Insidern zufolge nach ihrer Wartung in Kanada in Deutschland fest. Russland habe die Genehmigung für einen Weitertransport in das Land noch nicht erteilt, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. Die Turbine, wegen deren verzögerter Rückführung nach russischen Angaben weniger Gas durch die Pipeline fließen kann, sei am 17. Juli von der Logistikfirma Challenge Group von Montreal nach Köln geflogen worden. Es sei unklar, wann die rund zwölf Meter lange Turbine nach Russland gebracht werden könne. Es könne Tage oder auch noch Wochen dauern, sagten die Insider.

Von Challenge Group war zunächst keine Stellungnahme zu erreichen. Das Wirtschaftsministerium wollte sich dazu nicht äußern. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sagte am Donnerstag allerdings, die „Kabalen um die Turbine aus Kanada“ seien ein Beispiel für die Politisierung technischer Fragen durch Russland. „Man hat manchmal den Eindruck, Russland will sie gar nicht mehr zurücknehmen“, sagte der Grünen-Politiker.

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Ohne diese Turbine geht angeblich fast nichts in Portowaja

Bisher habe Moskau nicht die notwendigen Dokumente für einen Import der von Siemens Energy gebauten Turbine zur Verfügung gestellt, sagte einer der Insider. Russlands Energieriese Gazprom, deren Tochter Nord Stream AG die Turbine gehört, nennt seinerseits fehlende Unterlagen als Grund für die Verzögerung. Siemens Energy erklärte, die Wartung von Turbinen sei unter normalen Umständen ein absoluter Routinevorgang. „Natürlich wollen wir die Turbine so schnell wie möglich wieder an ihren Einsatzort transportieren. Wie lange das dauert, liegt aber nicht ausschließlich in unserem Einflussbereich.“ Auch von Gazprom war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

18:28 Uhr – Ungarischer Außenminister in Moskau: Auskommen ohne russisches Gas sei unmöglich

Der ungarische Außenminister Peter Szijjarto hat gemeinsam mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow eine Pressekonferenz in Moskau abgehalten. Szijjarto war am Donnerstag unangekündigt nach Russland gereist, um über einen Gas-Deal zwischen den beiden Ländern zu „verhandeln“, wie die Regierungspartei Fidesz mitteilte.

Es geht um 700 Millionen Kubikmeter zusätzliches Gas, die die ungarische Regierung einkaufen will. Lawrow zeigte sich grundsätzlich offen für weitere Lieferungen und lobte die bilateralen Beziehungen beider Länder.

„Ich schätze unsere Beziehungen wirklich sehr“, sagte der russische Außenminister. „Unsere heutigen Gespräche haben ihren dauerhaften und strategischen Charakter bestätigt. Und wir werden sie auf jede erdenkliche Weise ausbauen.“ Russland werde nicht zulassen, dass Brüssel dies beeinträchtige „und wir werden nach Lösungen suchen, um unsere Zusammenarbeit in allen Bereichen gegen solche Launen und Bestrafungsversuche unempfindlich zu machen“, fügte Lawrow hinzu.

Ziel sei es, die Sicherheit der Energieversorgung Ungarns „in den nächsten Monaten“ zu gewährleisten, so Szijjarto auf der Konferenz. Es sei „im derzeitigen Kontext“ unmöglich, ohne russisches Gas auszukommen. „Das ist eine Tatsache.“ Er fügte hinzu: „Man kann falsche Hoffnungen wecken, man kann träumen, man kann bluffen, aber die Fakten und die physische Realität sind hartnäckig.“

Lawrow bestätigte das ungarische „Interesse“ an weiterem Erdgas. Die Anfrage aus Budapest werde nun „geprüft“.

Die ungarischen Bemühungen stehen im Gegensatz zum Ansatz der EU. Brüssel wirft Russland Erpressung mit seiner Energiepolitik vor und hatte erst am Mittwoch einen strategischen Plan vorgestellt, wonach ausbleibende russische Gasimporte vor allem mit Einsparungen ausgeglichen werden sollen.

Ungarns Regierungschef Viktor Orban pflegt eine zweideutige Haltung zu Russland. Den Angriff auf die Ukraine hat er zwar verurteilt, die Sanktionspolitik der EU kritisiert er jedoch regelmäßig scharf. Das EU-Ölembargo hatte er wochenlang blockiert und dann eine Ausnahme für sein Land herausgehandelt.

WELT-Grafik: Aktueller Front-Verlauf in der Ukraine

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Die aktuelle Situation in der Ukraine

Quelle: Infografik WELT

18:19 Uhr – UN-Chef fliegt nach Istanbul: Chance auf Fortschritte in Verhandlungen über Millionen Tonnen ukrainischen Getreides

Nach wochenlangen Verhandlungen wegen Russlands Getreideblockade im Schwarzen Meer reist UN-Generalsekretär António Guterres noch am Donnerstag nach Istanbul. Eine Einigung über ein Abkommen mit Moskau und der Ukraine zur Ausfuhr von Millionen Tonnen ukrainischen Getreides sei aber noch nicht vollständig ausgehandelt, sagte UN-Sprecher Farhan Haq in New York.

„Wir können dieses Problem lösen und möglicherweise Hunderttausende, möglicherweise Millionen von Menschen davor bewahren, dass der Preis für Lebensmittel außerhalb ihrer Reichweite liegt“, so Haq. Es blieb zunächst unklar, wer die Vertreter für die anderen Länder sein werden.

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Ein Soldat steht während der Erntezeit auf einem Feld im ukrainischen Saporischschja

Wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine können Millionen Tonnen Getreide aus dem Land nicht exportiert werden. Die Nahrungsmittel werden auf dem Weltmarkt – vor allem in Asien und Afrika – dringend benötigt. Russland streitet ab, die Exporte zu verhindern. Vertreter der Vereinten Nationen, der Ukraine, Russlands und der Türkei hatten zuletzt bereits in Istanbul verhandelt. Vergangene Woche hatte es dazu erste verhalten optimistische Stimmen gegeben. „Heute haben wir endlich ein bisschen Hoffnung“, hatte Guterres gesagt.

17:33 Uhr – Kiew und Moskau werfen sich gegenseitig Gefährdung des Atomkraftwerks in Saporischschja vor

Kiew und Moskau bezichtigen sich gegenseitig gefährlicher Aktionen an dem von russischen Soldaten besetzten Atomkraftwerk Saporischschja. Die Ukraine warf Russland am Donnerstag die Lagerung schwerer Waffen und Munition im Maschinenraum eines Reaktors im größten Akw Europas vor. „Die Besatzer ignorieren auf zynische Weise alle Normen und Regeln zu Feuer-, Atom- und Strahlensicherheit“, erklärte der ukrainische Betreiber Energoatom im Online-Dienst „Telegram“.

Russland hatte der Ukraine kurz zuvor zwei Drohnenangriffe in der vergangenen Woche auf das Atomkraftwerk vorgeworfen. Die Geschosse seien nur wenige dutzend Meter von einem Tank mit Kühlflüssigkeit des Reaktors gelandet.

„Es war reines Glück, dass nichts beschädigt wurde und es nicht zu einer menschengemachten Katastrophe kam“, sagte Maria Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums. Sie erklärte, dass Russland die Internationale Energie für Atomenergie kontaktiert habe.

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Ein russischer Soldat hält Wache im Kernkraftwerk Saporischschja

Die Vorwürfe beider Seiten ließen sich nicht unabhängig bestätigen. Die Betreiberfirma Energoatom hatte in der vergangenen Woche bereits Russland bezichtigt, Raketenwerfer auf dem Gelände des Atomkraftwerks installiert zu haben. Laut Energoatom befinden sich 500 russische Soldaten vor Ort.

17:24 Uhr – Berliner Wirtschaftssenator: Berlin soll zehn Prozent seines Energieverbrauchs einsparen

Berlins Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos) hat alle Berliner dazu aufgerufen, Energie zu sparen. „Es ist zwar eine gute Nachricht, dass nach der Routinewartung wieder Gas durch die Nord-Stream-1-Pipeline fließt“, sagte Schwarz der Nachrichtenagentur „dpa“. Aber das sei längst keine Entwarnung. „Wir sollten uns nicht in falscher Sicherheit wiegen. Zum einen reduziert Moskau die Mengen weiterhin und zum anderen können wir uns nicht darauf verlassen, was als nächstes folgt“, sagte Schwarz. „Putin spielt bewusst russisches Roulette mit uns. Gashahn zu, Gashahn auf, das soll verunsichern, zermürben und die Preise weiter nach oben treiben.“

Jetzt komme es darauf an, das Zepter selbst in die Hand zu nehmen. „Und das heißt vor allem: Gas sparen und Gasspeicher füllen“, so der Wirtschaftssenator. „Volle Gasspeicher sind kurzfristig unsere besten Verteidigungsbastionen.“ Es gebe in allen Bereichen Einsparmöglichkeiten beim Energieverbrauch. „Im Senat arbeiten wir mit allen Senatsverwaltungen daran, mindestens zehn Prozent des Energieverbrauchs einzusparen, und diesen Appell richte ich eindringlich an alle in unserer Stadt.“

17:21 Uhr – Hamburgs Wirtschaftssenator: Lokale Industrie bereit, im Notfall den Gasverbrauch deutlich zu senken

Hamburgs große Industrieunternehmen sind zu deutlichen Gaseinsparungen bereit. In Gesprächen habe man ihm zugesagt, den Gasverbrauch im Notfall um ein Viertel zu drosseln, wenn die Versorgungslage dies erfordere, sagte Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) am Donnerstag dem Sender „NDR 90,3“.

Er sei positiv überrascht von der Bereitschaft „seitens der Industrie und der Wirtschaft, doch Einsparungen relativ schnell vornehmen zu können in Höhe von 25 Prozent.“ Wenn dies auch im privaten Sektor in diesem Umfang möglich wäre, „dann hätten wir eine größere Sicherheit falls die Gasliefermengen sich nicht so einstellen wie wir sie benötigen“, sagte er.

17:11 Uhr – Europol hat Hinweise auf Waffenschmuggel aus der Ukraine

Die europäische Polizeibehörde Europol hat Hinweise auf Waffenschmuggel aus der Ukraine. Es gebe Fälle von Schwarzmarkthandel mit Schusswaffen und militärischen Gütern, bestätigte der Sprecher von Europol, Jan Op Gen Oorth, am Donnerstag in Den Haag der Nachrichtenagentur „dpa“. Ermittler aus den EU-Mitgliedsstaaten hätten auch Hinweise auf den Handel mit schweren militärischen Waffen. „Das Risiko besteht, dass diese in die Hände des organisierten Verbrechens oder von Terroristen fallen“, sagte der Sprecher.

Zuerst hatte der SWR darüber berichtet und sich auf ein vertrauliches Dokument von Europol berufen. Der Sender zitierte aus dem Schreiben, dass nach Angaben von Ermittlern „kriminelle Netzwerke in der Region aktiv sind und den Schmuggel erheblicher Mengen von Schusswaffen und Munition, einschließlich militärischer Waffen, betreiben oder planen“.

Der Europol-Sprecher sprach von besorgniserregenden Risiken. So wurde nach seinen Worten beobachtet, dass Einzelpersonen die Ukraine mit Schusswaffen verließen. Die Sorge bestehe auch, dass Waffen und Munition entlang der Grenze gelagert würden, um dann in die EU geschmuggelt zu werden. Schmuggel mit militärischen Waffen gab es auch etwa nach dem Krieg im früheren Jugoslawien in den 1990er Jahren.

Im Darknet wurde nach den Worten des Sprechers etwa eine mobile US-Panzerabwehrrakete vom Typ Javelin angeboten. Allerdings müsse sehr genau geprüft werden, ob es sich auch um echte Angebote handele. Europol schließt nach den Worten des Sprechers nicht aus, dass die Angebote Teil der russischen Propaganda sind, um Stimmung gegen westliche Waffenlieferungen zu machen.

16:28 Uhr – Human Rights Watch: Russland und Ukraine gefährden „bewusst“ Zivilisten

Die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ hat Russland und der Ukraine die bewusste Gefährdung von Zivilisten vorgeworfen. Beide Länder hätten Streitkräfte in bewohnten Gebieten stationiert, ohne die Bewohner in sicherere Gebiete zu bringen, erklärte „Human Rights Watch“ am Donnerstag in Kiew.

Das humanitäre Völkerrecht verpflichte jedoch die Konfliktparteien, alle möglichen Vorkehrungen zu treffen, um die Bevölkerung und zivile Einrichtungen unter ihrer Kontrolle vor Angriffen zu schützen. In vier von „Human Rights Watch“ untersuchten Fällen hätten russische Streitkräfte Militärstützpunkte in bewohnten Gebieten errichtet und damit unnötigerweise die Zivilbevölkerung gefährdet.

In drei Fällen hätten ukrainische Streitkräfte Stützpunkte in Häusern aufgebaut, in denen Menschen lebten. Die Soldaten der Ukraine hätten aber keine offensichtlichen Maßnahmen eingeleitet, um die Bewohner in sicherere Gebiete zu überführen. Bei anschließenden Angriffen auf diese Stützpunkte seien Zivilisten getötet und verwundet worden.

„Während der Krieg in der Ukraine weiter tobt, werden Zivilisten unnötigerweise in die Kämpfe verwickelt“, sagte Belkis Wille, leitende Krisen- und Konfliktforscherin bei „Human Rights Watch“. „Sowohl die russischen als auch die ukrainischen Streitkräfte müssen es vermeiden, ihre Truppen inmitten von Zivilisten zu stationieren, und alles in ihrer Macht Stehende tun, um Zivilisten aus der Nähe zu entfernen.“

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Kriegsverbrechen in der Ukraine

Die Armee des russischen Präsidenten Wladimir Putin hatte am 24. Februar die Ukraine überfallen. Nach Angaben der UN wurden seitdem Zehntausende Zivilisten verletzt und getötet. Millionen Menschen sind auf der Flucht. UN-Ermittler machen das russische Militär für umfangreiche Kriegsverbrechen verantwortlich. Ukrainische Soldaten hätten auch Kriegsverbrechen verübt, allerdings in einem wesentlich geringeren Ausmaß als russische Streitkräfte.

16:15 Uhr – Union kritisiert Energiesparpläne des Bundes als „reichlich spät“

Die Energiesparpläne des Bundes hätten aus der Sicht von CDU und CSU bereits viel früher vorgelegt werden müssen. „Wir haben jetzt über fünf Monate diesen Krieg. Und jetzt kommen Sie so langsam mal mit Vorschlägen, wie man eine Gasnotlage oder Mangellage lösen könnte, reichlich spät“, sagte CDU-Chef Friedrich Merz am Donnerstag zum Abschluss der Sommerklausur der CSU-Bundestagsabgeordneten im oberfränkischen Kloster Banz.

Merz betonte, die Union werde sich die Vorschläge zunächst im Detail anschauen. Dazu gehöre auch die Bewertung, ob die aufgestellten Energieszenarien die richtigen seien.

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt kritisierte ebenfalls, dass sich die Bundesregierung zu viel Zeit gelassen habe und nun „offensichtlich“ durch die Europäische Union gedrängt handele. Zudem sei ja nicht klar, ob die Vorschläge von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck überhaupt eine Chance auf eine Umsetzung in der Koalition hätten.

16:00 Uhr – Habeck verkündet neues Energiepaket: Braunkohlereserve aktiviert – Schärfere Vorgaben für Gasspeicher – „Heizungscheck“

Zur Sicherung der Energieversorgung will Wirtschaftsminister Robert Habeck auch Braunkohle-Kraftwerke wieder ans Netz holen. Ab dem 1. Oktober werde neben der bereits aktivierten Steinkohle- auch die Braunkohlereserve aktiviert, kündigte der Grünen-Politiker an. Die „Braunkohlereserve“ bezeichnet umgangssprachlich eine Sicherheitsbereitschaft aus drei ehemals vorläufig stillgelegten Braunkohlekraftwerken, die sich in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg befinden.

Habeck bestätigte zudem einen Reuters-Bericht, demzufolge die Befüllungsvorgaben für die Gasspeicher in Deutschland verschärft werden sollen. Die Füllstände der Speicher sollen laut Habeck am 1. September zu 75 Prozent gefüllt sein, zum 1. Oktober statt wie bisher zu 80 Prozent dann zu 85 Prozent und zum 1. November statt wie bisher 90 zu 95 Prozent.

Zudem sei eine Gaseinsparverordnung geplant, um wenn möglich Gas aus dem Markt herauszunehmen. Zusammen mit dem Verkehrsministerium solle es eine Verordnung geben, die Kohle und Öl im Schienenverkehr den Vorzug gebe.

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„Wir brauchen einen langen Atem“, sagte Habeck. „Der Winter kommt erst noch.“ Und dies sei nur der erste Winter. Auch der zweite Winter 2023/2024 werde Europa noch vor Herausforderungen stellen.

Russland liefert nach einer Wartung zwar seit Donnerstag wieder Gas über die Ostseepipeline Nord Stream 1, aber viel weniger als möglich. Habeck warnte vor einer trügerischen Sicherheit. Man dürfe keineswegs davon ausgehen, dass die Lieferungen über derzeit 40 Prozent der Leitungskapazitäten bei Nord Stream stetig so weitergingen. „Russland erweist sich zunehmend als Unsicherheitsfaktor im Energiesystem.“

Weitere Maßnahmen zielen direkt auf die Endverbraucher ab. Neben Einsparmaßnahmen in öffentlichen Gebäuden würden Eigentümer von Gasheizungen zu einem „Heizungscheck“ verpflichtet. Verbindlich werden soll zudem ein hydraulischer Abgleich, damit Heizwasser optimal verteilt wird. Einen solchen sollen künftig alle Eigentümer von Gebäuden mit zentraler Wärmeversorgung – also in der Regel Mehrfamilienhäuser – machen, wenn sie ihn nicht in den vergangenen Jahren schon gemacht haben. Für Gebäude mit zentraler Wärmeversorgung soll der Austausch „ineffizienter, ungesteuerter Heizungspumpen“ verbindlich werden, dies seien große Energiefresser.

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Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne)

Auch weniger technische Maßnahmen sind vorgesehen, um in Wohnungen beim Heizen Gas zu sparen. Mieterinnen und Mieter sollen mehr Spielraum bekommen, Energie einzusparen. Derzeit gebe es teils vertragliche Verpflichtungen, eine Mindesttemperatur in gemieteten Räumen aufrechtzuerhalten, so das Ministerium. „Das heißt, wenn diese Mieterinnen und Mieter weniger heizen wollen, verstoßen sie gegen ihre Mietverträge. Deshalb sollen diese vertraglichen Verpflichtungen – in enger Abstimmung mit den betroffenen Ressorts der Bundesregierung – vorübergehend ausgesetzt werden, sodass Mieterinnen und Mieter, die Energie einsparen und die Heizung herunterdrehen wollen, dies auch tun dürfen.“

Die Pläne von Wirtschaftsminister zur Energiesicherung sehen auch vor, Hausbesitzern künftig zu untersagen, private Pools mit Gas zu beheizen. Gleichzeitig widersprach Habeck der Befürchtung von staatlichen Heiz-Kontrollen in Privathaushalten. „Ich denke jetzt nicht, dass die Polizei alle Poolbesitzer aufsuchen wird und guckt, ob die Pools warm sind“, betonte der Minister. „Es ist gar kein Land, in dem ich leben möchte, wo man die Bürgerinnen und Bürger drangsaliert und kontrolliert.“

Habecks Ministerium teilte auch mit, es sei sinnvoll, Räume, in denen man sich nicht regelmäßig aufhält, etwa Flure, große Hallen, Foyers oder Technikräume, nicht mehr zu heizen – außer, es gebe dafür sicherheitstechnische Anforderungen. Für öffentliche Einrichtungen und Bürogebäude sind dazu neue Regelungen auf der Grundlage des geänderten Energiesicherungsgesetzes geplant. Ein Teil der Maßnahmen wird auf sechs Monate befristet sein, ein Teil auf zwei Jahre.

Zudem solle mit den Sozialpartnern über weitere Einsparmöglichkeiten im Arbeits- und Betriebsbereich geredet werden. Habeck brachte dazu ein verstärktes Arbeiten im Homeoffice ins Gespräch: „Die Energiebilanz ist dann eine positive, wenn in den Büros nicht geheizt wird und [daheim] Räume genutzt werden, die sowieso geheizt werden.“

15:55 Uhr – Sachsen-Anhalts Energieminister sieht öffentliche Spekulationen und „panische Vorschläge“ als Gaspreis-Treiber

Sachsen-Anhalts Energieminister Armin Willingmann (SPD) hat zu einer besonnenen Betrachtung der Gasversorgung aufgerufen. Er rate von öffentlichen Spekulationen mit Blick auf die Versorgungslage ab, sagte Willingmann am Donnerstag. „In den vergangenen Wochen haben derlei panische Vorschläge und Szenarien vor allem die Gaspreise in die Höhe getrieben – zu unser aller Nachteil.“ Viel wichtiger sei es, die notwendigen Schritte zur weiteren Absicherung der Energieversorgung einzuleiten.

Die Wiederaufnahme der Gaslieferungen durch Nord Stream 1 bezeichnete Willingmann grundsätzlich als „gute Nachricht für die Energieversorgung in Deutschland und Europa“. Allerdings könne Russlands Präsident Wladimir Putin die Belieferung mit Gas weiterhin als taktisches Mittel einsetzen. „Auch in Moskau ist die besondere Sensibilität der Deutschen in dieser Frage bekannt.“ Daher gelte es, „die Belieferungen mit Gas zu diversifizieren, zu stabilisieren und unsere Speicher zu füllen“.

15:53 Uhr – Insider sagen, deutsche Staatsbeteiligung am Gas-Importeur Uniper stehe kurz bevor

Eine Staatsbeteiligung am angeschlagenen Gas-Importeur Uniper steht Regierungs- und Parlamentskreisen zufolge kurz bevor. Trotz zäher Verhandlungen mit dem finnischen Uniper-Mehrheitseigner Fortum sei eine Einigung in Sicht, sagten mit den Gesprächen Vertraute am Donnerstag der Nachrichtenagentur „Reuters“.

Im Ergebnis werde es eine Staatsbeteiligung voraussichtlich von um die 25 Prozent am Gesamtunternehmen geben. Eine vonseiten Fortums vorgeschlagene Aufspaltung des Unternehmens sei vom Tisch. Es sei gut möglich, dass die Bundesregierung erste Eckpunkte am Freitag veröffentlichen werde, um ein Stützungs-Signal an die Ratingagenturen zu schicken, die die Kreditwürdigkeit von Uniper neu bewerten wollten. Dies gilt als zentraler Punkt für die Zukunft des Unternehmens.

Weiter hieß es, auch mit einem Einstieg des Bundes könne das Dauerproblem auflaufender Verluste nicht gelöst werden. Daher bereite die Regierung in einem zweiten Schritt eine gesetzlich mögliche Umlage der Kosten trotz bestehender Verträge auf die Kunden von Uniper vor. Parallel dazu solle dann aber auch ein sozialer Ausgleich für Endkunden geschaffen werden. Auch Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte gesagt, wenn eine Umlage komme, werde es auch eine Entlastung geben.

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Annalena Baerbock Bündnis (l, 90/Die Grünen), Bundesministerin des Auswärtigen, trifft ihren Amtskollegen, den japanischen Außenminister, Yoshimasa Hayashi. Die Ministerin ist im Rahmen ihres Antrittsbesuch in Japan.

Da Russland deutlich weniger Gas als vereinbart liefert, muss Uniper die fehlenden Mengen kurzfristig und teuer am Markt kaufen. Es darf die Kosten aber auf Grundlage bestehender Verträge nicht sofort beispielsweise an Stadtwerke oder Kunden aus der Industrie weitergeben. Dies könnte die Regierung jedoch kurzfristig ändern.

15:45 Uhr – Chemie-Standort in Sachsen-Anhalt: Weiter in Sorge wegen hoher Gaspreise

Am Chemiestandort Leuna ist die Sorge um das Gas trotz der Wiederaufnahme der Lieferungen nach Deutschland durch die Pipeline Nord Stream 1 weiter groß. Dabei gehe es vor allem um die Gaspreise, sagte ein Sprecher der Infrastrukturgesellschaft Infraleuna GmbH am Donnerstag auf Anfrage der Presseagentur „dpa“. Den Angaben zufolge wurde der Standort seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine weiter mit Gas beliefert. „Das lag und liegt physisch an“, sagte der Sprecher. Die Gaspreise hätten sich aber von ehemals im Schnitt 15 bis 25 Euro je Megawattstunde auf bis zu 180 Euro je Megawattstunde in Spitzenzeiten erhöht, damit in etwa verzehnfacht.

Für Leuna sei beim Gas aktuell vor allem die Bezahlbarkeit das große Problem, betonte der Sprecher mit Blick auf gestiegenen Kosten für die ansässigen Chemiefirmen und Dienstleister. Zwar seien die Preise angesichts der Gaslieferungen nach dem Ende der Wartungsarbeiten der Gaspipeline Nord Stream 1 am Donnerstag etwas zurückgegangen, sagte er. Sie seien aber weiter auf einen sehr, sehr hohen Niveau.

Am Industriestandort Leuna arbeiten für rund 100 Firmen etwa 12 000 Menschen, darunter 600 in der Erdöl-Raffinerie. Die Infraleuna bietet Dienstleistungen für die Firmen an. Dazu zählt die Energieversorgung aus Gaskraftwerken. Die Raffinerie verarbeitet Rohöl zu Mineralölprodukten. Der Mineralölkonzern Total (Paris) hatte angekündigt, künftig kein russisches Rohöl mehr einkaufen zu wollen, stattdessen von anderen Lieferanten auf dem Weltmarkt. Erdöl wird über die „Druschba“-Trasse nach Deutschland geleitet.

15:37 Uhr – Ukraine wertet eigene Landeswährung deutlich ab

Die Notenbank der Ukraine hat die Landeswährung Hrywnja um 25 Prozent abgewertet, um ihre Devisenreserven zu schützen. Der offizielle Wechselkurs sei von 29,25 Hrywnja pro Dollar auf 36,57 Hrywnja pro Dollar herabgesetzt worden, hieß es am Donnerstag in eine Erklärung der Nationalbank. Dadurch solle die Wettbewerbsfähigkeit ukrainischer Produkte erhöht und die wirtschaftliche Stabilität des Landes während des Krieges gefördert werden.

„Der neue Hrywnja-Kurs wird ein Anker für die Wirtschaft sein und ihre Widerstandsfähigkeit unter unsicheren Bedingungen erhöhen“, hieß es in der Erklärung weiter.

Nationalbank-Chef Kyrylo Schewtschenko sagte, die Notenbank wache weiterhin über die Stabilität der Wechselkurse und ergreife die notwendigen Maßnahmen um „die Situation auf dem Währungsmarkt auszugleichen“. Alle Notfallmaßnahmen, die infolge der Invasion eingeführt wurden, würden nach Beendigung des Krieges wieder zurückgenommen.

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Derzeit ermöglichten sie es jedoch der Wirtschaft, den Krieg zu überstehen und würden „zu ihrer schnelleren Erholung nach unserem Sieg beitragen“, sagte Schewtschenko weiter.

Die Wirtschaft der Ukraine ist seit Kriegsbeginn stark eingebrochen, das Bruttoinlandsprodukt wird nach Schätzungen der Weltbank ab Juni 2022 um 45 Prozent zurückgehen. Am Mittwoch hatten mehrere westliche Länder vereinbart, dass die Ukraine vorerst keine Zinsen mehr auf ihre Schulden zahlen muss.

15:29 Uhr – Russland will „Jewish Agency“ verbieten, die bei der Auswanderung von Juden nach Israel hilft

Inmitten der Spannungen mit Israel wegen der Ukraine-Offensive will der Kreml der Jewish Agency, die sich um die Einwanderung von Juden aus aller Welt nach Israel kümmert, die Arbeit in Russland verbieten lassen. Das Justizministerium habe die Auflösung der Organisation beantragt, teilte eine Gerichtssprecherin laut russischen Nachrichtenagenturen am Donnerstag in Moskau mit. Zur Begründung habe das Ministerium „Verstöße gegen die Gesetze“ angeführt.

Welche Gesetzesverstöße genau der israelischen Organisation vorgeworfen werden, teilte die Gerichtssprecherin nicht mit. Die Beratungen über den Antrag sollten am 28. Juli beginnen. Die weltweit tätige Jewish Agency hatte ihre Arbeit in Russland 1989 aufgenommen, zwei Jahre vor dem Ende der Sowjetunion. In dessen Folge waren hunderttausende Juden aus der gesamten Ex-Sowjetunion nach Israel ausgewandert.

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Israel hat den russischen Einsatz in der Ukraine verurteilt. Zugleich bemüht sich der hebräische Staat aber angesichts der engen Bande zwischen beiden Staaten um Zurückhaltung gegenüber Moskau. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Ende vergangenen Monats Israel kritisiert, weil es keine Sanktionen gegen Russland verhängte.

15:16 Uhr – Lukaschenko: Fortsetzung des Ukraine-Konflikts erhöht Gefahr eines Atomkriegs

Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko hat mit Blick auf den Ukraine-Konflikt vor einer atomaren Eskalation gewarnt. Er rief den Westen, die Ukraine und Russland am Donnerstag auf, den Konflikt zu beenden, um einen drohenden „Atomkrieg“ abzuwenden. „Wir müssen aufhören und ein Abkommen schließen, um dieses Chaos, diesen Einsatz und den Krieg in der Ukraine zu beenden“, sagte Lukaschenko in einem Exklusivinterview mit der Nachrichtenagentur „AFP“.

„Wir dürfen nicht weiter gehen“, fügte der belarussische Präsident hinzu. Denn es drohe der „Abgrund eines Atomkrieges“. Soweit dürfe es nicht kommen. Lukaschenko ist ein Verbündeter von Kreml-Chef Wladimir Putin, der Ende Februar den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine angeordnet hatte.

Lukaschenko forderte die ukrainische Regierung auf, wieder Verhandlungen mit Russland aufzunehmen. „Alles hängt von der Ukraine ab“, sagte er. Derzeit bestehe die Möglichkeit, „dass der Krieg unter für die Ukraine akzeptableren Bedingungen beendet werden kann“. Er rief die Ukraine auf, „sich an den Verhandlungstisch zu setzen und zuzustimmen, dass sie Russland niemals bedrohen wird“.

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Die Verantwortung für die militärische Eskalation des Ukraine-Konflikts wies Lukaschenko dem Westen zu, der diesen militärischen Konflikt „provoziert“ habe und weiter anfache. Russland habe auf die Bedrohung durch die Nato reagiert, sagte er weiter. „Wenn Russland der Nato nicht zuvorgekommen wäre, hätten Sie (die westlichen Länder) sich organisiert und zugeschlagen“, sagte der belarussische Machthaber.

14:38 Uhr – Ukrainische Polizei wirft Russland Streubombenangriff auf Zivilisten in Charkiw vor

Russland hat nach ukrainischen Angaben am Donnerstag ein dicht besiedeltes Gebiet in der zweitgrößten Stadt Charkiw angegriffen. Der Beschuss traf nach Angaben der Behörden und von Zeugen vor Ort eine Moschee, eine Gesundheitseinrichtung und ein Einkaufsviertel. Dabei wurden mindestens zwei Menschen getötet und 21 weitere verletzt.

Die Polizei in der Stadt im Nordosten der Ukraine erklärte, Streubomben hätten den Barabaschowo-Markt getroffen. Dort sahen Journalisten der Nachrichtenagentur „AP“ eine Frau, die über die Leiche ihres Mannes gebeugt weinte. Vertreter der lokalen Behörden erklärten, es seien außerdem eine Bushaltestelle, ein Fitnessstudio und ein Wohngebäude getroffen worden.

Der Charkiwer Bürgermeister Ihor Terechow sagte, die Attacken vom Donnerstagmorgen hätten auf eines der am dichtesten bevölkertesten Gebiete der Stadt abgezielt, die vor dem Krieg etwa 1,4 Millionen Einwohner hatte. „Die russische Armee beschießt Charkiw wahllos, friedliche Wohngebiete, Zivilisten werden getötet“, sagte er und mahnte zur Vorsicht.

Die Erklärung der Polizei, der Barabaschowo-Markt sei mit Streubomben angegriffen worden, konnte zunächst nicht unabhängig bestätigt werden. Die AP-Journalisten, die dort kurz nach der Attacke zugegen waren, sahen ausgebrannte Autos und einen von Granatsplittern durchlöcherten Bus.

Der Gouverneur der Region Charkiw, Oleh Synjehubow, sagte, vier Menschen seien in ernstem Zustand, auch ein Kind sei unter den Verletzten. Russische Einheiten hätten zudem Weizenfelder in der Region beschossen und sie so in Brand gesetzt, sagte er.

Andernorts kam es ebenfalls zu russischen Angriffen. So wurde die südliche Stadt Mykolajiw über Nacht von russischen Soldaten unter Beschuss genommen, ebenso die östlichen Städte Kramatorsk und Kostjantyniwka, wo zwei Schulen zerstört wurden, nachdem am Mittwoch ein Zivilist getötet wurde, wie es von ukrainischer Seite hieß.

Das ukrainische Präsidialbüro teilte mit, bis 8 Uhr am Donnerstag (Ortszeit) seien bei russischem Beschuss von Städten in verschiedenen Teilen des Landes binnen 24 Stunden mindestens fünf Menschen getötet und 17 weitere verletzt worden.

14:36 Uhr – Baerbock zu Kretschmer: „Putin möchte nicht reden“

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat sich irritiert über Äußerungen von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) zum Ukraine-Krieg gezeigt. Russlands Präsident Wladimir Putin „möchte in diesem Moment nicht reden, alles was er möchte, ist Leid und Krieg über die Ukraine zu bringen“, sagte Baerbock am Mittwochabend. Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter sprach von einer „absoluten Mindermeinung“ in der Union.

Kretschmer hatte gefordert, Deutschland müsse zwischen Russland und der Ukraine vermitteln und erreichen, dass dieser Krieg „eingefroren wird“. Zudem hatte er am Dienstag gesagt, es müsse gemeinsam versucht werden, auf Putin „einzuwirken“. Der CDU-Bundesvize zeigte sich zudem überzeugt, dass Deutschland weiter Rohstofflieferungen aus Russland brauche.

Baerbock sagte bei einer Veranstaltung des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ in Hannover, Putin habe sich entschieden, „einen völkerrechtswidrigen Krieg vom Zaun zu brechen, der nicht nur dem ukrainischen, sondern auch dem russischen Volk schadet“. Sie fügte hinzu: „Wir haben es hier mit keiner rational handelnden Regierung zu tun.“

Kretschmers Aussagen „verwundern mich etwas“, sagte Baerbock weiter. „Denn weder die deutsche Bundesregierung noch irgendein anderes Land in Europa wollten je wieder Krieg auf diesem Kontinent haben.“ Sie verwies darauf, dass Deutschland und andere Staaten immer wieder versucht hätten, mit Russland im Gespräch zu bleiben. „Da sagt ein Ministerpräsident, ‚redet doch mal‘, obwohl der Bundeskanzler mehrfach mit dem russischen Präsidenten telefoniert hat und der UN-Generalsekretär in Moskau war“, kritisierte die Ministerin.

Zu der Forderung Kretschmers, Deutschland müsse dafür eintreten, dass dieser Krieg „eingefroren wird“, sagte Baerbock: „Ich weiß nicht, was das bedeuten soll.“

14:05 Uhr – Ungarn will 700 Millionen zusätzliche Kubikmeter Gas von Russland kaufen

Ungarn will 700 Millionen zusätzliche Kubikmeter Gas von Russland kaufen. Dies kündigte am Donnerstag die Fidesz-Partei von Regierungschef Viktor Orban an. Außenminister Peter Szijjarto werde noch im Laufe des Tages nach Moskau reisen, um über neue Gaslieferungen zu sprechen.

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Der zusätzliche Gas-Einkauf werde angestrebt, „um die Sicherheit von Ungarns Energieversorgung zu gewährleisten“, erklärte die Fidesz-Partei. Außenminister Szijjarto solle darüber in Moskau „verhandeln“.

In Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine hat die EU drastische Sanktionen gegen Moskau verhängt. Dazu zählt unter anderem ein weitreichendes Embargo gegen russisches Erdöl. Bei Gas gibt es eine solche Maßnahme aber nicht.

13:50 Uhr – Auch Energieversorger sprechen von nur „vorläufiger Beruhigung“

Neben der Bundesnetzagentur sehen auch Energieversorger in Deutschland trotz der Wiederaufnahme der Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 keinen Anlass zur Entwarnung. „

Auf eine dauerhafte und verlässliche Belieferung aus Russland werden wir nicht mehr bauen können“, sagte Kerstin Andrae, Vorsitzende des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Das aktuell wieder Gas fließe, könne höchstens zu „vorläufiger Beruhigung“ beitragen.

Mit Blick auf den kommenden Winter und die nächsten Jahre müsse weiter alles für den Aufbau alternativer Gasimportstrukturen und den schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien getan werden, sagte Andrae weiter. „Es ist gut, dass es eine breite Debatte über das Thema Energiesparen gibt.“ Gefragt seien hier aber nicht nur die privaten Verbraucher. „Auch in der Industrie sind Einsparpotenziale vorhanden, die gehoben werden können“, erklärte Andrae. Wichtig sei außerdem ein europäischer Blick auf das Thema Versorgungssicherheit.

13:48 Uhr – Grüne glauben: Vollständiger Gaslieferstopp weiterhin möglich

Trotz der wieder angelaufenen Gaslieferung durch die Pipeline Nord Stream 1 halten die Grünen einen vollständigen Lieferstopp durch Russland weiter für möglich. „Putin will Europa spalten, wir werden das verhindern“, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Dieter Janecek, der „Rheinischen Post“ am Donnerstag. Dementsprechend bereite man sich auf alle Szenarien vor – auch auf einen vollständigen Gaslieferstopp.

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Dabei habe die Einsparung von Gas in Industrie und Haushalten oberste Priorität. Ziel müsse sein, „die Gasspeicher für den kommenden Winter möglichst stark zu füllen und gleichzeitig die Nachfrage nach Gas kurzfristig um bis zu 20 Prozent zu senken“. Um dies gewährleisten zu können, arbeite man mit den europäischen Partnern eng zusammen: „Norwegen und die Niederlande sind kurzfristig bereit, zusätzliches Gas zu liefern, um russisches Gas zu ersetzen“, sagte Janecek.

13:37 Uhr – Russlands Militär behauptet Tötung von 600 ukrainischen Soldaten

Russlands Militär hat eigenen Angaben zufolge mehrere Ziele im Süden und im Osten der Ukraine beschossen. In den Gebieten Mykolajiw und Donezk seien innerhalb der vergangenen 24 Stunden insgesamt neun Kommandoposten getroffen worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konaschenkow, am Donnerstag. Zudem seien sechs Waffenlager zerstört und ein Kampfflugzeug sowie ein -hubschrauber abgeschossen worden. Unabhängig überprüfen ließ sich das nicht.

Konaschenkow sprach zudem von mehr als 600 Kämpfern, die am vergangenen Samstag bei einem Luftangriff im südukrainischen Gebiet Odessa getötet worden sein sollen. Darunter seien auch bis zu 120 ausländische Söldner gewesen, sagte er. Eine Bestätigung dieser Angaben von ukrainischer Seite gibt es nicht.

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Moskau hatte am Mittwoch damit gedroht, in der Ukraine noch mehr Gebiete einnehmen zu wollen, als ursprünglich zu Kriegsbeginn vor fünf Monaten angekündigt. Außenminister Sergej Lawrow begründete das mit der zunehmenden Reichweite der vom Westen gelieferten Waffen für die Ukraine, die eine Gefahr für die vom Kreml unterstützten ostukrainischen Separatistengebiete Donezk und Luhansk sowie für Russland selbst seien. Die Ukraine fordert Waffen mit hoher Reichweite vom Westen, um ihre besetzten Gebiete zurückzuholen und den russischen Vormarsch zu stoppen.

13:28 Uhr – Moskau wirft Westen alleinige Verantwortung für Probleme bei Gaslieferungen vor

Die Regierung in Moskau hat für Probleme mit der Lieferung von russischem Erdgas westliche Sanktionen verantwortlich gemacht. Der Vorwurf, der Kreml nutze Erdgas, um andere Länder zu erpressen, sei „vollkommen“ unbegründet, sagte Sprecher Dmitri Peskow am Donnerstag.

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Alle „technischen Schwierigkeiten“ bei Gaslieferungen lägen an „den Restriktionen, die europäische Staaten selbst eingeführt haben“, sagte Peskow nun. Die Sanktionen würden „Reparationen an der Ausrüstung“ verhindern, insbesondere an „Turbinen in Verdichterstationen“. Peskow bekräftigte zudem die kürzlich von Präsident Wladimir Putin getätigte Aussage, Russland werde „all seine Verpflichtungen“ erfüllen.

12:51 Uhr – Ukraine meldet Tote nach Bombenangriff in Charkiw

Bei einem russischen Bombenangriff auf Charkiw im Nordosten der Ukraine sind am Morgen nach ukrainischen Angaben zwei Menschen getötet und 19 weitere verletzt worden. Wie der Gouverneur der Region, Oleg Synegubow, im Onlinedienst Telegram mitteilte, befanden sich vier der Verletzten nach dem Bombardement mit Mehrfachraketenwerfern in ernstem Zustand. Auch ein Kind wurde demnach verletzt.

Schon am Mittwoch waren in der zweitgrößten Stadt der Ukraine bei Bombenangriffen nach Angaben der örtlichen Behörden mindestens drei Menschen getötet worden. Unter den Todesopfern war auch ein 13 Jahre alter Junge, der an einer Bushaltestelle gewartet hatte. Die russische Arme hat die etwa 40 Kilometer von der Grenze zu Russland entfernte Stadt seit Beginn des Krieges Ende Februar unter Beschuss genommen. Bisher gelang es den russischen Truppen nicht, die Stadt einzunehmen.

12:37 Uhr – Briten kündigen weitere Waffenlieferungen an

Die britische Regierung kündigt weitere Rüstungshilfe für die Ukraine an. Es handele sich um Artillerie- sowie um mehr als 1600 Anti-Panzer-Waffen, teilt Verteidigungsminister Ben Wallace mit. Premierminister Boris Johnson hatte der Ukraine unlängst weitere Militärunterstützung im Volumen von einer Milliarde Pfund (1,17 Milliarden Euro) in Aussicht gestellt.

12:30 Uhr – Dobrindt sieht keine Entwarnung beim Gas

Nach dem Wiederanfahren der Gas-Pipeline Nord Stream 1 sieht CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt noch keine Entwarnung. „Wir sind nach wie vor in einer vollkommenen Energieunsicherheit“, sagte Dobrindt bei der Klausurtagung der CSU-Bundestagsabgeordneten im Kloster Banz.

Das derzeitige Niveau der russischen Gaslieferungen reiche nicht aus, um eine Gasknappheit im Winter zu vermeiden, sagte Dobrindt. „Es sind noch eine Menge an Hausaufgaben von der Bundesregierung zu erledigen“, sagte er. Die Erpressung des russischen Staatschefs Wladimir Putin gehe weiter. „Es wären andere Lieferkapazitäten möglich – sie werden bewusst nicht ergriffen“, sagte Dobrindt.

11:59 Uhr – CDU will Druck für Rüstungshilfe erhöhen

Unionsfraktionsvize Johann Wadephul (CDU) hat die Bundesregierung zu mehr Tempo und Entschlossenheit bei Rüstungshilfe für die von Russland angegriffene Ukraine aufgefordert. „Die Zweifel, dass Deutschland steht, wenn es darauf ankommt, eine harte Konfrontation mit Russland zu führen, die wachsen und das ist Gift für die EU und das ist Gift für die Nato und das ist Gift für unser Bündnis“, sagte Wadephul in Berlin. „Wir sind in einer Phase des Krieges, wo man nicht verhandeln muss, sondern wo man handeln muss. (…) Und das macht die Bundesregierung nicht.“

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Die Union werde dies im Falle weiterer Untätigkeit bei einer schon im August möglichen Sondersitzung des Bundestages zum Thema machen und behalte sich einen Missbilligungsantrag vor, sagte Wadephul. Der langjährige Außen- und Sicherheitspolitiker sagte: „Das faktische Handeln der Bundesregierung besteht darin, dass wir sage und schreibe, was schwere Waffen angeht, sieben Panzerhaubitzen geliefert haben. Nicht mehr und nicht weniger. Das ist allerdings wirklich gemessen an dem, was notwendig ist, viel zu wenig.“

10:43 Uhr –Medwedew: „Ukraine könnte von der Weltkarte verschwinden“

Fünf Monate nach Kriegsbeginn haben führende russische Politiker einmal mehr das weitere Fortbestehen der Ukraine als souveränen Staat infrage gestellt. Dmitri Medwedew, Ex-Präsident und jetziger Vizechef des russischen Sicherheitsrates, veröffentlichte am Donnerstag eine Liste von Dingen, „an denen Russland nicht schuld ist“. Ein Punkt lautet: „Daran, dass die Ukraine infolge aller Geschehnisse die Reste staatlicher Souveränität verlieren und von der Weltkarte verschwinden könnte.“

Das Nachbarland habe bereits 2014 den Großteil seiner Souveränität eingebüßt, als es sich unter die „direkte Kontrolle des kollektiven Westens“ begeben habe, behauptete Medwedew, der zwischen 2008 und 2012 Präsident war. Der 56-Jährige ist ein enger Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin und seit Russlands Einmarsch in die Ukraine Ende Februar immer wieder mit Drohungen und scharfen Äußerungen gegen die Führung in Kiew aufgefallen.

10:40 Uhr – Bundesnetzagentur zum Gas: „Von Entwarnung kann ich noch nicht reden“

Trotz der Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 sieht der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, keine Entwarnung. Wenn in den nächsten Wochen etwa 40 Prozent der Kapazitäten der Pipeline ausgelastet werden, dann wären die schlimmsten Befürchtungen zwar nicht bestätigt, sagte Müller der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist nicht das schlimmste Szenario eingetreten, aber von Entwarnung kann ich noch nicht reden.“

Müller gab zu bedenken, dass Russlands Präsident Wladimir Putin unlängst Aussagen gemacht habe, die auf eine Drosselung auf 20 Prozent hindeuten könnten. „Wir sind Russland momentan ausgeliefert, weil sie darüber entscheiden, wie viel Gas Nord Stream 1 an uns weiterleitet.“ Umso wichtiger seien Einsparungen und der Bezug aus anderen Quellen.

Nach zehntägigen Wartungsarbeiten war der Fluss von russischem Gas am Donnerstagmorgen wieder gestartet worden. Allerdings wird noch längst nicht die komplette Kapazität genutzt, sondern nur etwa 40 Prozent davon. „Auch bei einem Niveau von 40 Prozent müssen wir erhebliche Anstrengungen unternehmen, um gut über den ersten Winter zu kommen“, sagte Behördenchef Müller. Zudem müsse man bei den Gasspeicher-Füllständen schon jetzt an den Winter 2023/24 denken.

10:28 Uhr – Polizei sucht ukrainische Zeugen von Kriegsverbrechen

Zur strafrechtlichen Verfolgung von Kriegsverbrechen in der Ukraine werden auch in Deutschland mögliche Zeugen und Opfer gesucht. Darauf hat die Polizei Berlin hingewiesen. Sie können sich den Angaben zufolge an jede Polizeidienststelle in ihrer Nähe wenden. Die Polizei nehme dann mithilfe eines neuen bundesweit einheitlichen Fragebogens, der auch in ukrainischer, russischer und englischer Sprache vorliegt, erste Informationen entgegen und leite sie an die zuständigen Behörden weiter, so die Berliner Polizei.

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Neben der Ukraine und anderen Staaten haben die deutschen Strafverfolgungsbehörden und der Internationale Strafgerichtshof entsprechende Ermittlungen eingeleitet. Ukrainische Kriegsflüchtlinge in Deutschland, die Zeuge oder Opfer von Kriegsverbrechen waren, werden gebeten, die Strafverfolgung zu unterstützen, indem sie ihre Informationen zur Verfügung stellen.

09:42 Uhr – Laut Briten: Russland will kritische Infrastruktur erobern

Die russischen Truppen nehmen im Krieg gegen die Ukraine nach britischen Angaben vor allem strategisch wichtige Ziele ins Visier. „Russland gibt der Eroberung kritischer nationaler Infrastruktur wie Kraftwerken den Vorrang“, teilte das Verteidigungsministerium in London unter Berufung auf Geheimdienstinformationen mit. „Russische Kräfte nähern sich wahrscheinlich dem zweitgrößten Kraftwerk der Ukraine in Wuhlehirsk, 50 Kilometer nordöstlich von Donezk.“

Ziel sei vermutlich aber auch ein Durchbruch bei Wuhlehirsk, um von Süden her die Zangenbewegung gegen die strategisch wichtigen Städte Kramatorsk und Slowjansk wieder in Schwung zu bringen. Entlang der gesamten Front im Donbass würden russische Kräfte und Truppen der Separatisten weiterhin kleinere Vorstöße versuchen, hieß es aus London.

09:11 Uhr – Gas-Lieferung erreicht angekündigtes Niveau

Netzdaten zufolge hat der Gasfluss durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 am Donnerstagmorgen das angekündigte Niveau erreicht. In der Stunde zwischen 7.00 und 8.00 Uhr wurden nach Daten von der Website der Nord Stream AG mehr als 29 Gigawattstunden geliefert und damit in etwa so viel Gas, wie auf der Seite zuvor angekündigt wurde.

In der ersten Stunde des Gastages – also zwischen 6.00 und 7.00 Uhr – blieb das Niveau wegen des Hochlaufs unterhalb der angekündigten Menge. Diese Differenz werde allerdings mit Mengen verrechnet, die vor den Wartungsarbeiten vor anderthalb Wochen beim Herunterfahren noch nach dem eigentlichen Lieferstopp anfielen, erklärte ein Sprecher der Nord Stream AG. Inzwischen geht die Bundesnetzagentur davon aus, dass die Pipeline am Donnerstag wie vor der zehntägigen Wartung zu etwa 40 Prozent ausgelastet wird.

08:34 Uhr – „Kein Quadratmeter von russischer Artillerie verschont“

Die ukrainischen Behörden berichten über schwere Angriffe im Donbass. „In der Region Luhansk gibt es wahrscheinlich keinen einzigen Quadratmeter Land, der von russischer Artillerie verschont geblieben ist“, schreibt Gouverneur Serhij Hajdaj auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. „Der Beschuss ist sehr intensiv.“ Die russischen Streitkräfte hörten erst dann mit den Angriffen auf, wenn ihr Material ermüde.

08:25 Uhr – Gas-Lieferungen laut Bundesnetzagentur unter Vorwartungs-Menge

Nach Aussage des Präsidenten der Bundesnetzagentur liegt die für Donnerstag angekündigte Gas-Liefermenge über die Pipeline Nord Stream 1 weiterhin unter der Menge vor der Wartung. Die angekündigte Menge sei bei etwa 530 Gigawattstunden pro Tag geblieben, twitterte Behörden-Chef Klaus Müller am Donnerstagmorgen. Das entspreche in etwa einer 30-prozentigen Auslastung. Ein Sprecher der Nord Stream AG hatte von angekündigten Mengen auf dem Niveau von vor der Wartung gesprochen, als die Auslastung bei etwa 40 Prozent lag.

Einer Auslastung wie vor der Wartung entsprächen auch die auf der Website der Nord Stream AG veröffentlichten Daten zu angekündigten Liefermengen. Eine Sprecherin der Bundesnetzagentur konnte den Widerspruch zunächst nicht aufklären, sagte aber, dass die Behörde weiterhin von einer etwa 30-prozentigen Auslastung ausgehe.

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07:54 Uhr – USA sagen Kiew weitere Himars-Raketenwerfer zu

Die US-Regierung will der Ukraine vier weitere Mehrfach-Raketenwerfer vom Typ Himars liefern. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte bei Online-Beratungen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe aus Dutzenden Staaten, die bisher gelieferten Himars-Raketenwerfer hätten „auf dem Schlachtfeld so viel bewirkt“. Als Teil des nächsten Pakets für die Ukraine würden die USA außerdem weitere Waffen, Munition und Ausrüstung liefern, darunter Raketen und Artilleriegeschosse. Details würden im Laufe der Woche bekannt gegeben.

Austin sagte bei einer Pressekonferenz nach den Beratungen, es habe „viele neue Ankündigungen“ der Verteidigungsminister und Armeechefs aus den mehr als 50 teilnehmenden Staaten gegeben. „Wir sehen, dass Länder aus der ganzen Welt weiterhin dringend benötigte Systeme und Munition zur Verfügung stellen.“ Konkreter wurde er nicht. Die USA sind der wichtigste Waffenlieferant für die Ukraine. Bislang haben sie laut US-Generalstabschef Mark Milley neben zahlreichen anderen Waffensystemen bereits zwölf Himars-Systeme geliefert.

05:44 Uhr – CIA: Schätzungsweise 15.000 Russen in Ukraine-Krieg gestorben

Nach Schätzungen des US-Auslandsgeheimdienstes CIA sind im Krieg gegen die Ukraine auf russischer Seite bereits 15 000 Menschen ums Leben gekommen. Etwa dreimal so viele Russen seien bislang vermutlich verwundet worden, sagte CIA-Direktor William Burns am Mittwoch (Ortszeit) bei einer Podiumsdiskussion während einer Sicherheitskonferenz in Aspen im US-Bundesstaat Colorado. „Und auch die Ukrainer haben gelitten – wahrscheinlich etwas weniger. Aber, Sie wissen schon, erhebliche Verluste“, sagte Burns. Aktuelle Angaben der offiziellen Stellen in Russland zu Totenzahlen gibt es nicht.

04:18 Uhr – Sportausschuss-Vorsitzender warnt vor „Energie-Lockdown“ für Sportstätten

Der Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Frank Ullrich (SPD), hat vor einer Schließung von Sportstätten wegen der Energiekrise gewarnt. „Ein Energie-Lockdown wäre für den Sport ein verheerendes Signal“, sagte Ullrich der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ vom Donnerstag. Die allgemeine Bewegung, die physische und psychische Gesundheit hätten unter der Corona-Pandemie schon genug gelitten. „Demzufolge muss alles dafür getan werden, Sportstätten offen zu halten.“

03:50 Uhr – Baerbrock argumentierte mit Volksaufständen

In den Verhandlungen mit Kanada über die Ausfuhr einer dort gewarteten Gasturbine hat die deutsche Bundesregierung auch mit möglichen, verheerenden innenpolitische Auswirkungen in Deutschland argumentiert. Das gab Außenministerin Annalena Baerbock m Rahmen der Talk-Reihe „RND vor Ort“ des RedaktionsNetzwerks Deutschland zu.

„Die Kanadier haben gesagt: ‚Wir haben viele Fragen.‘ Da haben wir gesagt: ‚Das können wir verstehen, aber wenn wir die Gasturbine nicht bekommen, dann bekommen wir kein Gas mehr, und dann können wir überhaupt keine Unterstützung für die Ukraine mehr leisten, weil wir dann mit Volksaufständen beschäftigt sind“, sagte die Außenministerin wörtlich.

Auf die Nachfrage, ob sie wirklich mit Volksaufständen rechne, sagte Baerbock, dass das „vielleicht etwas überspitzt“ ausgedrückt sei, betonte aber auch, „wenn wir kein Gas mehr hätten“. Und weiter: „Das ist ja genau mein Punkt, dass wir Gas aus Russland weiter brauchen.“

Die hohen Gaspreise seien für viele Menschen in Deutschland eine große Belastung, so die Außenministerin weiter. „Das ist unsere wichtige Aufgabe für den Winter, wir müssen dafür sorgen, dass dieser Krieg nicht zu einer Spaltung der Gesellschaft führt“, fügte sie hinzu. „Auftrag der Bundesregierung ist es, die sozialen Kompetenzen abzufedern.“

02:10 Uhr – Experten dokumentieren massenhaften Völkerrechtsbruch Russlands

Internationale Experten haben schwerwiegende und massenhafte Verstöße der russischen Truppen gegen das humanitäre Völkerrecht seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine dokumentiert. Das in Warschau ansässige Wahl- und Menschenrechts-Büro ODIHR der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) stellte einen Bericht vor, der die Anschuldigungen untermauert. Besonders gravierende Fälle seien der Beschuss des Theaters voller Flüchtlinge in Mariupol Mitte März und des belebten Bahnhofs von Kramatorsk Anfang April.

Das ODIHR zeigte sich auch entsetzt über die Belagerung von Städten. Zivilisten sei keine Möglichkeit zur Evakuierung gegeben worden. Das Vorgehen der russischen Truppen verstoße gegen jeden Grundsatz von Verhältnismäßigkeit und Rücksicht. Zeugen hätten von vielen Fällen illegaler Hinrichtungen, Inhaftierungen, Folter, sexueller Gewalt und Entführungen berichtet.

Auch die ukrainische Armee habe gegen humanitäres Völkerrecht verstoßen, wenn auch in geringerem Maße, heißt es in dem Bericht. Kritisiert wurde Gewalt gegen mutmaßliche Plünderer. Auch würden beide Seiten im Umgang mit Kriegsgefangenen das geltende Völkerrecht verletzen.

00:41 Uhr – Steinkohlebranche nicht darauf vorbereitet, „dermaßen in die Bresche zu springen“

Der Verein der Kohlenimporteure (VDKi) warnt angesichts der gestiegenen Nachfrage nach Steinkohle vor logistischen Problemen und dringt auf eine längerfristige Perspektive für die Branche. „Unsere Branche ist seit 2016 stark geschrumpft. Zwischen 2016 und 2020 hatten wir einen Mengenrückgang um rund 50 Prozent. Entsprechend hat sich die Logistik angepasst“, sagte der VDKi-Vorsitzende Alexander Bethe zu „Bild“. „Wir hören von der Politik nur, dass wir der Notnagel sind. Dass wir nur noch für einen Winter gebraucht werden. So als wäre Deutschlands Energieproblem danach gelöst“, erklärt Bethe.

Die Betriebe hätten aber keinerlei Anreiz, jetzt in Logistik-Personal und -Gerät zu investieren, wenn all das im Frühjahr 2023 nicht mehr gebraucht werde. Man benötige eine Fünf-Jahres-Perspektive. Die Steinkohle-Branche sei 2022 laut Bethe nicht darauf vorbereitet gewesen, „dermaßen in die Bresche zu springen“, um Deutschlands Energieversorgung zu sichern. Man werde aber „alles tun, um unseren Beitrag zu leisten“.

23:32 Uhr – Selenskyj: „Es fing mit Gaskriegen an und endete mit einer groß angelegten Invasion“

Der ukranische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirft Russland vor, die Ukraine als Testfeld für mögliche weitere Angriffe gegen andere europäische Staaten zu nutzen. „Russland testet in der Ukraine alles, was gegen andere europäische Länder eingesetzt werden kann“, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache in der Nacht zum Donnerstag. „Es fing mit Gaskriegen an und endete mit einer groß angelegten Invasion, mit Raketenterror und niedergebrannten ukrainischen Städten.“

Die Ukraine müsse Russland auch deshalb besiegen, damit andere Länder sicher seien, sagte Selenskyj. „Je schneller dies geschieht, desto weniger Schaden und Leid werden alle europäischen Familien, alle europäischen Länder erfahren.“

Selenskyj warf Europa vor, der Kontinent hätte seine Abhängigkeit von russischem Erdgas früher mindern sollen. „Wenn man früher auf unsere Position gehört hätte“, müssten wir nicht nach Notfallmethoden suchen, um das Defizit zu füllen, das Russland künstlich auf dem europäischen Markt schafft.“

Der ukrainische Staatschef zeigte sich rund fünf Monate nach Kriegsbeginn zudem erneut dankbar für die aus den USA gelieferten Himars-Mehrfachraketenwerfer. Zugleich pochte er auf den Erhalt von Flugabwehrsystemen. Es gebe bereits Absprachen mit internationalen Partnern, doch angesichts der russischen Angriffe seien „eine ganz andere Geschwindigkeit und ein ganz anderes Ausmaß an Schutz“ erforderlich, sagte Selenskyj.


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