Israel News: ++ Israelische Kriegsziele laut Nahost-Expertin „zu ambitioniert“ ++

In Israel setzt sich nach Einschätzung der Nahost-Expertin Lidia Averbukh allmählich die Erkenntnis durch, dass die von der Regierung ausgegebenen Kriegsziele „zu ambitioniert“ seien. „Israel hat zwei definierte Ziele: die Hamas zu zerstören und die Geiseln zu befreien“, sagte die Politikwissenschaftlerin von der Bertelsmann-Stiftung der Nachrichtenagentur AFP. „Wenn das die Bedingungen für ein Ende des Krieges sein sollten, dann könnte dieser Krieg noch eine ganze Weile dauern.“

„Die Hamas zu zerstören und angesichts der komplizierten Kämpfe auch die Geiseln zu befreien, ist sehr schwierig“, sagte die Politikwissenschaftlerin, die an der Bundeswehruniversität in München unter anderem zum israelischen Rechtssystem forschte.

In fast drei Monaten Krieg habe sich gezeigt, „dass es nicht ohne Weiteres geht, die Hamas zu zerstören“. Zudem habe die israelische Führung dieses Ziel von Anfang an auch nicht klar definiert. „Aber selbst wenn es darum geht, die wichtigsten Köpfe der Hamas auszuschalten, könnte auch dieses Vorhaben noch mehrere Monate dauern.“

Israelische Bodenoperation im Gaza-Streifen

Quelle: OpenStreetMap; Infografik WELT

Für ein Umdenken im festgefahrenen Nahost-Konflikt sieht Averbukh derzeit „keine Anhaltspunkte“ – weder bei Israelis noch bei Palästinensern. Derzeit spreche eher vieles dafür, dass der Konflikt sich „verstetigt und vielleicht noch grausamer werden könnte“.

Davon zeugten aktuelle Umfragen in Israel und den Palästinensergebieten: „Aus beiden geht hervor, dass eher das verstärkt wird, was vor dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober an Ressentiments und Einstellungen bestand“, sagte Averbukh.

Alle Entwicklungen im Liveticker:

12:39 Uhr – Israels Armee: Vierstündige Kampfpause in einem Lager in Rafah

Israels Militär hat für Samstag eine vierstündige taktische Kampfpause in einem Lager in Rafah im Süden des Gazastreifens verkündet. Militärische Aktivitäten würden dort aus humanitären Gründen vorübergehend eingestellt, teilte ein Sprecher der Armee auf der Plattform X (ehemals Twitter) am Samstag auf Arabisch mit. Dies solle es der Bevölkerung ermöglichen, Nachschub an Vorräten zu besorgen.

Israels Militär hatte zuvor die Einwohner der heftig umkämpften Stadt Chan Junis im Süden des Küstengebiets aufgefordert, sich in Rafah nahe der ägyptischen Grenze in Sicherheit zu bringen. Berichten zufolge sind dort Tausende Palästinenser in Zelten untergekommen.

10:54 Uhr – McDonald’s verklagt Israel-Boykott-Bewegung in Malaysia

Der Fast-Food-Konzern McDonald’s Malaysia hat die gegen Israel gerichtete Bewegung Boycott, Divestment and Sanctions (BDS) – zu Deutsch: Boykott, Desinvestition und Sanktionierung – in dem mehrheitlich islamischen Land wegen ihrer Boykott-Aufrufe gegen angeblich proisraelische Unternehmen auf umgerechnet rund 1,2 Millionen Euro Schadenersatz verklagt. Die Zivilklage gegen BDS Malaysia ziele darauf ab, „unsere Rechte und Interessen in Übereinstimmung mit dem Gesetz“ zu schützen, erklärte das Unternehmen am Freitag. Wie aus der Klageschrift, die der Nachrichtenagentur AFP vorlag, hervorgeht, fordert McDonald‘s von BDS Malaysia sechs Millionen Ringgit Schadenersatz wegen mutmaßlicher Verleumdung. BDS Malaysia wies die Vorwürfe im Onlinedienst X „kategorisch“ zurück.

McDonald‘s erklärte, dass das Unternehmen den aktuellen Konflikt im Nahen Osten „weder unterstützt noch duldet“. „Während wir verstehen und respektieren, dass die Boykotthandlung eine individuelle Entscheidung ist, glauben wir, dass sie auf Fakten und nicht auf falschen Behauptungen beruhen sollte“, hieß es in der Unternehmenserklärung. Als Reaktion auf Israels Vorgehen im Gaza-Streifen hatte BDS Malaysia die Menschen in dem mehrheitlich islamischen Land verstärkt dazu aufgerufen, westliche Marken wie McDonald‘s oder Zara zu boykottieren. BDS wirft den Unternehmen vor, „an den israelischen Gräueltaten gegenüber den Palästinensern mitschuldig“ zu sein. Israel vollzieht derzeit im Gaza-Streifen eine militärische Offensive, nachdem das Land von Terroristen der radikal-islamischen Hamas am 7. Oktober überfallen wurde.

Die BDS-Bewegung ist nach ihrem Selbstverständnis gegen den Staat Israel gerichtet und wurde im Jahr 2005 von palästinensischen Aktivisten gegründete. Die Organisation ruft zu einem wirtschaftlichen, kulturellen und akademischen Boykott Israels wegen dessen Besatzungspolitik im Westjordanland auf. Der Bundestag hatte die BDS-Boykottaufrufe 2019 mit den Stimmen von Union, SPD, FDP und den meisten Grünen verurteilt. Er stellte fest, dass Argumentationsmuster und Methoden der BDS-Bewegung „antisemitisch“ seien.

10:05 Uhr: Im Gaza-Streifen breiten sich Krankheiten weiter aus

In den vorübergehenden Unterkünften im Gaza-Streifen mit Zehntausenden Geflüchteten auf engstem Raum nehmen Krankheiten nach Angaben des UN-Nothilfebüros OCHA weiter zu. Gesundheitsdienste seien schon lange überfordert, und immer wieder neue, von Israel angeordnete Vertreibungen machten ihre Aufgabe noch schwieriger.

Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, listete auf der Online-Plattform X die Krankheitsfälle auf. Danach litten bereits 180.000 Menschen an Atemwegsentzündungen, mehr als 136.000 Kinder unter fünf Jahren an Durchfall. Es gebe mehr als 55.000 Fälle von Läusen und Krätze.

Durchfall ist für Kinder unter fünf Jahren lebensgefährlich, wenn sie nicht behandelt werden, weil der Körper Wasser und wichtige Mineralstoffe verliert. Das UN-Kinderhilfswerk hat nach Angaben von OCHA am Freitag 600.000 Impfdosen in den Gaza-Streifen geliefert. Damit sollen kleine Kinder trotz des Krieges im nächsten Jahr ihre Routineimpfungen erhalten. Dazu gehören zum Beispiel Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten.

08:46 Uhr – Israels Armee setzt Angriffe im Gaza-Streifen fort

Die israelische Armee setzt ihr Bombardement von Zielen im Gaza-Streifen fort. Wie die Armee am Samstagmorgen mitteilte, griffen Kampfflugzeuge im Verbund mit den Bodentruppen und flankiert von der Marine „in verschiedenen Gebieten“ des abgeriegelten Küstenstreifens „terroristische Zellen und Infrastruktur an“. Die Truppen lieferten sich „heftige“ Gefechte mit Terroristen. So habe man im Laufe des vergangenen Tages in der Stadt Gaza im Norden des Küstenstreifens Dutzende von Terroristen getötet, hieß es. Unabhängig ließ sich das zunächst nicht überprüfen.

Erneut seien im Gaza-Streifen militärische Anlagen der islamistischen Hamas sowie Waffenlager von den Truppen gesprengt worden, hieß es weiter. Während die Armee nach vorherigen eigenen Angaben dabei ist, im Norden die operative Kontrolle über das Gebiet zu übernehmen, konzentriert sie sich nun auf den Süden und mittleren Gaza-Streifen. So wurden die Kämpfe vor allem in der südlichen Stadt Chan Junis ausgeweitet. Dort vermutet die Armee in den unterirdischen Tunnel Führungsleute der Hamas. Chan Junis gilt als die Hochburg der Hamas.

08:00 Uhr – Israels Militär meldet Zerstörung eines Versteckes von Hamas-Chef Sinwar

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben eines der Verstecke des Hamas-Führers im Gaza-Streifen, Jahja Sinwar, gefunden und zerstört. Das Haus habe sich nahe der Stadt Gaza im nördlichen Teil des abgeriegelten Küstenstreifens befunden, teilte die Armee am Freitagabend mit. Sinwar wird heute in Chan Junis im Südosten des Gazastreifens vermutet. Die Hamas-Hochburg ist derzeit zugleich ein Brennpunkt der gegenwärtigen Bodenoffensive Israels im Gaza-Streifen.

Zu Fund und Zerstörung des mutmaßlichen Verstecks bei der Stadt Gaza sei es „in den vergangenen Wochen“ gekommen, hieß es in der Mitteilung, in der die Armee erstmals darüber berichtete. Im Keller des Hauses seien die israelischen Soldaten auf einen Tunneleingang gestoßen. Dieser habe zu unterirdischen Gängen in einer Tiefe von 20 Metern und mit einer Länge von 218 Metern geführt.

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Jahja Sinwar wurde 1962 in einem Flüchtlingslager im Gaza-Streifen geboren

Der Tunnel verfügte den Angaben zufolge über Elektrizität, Ventilation und Kanalisation. Auch Gebets- und Ruheräumlichkeiten hätten dazugehört. Die Anlage war für lange Aufenthalte ausgelegt, sie konnte auch als Kommandozentrale dienen. Nach eingehender Untersuchung des Tunnels zerstörte ihn demnach die damit befasste Militäreinheit. Von unabhängiger Seite konnten die Angaben zunächst nicht überprüft werden.

Sinwar gilt als einer der Planer des Massakers, bei dem die Hamas und andere Organisationen am 7. Oktober in Israel rund 1200 Menschen getötet hatten. Das schlimmste Blutbad in der Geschichte Israels war der Auslöser des Gaza-Kriegs.

07:35 Uhr – US-Regierung genehmigt am Kongress vorbei Waffenlieferungen an Israel

Das US-Außenministerium hat unter Umgehung des Kongresses den Verkauf weiterer Waffen an Israel in Millionenhöhe genehmigt. Ohne die sonst bei Rüstungsverkäufen ins Ausland übliche Überprüfung durch den Kongress sei damit grundsätzlich der Verkauf von Waffen im Wert von 147,5 Millionen Dollar (rund 133 Millionen Euro) möglich, teilte die zuständige Behörde Defense Security Cooperation Agency am Freitag (Ortszeit) in Washington mit. Es gehe um die nationalen Sicherheitsinteressen der Vereinigten Staaten, hieß es.

US-Außenminister Antony Blinken begründete die Genehmigung demnach mit einer Notlage, die den sofortigen Verkauf der Rüstungsgüter an Israel erfordere. Er hatte bereits am 9. Dezember in ähnlicher Weise den Kongress umgangen, um einen Waffenverkauf an Israel zu ermöglichen.

04:58 Uhr – Hamas erklärt, die Gruppe wolle keine weitere vorübergehende Waffenruhe

Ein ranghoher Hamas-Vertreter im Libanon sagt, es habe keine Gespräche über ein Geiselabkommen im Austausch für eine weitere vorübergehende Waffenruhe gegeben. Israelische Medien hatten diesbezüglich von Fortschritten berichtet.

Osama Hamdan erklärte gegenüber Al Jazeera, die Hamas habe die Vermittler darüber informiert, dass die Priorität der Terrorgruppe auf einem dauerhaften Waffenstillstand liege und dass derzeit keine Gespräche über die Freilassung von Geiseln vor Beendigung der Kämpfe stattfänden.

04:19 Uhr – 81 Lkw mit Hilfsgütern erreichen Gaza-Streifen

Nach Angaben des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) sind am Freitag 81 Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern über den israelischen Grenzübergang Kerem Shalom und den ägyptischen Grenzübergang Rafah in den Gaza-Streifen gelangt.

„Der Umfang der Hilfe ist nach wie vor völlig unzureichend“, so OCHA in einer Erklärung. Der Untergeneralsekretär für humanitäre Angelegenheiten und Nothilfekoordinator sagte, „dass dies eine unmögliche Situation für die Menschen in Gaza und für diejenigen ist, die versuchen, ihnen zu helfen. Die Kämpfe müssen aufhören.“

Israel hielt entgegen, dass es jeden Tag Hunderte von Lastwagen kontrolliere und dass der Grund für den Engpass darin liege, dass die UN-Vermittler nicht mit dem Tempo Schritt halten könnten.

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WELT-Autor Henryk M. Broder

03:41 Uhr – Israel greift nach Raketenbeschuss Syrien an

Nach Raketenbeschuss aus Syrien hat die israelische Armee nach eigenen Angaben Angriffe auf das Land ausgeführt. Nach dem Ertönen von Luftalarm „im Norden Israels“ seien zwei Raketen auf offenem Gelände abgestürzt, erklärte die Armee. Das Militär gehe nun gegen den Ursprung des Beschusses vor. Israel sieht die annektierten Golanhöhen als Teil seines Nordbezirks an.

22:59 Uhr – Zwei Palästinenser im Westjordanland nach Angriff auf Armee getötet

Im Westjordanland sind zwei Palästinenser getötet worden, die nach israelischen Angaben zuvor Militärposten angegriffen hatten. Ein „Terrorist“ habe versucht, eine Bombe auf einen Militärposten nahe der Ortschaft Abu Dis bei Jerusalem zu werfen und sei daraufhin „neutralisiert“ worden, erklärte die Armee. Zuvor war ein anderer Palästinenser nahe Hebron erschossen worden, der mit einem Fahrzeug einen Anschlag verübt haben soll.

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(231218) -- GAZA, Dec. 18, 2023 (Xinhua) -- This photo released by the Israel Defense Forces (IDF) on Dec. 17, 2023 shows Israeli soldiers examining a large underground Hamas tunnel system uncovered in the Gaza Strip. The IDF said it has uncovered the largest underground Hamas tunnel system in Gaza so far. The system splits into branches of tunnels, spans over more than 4 km and reaches 400 meters from the Erez crossing, a passageway between Gaza and Israel. (Xinhua)

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