Eröffnet Russland neue Front? Verteidigungsminister äußert sich

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Von: Tim Vincent Dicke, Nadja Austel, Jan-Frederik Wendt, Christian Stör

Wird Russland eine „Katastrophe großen Ausmaßes“ in der Region Cherson auslösen? Selenskyj findet im Ukraine-Krieg deutliche Worte. Der News-Ticker.

  • Cherson und Saporischschja in Gefahr: Russland soll Sprengung von Staudamm planen
  • Neue Kriegsfront unwahrscheinlich: Militäreinheit von Russland und Belarus vor allem Ablenkung
  • Russische Angriffe: Explosionen in Charkiw und Saporischschja
  • Hinweis der Redaktion: Alle Neuigkeiten und Entwicklungen im Ukraine-Krieg lesen Sie in unserem News-Ticker. Die Angaben aus Russland und der Ukraine stammen teilweise von Kriegsparteien im Ukraine-Konflikt und lassen sich deshalb nicht unmittelbar unabhängig überprüfen.

Update vom Samstag, 22. Oktober, 6.11 Uhr: Der lettische Verteidigungsminister Artis Pabriks hält Russlands Truppenaufmarsch an der Grenze zu Belarus für keine ernsthafte Bedrohung. „Wir müssen vorsichtig sein, aber ich bezweifle, dass die Russen im Moment in der Lage sind, eine weitere Front gegen die Ukraine aufzumachen, zumindest keine erfolgreiche“, sagt der Lette in einem Interview mit der New York Times am Freitag (21. Oktober). Laut Pabriks haben sich inzwischen rund 10.000 russische Soldaten an der Landesgrenze zum westlichen Nachbarn Belarus versammelt. 

Die russischen Truppen könnten versuchen, Waffenlieferungen des Westens über Polen in die Ukraine zu behindern, sagt der Verteidigungsminister. „Sie könnten Dinge stören, aber es wäre sicher nicht so wie im Februar“, als Russland seinen Angriffskrieg begann, sagt Pabriks. Lettland, Mitglied des westlichen Verteidigungsbündnisses Nato, grenzt sowohl an Belarus als auch an Russland. 

Die Ukraine beschuldigt russische Streitkräfte, den Staudamm des Wasserkraftwerks zerstören zu wollen. (Archivbild) © IMAGO/RIA Novosti

+++ 22.21 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist in Sorge vor einem russischen Angriff auf das Wasserkraftwerks Kachowka in der Region Cherson. „Auf der heutigen Tagung des Europäischen Rates habe ich die Europäer über einen weiteren Terroranschlag informiert, den Russland auf das Wasserkraftwerk Kakhovka vorbereitet. Nach unseren Informationen wurden die Blöcke und der Damm des Wasserkraftwerks Kachowka von russischen Terroristen vermint“, sagte der Staatschef in einer Videoansprache.

„Jetzt müssen alle in der Welt mit aller Kraft und schnell handeln, um einen solchen russischen Terroranschlag zu verhindern. Die Verminung des Staudamms würde eine Katastrophe großen Ausmaßes bedeuten“, warnte Selenskyj. Der Präsident bewertete den angeblichen russischen Plan als Zeichen dafür, dass die Kreml-Truppen „den gesamten Süden unseres Landes, einschließlich der Krim, nicht halten“ könnten.

News zum Ukraine-Krieg: 2000 russische Reservisten in Cherson angekommen

+++ 21.04 Uhr: Nach Angaben des Generalstabs der ukrainischen Streitkräfte sind 2000 mobilisierte Reservisten aus Russland in der besetzten ukrainischen Region Cherson angekommen. Die russische Armee will mit deren Hilfe ihre Einheiten an der Front verstärken, teilte der Generalstab in seinem Lagebericht am Abend (Stand 18 Uhr) auf Facebook mit. Die Besatzungsbehörden von Beryslaw im Gebiet Cherson hätten ihre Arbeit zudem eingestellt. Örtliche Kollaborateure, die sich auf die Seite der russischen Invasoren gestellt hatten, würden weiterhin die Stadt mit ihren Familien und ihrem Eigentum verlassen. 

Nach Angaben des Generalstabs verstärken außerdem die Geheimdienste von Belarus in den Bezirken Pinsk und Stolinsk ihre Sicherheitsmaßnahmen. Es sei dort insbesondere das Filmen verboten. Die Einberufungsämter vor Ort bestünden darauf, dass wehrfähige Männer sich bereithielten.

News im Ukraine-Krieg: Telefonat des russischen und US-amerikanischen Verteidigungsministers

+++ 19.50 Uhr: Die Verteidigungsminister der USA und Russlands führten erstmals nach längerer Pause ein Telefonat, wie die beiden Länder mitteilten. Aus Washington hieß es, US-Minister Lloyd Austin habe im Gespräch mit seinem russischen Kollegen Sergei Schoigu betont, wie wichtig es sei, die Kommunikationswege auch inmitten des laufenden Krieges aufrechtzuerhalten. Laut Pentagon habe Austin das Telefonat initiiert. 

Die USA hatten am Vortag mitgeteilt, dass Russland nach Erkenntnissen der US-Regierung beim Einsatz von Kampfdrohnen von iranischen Kräften unterstützt werde. Russland streitet dies ab. Das russische Verteidigungsministerium in Moskau teilte zum Telefonat lediglich mit, bei dem Gespräch sei es um aktuelle Fragen der internationalen Sicherheit gegangen. Ein Thema sei die Lage in der Ukraine gewesen.

Ukraine fordert Uno in Cherson: Russland will Vormarsch mit Flutwelle stoppen

+++ 18.55: Die Ukraine hat eine internationale Beobachtermission am Staudamm des Wasserkraftwerks Kachowka in der Region Cherson gefordert. „Wir rufen die Uno, die EU und andere Organisationen auf, eine internationale Beobachtungsmission für Kachowka zu organisieren“, sagte der ukrainische Regierungschef Denys Schmyhal bei einer Regierungssitzung. Internationale Experten sowie ukrainisches Personal müssten sich umgehend vor Ort begeben, forderte er.

Die Ukraine beschuldigt russische Streitkräfte, den Staudamm des Wasserkraftwerks zerstören zu wollen. Im Falle eines Dammbruchs seien hunderttausende Menschen am Fluss Dnipro in Gefahr. Der Staudamm liegt in der Region Chersons, die von russischen Truppen kontrolliert wird. Die Ukraine kommt nach eigenen Angeben mit ihrer Gegenoffensive voran und meldete zum heutigen Tag die Rückeroberung von 88 Städten und Dörfern.

News im Ukraine-Krieg: Moskau baut die Stadt Cherson zu einer „Festung“ aus

+++ 18.20 Uhr: Moskau baut die Stadt Cherson nach eigenen Angaben zu einer „Festung“ aus. Die von Russland besetzte Stadt bereite sich auf die Verteidigung gegen die vorrückende ukrainische Armee vor, schrieb der Vertreter der pro-russischen Verwaltung der Region, Kirill Stremussow, im Onlinedienst Telegram. 

Unterdessen äußert Selenskyjs Berater Mychailo Podoljak: „Russland bereitet eine menschengemachte Katastrophe vor“. Russland vermine den Damm und Transformatoren des Kraftwerks, um eine Flutwelle zu verursachen. Ziel sei, den ukrainischen Vormarsch zu stoppen. Selenskyj hatte zuvor bereits gewarnt, eine Unterbrechung der Wasserversorgung würde auch das Kühlsystem des Atomkraftwerks Saporischschja beeinträchtigen.

News im Ukraine-Krieg: Ukrainische Luftwaffe hofft auf Iris-T-Lieferungen

+++ 17.55 Uhr: Die ukrainische Armee hofft nach der ersten Lieferung des deutschen Flugabwehrsystems Iris-T auf weitere Exemplare der modernen Waffe. Das sagte der ukrainische Luftwaffensprecher Jurij Ihnat nach Angaben Kiewer Medien am heutigen Freitag. Das System habe sich „gut bewährt“ gegen jüngste russische Angriffe.

„Der einzige Nachteil ist, dass es wenige gibt“, sagte Ihnat. Die Ukraine würde gerne mehr Exemplare erhalten. Den genauen Einsatzort des Iris-T-Systems teilte er nicht mit, denn es stehe auf der Zielliste des Feindes „ganz oben“. Das erste war vor einer Woche an die Ukraine übergeben worden. Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow hatte von einer „neuen Ära der Luftverteidigung“ gesprochen

News im Ukraine-Krieg: „Mindestens die Hälfte der Wärmeerzeugungskapazität“ getroffen

+++ 16.25 Uhr: Russland hat seit dem 10. Oktober mindestens die Hälfte der ukrainischen Wärmeerzeugungskapazitäten angegriffen, aber nicht alle betroffenen Kraftwerke haben ihren Betrieb vollständig eingestellt. Dies sagte der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters am heutigen Freitag (21. Oktober)

Haluschtschenko gab an, dass 30 bis 40 Prozent der gesamten nationalen Strominfrastruktur bei Angriffen getroffen worden seien. „Das ist eine ganze Menge an Kapazität. Das kann ich Ihnen sagen. Mindestens die Hälfte der Wärmeerzeugungskapazität, wenn nicht noch mehr“, sagte er auf die Frage nach dem Ausmaß des Schadens.

News zum Ukraine-Krieg: Wasserkraftwerk Kachowka vermint

+++ 14.00 Uhr: Die Regierung in Kiew hat geschworen, „dem Frieden nicht durch Zwang zu erliegen“ – und gleichzeitig damit gedroht, härter zurückzuschlagen, sollte Russland das Wasserkraftwerk Kachowka nahe Cherson zerstören. Laut Andriy Yermak, Leiter des Präsidentenbüros, greift die russische Armee auf diesen Plan zurück, da die „nukleare Erpressung nicht funktioniert hat“. Zuvor hatte bereits Präsident Wolodymyr Selenskyj vor einer möglichen Sprengung des Wasserkraftwerks und einer damit verbundenen „Katastrophe“ gewarnt. Kiew lägen Informationen vor, dass Moskau das Gelände vermint habe und einen Angriff unter falscher Flagge plane (s. Update v. 06.15 Uhr).

Derweil ließ das russische Präsidialamt offen, ob die Truppen aus der Stadt Cherson abziehen. Sprecher Dmitri Peskow wich vor der Presse der Frage aus, ob Präsident Wladimir Putin einen entsprechenden Befehl gegeben habe oder nicht. „Diese Frage betrifft die Führung der militärischen Spezialoperation, ich empfehle Ihnen, sie an das Verteidigungsministerium zu richten.“ Bereits seit Tagen lässt die russische Armee Menschen aus dem Gebiet Cherson wegbringen. Moskau begründet den Schritt offiziell mit einer wahrscheinlich bevorstehenden ukrainischen Gegenoffensive.

News zum Ukraine-Krieg: Erdogan glaubt an Verlängerung des Getreideabkommens

+++ 12.15 Uhr: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan geht davon aus, dass das Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine verlängert wird. Er habe mit Wolodymyr Selenskyj und Wladimir Putin gesprochen, sagte Erdogan dem türkischen Sender NTV zufolge auf dem Rückflug aus Aserbaidschan. „Einer Verlängerung des Exportabkommens steht nichts im Wege.“ Im Rahmen des von der Türkei und den Vereinten Nationen vermittelten Abkommens sind laut Erdogan mehr als acht Millionen Tonnen Getreide und andere Lebensmittel über das Schwarze Meer aus der Ukraine ausgeführt worden, heißt es in dem Bericht.

+++ 11.30 Uhr: Der Iran hat seine Staatsbürger zur raschen Ausreise aus der Ukraine aufgerufen. Gleichzeitig verschärfte Irans Außenministerium wegen der „militärischen Eskalation“ seine Reisewarnung für das Land, wie iranische Medien am Freitag übereinstimmend berichteten. Nach Erkenntnissen der US-Regierung setzt Russland auch Kampfdrohnen aus dem Iran im Ukraine-Krieg ein – mit Unterstützung iranischer Kräfte vor Ort. Teheran bestreitet die Lieferung der Drohnen.

News zum Ukraine-Krieg: Militäreinheit von Russland und Belarus wohl vor allem Ablenkung

+++ 09.40 Uhr: Eine von Russland und Belarus gegründete gemeinsame Militäreinheit ist nach britischen Erkenntnissen in erster Linie ein Ablenkungsmanöver. „Die Ankündigung ist wahrscheinlich ein Versuch, russisch-belarussische Solidarität zu demonstrieren und die Ukraine dazu zu bringen, Truppen zum Schutz ihrer nördlichen Grenze abzuziehen“, teilte das britische Verteidigungsministerium unter Berufung auf Geheimdienstinformationen mit.

Es sei unwahrscheinlich, dass Russland eine weitere kampfbereite Truppe aufstellen könne, da seine Streitkräfte in der Ukraine gebunden seien, hieß es weiter. Das belarussische Militär verfüge höchstwahrscheinlich zudem nur über minimale Fähigkeiten zur Durchführung komplexer Operationen.

News zum Ukraine-Krieg: Explosionen in Charkiw und Saporischschja

+++ 09.15 Uhr: Die Ukraine meldet nach den Angriffen am Morgen (s. Update v. 08.30 Uhr) mehrere Verletzte. In Charkiw sind demnach sechs Menschen verletzt worden, in Saporischschja drei.

+++ 08.30 Uhr: Nach Charkiw (s. Update v. 08.00 Uhr) ist auch die Stadt Saporischschja am Morgen von mehreren Explosionen erschüttert worden. Oleksandr Starukh, Leiter der regionalen Staatsverwaltung, teilte auf Telegram mit, dass Russland das regionale Zentrum mit Raketen angegriffen habe. Er forderte die Bewohner auf, Schutz zu suchen.

News zum Ukraine-Krieg: Reihe von Explosionen erschüttert die Stadt Charkiw

+++ 08.00 Uhr: In Charkiw im Nordosten der Ukraine hat es wohl mehrere Explosionen gegeben. „Eine Reihe von Explosionen in Charkiw. Seien Sie äußerst vorsichtig“, schrieb Bürgermeister Igor Terekhov auf Telegram. Ein Verwaltungs- und ein Produktionsgebäude in der Region seien getroffen worden. Über Opfer sei noch nichts bekannt.

+++ 07.30 Uhr: Die Lage an der Front bleibt für die Ukraine derzeit schwierig. So zumindest beschrieb es Präsident Selenskyj in seiner Videoansprache. „Aber wir behaupten uns. Wir verteidigen unser Land“, sagte Selenskyj, der sich dabei vor allem auf den Donbass im Osten und einige Richtungen im Süden bezog. „Wir bewegen uns allmählich vorwärts und verdrängen den Feind.“ Die Ukraine werde siegen. „Terroristen verlieren immer. Freiheit gewinnt immer.“

News zum Ukraine-Krieg: Russland soll Staudamm vermint haben

Update vom Freitag, 21. Oktober, 06.15 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland vorgeworfen, einen Staudamm in der südukrainischen Region Cherson vermint zu haben. „Unseren Informationen zufolge wurden die Aggregate und der Damm des Wasserkraftwerks Kachowka von russischen Terroristen vermint“, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videobotschaft am Abend. Im Falle einer Zerstörung des Staudamms würde „der Nord-Krim-Kanal einfach verschwinden“, warnte der ukrainische Staatschef. Dies wäre „eine Katastrophe großen Ausmaßes“. Der Staudamm des Wasserkraftwerks Kachowka liegt am Fluss Dnipro in der Region Cherson, die derzeit von russischen Truppen kontrolliert wird.

News zum Ukraine-Krieg: Iran hat Russland wohl unterstützt

+++ 20.53 Uhr: Der Iran hat Russland nach US-Angaben von der Krim aus bei Drohneneinsätzen gegen die Ukraine unterstützt. „Unserer Einschätzung nach waren iranische Militärs auf der Krim vor Ort und haben Russland bei diesen Operationen unterstützt“, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, mit Blick auf die jüngsten Drohnenangriffe gegen die Ukraine. Die Iraner würden die Russen ausbilden und technisch unterstützen, während Russen die Drohnen steuerten.

„Teheran ist jetzt direkt vor Ort involviert“, sagte Kirby vor Journalisten weiter. Teheran liefere Russland zudem Waffen, die „Zivilisten und zivile Infrastruktur in der Ukraine“ träfen. Kirby kündigte an, die USA würden weiterhin alle Sanktionen gegen den Waffenhandel Russlands und des Iran durchsetzen.

News zum Ukraine-Krieg: Putin wünscht Zwangsrekruten „viel Glück“

+++ 18.58 Uhr: Russlands Präsident Wladimir Putin hat zum ersten Mal seit der Teilmobilmachung ein Trainingszentrum für einberufene Rekruten besucht. Im russischen Staats-TV war zu sehen, wie Putin in einem Schießzentrum in der südöstlich von Moskau gelegenen Region Rjasan unter anderem an einem Schießstand eine automatische Waffe abfeuerte. Er unterhielt sich auch mit einigen der einberufenen Soldaten. „Viel Glück!“, wünschte er einem und klopfte ihm auf die Schulter.

News zum Ukraine-Krieg: „Evakuierung“ in Cherson wird fortgesetzt

+++ 17.28 Uhr: Nach Angaben der russischen Besatzungsverwaltung sind angesichts der ukrainischen Gegenoffensive inzwischen 15.000 Menschen aus der Region Cherson gebracht worden. Sie seien an das linke Ufer des Flusses Dnipro gebracht worden, erklärte Kirill Stremoussow, Vertreter der pro-russischen Verwaltung, auf Telegram. Die „Evakuierung“ werde fortgesetzt. Kiew verurteilte das Vorgehen als „Deportation“ von Zivilpersonen nach Russland.

Die Region Cherson sei „für immer vom Nationalsozialismus befreit“, erklärte Stremoussow. Auch die ukrainischen Regionen Dnipro, Odessa und Mykolajiw würden „bald“ befreit. Am Vortag hatte allerdings auch die pro-russische Verwaltung vor dem Hintergrund der ukrainischen Offensive in der Region erklärt, sie ziehe sich vollständig aus der Stadt Cherson zurück.

News zum Ukraine-Krieg: Steinmeier meldet sich zu Wort

+++ 15.40 Uhr: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj Hilfe bei der Reparatur der von Russland beschädigten Infrastruktur zugesagt. Deutschland werde die Wiederherstellung von zerstörten Anlagen für Strom, Heizung und Wasser unterstützen, versicherte Steinmeier am Donnerstag in einem Telefongespräch mit Selenskyj laut Bundespräsidialamt. Selenskyj schrieb auf Twitter: „Deutschland wird dabei helfen, die Folgen des russischen Raketenterrors zu überwinden.“

Russland hat die Angriffe auf die Ukraine mit Raketen und Drohnen zuletzt deutlich verstärkt. Es zerstört gezielt vor allem die Energie-Infrastruktur des Landes.

News zum Ukraine-Krieg: Ukrainische Streitkräfte rücken weiter vor

+++ 14.30 Uhr: Das russische Militär hat bei neuen Angriffen auf die Ukraine laut eigenen Angaben erneut die Energie-Infrastruktur und Stellungen der Armee beschossen. Die Energieanlagen seien mit Hochpräzisionswaffen aus der Luft angegriffen worden, teilte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, in Moskau mit. Dem Militärbericht zufolge rückten die ukrainischen Streitkräfte im Gebiet Cherson weiter vor. Dem ukrainischen Militär seien aber schwere Schläge versetzt worden, behauptete der russische Offizier. Die russischen Stellungen würden gehalten. Dies lässt sich nicht unabhängig verifizieren.

Die Ukraine führt seit Wochen eine Verteidigungsoffensive im Gebiet Cherson und hat dort bereits Dutzende Ortschaften befreit. Die Lage gilt als extrem gespannt. Glaubt man Moskaus Medien und Offiziellen, so scheint dort eine neue Entscheidungsschlacht entbrannt zu sein. Von ukrainischer Seite gibt es allerdings bisher keine Bestätigung für die vom Gegner vermeldeten Massenangriffe. „Entweder halten es die Russen wirklich für notwendig, sich zurückzuziehen“, sagte ein Aktivist aus Cherson. „Oder sie fühlen sich hier umgekehrt noch so stark, dass sie unsere Streitkräfte zu einem Angriff verleiten wollen.“

+++ 14.00 Uhr: Während der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko Militärbasen für russische Angriffe auf die Ukraine bereitgestellt und zuletzt die Aufstellung einer gemeinsamen regionalen Truppe mit Russland bekannt gegeben hat, warnt die belarussische Opposition vor weiteren russischen Invasionen. Nun steht sogar ein Bündnis mit der Ukraine im Raum.

News zum Ukraine-Krieg: Russische Luftwaffe patrouilliert an den belarussischen Grenzen

+++ 13.25 Uhr: Die russische Luftwaffe patrouilliert an den Grenzen des Verbündeten Belarus. Die Flüge seien geplant gewesen, teilte das Verteidigungsministerium in Minsk mit. Russland hat 9000 Soldaten und Hunderte militärische Ausrüstungsgegenstände nach Belarus geschickt. Das Land teilt eine 1085 Kilometer lange Grenze mit der Ukraine, deren Hauptstadt Kiew weniger als 100 Kilometer von der Grenze entfernt liegt.

News zum Ukraine-Krieg: Neue EU-Sanktionen gegen Iran beschlossen

+++ 13.00 Uhr: Die neuen EU-Sanktionen gegen den Iran sind beschlossen. Die Strafmaßnahmen richten sich gegen Personen und Organisationen, die an der Lieferung von Drohnen für den Angriff auf die Ukraine beteiligt sind. Sie werden mit Einreisesperren belegt und mögliche Vermögenswerte von ihnen in der EU werden eingefroren.

Unterdessen meldete der ukrainische Generalstab, dass die iranische Führung Fachkräfte entsenden wolle, um russische Soldaten im Umgang mit im Iran hergestellten Shahed-136- und Arash-2-Drohnen auszubilden. Die Drohnen Arash-2, die Berichten zufolge von Russland in einer unbekannten Anzahl gekauft wurden, sind laut der Denkfabrik Institute for the Study of War „schneller und zerstörerischer“ als die Shahed-136-Drohnen, die derzeit von russischen Truppen eingesetzt werden.

News zum Ukraine-Krieg: Nato sichert Schweden und Finnland Unterstützung zu

+++ 12.00 Uhr: Jens Stoltenberg hat Schweden und Finnland die Unterstützung der Nato zugesichert. „Es ist unvorstellbar, dass Verbündete nicht handeln würden, wenn Schweden und Finnland in irgendeiner Form unter Druck geraten“, sagte der Nato-Generalsekretär laut der Nachrichtenagentur Reuters dem neuen schwedischen Ministerpräsidenten Ulf Kristersson während einer Pressekonferenz. Im Mai hatten die beiden Länder den Antrag auf Nato-Mitgliedschaft gestellt. Ungarn und die Türkei haben dem Beitritt noch nicht zugestimmt.

News zum Ukraine-Krieg: Kraftwerk Burschtyn ernsthaft beschädigt

+++ 11.45 Uhr: In Moskau zeigt sich derzeit ein verändertes Bild. Merklich weniger Männer besuchen dort Restaurants, Geschäfte und gesellschaftliche Zusammenkünfte. Viele wurden zum Kampf in der Ukraine einberufen. Andere sind geflohen, um der Einberufung zu entgehen. „Ich habe das Gefühl, dass wir jetzt ein Land der Frauen sind“, sagt eine 33-jährige Fotografin.

+++ 11.00 Uhr: Das Kraftwerk Burschtyn in der Westukraine soll beim Beschuss russischer Raketen am Mittwoch (19. Oktober) ernsthaft beschädigt worden sein. Das meldet die Nachrichtenagentur Reuters, die sich auf Aussagen von Svitlana Onyschschuk beruft. Demnach sprach die Gouverneurin der Oblast Iwano-Frankiwsk im ukrainischen Fernsehen von „ziemlich ernsten“ Schäden.

News zum Ukraine-Krieg: Russland erwägt größeren Rückzug aus Cherson

+++ 10.00 Uhr: Die russische Führung erwägt britischen Militärexperten zufolge einen größeren Rückzug ihrer Truppen aus dem Gebiet um die ukrainische Stadt Cherson westlich des Flusses Dnipro im Süden der Ukraine. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London am Donnerstag hervor. Ein solches Vorhaben werde jedoch erschwert durch die Tatsache, dass alle permanenten Brücken über den einen Kilometer Meter breiten Fluss schwer beschädigt seien, hieß es in der auf Twitter verbreiteten Mitteilung weiter. Russland müsste sich demnach höchstwahrscheinlich stark auf eine temporäre Brücke aus Lastkähnen verlassen, die nahe Cherson kürzlich fertiggestellt wurde sowie auf militärische Ponton-Fähren, so die Einschätzung der britischen Experten.

News zum Ukraine-Krieg: Russland bestreitet Einsatz von iranischen Kampfdrohnen

+++ 08.45 Uhr: Im Ukraine-Krieg kommen immer häufiger auch Kampfdrohnen vom Typ Shahed 136 aus dem Iran zum Einsatz. Die Führung in Teheran bestreitet, Russland mit den sogenannten Kamikaze-Drohnen beliefert zu haben. Der iranische UN-Gesandte Amir Sajid Irawani wies die „unbegründeten Behauptungen“ während einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates zurück. Auch Russland bestreitet den Einsatz. Der russische Diplomat Dmitri Poljanski warnte die Uno davor, bei der Überprüfung bestehender Sanktionen gegen den Iran auch in der Ukraine zu ermitteln. Dafür gebe es kein Mandat. „Das wäre also absolut unprofessionell und politisch.“

Eine Sprecherin der EU-Kommission sagte zuvor dagegen, man habe nun genügend Beweise dafür, dass die Drohnen aus dem Iran kommen. Der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, sieht das genauso. „Obwohl der Iran weiterhin lügt, ist sich die Welt bewusst, dass Russland iranische Drohnen einsetzt, um ukrainische Zivilisten und Infrastruktur anzugreifen“, schrieb er in einem Tweet.

News zum Ukraine-Krieg: Selenskyj spricht über Kriegszustand

+++ 07.15 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist in seiner abendlichen Videoansprache auch auf die Verhängung des Kriegszustands über die Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson eingegangen. „Die Hysterie wird umso größer, je näher die Niederlage Russlands rückt“, sagte Selenskyj. „Russland hat ein halbes Jahr lang das Wort Krieg vermieden, sein eigenes Volk dafür bestraft, und jetzt erklärt es selbst das Kriegsrecht in den besetzten Gebieten.“

Mit der Verschärfung wächst die Gefahr, dass Russland Ukrainer zum Kampf gegen die eigenen Landsleute zwingt. „Vermeiden Sie das, wenn es irgend möglich ist!“, so Selenskyj. Wer diese Gebiete verlassen könne, solle das tun. Wer eingezogen sei, solle die Waffen strecken und versuchen, zu den Ukrainern zu desertieren. „Das Wichtigste: Retten Sie ihr Leben, und helfen Sie unbedingt auch anderen!“

News zum Ukraine-Krieg: Kiew schaltet flächendeckend Strom ab

Update vom Donnerstag, 20. Oktober, 06.15 Uhr: Die massiven Schäden an ihren Energienetzen zwingen die Ukraine am Donnerstag zu landesweiten Stromabschaltungen. Präsident Wolodymyr Selenskyj rief die Bürger seines Landes zu Mithilfe auf. „Wir werden alles tun, um die normale Energieversorgung unseres Landes wiederherzustellen“, sagte er in seiner Videoansprache am Mittwochabend. „Aber es braucht Zeit und unsere gemeinsamen Anstrengungen mit Ihnen.“ Nach jüngsten Angaben der Regierung in Kiew haben die russischen Raketen- und Drohnenangriffe in den vergangenen Tagen 40 Prozent der Energie-Infrastruktur beschädigt.

News zum Ukraine-Krieg: Kiew zieht Zehntausende Soldaten vor Cherson zusammen

Erstmeldung vom Mittwoch, 19. Oktober: Cherson – Die ukrainische Armee bereitet sich offenbar auf die nächste Gegenoffensive im Ukraine-Krieg vor. Nach russischen Angaben hat Kiew zur Befreiung des besetzten Gebietes Cherson im Süden des Landes inzwischen Zehntausende Soldaten zusammengezogen. Bisher sei die Lage „stabil“, sagte der Vizechef der Besatzungsverwaltung, Kirill Stremoussow, der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge. Eine mögliche Offensive habe noch nicht begonnen, man erwarte aber einen Angriff. Von der Ukraine gab es zunächst keine Angaben dazu.

Cherson fiel bereits im März in russische Hand – als einzige ukrainische Gebietshauptstadt. Präsident Wladimir Putin verkündete im Oktober den Anschluss des Gebiets an Russland. International wird die völkerrechtswidrige Annexion nicht anerkannt. Die russischen Soldaten auf dem rechten Dnipro-Ufer gelten als weitgehend abgeschnitten.

News zum Ukraine-Krieg: Russland will 50.000 bis 60.000 Menschen aus Cherson umsiedeln 

Der Chef der russischen Besatzungsverwaltung von Cherson, Wladimir Saldo, kündigte unterdessen die Evakuierung von Zivilisten vom rechten Dnipro-Ufer an. Saldo sprach von „etwa 50.000 bis 60.000“ Menschen, die auf das linke Ufer oder nach Russland gebracht werden sollten. Dies werde etwa sechs Tage in Anspruch nehmen. Es stünden schon Boote bereit, sagte Saldo. Der Agentur Tass zufolge wurden die Personen bereits per SMS von den Plänen informiert.

News zum Ukraine-Krieg: Surowikin bezeichnet Lage in Cherson als „schwierig“

Der neue Oberbefehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine, Sergej Surowikin, hatte die Lage in dem Frontabschnitt am Vorabend (18. Oktober) als schwierig bezeichnet. Die Ukraine beschieße Wohnhäuser und die Infrastruktur von Cherson. Durch Artillerietreffer seien die Übergänge über den Fluss Dnipro unpassierbar gemacht. Das erschwere die Versorgung. „Wir werden bedacht und rechtzeitig handeln und schließen auch schwierige Entscheidungen nicht aus“, sagte Surowikin. Dies wurde als Hinweis auf einen möglichen Rückzug verstanden. (tvd/cs mit dpa/afp)


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