Donald Trump drohen die nächsten beiden Klagen – vermutlich werden auch die ihm nützen

Ex-Präsident im Umfragehoch
Donald Trump drohen die nächsten beiden Klagen – vermutlich werden auch die ihm nützen

War was? An Donald Trump perlen alle juristischen Schwierigkeiten ab. 

© Sue Ogrocki/AP / DPA

36 Millionen Euro hat Donald Trump zuletzt für Anwälte und Gerichtsverfahren ausgegeben. In gewisser Weise eine gute Investition: Denn bislang hat ihm jede Anklageerhebung mehr geholfen als geschadet. Zwei weitere könnten nun folgen.

Zum an turbulenten Wochen sicher nicht armen Leben des Donald Trump könnte sich nun die nächste hinzugesellen: Gleich zwei weitere Ermittler schicken sich an, den früheren US-Präsidenten vor Gericht zu bringen. Nach eigener Aussage erwarte der “jederzeit” eine Anklage im Zusammenhang mit dem Kapitol-Sturm vom 6. Januar 2021, wie Trump auf seiner Plattform “Truth Social” schrieb und den zuständigen Sonderermittler in diesem Zusammenhang als “gestört” beleidigte.

Klagt Georgia Donald Trump an?

Auch die Untersuchungen gegen Trump im Bundesstaat Georgia wegen Wahlbeeinflussung sind offenbar abgeschlossen: “Die Arbeit ist erledigt”, sagte Staatsanwältin Fanni Willis dem Fernsehsender WXIA. Ob und wer mit einer Anklage zu rechnen hat, wollte die Ermittlerin nicht sagen, da darüber ein Geschworenen-Gremium entscheidet. Es wird aber damit gerechnet, dass der Beschluss sehr bald gefällt wird.

Beide mögliche Gerichtsverfahren gründen in der Niederlage Trumps bei der Präsidentschaftswahl 2020. Damals hatte er gegen den Demokraten Joe Biden verloren, akzeptierte seine Abwahl aber nicht. Stattdessen behauptet er bis heute, durch Betrug aus dem Amt geschieden zu sein. Tatsächlich aber war es eher Donald Trump, der versucht hat, sich mit unlauteren Mitteln an der Macht zu halten. In Georgia zum Beispiel fehlten ihm nur 11.779 Stimmen, um die Mehrheit in dem Bundesstaat zu gewinnen.

Im Laufe der Auszählung rief er den obersten Wahlaufseher Georgias, den republikanischen Parteikollegen Brad Raffensperger, an, um ihn in einem einstündigen Telefonat aufzufordern, genügend Stimmen “zu finden”, um das Ergebnis “nachzuberechnen” und zu drehen. Gegen ihn und unter anderem auch seinen Anwalt Rudy Giuliani laufen deshalb Ermittlungen.

Trump gesteht Wahlniederlage nicht ein 

Drastische Folgen hatte die beispiellose Attacke von Trumps Anhänger auf das US-Kapitol. Zahlreiche Menschen wurden dabei verletzt, fünf kamen ums Leben. Der Anlass für die Erstürmung: Am 6. Januar sollte Vizepräsident Mike Pence das Wahlergebnis zertifizieren. Trump bedrohte dabei nicht nur seinen eigenen Stellvertreter, sondern wiegelte seine Unterstützer einmal mehr mit der Behauptung auf, dass er durch massiven Wahlbetrug um seinen Sieg gebracht worden sei.

In den vergangenen Monaten war bereits in zwei anderen Fällen in New York und Miami Anklage gegen den Ex-Staatschef erhoben worden. Der eine Fall steht im Zusammenhang mit Schweigegeldzahlungen an den Pornostar Stormy Daniels, der andere dreht sich um die Aufbewahrung von streng geheimen Regierungsunterlagen in Trumps Privatanwesen. In letzteren Fall wurde nun ein Angestellter von Trumps Anwesen Mar-a-Lago vor Gericht angehört. Dem Hausverwalter werden Behinderung der Justiz, die Zerstörung von Beweismaterial und Falschaussagen vorgeworfen. Er soll auf Bitten Donald Trumps Videoaufzeichnungen vernichtet haben.

Jack Smiths “parteiische Verbrechertruppe”

Den Reigen an juristischen Schwierigkeiten kommentiert Donald Trump zuverlässig erbost bis ausfallend als politisch motivierte “Hexenjagd”. Das Team von Kapitol-Sturm-Sonderermittler Jack Smith als “parteiische Verbrechertruppe”, deren Vorgehen nichts anderes als “Wahlbeeinflussung” sei. Teuer aber sind die jetzigen und kommenden Verfahren auf jeden Fall: Wie die “Washington Post” berichtet, hat Trumps politisches Finanzierungskomitee allein im ersten Halbjahr umgerechnet rund 36 Millionen Euro für Rechtskosten ausgegeben.

In gewisser Weise könnte der frühere Präsident das Geld aber auch als gute Investition betrachten. Denn politisch gesehen, hat ihm bislang jede Anklageerhebung mehr geholfen als geschadet. Seine Umfragewerte kennen seit Wochen nur eine Richtung: aufwärts. Zumindest bei seiner republikanischen Partei, die in einigen Monaten über den offiziellen Präsidentschaftskandidaten abstimmen wird. Trumps Vorsprung auf den zweitplatzierten Ron DeSantis beträgt 36 Prozentpunkte. Noch nie hat ein Kandidatenanwärter einen solchen Vorsprung aus der Hand gegeben. Und im direkten Vergleich mit Joe Biden liegt er auch nur hauchdünn zurück. 

Kontrahent DeSantis macht alles falsch

Die Präsidentschaftskandidatur ist dem früheren Staatsoberhaupt wohl nicht mehr zu nehmen. Schon die vergangenen Wahlen haben gezeigt, dass Trump nicht trotz seines Auftretens bei Leuten ankommt, sondern genau deswegen. Zudem macht sein bisher einzig ernst zu nehmender Kontrahent DeSantis gerade alles falsch, was er falsch machen kann: Seine Auftritte sind frei von Charisma, seine Reden zu lang, seine Agenda für Minderheiten-Wähler wie Schwarze abschreckend. Doch sein größter Fehler dürfte sein Versuch sein, Trump die Anhänger abspenstig zu machen – die aber entscheiden sich lieber für das Original.

Quellen: DPA, AFP, RealClearPolitics, “Politico“, “New York Times

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