Wenig Konsens unter den französischen Kandidaten über die Zukunft des EU Green Deal – Euractiv

Die führenden EU-Wahlkandidaten der wichtigsten französischen Parteien debattierten am Dienstag (16. April) in Angers über den Green Deal und äußerten grundsätzlich unterschiedliche Ansichten darüber, wie Europa dekarbonisiert werden sollte.

Im Vorfeld der Europawahlen im Juni, bei denen mit einem Rechtsruck im Europaparlament zu rechnen ist, wurden die Spitzenkandidaten Frankreichs gefragt: „Welche Zukunft hat der europäische Grüne Deal?“

Die vom Verein Les Shifters organisierte Debatte drehte sich um drei Kernthemen: ein Verbot des Verkaufs neuer Autos mit Verbrennungsmotor (ICE), Europas zukünftiger Energiemix und die Finanzierung der Klimawende.

Fahrverbot mit Verbrennungsmotor

Zunächst wurden die Kandidaten zum faktischen Verkaufsverbot für Neuwagen mit Verbrennungsmotor im Jahr 2035 befragt, das im März 2023 mühsam verabschiedet wurde. Die am wenigsten populäre Klimamaßnahme in Europa wird von linken Politikern unterstützt, nicht jedoch von rechten Parteien.

Während sich alle Parteien über die Notwendigkeit einig waren, Alternativen zu Autos mit Verbrennungsmotor, etwa Elektroautos, zu entwickeln, bestanden die linken Führer Manon Aubry (La France insoumise, Die Linke) und Raphaël Glucksmann (Parti socialiste-Place publique, S&D) auf der Notwendigkeit, besser zu entwickeln öffentliche Verkehrsmittel zu geringeren Kosten für die Mittel- und Armenschicht.

Aus dem Macron-Lager zählte Valérie Hayer (Renaissance, Renew) die Maßnahmen auf, die die Regierung ergreift, um die Nutzung von Elektroautos anzukurbeln, etwa Sozialleasing und mehr Ladestationen.

Sie erinnerte auch daran, dass Gebrauchtfahrzeuge von dem Verbot ab 2035 nicht betroffen seien. Der Mitte-Rechts-Fraktionsvorsitzende (Les républicains, EVP), François-Xavier Bellamy, malte die Vision eines „Zwei-Geschwindigkeits-Verkehrssektors“, der in einen Sektor mit neuen Elektrofahrzeugen und einen Sektor mit gebrauchten Verbrennungsmotoren unterteilt sei.



Energie und Klima

Die Umweltschützerin Marie Toussaint (Grüne/EFA) übernahm im Energiebereich die Führung und plädierte für eine drastische Reduzierung des Energieverbrauchs und einen massiven Ausbau erneuerbarer Energien. Auch Aubry und Glucksmann auf der linken Seite lobten zwei Themen.

Auch der sozialistische Kandidat Glücksmann drängte auf den Weiterbetrieb der französischen Atomflotte.

Jean-Philippe Tanguy, der den Rassemblement National (ID) vertritt, schlug einen völligen Neustart der Nuklearindustrie vor und konzentrierte sich dabei auf die Technologie der „4. Generation“, die seiner Meinung nach effizienter und sicherer sei als aktuelle Nukleartechnologien.

Bellamy betonte die Bedeutung des Klimaschutzes auf globaler Ebene und konzentrierte sich dabei auf den Ausstieg aus der Kohleverbrennung. In diesem Sinne argumentierte er, dass eine der wirksamsten Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen die Ausweitung des im Dezember 2022 verabschiedeten CO2-Grenzausgleichsmechanismus der EU sei.

Durch diesen Mechanismus werden Zölle auf Importe von Stahl, Düngemitteln und Zement aus Nicht-EU-Ländern erhoben, die die damit verbundenen CO2-Emissionen nicht ausreichend bepreisen.

Finanzierung

Letztlich: „Wer zahlt?“ Aubry fragte, welche Milliarden Euro notwendig seien, um in Europa und Frankreich in die Energiewende zu investieren.

Der Investitionsbedarf ist erheblich: mehr als 60 Milliarden Euro pro Jahr in Frankreich bis 2030, davon wird die Hälfte im Bereich der Gebäudesanierung benötigt.

In diesem Bereich, für den die EU gerade die kontroverse Richtlinie über energieeffiziente Gebäude (EPBD) verabschiedet hat, schlug Glucksmann eine Verschuldung auf europäischer Ebene und eine „Superprofit“-Steuer für die reichsten Vermögensbesitzer vor.

Bellamy, dessen Fraktion gegen die EPBD gestimmt hat, möchte lieber „die Ersparnisse der Europäer mobilisieren“. Tanguy, dessen Gruppe die EPBD ebenfalls ablehnte, schlug vor, massiv auf „quantitative Lockerung“ zurückzugreifen – also im Wesentlichen die Geldmenge der Wirtschaft durch niedrige Zinssätze und andere Mechanismen zu erhöhen.

Links/rechts-Trennung

Der rechtsextreme Abgeordnete ist der Ansicht, dass die Klimawende nur möglich ist, wenn das eigentliche Problem wieder auf den Tisch gebracht wird: die „Globalisierung“. Auch er hält den Green Deal für ein „falsches Versprechen“.

Bellamy möchte das Klimathema so schnell wie möglich wieder in den wirtschaftlichen und sozialen Interessenbereichen einbringen.

Der liberale Kandidat Hayer schlug parallel zum Green Deal einen neuen „Blue Deal“ zum Schutz der Wirtschaft und der Meeresumwelt vor. Ein ähnlicher Vorschlag wurde im vergangenen Oktober von den Abgeordneten unterbreitet.

Auf der linken Seite wollen die Abgeordneten noch weiter gehen. Aubry befürwortet einen vollständigen Ausstieg aus Handelsabkommen, während der grüne Toussaint auf noch ehrgeizigere Klimaziele drängt: „Die EU sollte sich zum Ziel setzen, die Treibhausgasemissionen von 1990 bis 2030 um 70-75 % zu reduzieren.“ Die aktuellen EU-Vorschriften zielen auf eine Reduzierung um 55 % bis 2030 ab.

[Edited by Donagh Cagney/Alice Taylor]

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