Von Euroskeptikern zu Pro-EU – EURACTIV.com

EURACTIV Italien nimmt die aktualisierte und längere Version des Programms der Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) unter die Lupe, das die pro-europäische Haltung der Partei ausdrücklich bekräftigt.

Lesen Sie den Originalartikel auf Italienisch hier.

Die erste Version des Programms der Fünf-Sterne-Bewegung war kurz und sehr vage und erwähnte die EU nur spärlich, wie EURACTIV Italien in seiner vorherigen Analyse feststellte.

Die Partei veröffentlichte später die ausführliche Version des Programms, in der EU-Themen ausführlich behandelt werden.

Für die Fünf-Sterne-Bewegung kann sich Italien nur erholen, wenn die EU von Grund auf neu strukturiert wird.

Anknüpfend an die während der Pandemie beschlossene Schwankungspolitik möchte die Partei, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre während der Pandemie eingeleitete expansive Politik langfristig beibehält, und möchte das EU-Programm „NextGeneration“ dauerhaft machen.

So will sie beispielsweise das EZB-Statut reformieren, indem sie Vollbeschäftigung und makroökonomische Stabilität zu entscheidenden Zielen macht. Ganz allgemein will sie den EU-Haushalt durch neue Eigenmittel und Schuldenvergemeinschaftung stärken.

Die Partei fordert auch eine Reform des Stabilitäts- und Wachstumspakts – damit Investitionen nicht auf das Defizit angerechnet werden – und des Europäischen Semesters.

Das Programm der Partei schlägt auch vor, die aktuelle Energiekrise anzugehen, insbesondere über einen Mechanismus, den sie einen „Energierückgewinnungsfonds“ nennt, der mit EU-Schulden finanziert werden soll, erwähnt aber nicht den gemeinsamen Einkauf von Energie auf EU-Ebene.

Im Wirtschaftsbereich fordert das Programm außerdem die Vollendung der Währungsunion mit Banken- und Fiskalunion, wobei Beschlüsse nicht mehr einstimmig, sondern mit qualifizierter Mehrheit gefasst werden sollen.

Auch die soziale Säule der EU steht im Programm der Partei, die die Festlegung eines EU-Mindestlohns fordert.

In ihrem Programm bekennt sich die Partei auch zum europäischen Green Deal und fordert insbesondere mehr Investitionen in Erneuerbare. Ein großer Schwerpunkt wird auch auf die Reduzierung des Energieverbrauchs gelegt, insbesondere auf das 110-%-Superbonussystem in Italien, das Hausbesitzern seit Juli 2020 einen Steuerabzug von bis zu 110 % bietet, wenn ihre Renovierungsarbeiten aus erheblichen Verbesserungen der Energieeffizienz oder der Verringerung des Erdbebenrisikos bestanden.

In Bezug auf die Energiequellen, auf die während der grünen Wende fokussiert werden soll, kritisiert das Programm die Einbeziehung von Gas und Kernkraft als Übergangsquellen und schlägt eine Fokussierung auf grünen Wasserstoff vor.

An der digitalen Front schlägt sie verstärkte Investitionen in künstliche Intelligenz und den digitalen Übergang vor und fordert die Gewährleistung industrieller strategischer Autonomie auf EU-Ebene.

Rechtsstaatlichkeit und die Bekämpfung der Geldwäsche stehen ebenfalls im Programm, mit Forderungen nach verstärkter justizieller Zusammenarbeit und einer EU-Migrationspolitik, die die Umverteilung von Migranten obligatorisch macht. Auch an der Heimatfront fordert die Partei Italien auf, die EU-Whistleblower-Richtlinie rasch umzusetzen.

In Bezug auf die Verteidigungsausgaben lehnt die Fünf-Sterne-Bewegung eine Erhöhung der inländischen Militärausgaben ab, spricht sich jedoch für ein europäisches Verteidigungssystem aus und wünscht sich eine stärkere Europäisierung der Militärindustrie.

Zum Krieg Russlands in der Ukraine verurteilt die Partei Russlands Aggression und fordert eine Friedenskonferenz. Sie unterstützt zwar nicht ausdrücklich die Ukraine im Krieg, begrüßt aber den Antrag des Landes auf EU-Mitgliedschaft und unterstützt allgemein den Erweiterungsprozess der EU.

Ganz allgemein will die Fünf-Sterne-Bewegung auch eine Reform des EU-Vertrags, insbesondere um die Vorschläge der Konferenz zur Zukunft Europas umzusetzen, wie die Abschaffung des Einstimmigkeitsprinzips und die Erweiterung der Kompetenzen der EU in den Bereichen Gesundheit, Energie, Migration, Außenpolitik, Sicherheit und Verteidigungspolitik.

Das deutet darauf hin, dass sich die Partei noch weiter von ihren euroskeptischen und nationalistischen Wurzeln entfernt. In ihren Anfängen war die Partei gegen die Einheitswährung und schloss sich Euroskeptikern wie Nigel Farrage im Europäischen Parlament und dem Vorsitzenden der Liga, Matteo Salvini, in der italienischen Regierung an.


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