Studie zeigt, dass Deutschland bei der Gleichstellung der Geschlechter in der Landwirtschaft weit hinterherhinkt – EURACTIV.com

Laut einer neuen Studie hinkt Deutschland beim Anteil der landwirtschaftlichen Betriebe, die von Frauen bewirtschaftet oder übergeben werden, weit hinter den EU-Pendants her, was auf die weitreichenden Folgen für ihre finanzielle Sicherheit hinweist.

Lesen Sie hier die deutsche Originalgeschichte.

Nur 11 % der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland werden von Frauen geführt, so eine aktuelle bundesweite Studie des Thünen-Instituts und der Universität Göttingen im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums.

Darüber hinaus sei nur einer von fünf der Personen, die Farmen erben oder anderweitig übernehmen würden, eine Frau, fügte die Studie hinzu.

„Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen im ländlichen Raum systemrelevante Aufgaben wahrnehmen, gleichzeitig aber finanziell oft wenig sichtbar sind“, erklärte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir bei einer Veranstaltung, auf der die Ergebnisse der Studie vorgestellt wurden 22. September.

Konkret weist die Studie auf ein Ungleichgewicht zwischen der weitreichenden Verantwortung von Frauen in landwirtschaftlichen Betrieben und deren rechtlichen Niederschlag hin.

83 % der befragten Bäuerinnen gaben an, auf dem landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Familie zu arbeiten, während fast drei Viertel angaben, auch an strategischen und unternehmerischen Entscheidungen beteiligt zu sein. Aber nur in den wenigsten Fällen spiegelt sich dieser Beitrag auch rechtlich wider, wie der geringe Anteil an Betriebsleiterinnen belegt.

„Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern de facto Die gemeinschaftliche Betriebsführung wird in Deutschland statistisch nicht erfasst“, heißt es in dem Bericht.

Finanzielle Unsicherheit

Die Folgen für die finanzielle Absicherung von Bäuerinnen sind weitreichend.

Die Autoren des Berichts weisen darauf hin, dass Scheidung, Trennung oder der Tod des Partners Bäuerinnen in finanzielle Unsicherheit stürzen könnten, und betonen, dass dies Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung und Altersvorsorge von Frauen habe.

Bei einer Scheidung oder im Todesfall etwa „ist das Risiko der Altersarmut für Frauen deutlich höher und noch zu wenige sind vertraglich oder testamentarisch abgesichert“, betonte die Präsidentin des Deutschen Landfrauenverbandes Petra Bentkämper in einer Stellungnahme.

„Über diese Risiken muss offen gesprochen werden“, fügte sie hinzu.

Die Autorinnen der Studie fordern daher Frauen in landwirtschaftlichen Betrieben auf, sich gemeinsam mit ihren Partnern frühzeitig um die soziale Absicherung zu kümmern.

Gleichzeitig fordert der Bericht die Versicherungsträger auf, „das Risiko möglicher Rentenlücken für Frauen mit unterschiedlichen Erwerbsbiografien zu prüfen“ und auf Lösungen dafür hinzuweisen.

In Frankreich beispielsweise hat die Regierung Anfang Februar eine Rentenreform verabschiedet, die Bäuerinnen zugute kommen soll.

Bekämpfung der Ungleichheit der Geschlechter

Um die Ursache der geschlechtsspezifischen Ungleichheit im Agrarsektor an der Wurzel zu packen, betonen die Autoren der Studie, dass es notwendig ist, die zugrunde liegenden Eintrittsbarrieren wie veraltete Geschlechterbilder und traditionelle Vererbungspraktiken anzugehen.

„Damit mehr Frauen landwirtschaftliche Betriebe übernehmen und leiten, ist ein grundlegender Wandel der landwirtschaftlichen Traditionen notwendig, gepaart mit mehr Aufklärungsarbeit an landwirtschaftlichen Bildungseinrichtungen“, erklärte Janna Luisa Pieper von der Universität Göttingen bei der Vorstellung der Studie.

Wichtig sei, dass sich die Aufklärungsarbeit nicht nur an Frauen richte, sagte Pieper: „Geschlechtergerechte Landwirtschaft geht alle an.“

Neben Beratungs-, Bildungs- und Mentoringangeboten müssen aus Sicht der Expertinnen auch Förderprogramme geschaffen bzw. angepasst werden, die es Frauen erleichtern, auch ohne Erbschaft einen landwirtschaftlichen Familienbetrieb zu gründen.

Deutschland unterstützt zwar Junglandwirte bei der Gründung eines eigenen Unternehmens, tut aber laut EU-Kommission nicht genug für Unternehmerinnen im Agrarsektor.

In ihrem Beobachtungsschreiben zum Nationalen Strategieplan Deutschlands für die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU forderte die EU-Exekutive, dass das Land Themen wie dem „Einkommensgefälle zwischen den Geschlechtern“ oder „dem Geschlechtergefälle in landwirtschaftlichen Betrieben“ mehr Aufmerksamkeit schenken müsse Manager, insbesondere Junglandwirte.“

Genauere Daten erforderlich

Daten zum Einkommensgefälle in der deutschen Landwirtschaft sind jedoch sehr spärlich.

So ist der vergangene Woche vorgestellte Bericht die erste bundesweite Studie zur Situation der Frauen in der Landwirtschaft, für die sich Verbände wie der LandFrauenverband seit langem eingesetzt haben.

Die Autorinnen fordern daher, detailliertere Daten zum Thema zu sammeln, um Hindernisse für Frauen in diesem Bereich besser zu identifizieren und anzugehen.

„Auch wenn uns vieles schon lange bewusst ist, brauchen wir Zahlen und Belege, um politisch Veränderungen anstoßen zu können“, sagte Bentkämper vom LandFrauenverband.

[Edited by Natasha Foote/Nathalie Weatherald]


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