Künftige Bundeskanzlerin setzt sich für Gas ein, Grüne stimmen ein – EURACTIV.com

Da die Europäische Kommission voraussichtlich noch in diesem Jahr die Regeln für nachhaltiges Finanzwesen über die EU-Taxonomie vorlegen wird, setzt sich der größte EU-Staat und sein künftiger Kanzler mehr denn je für Gas ein.

Die Rolle von Gas im Energiemix ist umstritten, da der Wechsel von Kohle zu Gas als „Low Hanging Fruit“ gilt, was schnelle Fortschritte bei der Reduzierung der CO2-Emissionen ermöglicht. Kritiker befürchten jedoch, dass die Nutzung von Gas die Energieerzeugung aus fossilen Brennstoffen „einsperren“ wird.

Deutschland, dessen letzte Kernreaktoren bis Ende 2022 abgeschaltet werden, gehört zu den EU-Ländern, die besonders auf Gaskraft angewiesen sind. Der Ausbau der erneuerbaren Energien im Land verlief in den vergangenen Jahren sehr schleppend.

Die deutsche Energiewende würde zwar auf Erneuerbare Energien setzen, aber „der Einsatz von Gas wäre längst auch ein Teil davon“, so dass Deutschland „neue Gaskraftwerke bauen“ müsse, erklärte der künftige Bundeskanzler Olaf Scholz.

Gaskraftwerke „sind die Voraussetzung dafür, dass wir diesen Umbruch meistern können“, sagte Scholz am 27. Oktober vor einem Kongress der einflussreichen Gewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie IG BCE.

EURACTIV hatte zuvor aus Berlin berichtet, dass die deutsche SPD die Aufnahme von Gas in die EU-Taxonomie für nachhaltige Finanzen befürwortet.

Da die deutschen Parteien derzeit über eine sogenannte Ampelkoalition zwischen Sozialdemokraten, Grünen und der wirtschaftsfreundlichen liberalen FDP verhandeln, war die Rolle des Gases bislang ein Knackpunkt zwischen SPD und Grünen.

„Atomenergie und Gas müssen aus der Taxonomie gestrichen werden“, hatte Ingrid Nestlé, Energie-Sprecherin der Grünen, Anfang Oktober gegenüber EURACTIV gesagt.

Grünen-Chefin Annalena Baerbock sprach nach Scholz bei der Veranstaltung und deutete an, dass die Parteien nach ihren Sondierungsgesprächen in den vergangenen Wochen möglicherweise der Rolle des Gases zugestimmt haben.

„Unsere klare Botschaft: Für eine Brücke wird Gas benötigt, aber alle Technik, die jetzt gebaut wird, muss wasserstofftauglich sein“, erklärte Baerbock im Anschluss an die Rede von Scholz.

Ihre Bereitschaft, Gas als Übergangsbrennstoff zu akzeptieren, ist eine klare Positionsänderung der deutschen Grünen, die einen Kompromiss bedeuten könnte, Gas als kleineres Übel im Austausch für konzertierte Klimaschutzmaßnahmen auf EU-Ebene zu akzeptieren.

Die potenzielle „Ampel“-Koalition habe sich als „die treibende Kraft hinter dem europäischen Grünen Deal“ geeinigt, so Baerbock.

[Edited by Alice Taylor]


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