Am Montag, vier Tage vor einer Anhörung des Handelsausschusses des Senats mit dem Titel „Protecting Kids Online: Facebook, Instagram and Mental Health Harms“, gab Facebook bekannt, dass die Entwicklung eines neuen Produkts pausiert wird – einer Instagram-App für Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren. (Facebook beschränkt seine Produkte derzeit auf Benutzer ab 13 Jahren.) Mal nannte die Entscheidung des Unternehmens „die Entwicklung der App zu stoppen. . . eine seltene Umkehr für Facebook“, aber laut Adam Mosseri, dem Chef von Instagram, gibt Facebook die App nicht auf, sondern arbeitet daran, sie für Eltern und politische Entscheidungsträger akzeptabler zu machen und „den Wert und die Bedeutung dieses Projekts für“ zu demonstrieren jüngere Teenager heute online.“ Kritiker sehen den Schritt als Versuch, Kongressabgeordnete zu beschwichtigen, um sinnvolle Regulierungen abzuwenden.
Instagram, die beliebte Foto-Sharing-App von Facebook, die das Unternehmen 2012 für eine Milliarde Dollar erworben hat, um seine Präsenz auf mobilen Geräten zu stärken, wird heute auf rund 100 Milliarden Dollar geschätzt und ist für das weitere Wachstum des Unternehmens von zentraler Bedeutung. Dennoch argumentieren unter anderem Eltern und Kinderentwicklungsexperten seit langem, dass die App, die eine kuratierte, mit Photoshop bearbeitete Version der Realität darstellt, für das Selbstwertgefühl, das Selbstvertrauen und die allgemeine psychische Gesundheit junger Menschen schädlich ist. Ein junger Mensch sagte Forschern der britischen Royal Society for Public Health in einem 2017 veröffentlichten Bericht: „Instagram gibt Mädchen und Frauen leicht das Gefühl, dass ihr Körper nicht gut genug ist, wenn die Leute Filter hinzufügen und ihre Bilder für sie bearbeiten ‘perfekt’ aussehen. “ Ein anderer Nutzer berichtete: „Mobbing auf Instagram hat mich zu Selbstmordversuchen und auch zu Selbstverletzungen geführt. Beides verursachte bei mir depressive Episoden und Angstzustände.“ Laut Wallstreet Journal, sind mehr als vierzig Prozent der Instagram-Nutzer jünger als dreiundzwanzig.
Senator Richard Blumenthal aus Connecticut, Vorsitzender des Unterausschusses für Verbraucherschutz, Produktsicherheit und Datensicherheit, und seine republikanische Kollegin, Senatorin Marsha Blackburn aus Tennessee, berufen die Anhörung am Donnerstag ein. Im August baten sie Mark Zuckerberg, den CEO von Facebook, die internen Forschungsergebnisse des Unternehmens zu den Auswirkungen seiner Plattformen auf die psychische Gesundheit auf junge Menschen zu veröffentlichen. Facebook führt seit mehreren Jahren solche Forschungen durch Online-Umfragen, Fokusgruppen und groß angelegte Umfragen durch, aber das Unternehmen lehnte die Anfrage der Senatoren ab. (Ein Facebook-Sprecher sagte, dass die Forschung proprietär ist und dazu bestimmt ist, „einen offenen und offenen Dialog“ innerhalb des Unternehmens zu fördern.) Einige Wochen später wurden einige dieser Studien in einen Cache interner Facebook-Dokumente aufgenommen, die an die . durchgesickert waren Wallstreet Journal und als Teil einer Reihe von Artikeln namens „The Facebook Files“ veröffentlicht, die von einem Reporterteam unter der Leitung von Jeff Horwitz geschrieben wurden. Wie von der . berichtet Tagebuch, zeigen die Dokumente, dass sich das Unternehmen voll und ganz bewusst ist, dass Instagram schädliche Auswirkungen auf Jugendliche hat. Eine PowerPoint-Folie, die 2019 von Facebook-Forschern erstellt wurde, besagt beispielsweise, dass Instagram bei einem von drei Mädchen im Teenageralter die Körperbildprobleme verschlimmert. Eine weitere Forschungspräsentation vom März 2020, die auf dem internen Message Board von Facebook veröffentlicht und von den Reportern angesehen wurde, stellte fest, dass „zweiunddreißig Prozent der Teenager-Mädchen sagten, dass Instagram sie sich schlechter fühlte, wenn sie sich schlecht in Bezug auf ihren Körper fühlten. ” Jugendliche erzählten den Forschern von Facebook auch, dass die App zu ihren Depressionen und Angstzuständen beigetragen habe, eine Beschwerde, die in einem Unternehmensdokument aus dem Jahr 2019 feststellte, dass „unaufgefordert und in allen Gruppen konsistent“ war. Junge Instagram-Nutzer gaben auch an, dass sie sich süchtig nach der App fühlten und nicht über die Mittel verfügten, ihre Nutzung einzuschränken.
In einem Beitrag im Facebook-Blog auf die Tagebuch, Pratiti Raychoudhury, der Forschungsleiter des Unternehmens, schrieb, dass die zitierte Körperbildstatistik in der präsentierten Form irreführend sei und dass andere Untersuchungen zeigen, dass Instagram tatsächlich für Teenager hilfreich ist. Zuckerberg machte eine ähnliche Behauptung während einer Anhörung vor dem Kongress Anfang dieses Jahres und sagte, dass die App Kindern helfen könnte, „in Verbindung zu bleiben“, und es gibt Hinweise darauf, dass junge Menschen während der Sperrung der Pandemie davon profitierten, sich an soziale Medien zu wenden, um ihre Isolation abzuschwächen. Trotzdem sagte Blumenthal dem Zeitschriften Reportern: „Facebook scheint eine Seite aus dem Lehrbuch von Big Tobacco zu übernehmen – es zielt auf Jugendliche mit potenziell gefährlichen Produkten ab, während die Wissenschaft verschleiert wird.“ Er und Blackburn haben die Anhörung kurz nach dem Tagebuch Artikel veröffentlicht wurden. Antigone Davis, Facebooks globaler Sicherheitschef, soll aussagen.
In jedem Fall, selbst für ein Unternehmen, das fast zwanzig Millionen Dollar pro Jahr für die Lobbyarbeit bei Gesetzgebern ausgibt, sollte „The Facebook Files“ katastrophal sein. Die Serie berichtet auch, dass ein wenig bekanntes Facebook-Programm namens „XCheck“ oder „Cross Check“ hochkarätige Konten von Prominenten, Politikern, Influencern und solchen, die ein PR-Problem darstellen könnten, von den Inhaltsbeschränkungen des Unternehmens ausnimmt, wenn ihre Posts entfernt wurden, waren bis 2020 auf fast sechs Millionen Nutzer angewachsen. Im Juni, so die Tagebuch, teilte das Unternehmen seinem Oversight Board mit, dass XCheck nur bei „einen wenigen“ inhaltlichen Entscheidungen eingesetzt werde. (Ein Sprecher des Unternehmens sagte, dass Facebook „erhebliche Fortschritte bei der Bewältigung der Herausforderungen des Programms“ gemacht habe.) Die Serie berichtet außerdem, dass Facebook-Mitarbeiter trotz der Bemühungen zur Eindämmung einige Drogenkartelle und Menschenhändler gemeldet haben, die immer noch offen mit beiden operieren Facebook und Instagram, und dass Facebook weiterhin Fehlinformationen und Desinformationen verbreitet über COVID-19 Impfstoffe. (Am Dienstag, die Mal berichteten, dass Facebook-Gruppen die Verwendung des antiparasitären Medikaments Ivermectin zur Behandlung von COVID generieren immer noch täglich Tausende von Interaktionen.) Und die Serie berichtet weiter, dass das Unternehmen manchmal repressiven Regimen in schnell wachsenden Schwellenländern ermöglicht, seine Kritiker zum Schweigen zu bringen, aus Angst, den Zugang zu diesen Märkten zu verlieren. Insbesondere schränkte das Unternehmen „den Zugang zu politisch Andersdenkenden, die als illegal gelten, ein, als Gegenleistung dafür, dass die vietnamesische Regierung ihre Praxis der Verlangsamung der lokalen Server von Facebook einstellt“. Die Reporter stellen fest, dass das Unternehmen nach Angaben eines ehemaligen Facebook-Mitarbeiters, der in Asien arbeitete, dieser Praxis zustimmte, „weil Vietnam ein schnell wachsender Werbemarkt ist“. (Nick Clegg, Vizepräsident für globale Angelegenheiten des Unternehmens, schrieb, dass die Tagebuch Artikel “enthalten absichtliche Fehlbeschreibungen dessen, was wir zu tun versuchen, und haben der Führung und den Mitarbeitern von Facebook ungeheuerlich falsche Motive übertragen.”
In entscheidender Weise ist Facebooks Unterbringung ausländischer politischer Führer jedoch mit seinem Plan vergleichbar, eine Instagram-App für Kinder zu entwickeln. Facebook-Führungskräfte legen Wert auf Wachstum und müssen daher neue Märkte erschließen, sowohl geografisch – zum Beispiel Vietnam – als auch demografische Märkte wie Kinder unter 13 Jahren. In der neuesten Ausgabe von „The Facebook Files“, die am Dienstag veröffentlicht wurde, schreiben Horwitz und Georgia Wells, dass „das Unternehmen ein Team gebildet hat, um Jugendliche zu studieren, sich ein Dreijahresziel gesetzt hat, um mehr Produkte für sie zu entwickeln, und Strategiepapiere zu diesem Thema in Auftrag gegeben hat langfristige Geschäftsmöglichkeiten, die sich durch diese potenziellen Nutzer bieten. In einer Präsentation fragte sie sich, ob es eine Möglichkeit geben könnte, Kinder während der Spieltermine einzubeziehen. “Warum kümmern wir uns um Tweens?” sagte ein Dokument aus dem Jahr 2020. “Sie sind ein wertvolles, aber ungenutztes Publikum.” “ (Am selben Tag teilte das Unternehmen mit, dass diese Studie in Auftrag gegeben wurde, um „sicherere und altersgerechte Optionen für Kinder“ zu schaffen.)
Als die Senatoren Blumenthal und Blackburn die Anhörung am Donnerstag ankündigten, sagten sie, dass das Komitee „jede uns zur Verfügung stehende Ressource nutzen werde, um zu untersuchen, was Facebook wusste und wann sie es wussten – einschließlich der Suche nach weiteren Dokumenten und der Verfolgung von Zeugenaussagen“. Am Dienstag bestätigten sie, dass ein Whistleblower, der die Ermittlungen des Ausschusses unterstützt hat, am 5. Oktober im Kongress aussagen wird. Es hilft dem Unternehmen nicht, dass, wie Politico letzte Woche berichtete, am 6. August zwei Gruppen von Facebook-Aktionären geänderte Klagen gegen Zuckerberg, Sheryl Sandberg und andere Facebook-Vorstandsmitglieder eingereicht haben. (Die Aktionäre haben ursprünglich im Jahr 2020 Klage eingereicht, und die neuen Einreichungen enthalten Informationen aus Dokumenten, die sie als Ergebnis erhalten haben.) Unter vielen Klagen behauptet eine der Klagen die Fünf-Milliarden-Dollar-Geldstrafe, die die Federal Trade Commission gegen Facebook verhängt hat im Jahr 2019 war für seine Rolle im Datenskandal von Cambridge Analytica in Wirklichkeit eine Überzahlung – eine Gegenleistung, um sicherzustellen, dass Zuckerberg nicht persönlich haftbar gemacht wird. Fünf Milliarden Dollar ist die höchste Geldstrafe, die jemals von der FTC wegen Verletzung der Privatsphäre der Verbraucher verhängt wurde. (Zum Zeitpunkt der ursprünglichen Einreichung sagte ein Facebook-Sprecher, die Klage sei unbegründet; das Unternehmen lehnte es diese Woche ab, sich dazu zu äußern.
Am Montag, wenige Stunden nachdem Facebook bekannt gegeben hatte, dass die Arbeit an der Instagram-App für Kinder pausiert wird, forderten Blumenthal und drei weitere demokratische Vertreter, darunter Senator Ed Markey aus Massachusetts, das Unternehmen auf, „dieses Projekt vollständig aufzugeben“. Dies war ein Plädoyer, kein Vorbehalt, weil ihnen bisher nur das Flehen zur Verfügung stand. Aber vielleicht wird der Kongress über die übliche performative Theatralik der Züchtigung von Big Tech-Führungskräften im Anhörungssaal hinausgehen und beginnen, robuste Gesetze zu erarbeiten, um die antisozialen Auswirkungen der sozialen Medien einzudämmen. Die Beweise liegen davor.