‘Ich bin dein Mann’ Rezension: Living Doll

„Deine Augen sind wie zwei Bergseen, in denen ich versinken könnte“ ist ein Kompliment, auf das sich die meisten Frauen nicht sonderlich ärgern würden. Doch Alma (Maren Eggert) sind nicht die meisten Frauen: Die reizbare Wissenschaftlerin und Keilschriftexpertin interessiert sich weder für Schmeicheleien noch für den Mann, der sie überbringt. Sein Name ist Tom (Dan Stevens), er ist wunderschön und er ist verfügbar. Er ist auch ein Roboter.

Inspiriert von einer Kurzgeschichte von Emma Braslavsky ist „I’m Your Man“ eine coole und clevere Science-Fiction-Liebesgeschichte. Sich mit entwaffnender Verspieltheit auf gewichtige Fragen einlassend, geht das Drehbuch (von der Regisseurin Maria Schrader und Jan Schomburg) nie zu weit. Alma ist einsam, aber nicht verzweifelt; flott, aber nicht unromantisch. (Sie sieht Poesie in den alten Texten, die sie studiert.) Als sie gebeten wird, einen synthetischen Seelenverwandten im Austausch gegen eine Spende an das Berliner Museum, in dem sie arbeitet, zu testen, stimmt sie widerstrebend zu.

Sanfter und drolliger als nur ein Witz pro Minute, “I’m Your Man” – wie die ausgezeichnete TV-Serie “Humans” – grübelt über die Barrieren für Mensch-Android-Partnerschaften nach. Tom ist, wie ein Großteil des Internets, algorithmisch darauf ausgelegt, Alma immer mehr von dem zu geben, was sie mag; doch ihre Verzweiflung über diese Aufmerksamkeiten ist für sie ebenso verwirrend wie für ihn. Flirten, so lernen wir, ist die am schwierigsten zu programmierende Fertigkeit, aber die Anpassung an menschliche Verwünschungen muss an zweiter Stelle stehen.

Dieser ungewöhnliche und zarte kleine Film, der ab und zu ins Surreale grenzt, hinterfragt behutsam die Kluft zwischen digitaler und biologischer Verkabelung. Stevens, der fließend Deutsch spricht, ist fabelhaft und verleiht dem Charakter unerwartete Tiefe und Feinheit. Tom kann Rilke zitieren und Rumba tanzen, Brunch und ein Rosenblütenbad zaubern, aber was soll’s? Er hatte mich an diesen Bergseen.

Ich bin dein Mann
Bewertet mit R für das Canodling von Lebensformen. Laufzeit: 1 Stunde 45 Minuten. In Theatern.

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