Europas erstes digitalisiertes Chipwerk in Dresden eröffnet – EURACTIV.com


Das deutsche Maschinenbau- und Technologieunternehmen Bosch hat am Montag (7. Juni) in Dresden eine neue, vollständig mit 5G-Mobilfunktechnologie vernetzte Halbleiterfabrik eröffnet. Die Produktionsanlage wurde im Rahmen eines europäischen Verbundprojekts mit 140 Millionen Euro gefördert. EURACTIV Deutschland berichtet.

„Heute beginnt in Dresden eine neue Ära der Mikroelektronik“, sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier und stellte die Investition als „ein klares Signal für die Zukunft Deutschlands und Sachsens und Ausdruck der herausragenden Forschungskompetenz und Innovationskraft im Mikroelektronik-Cluster Silicon Saxony“ dar .“

„Eine starke Mikroelektronikindustrie in Deutschland ist notwendig, damit wir bei Zukunftstechnologien wie 5G, Künstliche Intelligenz, automatisiertes Fahren ganz vorne mit dabei sind“, fügte er hinzu.

Insgesamt hatte Bosch rund eine Milliarde Euro in den Hightech-Standort investiert – die größte Einzelinvestition in der 130-jährigen Firmengeschichte.

„Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz heben wir die Halbleiterfertigung in Dresden auf ein neues Level“, sagte Bosch-Chef Volkmar Denner und fügte hinzu, er wolle mit dem Projekt „neue Maßstäbe in der Chipproduktion“ setzen.

Darüber hinaus wurde der Bau mit 140 Millionen Euro als „Important Project of Common European Interest“ (IPCEI) zur Mikroelektronik gefördert – ein Gemeinschaftsprojekt von Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und Großbritannien zur Erhaltung und Weiterentwicklung der europäischen Kompetenzen und Know-how im Bereich Mikroelektronik.

Das IPCEI verfügt über einen Fördertopf von 1,9 Milliarden Euro, an dem 32 europäische Unternehmen beteiligt sind.

Die ersten Computerchips sollen im Juli die Produktion verlassen, ein halbes Jahr früher als geplant, die Chipproduktion für die Autoindustrie soll im September starten.

Dies könnte eine Erleichterung für viele Auto- und Elektronikhersteller sein, die derzeit mit einer Knappheit an Chips auf dem Markt kämpfen, die unter anderem durch die gestiegene Nachfrage nach Notebooks und anderen Arten von Computertechnologie während der Pandemie verursacht wird.

Europas Halbleiterindustrie weit hinten

Die Vizepräsidentin für digitale Angelegenheiten der Europäischen Kommission, Margrethe Vestager, betonte kürzlich die Bedeutung von Halbleitern zur „Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Europas als Wiege für Spitzeninnovationen“. Sie lobte auch die hervorragenden Ergebnisse, die erzielt werden können, wenn „Wirtschaft und öffentliche Hand die Kräfte bündeln“.

Das Interesse am Ausbau der Halbleiterindustrie hat in der EU zuletzt seinen Höhepunkt erreicht.

Die Branche kämpft jedoch seit drei Jahrzehnten. Der Anteil europäischer Hersteller an der Weltproduktion ging von 44 % im Jahr 1990 auf magere 9 % im Jahr 2020 zurück, heißt es in einem Bericht der Semiconductor Industry Association.

Der Wettbewerb in Asien hat Unternehmer aus der ganzen Welt mit niedrigen Produktionskosten angezogen, was zu einer massiven Abwanderung der europäischen Halbleiterindustrie geführt hat. Keiner der drei größten Halbleiterhersteller Europas – STM, Infineon und NXP – schafft es derzeit in die globalen Top 10.

Mikroprozessoren bleiben jedoch unverzichtbar für vernetzte Fahrzeuge, das Internet, Hochleistungsrechnen und künstliche Intelligenz – alles sehr wichtige Branchen für die EU im digitalen Zeitalter.

Der Niedergang der europäischen Halbleiterindustrie führt zu großen Abhängigkeiten von Produzenten in Asien. Allerdings führen weltweite Lieferengpässe und Lieferkettenprobleme mittlerweile zu weit verbreiteten Produktionsausfällen in verschiedenen Branchen, unter anderem in der Automobilindustrie.

Das Problem hat solche Ausmaße angenommen, dass Altmaier direkt an seinen taiwanesischen Amtskollegen, Wirtschaftsminister Wang Mei-Hua, appelliert hat, zusätzliche Lieferungen für die deutsche Automobilindustrie zu sichern.

Huawei sieht Chancen durch EU-Halbleiterziele

Der Telekommunikationsriese Huawei ist bestrebt, mit europäischen Unternehmen zusammenzuarbeiten, um dem Block dabei zu helfen, bis 2030 ehrgeizige neue Benchmarks für Halbleiter zu erreichen, da das Unternehmen weiterhin mit Herausforderungen aufgrund von US-Handelsbeschränkungen konfrontiert ist.

Wie die EU versucht, aufzuholen

Die EU hat das Problem bereits erkannt und versucht, den Trend umzukehren. In ihrem im März veröffentlichten DigitalKompass hat sich die Kommission das Ziel gesetzt, den Marktanteil des Blocks mehr als zu verdoppeln.

Bis 2030 sollen fortschrittliche und nachhaltige Halbleiter in Europa „mindestens 20 % der Weltproduktion ausmachen“, heißt es im Digitalen Kompass.

Die Europäische Kommission plant außerdem, in den kommenden Monaten eine europäische Allianz für Prozessoren und Halbleitertechnologien zu gründen, um die Abhängigkeit der Industrie von asiatischen Halbleiterherstellern zu verringern und mehr Investoren anzuziehen, so die im Mai erneuerte EU-Industriestrategie.

Im vergangenen Dezember haben zudem 22 EU-Staaten eine gemeinsame Erklärung zum Ausbau der Zusammenarbeit im Bereich Prozessor- und Halbleitertechnologie abgegeben.

Die Erklärung zielt vor allem darauf ab, Synergien zwischen den verschiedenen nationalen Forschungs- und Investitionsinitiativen zu generieren und Voraussetzungen für die nächste Generation von Prozessoren und Halbleitern zu schaffen, um der EU eine führende Rolle bei Industrie 4.0 zu sichern.

Diese Trendwende soll mit Hilfe des EU-Recovery-Fonds erreicht werden, von dem 20 % in die digitale Transformation investiert werden sollen. In den nächsten zwei bis drei Jahren werden es bereits 145 Milliarden Euro sein.

[Edited by Luca Bertuzzi/Zoran Radosavljevic]





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