Die chemische Verschiebung eines Pigments raubte einer gemalten Rose ihren Glanz

Das Verblassen einer einst leuchtend gelben Rose zeigt, wie der Zahn der Zeit und chemische Veränderungen die visuelle Kraft eines Gemäldes dämpfen können.

Die meisten Blumen in Abraham Mignons Gemälde aus dem 17. Jahrhundert Stillleben mit Blumen und einer Uhr scheinen von der Leinwand zu springen. Aber eine gelbe Rose, die mit Orpimentpigment auf Arsensulfidbasis bemalt ist, ist ein flaches, erschütterndes Element. Das war nicht Mignons Absicht: Die Rose verlor ihren Glanz aufgrund der chemischen Umwandlung einiger ihrer ursprünglichen hellen Pigmente in farblose Bleiarsenate, berichten Forscher am 8 Wissenschaftliche Fortschritte.

Gemälderestauratorin Nouchka De Keyser vom Rijksmuseum in Amsterdam und Kollegen analysierten die Rose mit nichtinvasiven Techniken, darunter Röntgenfluoreszenzbildgebung und Röntgenpulverbeugung (SN: 1.10.21). Das Team kartierte zunächst die verbleibenden Spuren von Arsen, Blei, Kalzium und anderen chemischen Elementen in den Farbschichten, um zu zeigen, wie Mignon die Farbe sorgfältig schichtete, um eine fast dreidimensionale Rose aus Licht und Schatten zu schaffen.

Die Analysen ergaben auch zwei neuere Kristalle auf der Rose, die sowohl Blei als auch Arsen enthielten. Die als Mimetit und Schultenit bezeichneten Kristalle sind das Produkt einer Reihe chemischer Reaktionen. Erstens erzeugte die Reaktion von Orpiment mit Licht eine hochmobile Art von Arsen namens Arsenolith. Dieses mobilisierte Arsenolith fand dann seinen Weg zu einer darunter liegenden Schicht bleiweißer Farbe und reagierte chemisch damit, um Mimetit und Schultenit zu erzeugen. Den Kristallen fehlt die leuchtende Farbe des Orpiments – stattdessen sind sie farblos und glätten das Erscheinungsbild der Blume.

Bild mit bloßem Auge neben einem Röntgenfluoreszenzbild einer gelben Rose im Ölgemälde
Diese gelbe Rose (links) ist auf dem Gemälde so dargestellt, wie sie heute mit bloßem Auge erscheint Stillleben mit Blumen und einer Uhr. Die Röntgenfluoreszenz-Bildgebung enthüllt ein meisterhafteres Gespenst der Vergangenheit. Das Bild (rechts) zeigt die elementare Verteilung von Arsen, das in der Rose verbleibt. Ursprünglich mit einem leuchtend gelben Pigment auf Arsensulfidbasis gemalt, ließen chemische Reaktionen mit Licht und mit anderen Farbschichten das Aussehen der Blume im Laufe der Zeit stumpf werden.N. De Keyser et al/Wissenschaftliche Fortschritte 2022

Die Wissenschaft kann die Uhr der chemischen Umwandlung nicht zurückdrehen, um den einstigen Glanz der Rose wiederherzustellen – das ist eine Einbahnstraße. Aber digitale Rekonstruktionen wie die in der neuen Studie könnten mehrere Vorteile bieten, und zwar nicht nur für Wissenschaftler und Kunsthistoriker, sagt De Keyser. Solche Rekonstruktionen können nicht nur verblasste Elemente in anderen Gemälden enthüllen – sie können auch in Museen erscheinen und den Besuchern einen gespenstischen Einblick in die wahre Vergangenheit eines Gemäldes ermöglichen.

source site

Leave a Reply