Die bevorstehenden Wahlen könnten Deutschlands Haltung zu Gen-Editierung und CAP-Finanzierung verändern – EURACTIV.com


Da sich der Wahlkampf für die Bundestagswahl am 26. September in Deutschland dem Ende zuneigt, hat EURACTIV Deutschland einen Blick darauf geworfen, was die Wahlen für zentrale agrarpolitische Themen bedeuten könnten – von der Abschaffung der Direktzahlungen der Landwirte bis hin zum Einsatz neuer genomischer Techniken.

Unter der derzeitigen Agrarministerin Julia Klöckner, die von der CDU/CSU von Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt, hat Deutschland im EU-Rat eine relativ konservative Haltung zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und Offenheit gegenüber neuen Genomtechniken eingenommen.

Nach den Wahlen könnte sich jedoch vieles daran ändern, je nachdem, welche Partei den Spitzenplatz erobern wird und wer in einer möglichen Koalition das Landwirtschaftsministerium bekommt.

Möglich wäre nach aktuellen Umfragen eine Koalition unter Führung der Sozialdemokraten (SPD), etwa mit Grünen und Liberalen als Juniorpartnern.

Zukünftige GAP

Während das Schicksal der GAP-Reform 2023-2027 fast besiegelt ist, könnte ein Sieg der Grünen, die als wahrscheinlich für das Landwirtschaftsministerium gelten, die nächste GAP-Reform erschüttern.

Die Partei will die Direktzahlungen der GAP beenden und durch eine „Prämie für öffentliche Güter“ ersetzen, die laut ihrem Parteiprogramm Leistungen von öffentlichem Interesse vergütet.

Ebenso will sich die SPD auch von flächenbezogenen Direktzahlungen entfernen.

Ein SPD-Sprecher sagte auch, die Verlagerung von GAP-Mitteln von der ersten in die zweite Säule, die auf die Förderung der ländlichen Entwicklung und den Umweltschutz ausgerichtet sei, sei für die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen von zentraler Bedeutung.

Deutsche Kommission fordert Ausstieg aus den Direktzahlungen der GAP

Die Agrarsubventionen der EU sollen umstrukturiert werden, um Umwelt- und Klimaziele zu erreichen, darunter ein Ausstieg aus den Direktzahlungen und die Reduzierung des Viehbestands, heißt es in einem Meilensteinbericht der Deutschen Kommission zur Zukunft der Landwirtschaft. EURACTIV Deutschland berichtet.

Klimafreundliche Landwirtschaft

Auch die Grünen wollen den CO2-Ausstoß der Landwirtschaft „so weit wie möglich“ senken, etwa durch die Minimierung des Düngemitteleinsatzes und die Reduzierung des Viehbestands, sagte ein Parteisprecher gegenüber EURACTIV.

Die liberale FDP hingegen legt einen Schwerpunkt auf die Anpassung an den Klimawandel.

„Wir müssen Unternehmen (…) in die Lage versetzen, sich durch steuerfreie Risikoausgleichsreserven besser auf Dürren und andere Folgen des Klimawandels vorzubereiten“, sagte ein Sprecher.

Auf diese Weise könnten Landwirte unabhängig von staatlich finanzierten Notfallprogrammen werden, fügte der Sprecher hinzu.

Für Klöckners CDU/CSU „kann die landwirtschaftliche Produktion als Teil des offenen, natürlichen Systems nicht vollständig CO2-neutral sein“. Darüber hinaus sagte ein Sprecher, dass die besondere Rolle des Sektors bei der Gewährleistung der Ernährungssicherheit berücksichtigt werden sollte, wenn über die Reduzierung von Emissionen gesprochen wird.

Vor diesem Hintergrund sei das Reduktionsziel von 54 Mio.

Zwietracht über neue genomische Techniken

Um die Landwirtschaft klima- und umweltfreundlicher zu gestalten, sehen sowohl CDU/CSU als auch FDP neue genomische Techniken (NGTs) als Chance, die es zu nutzen gilt. „Für die nachhaltige Produktion der Zukunft brauchen wir Offenheit für neue Technologien“, sagten die Liberalen.

Beide Parteien fordern daher eine Überarbeitung des EU-Rechtsrahmens für GVO, um die Beschränkungen für den Einsatz bestimmter NGTs zu lockern. Die Europäische Kommission ist derzeit erwägt die Vorlage neuer Legislativvorschläge die auf ausgewählte NGTs abzielen und auch wieder die Verwendung von NGTs unterstützen würden in einem Strategiepapier veröffentlicht am Mittwoch (8. September).

Bei Koalitionsgesprächen mit den Grünen könnte sich die Gen-Editierung jedoch als umstritten erweisen läuft auf einer entschieden Anti-GVO-Plattform und obwohl es in letzter Zeit welche gab abweichende Stimmen, scheint es unwahrscheinlich, dass sich die Partei in dieser Frage rührt.

Auch die SPD steht NGTs kritisch gegenüber, ist aber möglicherweise weniger hartnäckig als die Grünen.

Umstellung der Viehzucht

Auch die Grünen werden sich in Fragen der Viehzucht kaum leicht rühren, und sie kritisieren die Politik der aktuellen Regierung scharf.

Die landwirtschaftliche Sprecherin der Partei, Renate Künast, sagte gegenüber EURACTIV, dass für sie „die bisherige Erfolgsbilanz der Regierung beim Tierschutz gleich Null ist“.

Die Grünen fordern in ihrem Programm neben einer Reduzierung des Viehbestandes auch eine verpflichtende Tierschutzkennzeichnung.

Dies könnte gegenüber der CDU/CSU brisant werden, da sich die Tierschutzkennzeichnung bereits in der aktuellen Legislaturperiode als umstritten erwiesen hatte.

Klöckner hatte versucht, auf ein freiwilliges Kennzeichnungssystem zu drängen, scheiterte jedoch daran, dass die SPD sich weigerte, etwas anderes als eine obligatorische Kennzeichnung zu unterstützen.

Gleichzeitig fordert das Programm der Konservativen jedoch eine EU-weite Kennzeichnungspflicht, die Klöckner auf die Tagesordnung des Rates gesetzt hatte, jedoch ohne EU-Maßnahmen.

Die meisten Parteien sind sich auch darin einig, dass der ökologische Landbau weiter gefördert werden sollte. Allerdings wollen SPD und Grüne das nationale Bio-Ziel von derzeit 25 % auf 35 % bis 2030 anheben.

Die Farm-to-Fork-Strategie, das Lebensmittelleitbild der EU, sieht ein EU-weites Ziel von 25 % Ökolandbau bis 2030 vor, während die aktuelle Bundesregierung ein nationales Ziel von 20 % festgelegt hat.

Die Liberalen sind die einzige Partei, die „keinen Grund“ sieht, den ökologischen Landbau aktiv zu unterstützen.

[Edited by Natasha Foote/Zoran Radosavljevic]





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