Deutschlands steiniger Weg zur Blockchain-Nation – EURACTIV.com


Deutschland hegt den Ehrgeiz, einer der weltweit führenden Anbieter von Blockchain zu werden, und hat kürzlich eine Bilanz seiner fast zwei Jahre alten Strategie gezogen, um die Einführung der bahnbrechenden Technologie, der ersten ihrer Art weltweit, zu fördern. EURACTIV Deutschland berichtet.

Mit einer Strategie 2019, die mehr als 40 Einzelmaßnahmen umfasst, strebt Deutschland an, die Blockchain-Technologie als Innovationstreiber über ihre typische Anwendung in Kryptowährungen hinaus voll auszuschöpfen.

Aufgrund ihres dezentralen Charakters und des hohen Verschlüsselungsgrades gilt die Blockchain-Technologie als besonders robust gegenüber Manipulationen durch Dritte.

Die Europäische Kommission hat die Technologie sogar als „Vertrauensmaschine“ und als eine der Schlüsseltechnologien für die digitale Transformation Europas bezeichnet.

Die möglichen Anwendungsfelder für Blockchain sind vielfältig. Während die Technologie vor allem für den Einsatz in Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum bekannt ist, eröffnet die neue Technologie weitreichende Chancen für die öffentliche Verwaltung, den Industrie- und Handelssektor sowie den Finanzsektor.

EZB warnt vor Big-Tech-Kryptowährungsprojekten

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat eine scharfe Warnung vor der Beteiligung von Big-Tech-Unternehmen an Kryptowährungsprojekten herausgegeben und davor gewarnt, dass solche Schritte die Privatsphäre gefährden, weitere Risiken für den Wettbewerb schaffen und sogar „die Währungssouveränität gefährden könnten“.

Blockchain-Initiativen „made in Germany“

Deutschlands Strategie zur Förderung der Technologienutzung wird vom deutschen Digitalverband Bitkom gelobt.

„Die Bundesregierung hat mit ihrer Blockchain-Strategie in ganz Europa eine Vorreiterrolle eingenommen“, kommentierte Bitkom-Chef Achim Berg im September in einer Stellungnahme.

Seitdem soll sich die Umsetzung der Strategie beschleunigt haben, mit 41 der mittlerweile 44 eingeleiteten Maßnahmen und wesentlichen Entwicklungen im Finanz-, Energie- und Industriesektor.

Im Finanzsektor hat der Bundestag im April ein Gesetz verabschiedet, das künftig Investitionen in Kryptowährungen erlaubt. Auch die Gefahren virtueller Währungen werden angesprochen, mit Plänen, die kriminelle Nutzung von Kryptowährungen zu bekämpfen.

Auch außerhalb des Finanzsektors hat die Regierung eine Reihe von Projekten initiiert, insbesondere im Hinblick auf Synergien mit anderen neuen Technologien wie künstlicher Intelligenz oder Big Data.

Weitere Initiativen in Energie und Industrie sollen untersuchen, wie Blockchain zur Entwicklung der nächsten Generation von Industrietechnologien beitragen kann, heißt es in dem am 18. Mai veröffentlichten Bericht des Bundeswirtschaftsministeriums.

Insbesondere die Bereitstellung von Blockchain-basierten „digitalen Identitäten“ wird im Bericht als einer der wichtigsten Innovationstreiber genannt. Mögliche Anwendungsfelder werden bereits bundesweit intensiv getestet.

Beim Digitalgipfel der Bundesregierung am Dienstag (18. Mai) standen digitale Identitäten auf der Agenda. Im Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte Berg, digitale Identitäten seien in der Lage, die Wirtschaft bis 2030 zu verändern, während Merkel auf die Bedeutung eines gemeinsamen europäischen Ansatzes in dieser Angelegenheit verwies.

In einem früheren Positionspapier betonte der Bitkom, dass digitale Identitäten die „Basis für digitale Ökosysteme“ bilden und damit essenziell für die digitale Transformation sind.

Große Euro-Volkswirtschaften drängen auf strenge Kryptowährungsregeln

Die Finanzminister von Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden und Spanien forderten die Europäische Kommission auf, „starke Regeln“ in ihren bevorstehenden Kryptowährungsvorschlag aufzunehmen, insbesondere für globale digitale Token wie Facebooks Libra.

Auch der Bundesverband der Internetwirtschaft (eco) lobte die Strategie.

„Die Blockchain-Strategie der Bundesregierung ist ein wichtiger Schritt, der auf diese Vertrauenstechnologie setzt. Die Blockchain-Technologie ermöglicht neue unabhängige und souveräne Geschäftsmodelle und Ökosysteme, die eine sichere und vertrauenswürdige digitale Zukunft gestalten werden“, sagte Norbert Pohlmann von eco gegenüber EURACTIV.

Immer noch im Rückstand

Trotz der Bemühungen Deutschlands, sich als Blockchain-Führer zu positionieren, hinkt es jedoch anderen EU-Ländern wie Estland noch hinterher. Der baltische Staat hat in den letzten Jahren bereits zahlreiche Blockchain-basierte Initiativen erfolgreich umgesetzt und ist damit zum Vorbild für viele andere Staaten geworden, wie ein Bericht von PwC zeigt.

Deutschland versucht bereits, von Estlands Fähigkeiten zu profitieren. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat im April angekündigt, dass ein Digitalteam aus Estland eingeflogen wird, um die Digitalisierung in Deutschland weiter voranzutreiben, Tageszeitung FAZ berichtet.

EU-Harmonie

Inzwischen hat sich die EU mit einer eigenen Blockchain-Strategie zum Ziel gesetzt, einen „Goldstandard“ für den verantwortungsvollen Umgang mit der Technologie auf Basis europäischer Werte zu etablieren.

Der Block hat kürzlich Fortschritte bei der Regulierung von Kryptowährungen und Stable Coins gemacht, wobei die Europäische Kommission im September einen Vorschlag zur Einrichtung eines Aufsichtskollegiums zur Kontrolle von Kryptowährungen und zur Minderung potenzieller Risiken vorgelegt hat.

Die Europäische Zentralbank diskutiert derweil die Einführung einer eigenen Kryptowährung, des digitalen Euro, mit einer Entscheidung, die im Sommer erwartet wird.

[Edited by Josie Le Blond]





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