Deutschlands Hotspot für das Hosten von Kinderpornos, während Berlin mit der Datenschutzkommission ringt – EURACTIV.com

Neue Daten zeigen, dass das Hosting von kinderpornografischen Inhalten in Deutschland von 2020 bis 2021 um das Zehnfache explodiert ist, während Berlin damit beschäftigt war, EU-Vorschläge zur Bekämpfung des Phänomens in Frage zu stellen.

Der Vorschlag der Kommission, sexuellen Missbrauch von Kindern zu verhindern und zu bekämpfen, indem Anbieter Nachrichten scannen, hat vor allem in Deutschland eine heftige Debatte ausgelöst, wo dies oft so dargestellt wird Datenschutz und Kinderschutz schlossen sich gegenseitig aus.

Am Dienstag (5. Juli) veröffentlichte die Internet Watch Foundation (IWF) neue Daten, die zeigen, dass sich solche in Deutschland gehosteten Inhalte von 2020 bis 2021 verzehnfacht haben.

„Wir fordern die deutsche Öffentlichkeit auf, ihre Führer aufzufordern, die von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen Maßnahmen zur Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern zu unterstützen“, sagte Susie Hargreaves, Geschäftsführerin der IWFsagte in einer Erklärung.

Hargreaves kommentierte auch, dass der größte Widerstand gegen den Vorschlag aus Deutschland und den Niederlanden käme, während diese Länder zu den schlimmsten gehören, wenn es um das Hosten von Material über sexuellen Missbrauch von Kindern (CSAM) geht.

Kritiker argumentieren, dass das, was sie „Chat-Kontrolle“ nennen, eine Massenüberwachung ist, die in den Datenschutz und die Privatsphäre eingreift, und Alternativen zu dieser Maßnahme sollten in Betracht gezogen werden.

Befürworter argumentieren mit der sich massiv verschlechternden Situation, es gehe hier eher um den Kinderschutz als um das Knacken der Verschlüsselung.

Neue Erkenntnisse

Die IWF nutzte ihre neuen Daten, um ihre Forderung nach a zu unterstreichen „echte, koordinierte Reaktion auf die Ausrottung dieses schädlichen Materials“.

Im Jahr 2021 wurden laut IWF-Daten 62 % des gesamten bekannten Kindesmissbrauchsmaterials (CSAM) in ein EU-Land zurückverfolgt, wovon 5 % in Deutschland gehostet wurden. Nach den Niederlanden, Frankreich und Lettland rangiert Deutschland auf Platz vier und „ist damit einer der am stärksten ausbeutenden Standorte in der EU“.

Darüber hinaus zeigen neue Daten, dass die Zahl der bestätigten Instanzen von in Deutschland gehosteten URLs mit Bildern oder Videos von Kindern, die sexuellen Missbrauch erleiden, im Jahr 2021 auf 8.219 sprunghaft angestiegen ist.

Damit hat Deutschland im Vergleich zu 2020, als die bestätigte Anzahl von Instanzen 838 betrug, fast zehnmal so viele CSAM gehostet.

„Bei dieser Gesetzgebung geht es nicht darum, die Verschlüsselung zu knacken, sondern um den Schutz von Kindern, Kindern im Alter von nur zwei Jahren, die vergewaltigt und einigen der schwersten Formen sexuellen Missbrauchs ausgesetzt wurden“, betonte Hargreaves.

Der Bundestag streitet über die Aufbewahrung von IP-Daten zur Bekämpfung von Kindesmissbrauch

Die Speicherung von IP-Adressen zur Bekämpfung von Kindesmissbrauch ist derzeit ein heißes Thema im deutschen Gesetzgeber, da die Ablehnung eines Antrags der konservativen CDU/CSU-Fraktion, der eine Frist von sechs Monaten in solchen Angelegenheiten fordert, von anderen Interessengruppen als unzureichend angesehen wurde.

Stellen in Deutschland

Die deutschen Regierungsfraktionen seien sich der prekären und sich verschärfenden Situation bewusst, die am 24. Juni im Bundestag diskutiert wurde, nachdem die konservative CDU/CSU-Fraktion eine sechsmonatige Speicherung von IP-Adressen gefordert hatte.

Aufgrund erheblicher Datenschutzbedenken und vieler offener Fragen zum Brechen der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung oder falscher positiver Treffer haben sich Abgeordnete verschiedener Parteien jedoch gegen die Speicherung von IP-Adressen ausgesprochen, und alle anderen Parteien lehnten den von den Konservativen eingebrachten Antrag ab.

Stattdessen präsentierte der Gesetzgeber präventiv ausgerichtete Alternativen zur Bekämpfung von Kindesmissbrauch, wie etwa die Aufklärung von Eltern und Lehrkräften und die Stärkung der Jugendämter, aber auch die Stärkung von Kompetenzen und Ressourcen für die Strafverfolgung.

Minister wie Familienministerin Lisa Paus und Verkehrs- und Digitalminister Volker Wissing haben das vorgeschlagene Scannen verschlüsselter Nachrichten abgelehnt. Innenministerin Nancy Faeser hingegen hat sich für den Vorschlag ausgesprochen.

Die Debatte wird in Koalitionsgesprächen wieder aufgenommen.

Fehlalarme erwartet

Aufgrund der zahlreichen Bedenken gegen den Vorschlag hat allein Deutschland 61 Fragen an die Kommission gerichtet, unter anderem zum erwarteten Anteil falsch positiver Treffer beim Einsatz von Erkennungstechnologien.

Denn harmlose Nachrichten, Chats und Fotos könnten auf dem Bildschirm landen Ermittler, die unschuldige Personen wegen Straftaten wie der Verbreitung von Kinderpornografie verdächtigen.

Laut der Antwort der Kommission, veröffentlicht von Netzpolitikdie Genauigkeit der aktuellen Erkennungstechnologie beträgt etwa 90 % für Grooming, die Online-Praxis von Erwachsenen, die ein Treffen mit Minderjährigen vorbereiten, um eine Sexualstraftat zu begehen.

Mit anderen Worten, es wird erwartet, dass einer von zehn Fällen ein Fehlalarm ist. Die Ermittler des geplanten EU-Zentrums würden diese Fehlalarme dann manuell aussortieren, sodass sie die legalen Aufzeichnungen über legitime intime Inhalte von Minderjährigen und Erwachsenen wie Sexting einsehen könnten.

Obwohl keine Software perfekt ist, fragte die Bundesregierung die EU-Exekutive, ob sie einen Schwellenwert für die Trefferwahrscheinlichkeit definieren würde, um sicherzustellen, dass Fehler unter einem bestimmten Prozentsatz der Fälle enthalten sind.

Die Kommission sagte, sie würde dies nicht tun, „um technologische Offenheit und Fortschritt zu gewährleisten“.

[Edited by Luca Bertuzzi/Alice Taylor]


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