Deutschland wegen Verstoßes gegen EU-Luftqualitätsgesetz verurteilt – EURACTIV.com


Der Europäische Gerichtshof hat am Donnerstag (3. Juni) entschieden, dass Deutschland die Jahresgrenzwerte für Stickoxide in Berlin, Dortmund, Hamburg und vielen anderen Städten „systematisch und anhaltend“ überschritten hat.

Die Luftqualitätsrichtlinie der EU legt jährliche und stündliche Stickoxid-Grenzwerte fest, die zwischen 2010 und 2016 in 29 % der deutschen Regionen regelmäßig überschritten wurden, heißt es in dem Urteil.

Das Urteil erging nach einer erfolgreichen Klage der Europäischen Kommission im Jahr 2018.

Die EU-Exekutive erklärte damals, dass Deutschland „seit 2010 systematisch und kontinuierlich die Jahres- und Stundengrenzwerte für Stickstoffdioxid (NO2) überschritten“ habe und die deutschen Behörden nicht genügend Maßnahmen ergriffen hätten, um die EU-Grenzwerte einzuhalten.

Laut EU-Gesetzgebung müssen die NO2-Werte in der Luft im Jahresdurchschnitt unter 40 Mikrogramm pro Kubikmeter und im Stundenmittel unter 200 Mikrogramm pro Kubikmeter liegen.

„Deutschland hat offensichtlich nicht rechtzeitig geeignete Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass der Zeitraum der Überschreitung der Grenzwerte für NO2 in den 26 betroffenen Zonen möglichst kurz gehalten wird“, heißt es in einer Stellungnahme des Gerichts.

Deutschland hat es insbesondere versäumt, die Überschreitungen der Stickoxidwerte so kurz wie möglich zu halten.

Obwohl das Urteil zunächst keine Strafen oder Sanktionen beinhaltet, sind neue Anforderungen, beispielsweise für Dieselfahrzeuge an bestimmten Standorten, nicht auszuschließen.

„Das Urteil zwingt die Bundesregierung, sich endlich an die EU-Regeln zu halten“ Sven Giegold, Grüne/EFA-Schattenberichterstatterin für den Bericht über die Umsetzung der Luftqualitätsrichtlinie, sagte nach dem Urteil.

„Verkehrsminister Andreas Scheuer sollte seine schützende Hand nicht mehr über die Autolobby legen und muss die Hersteller verpflichten, Dieselautos nachzurüsten oder durch regelkonforme Autos zu ersetzen“, fügte er hinzu.

Laut einer Empfehlung der Kommission aus dem Jahr 2019 wurden die EU-Mitgliedstaaten ermutigt, die NO2-Belastung zu reduzieren, indem sie entweder den Zugang zu schadstoffreichen Autos in den Innenstädten einschränken oder sich stärker für die Nutzung von Elektrofahrzeugen und öffentlichen Verkehrsmitteln einsetzen.

Das Umweltbundesamt (UBA) hat im Mai bestätigt, dass die Hauptquelle von Stickoxiden in deutschen Städten der Straßenverkehr ist, insbesondere Dieselfahrzeuge. Der Grenzwert wird daher nur auf stark befahrenen Straßen in Ballungsräumen und Städten überschritten.

Nach Angaben der Behörde wurden 2016 in 90 Städten die Grenzwerte zum Teil deutlich überschritten, die Zahl ist seitdem aber jedes Jahr gesunken.

Im Jahr 2020, einem Jahr, in dem die Emissionen aufgrund von COVID-19-Sperren zurückgingen, verstießen nur sechs deutsche Städte gegen die Regeln, darunter München, Hamburg und Stuttgart.

Die Luftqualität in Deutschland hat sich im Laufe der Jahre deutlich verbessert. Im Jahr 2019 überschritten nur 25 deutsche Städte die Grenzwerte, gegenüber 57 im Vorjahr, führte das UBA die Reduzierung auf eine Erneuerung des Pkw-Fuhrparks zurück.

Die Europäische Kommission schätzt, dass jedes Jahr in der EU rund 400.000 Menschen vorzeitig an den Folgen von Schadstoffen in der Luft sterben.

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[Edited by Frédéric Simon]





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