Deutsche Städte erweisen sich trotz zahlreicher Herausforderungen nach der Pandemie als widerstandsfähig – EURACTIV.de

Während deutsche Städte nach der COVID-19-Pandemie und der beschleunigten Online-Verlagerung zunehmend darum kämpfen, ihre Vielfalt zu bewahren, haben sie sich als widerstandsfähiger erwiesen als bisher erwartet.

Die Coronavirus-Pandemie hat den Einzelhandel, die Gastronomie und die Unterhaltungsbranche stark in Mitleidenschaft gezogen. Da viele Einzelhändler, ortsansässige Gewerbe und Kultureinrichtungen ums Überleben kämpften, ging die Vielfalt vieler Innenstädte in Deutschland stark zurück.

Während viele befürchteten, dass sich die Lebensweise in den Städten durch die Pandemie für immer ändern würde, erwiesen sich viele dieser Sorgen als übertrieben.

„Einige der zu Beginn der Pandemie entstandenen Negativprognosen sind nicht in der teilweise erwarteten Form und Größenordnung eingetreten“, sagte Bernd Hallenberg, Experte beim Bundesverband Wohnungswesen und Stadtentwicklung (vhw). EURACTIV.

„Einige Strukturen haben sich als widerstandsfähiger herausgestellt, als es vorstellbar oder sogar möglich schien“, fügte er hinzu.

Es gibt zwar keine Daten über die Anzahl der Geschäfte und lokalen Einzelhändler, die aufgrund der Pandemie schließen mussten, aber die Verlagerung von offline zu online ist weniger dramatisch als ursprünglich erwartet.

Laut einem Bericht des Handelsverbands Deutschland (HDE) vom Mai machte der Online-Handel im Jahr 2021 14,7 % des gesamten Einzelhandels aus – rund vier Prozentpunkte mehr als im Jahr 2019 vor der Pandemie.

„Während die Transformation der Innenstädte zu Einzelhandelsstandorten in vollem Gange ist, ist die Gesamtgröße des Marktanteils noch relativ gering“, betonte Hallenberg.

Der Anstieg des Anteils von Online-Händlern ist jedoch nicht direkt mit dem Rückgang des Offline-Handels verbunden und wird hauptsächlich durch die starke Wachstumsrate des Online-Sektors getrieben. Zwischen 2019 und 2021 sind die Umsätze im Online-Bereich um 21 % gestiegen, während der Offline-Handel weitgehend stagnierte und nur in einzelnen Branchen leichte Rückgänge verzeichnete.

Herausforderungen für Vielfalt

Doch auch wenn der Einzelhandel nicht so stark zurückgegangen ist wie erwartet, gibt es doch noch viele Herausforderungen für die Vielfalt der Innenstädte.

Während die Umsätze des Offline-Einzelhandels während der Pandemie nicht zurückgegangen sind, ist dennoch ein verändertes Verbraucherverhalten erkennbar, da immer mehr Kunden auf Online-Marktplätze wechseln.

Laut einer Studie des Instituts für Handelsforschung Köln (IFH) bestellen rund 35 % der Verbraucher ihre Produkte online, anstatt in den Laden vor Ort zu gehen.

Auch in anderen Bereichen ist die Verlagerung ins Internet sichtbar, vor allem beim Home-Office, was sich auch auf die Diversität innerhalb der Städte auswirken könnte. Während viele Unternehmen in Deutschland von ihren Mitarbeitern wieder das Arbeiten im Büro verlangen, fordern viele Arbeitnehmer, an Home-Office-Lösungen festzuhalten.

Eine Studie des Beratungsunternehmens PCW ergab, dass 78 % der Mitarbeiter angeben, dass sie gerne im Homeoffice arbeiten würden, verglichen mit 22 % vor der Pandemie.

Dieser Trend könnte zu einem Rückgang der innerstädtischen Bevölkerung führen, da die Nähe des Wohnortes zum Arbeitsplatz als weniger wichtig eingeschätzt wird.

„Die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, wird wahrscheinlich dazu führen, dass Menschen einen abgelegeneren und vielleicht günstigeren Wohnort suchen, da die Nähe zum Arbeitsplatz nicht mehr erforderlich ist“, sagte Hallenberg.

Laut einer Studie des Beratungsunternehmens FTI Andersch ist dies bereits Realität, denn hohe Mieten und steigende Leerstände haben zu einem Rückgang der Attraktivität deutscher Innenstädte geführt.

„In den großen Innenstädten wie München und Stuttgart erleben wir bereits seit einigen Jahren einen Bevölkerungsrückgang, weil sich die Menschen trotz guter Löhne keine Wohnungen mehr leisten können. Wenn sich das auf andere Städte in Deutschland ausweitet, wäre das natürlich eine fatale Entwicklung – auch im Hinblick auf die Städtevielfalt“, betonte Hallenberg.

[Edited by Alice Taylor]


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