Deutsche Interessenvertreter sind sich über die neuen Torfgebiete der EU uneinig – EURACTIV.com

Die deutsche Agrarwirtschaft und Umweltexperten sind über die Vorschläge der Europäischen Kommission zur schrittweisen Wiederherstellung bewirtschafteter Moore in ihren natürlichen Zustand uneins. Der eine spricht von Ackerflächenverlusten, der andere von Vorteilen für die Ernährungssicherung.

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Die Europäische Kommission hat kürzlich ihren Vorschlag für ein Gesetz zur Wiederherstellung der Natur vorgelegt.

Ein Vorschlag der Kommission sieht vor, dass bis 2030 bis zu 30 % der landwirtschaftlich genutzten Moore naturnah wiederhergestellt und ein Viertel davon wiedervernässt werden sollen.

Moore sind eine der wenigen natürlichen Klimasenken, die zur Bindung von CO2 genutzt werden können.

„Entwässerte Moore sind für 5 % der Treibhausgasemissionen in der EU verantwortlich“, sagte Sabien Leemans, Senior Policy Officer bei der Umweltorganisation WWF, am Donnerstag (14. Juli) gegenüber EURACTIV. Die Wiederherstellung der Gebiete „stoppt diese Emissionen und gibt den Mooren dann die Möglichkeit, CO2 nach und nach aus der Atmosphäre zu ziehen und zu speichern“, fügte sie hinzu.

Doch die Renaturierungsziele der Kommission sind umstritten.

Vor allem die deutsche Landwirtschaft lehnt solche Vorschläge ab, dass die Wiedervernässung landwirtschaftlich entwässerter Moore die Landbewirtschaftung kaum noch möglich macht.

Die Vorschläge hätten „fatale Auswirkungen auf den ländlichen Raum“, die Maßnahmen würden „die Versorgungssicherheit massiv belasten“, warnte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, diese Woche auf einer Pressekonferenz.

Die Mitgliedstaaten werden sich hauptsächlich um die Gestaltung und Umsetzung der im Naturwiederherstellungsgesetz festgelegten Ziele der Kommission kümmern.

Vorteile für die Ernährungssicherheit?

Bis 2050 will die Kommission 70 Prozent der Moore des Blocks wieder in ihren natürlichen Zustand zurückversetzen – eine Maßnahme, die laut Rukwied durch den Verlust von rund 350.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche in Deutschland entstehen würde.

Während insbesondere in den nordeuropäischen Ländern Moore einen großen Anteil an der Gesamtfläche einnehmen, wird Deutschland mit einem Anteil von 4,3 % eine größere Aufgabe bei der Wiedervernässung von Mooren haben als Italien oder Spanien, wo Moore nur 0,1 % ihrer Gesamtfläche ausmachen Bereich.

In Deutschland hält der Bauernverband den Vorschlag der Kommission für zu drastisch, insbesondere angesichts der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Unsicherheit auf den globalen Agrarmärkten.

„Ich sage es ganz klar: Versorgungssicherheit, Ernährungssicherheit in Europa wäre dann Geschichte“, sagte Rukwied.

Leemans ihrerseits sagte, gerade die Wiederherstellung von Mooren trage zur Sicherung einer belastbaren Nahrungsversorgung bei, und nannte den Klimaschutz und den Hochwasserschutz aufgrund der Absorptionswirkung der wiederhergestellten Moore.

„Die Dringlichkeit ist offensichtlich, sowohl für die Umwelt als auch für das Klima“, fügte sie hinzu.

Entschädigung entscheidend

Im vergangenen Herbst hat die Bundesregierung das Programm „Klimaschutz durch Moorbodenschutz“ aufgelegt, das bis 2025 330 Millionen Euro aus dem Energie- und Klimafonds vorsieht.

„Als Bundesregierung werden wir den Klimaschutz stärken, indem wir unsere Torfböden schützen“, sagte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir am Dienstag (12.07.) auf einer Moorkonferenz.

„Gleichzeitig sehe und verstehe ich die Sorgen derjenigen, die Torfland bewirtschaften – und deren Lebensunterhalt davon abhängt“, fügte er hinzu.

Damit die Interessengruppen die Renaturierung von Mooren unterstützen, sind nach Ansicht von Experten jedoch die Höhe und Form der finanziellen Entschädigung entscheidend.

„Viele Landwirte sind bereit, Feuchtmoore zu bewirtschaften, solange sie für ihre Klimaschutzbemühungen eine faire Belohnung und eine langfristige Perspektive für die Bewirtschaftung erhalten“, schreiben Vertreter des Greifswalder Moorzentrums und des Deutschen Verbands für Landschaftspflege in einer kürzlich erschienenen Ausgabe Buchstabe.

Auch sind laut Bauernverband Ideen gefragt, wie die Flächen trotz Wiedervernässung wirtschaftlich weiter genutzt werden können – etwa durch sogenannte Paludikultur wie Schilf, das auch auf Feuchtflächen kultiviert werden kann, oder durch Nutzung die Bereiche für Photovoltaikanlagen.

„Es geht um den grundsätzlichen Ansatz: Wie bringen wir den Erhalt dieser Kulturlandschaften und ihre wirtschaftliche Nutzung (…) mit den Zielen der Emissionsminderung und Biodiversität zusammen?“ schloss Rukwied.

[Edited by Oliver Noyan/Alice Taylor]


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