Atomausstieg zur Entfesselung der Windkraft in Norddeutschland – EURACTIV.com

Die Abschaltung des letzten Kernkraftwerks in Schleswig-Holstein wird laut Umweltminister Jan Philipp Albrecht das Stromnetz entlasten und Windkraft im norddeutschen Bundesland freisetzen, berichtet Clean Energy Wire.

„Atomkraft verstopft unsere Netze, vor allem in Richtung Süden“, sagte Albrecht der Nachrichtenagentur dpa.

Aufgrund von Netzengpässen müssen Offshore-Windenergieanlagen zwar teilweise abgeschaltet werden.

„Daher wird die Bedeutung der Kernenergie insgesamt überschätzt“, so Albrecht.

Nach der Abschaltung des Atomkraftwerks Ende dieses Jahres könnte der Norden Deutschlands 160 % seines Strombedarfs mit erneuerbaren Energien decken und es werde mehr Windkraftexporte in den Süden geben, sagte Albrecht.

Befürchtungen vor Stromausfällen aufgrund des Atomausstiegs seien unbegründet, sagte er. „Schließlich werden wir die erneuerbaren Energien in Deutschland jetzt weiter massiv ausbauen. Wir werden in Zukunft nicht auf die Erzeugung von Atomstrom in Frankreich angewiesen sein.“

Seine Anti-Atomkraft-Partei, die Grünen, ist kürzlich in die Bundesregierung eingezogen. Superminister Robert Habeck soll den Ausbau der erneuerbaren Energien auf bis zu 80 Prozent der deutschen Stromversorgung vorantreiben.

Deutschland will bis Ende Dezember die Kernreaktoren Grohnde, Gundremmingen C und Brokdorf abschalten.

Die Stilllegung der verbleibenden drei Atomreaktoren im Jahr 2022 wird dann einen jahrzehntelangen Kampf der Anti-Atom-Bewegung beenden, aus der in den 1980er Jahren die Grünen und andere Umweltgruppen hervorgegangen sind.

Der Schritt hat bei Analysten Bedenken hinsichtlich der Energieversorgungssicherheit inmitten einer Energiepreiskrise in Europa geweckt.

„Ich suche ein orange blinkendes Ampel-Emoji, wenn die deutsche Regierung im Laufe des Winters mit Stromausfällen konfrontiert wird.“ getwittert Energieanalyst Thierry Bros, in Anspielung auf die „Ampel“-Koalition bestehend aus der sozialdemokratischen SPD, den Grünen und der wirtschaftsfreundlichen liberalen FDP.

Forscher sind jedoch zuversichtlich, dass die Abschaltung der letzten deutschen Kernkraftwerke keine Versorgungsengpässe verursachen wird. nach Berechnungen vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).

Um den Netzbetrieb stabil zu halten, muss das Engpassmanagement angepasst werden. Aber “in Deutschland werden die Lichter nicht ausgehen”, sagte Studienautorin Claudia Kemfert.

„Im Gegenteil: die [nuclear] Shutdown ebnet den Weg für den überfälligen Ausbau der erneuerbaren Energien. Kernenergie war von Anfang an unwirtschaftlich und von unkalkulierbaren Risiken geprägt“, fügte sie hinzu.

Zwar räumten die Autoren der Studie ein, dass der Ausstieg aus der Kernenergie vorübergehend zu einem Anstieg der deutschen Treibhausgasemissionen führen würde, da umweltbelastende Kraftwerke mit fossilem Gas und Kohle Kernreaktoren vor der Stilllegung vorübergehend ersetzen würden.

Der Anstieg würde dann durch den beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien schnell reduziert, fügten sie hinzu.

In einer kürzlich durchgeführten Umfrage sagte eine knappe Mehrheit der Deutschen, dass das Land die Nutzung von Atomenergie zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen nicht ausschließen sollte.

Darüber hinaus hat der jüngste Anstieg der Strompreise die Unterstützung dafür erhöht, Kernreaktoren am Netz zu halten.

„Fast jeder Dritte (31 %) würde für billigeren Strom bei der Atomkraft bleiben“, fand a lernen durch einen Preisvergleichsdienst, nach Durchführung einer repräsentativen Umfrage.

Doch Reaktorbetreiber und Politik haben in den letzten Monaten immer wieder deutlich gemacht, dass das Land keine Rückkehr zur Kernenergie plant oder gar den Ausstieg hinauszögert.

„In Deutschland kurz vor der Stilllegung eine Debatte darüber anzustoßen, ob Kernkraftwerke einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten, ist beunruhigend“, sagte Leonhard Birnbaum, Vorstandsvorsitzender des Energieversorgers E.ON Handelsblatt.

Intellektuelle fordern Deutschland auf, Atomkraftwerke online zu halten

„Liebes Deutschland, bitte halten Sie Ihre Atomreaktoren online“, schrieben 25 führende ausländische und inländische Schriftsteller, Journalisten und Intellektuelle in einem gemeinsamen Brief und warnten, dass ein Ausstieg aus der Atomkraft Deutschlands CO2-Emissionen nur erhöhen würde.

[Edited by Frédéric Simon]


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