Abgesehen von internen Problemen ist Sloweniens EU-Ratspräsidentschaft ein „Erfolg“ – EURACTIV.com

Während seiner sechsmonatigen EU-Ratspräsidentschaft hat Slowenien erfolgreich den Prozess der Verabschiedung europäischer Rechtsvorschriften angeführt, der jedoch etwas überschattet wurde von Bedenken aus Brüssel über die Rechtsstaatlichkeit in Slowenien, insbesondere die Haltung der Regierung gegenüber den Medien und das Versäumnis, den Europäischen delegierte Staatsanwälte.

„Die slowenische Präsidentschaft hat eine Reihe von Erfolgen verzeichnet – erfolgreiche Koordinierung zwischen den EU-Mitgliedstaaten und Verhandlungen mit dem Europäischen Parlament im Namen des Rates“, sagte Sabina Lange, Senior Lecturer am European Institute of Public Administration und außerordentliche Professorin für Internationale Beziehungen an der Fakultät für Sozialwissenschaften in Ljubljana.

Sie hob einige wichtige Gesetzgebungsdossiers hervor, die nun während der französischen EU-Ratspräsidentschaft verhandelt werden können, wie etwa die Gesetze über digitale Märkte und Dienstleistungen und der Mindestlohnrahmen.

Zudem habe der slowenische Ratsvorsitz bei mehreren Beschlüssen, beispielsweise zur Erweiterung und Kroatiens Bereitschaft zum Schengen-Raum, einen Konsens unter den Mitgliedstaaten erzielt, was ebenfalls ein Verhandlungserfolg sei, so Lange.

Obwohl die Außenvertretung der EU nicht mehr in den Händen des Präsidentschaftslandes liegt, hat Slowenien nach Ansicht Langes eine wesentliche Rolle bei einigen bedeutenden internationalen Veranstaltungen gespielt – der wichtigsten davon war der Westbalkan-Gipfel im Oktober.

Auch wenn es keine nennenswerten Fortschritte bei der Annäherung der Westbalkanregion an die EU gegeben habe, hätten Sloweniens Diplomaten ihr Bestes gegeben, fügte Sabina Lange hinzu.

Es bleibt jedoch die Frage, ob die Fortschritte bemerkenswerter gewesen wären, wenn nicht die innenpolitischen Spannungen Sloweniens auf die politischen Gewässer in Brüssel übergegriffen hätten.

Die schlechten Beziehungen zur liberalen Renew-Gruppe werden nicht ohne Folgen bleiben, ebenso wie die engen Verbindungen zum ungarischen Premier Viktor Orbán auch nach seinem Ausscheiden aus der Europäischen Volkspartei, kommentierte Sabina Lange für STA.

Die Haltung gegenüber Sloweniens Arbeit während der Präsidentschaft zeige die politische Reife der EU-Institutionen, sagte Lange.

Sie ist der Ansicht, dass die jüngste Entschließung des Europäischen Parlaments zur Rechtsstaatlichkeit in Slowenien dies bestätigt und ihre Besorgnis über die europäischen Werte und die Situation zum Ausdruck bringt, jedoch nicht in einer Weise, die den Fortschritt der gesamten EU-Gemeinschaft behindern würde.

In der Zwischenzeit hat Slowenien die entscheidende Aufgabe jeder Präsidentschaft erfüllt – die Gewährleistung von Fortschritten bei der Verabschiedung europäischer Rechtsvorschriften, da 39 Ministertreffen unter anderem in den Bereichen Landwirtschaft und Fischerei, Beschäftigung, Verbraucherschutz, Telekommunikation und Energie, Gesundheit und Verkehr abgehalten wurden.

Der Ausschuss der Ständigen Vertreter (COREPER I) in Brüssel wurde von der stellvertretenden Ständigen Vertreterin, Botschafterin Tamara Weingerl Požar, der First Lady der slowenischen Präsidentschaft, geleitet.

Das Ergebnis der Präsidentschaft fasste sie in einer Erklärung an slowenische Korrespondenten in Brüssel zusammen: „Wir sind sehr glücklich, stolz und sogar berührt von unseren Leistungen, die alle Erwartungen und Pläne übertroffen haben, die vor Beginn der Präsidentschaft formuliert wurden.“

Weingerl Požar hob die 21 erfolgreichen Triloge hervor – Gesetzgebungsverhandlungen mit dem Europäischen Parlament, die sie als hochpolitisch bezeichnete, und fügte hinzu, dass die Zusammenarbeit mit dem Parlament „angemessen, fruchtbar, ausgezeichnet“ sei.

„Sloweniens Rolle als ehrlicher Makler hat uns geholfen, Ergebnisse zu erzielen“, sagte Weingerl Požar und beschrieb den Beginn der Präsidentschaft als gesetzgeberischen Tsunami und das Ende als Feuerwerk an Errungenschaften.

Die Präsidentschaft wurde jedoch etwas überschattet von den Äußerungen der zentralen EU-Institutionen über die Rechtsstaatlichkeit in Slowenien in den letzten sechs Monaten.

Das Europäische Parlament hat kürzlich eine Entschließung zur Rechtsstaatlichkeit in Slowenien angenommen, in der es „tiefe Besorgnis über das Ausmaß der öffentlichen Debatte, das Klima der Feindseligkeit, des Misstrauens und der tiefen Polarisierung im Land“ zum Ausdruck bringt.

Auch von der Europäischen Kommission gab es Warnungen über das Versäumnis der slowenischen Regierung, delegierte europäische Staatsanwälte zu ernennen, und ihre Haltung gegenüber den Medien, da die Kommission darauf drängte, die Finanzierung und Unabhängigkeit der slowenischen Presseagentur (STA) sicherzustellen.

In beiden Fällen lieferte die Regierung kurz vor dem Ende der slowenischen Präsidentschaft Lösungen, doch die Unsicherheit bleibt. Zudem hatte auch Premierminister Janez Janša mit seinen Tweets mehrfach für Aufsehen gesorgt.

Am auffälligsten war seine Attacke auf einen Politico-Journalisten wegen eines Artikels, der die Medienlage in Slowenien kritisierte. Die Kommission verurteilte den Angriff und betonte, dass Hass, Drohungen und persönliche Angriffe auf Journalisten inakzeptabel seien.


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