Corona aktuell: Lauterbach besorgt über Impfgegner – Politik

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zeigt sich besorgt über die Radikalisierung einer Minderheit der Gesellschaft. “Eine kleine Gruppe ist bereit, alle wissenschaftlichen Erkenntnisse vom Tisch zu wischen und sich freiwillig in einer Blase von Scheinwahrheiten zu begeben”, sagt er der Welt am Sonntag. Das sei eine neue und beängstigende Entwicklung. “Was könnte das Argument sein, dass ich einem Menschen nach dem Leben trachte, nur weil er öffentlich vorschlägt, sich im eigenen Interesse und im Interesse der Gesellschaft impfen zu lassen? Die Debatte der Impfgegner und Corona-Leugner hat jedes Maß und Ziel verloren.”

Zudem kündigte er eine Neugestaltung der Impf-Infrastruktur an. “Wenn wir eine Variante bekommen, die so ansteckend ist wie Omikron, aber deutlich tödlicher, müssten wir in allerkürzester Zeit in der Lage sein, einen neuen Impfstoff zu entwickeln und zu produzieren”, sagt er der Zeitung. Die Bundesregierung bereite sich mit Hochdruck darauf vor. “Wir sind gerade dabei, eine Struktur dafür zu schaffen. Wir brauchen eine stehende Infrastruktur.” Die Bevölkerung müsse zu jedem Zeitpunkt möglichst umgehend geimpft werden können. “Deutschland ist derzeit in einer vulnerablen Phase. Es kann jederzeit zu einem weiteren schweren Ausbruch kommen. Wir dürfen nicht der naiven Annahme verfallen, es sei gleich vorbei. Es ist nicht vorbei.”(08.01.2022)

Das Robert Koch-Institut meldet einen starken Anstieg der binnen 24 Stunden übermittelten Neuinfektionen im Vergleich zur Vorwoche.

Die Gesundheitsämter in Deutschland melden dem Robert-Koch-Institut (RKI) am Samstagmorgen 55 889 Neuinfektionen, in der Woche davor hatte die Zahl bei 26 392 gelegen. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz gab das RKI mit 335,9 an. Am Vortag hatte der Wert bei 303,4 gelegen. Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 268 Todesfälle. (08.01.2022)

FDP-Politiker Ullmann regt altersbezogene Impfpflicht an

In der Debatte über eine mögliche allgemeine Impfpflicht gegen Corona kann sich der FDP-Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann eine altersabhängige Regelung vorstellen. “Der Maßstab für unser Handeln müssen nicht die Infektionszahlen, sondern die Krankheitszahlen sein”, sagte Ullmann der Augsburger Allgemeinen. “Wenn diese sich trotz aller anderen Maßnahmen erhöhen, könnte eine selektive, altersbezogene Impfpflicht greifen. Zum Beispiel für Menschen ab 50 Jahren – das ist aber bislang nur eine Überlegung.” (08.01.2022)

Städtetag vermisst Corona-Konzepte für Schulen und Kitas

Der Präsident des Deutschen Städtetages, Markus Lewe, sieht Lücken in den Corona-Beschlüssen von Bund und Ländern. “Wir hätten uns gewünscht, dass sich Bund und Länder vorsorglich über Konzepte verständigt hätten für den Fall, dass ein Normalbetrieb im Bereich Schule und Kita nicht mehr möglich ist”, sagte der Oberbürgermeister von Münster den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

“Wir haben die Sorge, dass gerade hier die Infektionen bei Kindern und Beschäftigten ansteigen. Für diesen Fall ist leider die Strategie von Bund und Ländern unklar”, kritisierte Lewe. Er forderte von Bund und Ländern ein Sofortprogramm für Schulen und Kitas, um die Stunden von Teilzeitkräften erhöhen und Aushilfskräfte einsetzen zu können. “Das hilft, wenn viele Kolleginnen und Kollegen wegen Krankheit und Quarantäne zeitgleich ausfallen”, sagte der CDU-Politiker.

Den Beschluss zur Verkürzung der Quarantänezeiten begrüßte er: “Das erleichtert es den Städten trotz Omikron den Betrieb von Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, bei der Feuerwehr und den Gesundheitsämtern zu gewährleisten”, sagte Lewe.

Bund und Länder hatten am Freitag beschlossen, die Quarantäne für Kontaktpersonen und die Isolierung für Infizierte zu verkürzen, damit wichtige Bereiche der Grundversorgung bei einer rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante nicht zusammenbrechen. Für Schülerinnen und Schüler sowie Kita-Kinder kann die Quarantäne als Kontaktperson bereits nach fünf Tagen durch einen Negativtest beendet werden. (08.01.2022)

Sieben-Tage-Inzidenz in Bremen liegt bei mehr als 1000

Die Hansestadt Bremen hat bei den Corona-Inzidenzzahlen erstmals die Grenze von 1000 übersprungen. Wie Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) mitteilte, liegt der Wert aktuell bei 1052 Fällen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen. “Das ist eine hohe Inzidenz, die macht uns auch Sorgen”, sagte Bovenschulte nach den Bund-Länder-Gesprächen. Das relativ hohe Niveau liege auch an dem inzwischen starken Anteil der Omikron-Variante bei den Neuinfektionen. Es gebe aber auch die mutmachende Botschaft, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit die Krankheitsverläufe nach einer Omikron-Infektion weniger schwer ausfielen. Bremen verfügt außerdem über die bundesweit höchste Impfquote, fast 88 Prozent der Bevölkerung sind dort zumindest einmal geimpft.

Angesichts der hohen Zahlen sei Bremen vor der Ministerpräsidentenkonferenz deutlich über die Bund-Länder-Beschlüsse hinausgegangen. Die 2-G-plus-Regelung gelte von Montag an für die Gastronomie und zusätzlich auch für Kultureinrichtungen. Auch eine Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken im Öffentlichen Personennahverkehr und im Einzelhandel gelte in Bremen schon seit dem 1. Januar. Lediglich für Geschäfte des täglichen Bedarfs gebe es eine Übergangsfrist von 14 Tagen. (07.01.2022)

Sachsen plant Lockerungen

Sachsen plant deutliche Lockerungen seiner Corona- Schutzmaßnahmen. Bei einer abendlichen Sitzung verständigte sich das Kabinett in Dresden auf Eckpunkte. So sollen unter anderem Kultureinrichtungen und Hotels vom 14. Januar an mit der 2-G-plus-Regel wieder öffnen, wenn die Situation in den Krankenhäusern das zulässt. Zutritt erhalten dann Genesene und Geimpfte mit einem zusätzlichen Test. Wer eine Booster-Impfung hat, bis einschließlich 18 Jahre alt ist oder erst vor maximal drei Monaten genesen oder doppelt geimpft ist, braucht keinen Test.

2 G plus soll auch für die Gastronomie, für Messen, Kongresse und Sport im Innenbereich gelten – in einigen Bereichen mit einer Beschränkung der Teilnehmerzahl. Unabhängig von der Inzidenz sollen fortan an ortsfesten Versammlungen statt bisher zehn dann 200 Personen teilnehmen können. Wenn die Überlastungsstufe in Krankenhäusern an fünf aufeinanderfolgenden Tagen unterschritten ist, können bis zu 1000 Personen demonstrieren und müssen auch nicht mehr an einem Ort verweilen. (08.01.2022)

Curevac nimmt neuen Anlauf für mRNA-Impstoffe

Die Tübinger Firma Curevac kündigt einen neuen Anlauf bei mRNA-Impfstoffen an. Im ersten Quartal solle eine klinische Studie der Phase 1 für den Impfstoff CV2Cov beginnen, teilt das Unternehmen mit. Im dritten Quartal solle dann mit einer Studie des Impfstoffes der zweiten Generation begonnen werden. Curevac hatte im Oktober nach einem Studien-Flop bei dem Impfstoffkandidaten der ersten Generation das Zulassungsverfahren abgebrochen. CVnCoV zeigte dabei in der entscheidenden klinischen Studie nur eine Wirksamkeit von 48 Prozent, deutlich weniger als Mittel von Biontech/Pfizer oder Moderna. (07.01.2022)

2-G-Plus-Regel für die Gastronomie

Bund und Länder haben sich auf eine 2-G-plus-Regel für die Gastronomie geeinigt. Auch doppelt Geimpfte und Genesene können somit künftig Restaurants, Cafés und Bars nur noch mit einem tagesaktuellen, negativen Schnelltest besuchen. Darauf haben sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder in einer Schaltkonferenz verständigt.

Die sogenannte 2-G-plus-Regel soll bundesweit und unabhängig von der lokalen Inzidenz gelten. “Geboosterte” Personen, also Menschen, die bereits eine Auffrischungsimpfung bekommen haben, sind von der Testpflicht ausgenommen. Ungeimpften, die nicht als genesen gelten, bleibt der Zugang zur Gastronomie weiterhin verwehrt.

“Wir werden in den nächsten Tagen größere Zahlen bei den Infektionen sehen, als wir sie jetzt erkennen können”, sagte Scholz. Darauf sei man vorbereitet. Die Regierung habe die Quarantäneregeln verändert, um zu verhindern, dass gleichzeitig zu viele Menschen krank werden und wichtige gesellschaftliche Bereiche nicht mehr funktionsfähig seien. Wer geboostert sei, so Scholz, müsse künftig als Kontaktperson nicht mehr in Quarantäne. Alle anderen könnten die Quarantäne nach zehn Tagen verlassen. Diese Frist könne durch einen PCR-Test oder einen anerkannten Schnelltest auf sieben Tage verkürzt werden. Deutschland habe im Vergleich zu anderen Ländern weitreichende Kontaktbeschränkungen und sei auch dadurch bisher vergleichsweise gut durch die neue Corona-Welle gekommen.

Am 24. Januar, das kündigte der Kanzler an, werden sich Bund und Länder erneut treffen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. (07.01.2022)

Söder kritisiert Bund-Länder-Beschlüsse

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sieht die von Bund und Ländern vereinbarte grundsätzliche 2G-Plus-Regel in der Gastronomie kritisch. Er habe Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) gebeten, zu überprüfen, ob dies “wirklich notwendig” sei.

Die meisten Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) blieben hinter dem zurück, was in Bayern ohnehin schon gelte. So frage er sich, ob “2G-Plus in der normalen Gastronomie sinnvoll” sei, wenn zugleich – anders als in Bayern – im Rest Deutschlands Bars und Diskotheken weiter geöffnet hätten, do der bayerische Ministerpräsident. Auch sei die Staatsregierung für eine bundesweite FFP2-Maskenpflicht eingetreten, habe sich damit aber nicht durchgesetzt. Söder sagte, selbst eine “schlecht sitzende FFP2-Maske” böte mehr Schutz als eine medizinische.

Auch Sachsen-Anhalt will nicht alle Bestandteile der Einigung mit den anderen Ländern sofort umsetzen. Man bleibe zunächst bei den derzeit geltenden Corona-Maßnahmen und werde in der Gastronomie nicht zusätzlich auf Tests für Genesene und Geimpfte (2G plus) setzen. In Sachsen-Anhalt gebe es anders als in anderen Bundesländern fast nur die Delta-Variante des Coronavirus, deshalb seien neue Maßnahmen zunächst nicht nötig, so Ministerpräsident Reiner Haseloff. “Es ist unsere Aufgabe, differenzierte Lösungen zu finden”, so der CDU-Politiker. (07.01.2022)

Wüst erhöht den Druck bei der Impfpficht

Olaf Scholz (SPD) befürwortet weiterhin die Einführung einer allgemeinen Corona-Impfpflicht in Deutschland. Das betonte der Kanzler in der Pressekonferenz nach den Bund-Länder-Beratungen. Unionspolitiker wie Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) fordern von Olaf Scholz, dass die Impfpflicht nun rasch kommt. Das betonte Wüst nach den Bund-Länder-Beratungen noch einmal. Bei der Impfpflicht dürfe es “kein parteipolitisches Taktieren” geben. Der Bundeskanzler habe die Impfpflicht für Februar angekündigt, dieses Wort müsse nun auch gelten. “Wir brauchen Tempo und auch Führung bei dieser Frage”, sagte der CDU-Politiker.

In den vergangenen Tagen hatte sich abgezeichnet, dass es eine schnelle Entscheidung über die allgemeine Impfpflicht eher nicht geben wird. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), die neben Scholz und Wüst an der Pressekonferenz nach den Bund-Länder-Beratungen teilnahm, sagte, man müsse sich ausreichend Zeit zu lassen für den Gesetzgebungsprozess. Es werde im Bundestag “noch im Januar eine Orientierungsdebatte dazu geben”. Im Februar werde dann der Gesetzgebungsprozess eingeleitet. Der Zeitplan müsse würdigen, dass auch Gesetzgebungszeit benötigt werde für diese schwierige Frage, die 80 Millionen Menschen betreffe. Über die Impfpflicht soll der Bundestag in freier Abstimmung ohne Fraktionsdisziplin entscheiden.

NRW-Ministerpräsident Wüst betonte außerdem, dass die unionsgeführten Bundesländer sowie Baden-Württemberg die Wiedereinführung der pandemischen Lage nationaler Tragweite für nötig halten. Ihr Auslaufen war im November von der Mehrheit der Ampel-Parteien im Bundestag entschieden worden. Das rückgängig zu machen, so Wüst, sei aber zwingend nötig, um schnell reagieren zu können, falls sich die Corona-Lage drastisch verschlimmere. (07.01.2022)

Brinkhaus plädiert für schärfere Maßnahmen als geplant

Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus bezweifelt, dass die auf dem Bund-Länder-Treffen beschlossenen neuen Corona-Maßnahmen reichen werden, “um diese Welle zu brechen”. Die weiterhin geltende Kontaktbeschränkung auf zehn geimpfte oder genesene Personen halte er für zu weitgefasst, sollte die Omikron-Welle voll durchschlagen, sagte der CDU-Politiker den Sendern RTL und ntv. “Ich denke, da kann man also auch noch mal durchaus runtergehen.”

Brinkhaus kritisierte in der Sendung “Frühstart” zudem, dass laut Beschlussvorlage der Ministerpräsidentenkonferenz Bars, Kneipen und Clubs nicht pauschal geschlossen werden sollen. “Wenn ich zu entscheiden hätte, dann hätte ich gesagt, Bars und Diskotheken, das ist sicherlich momentan nicht notwendig.” Auch in der Gastronomie müsse man besonders vorsichtig sein. Gegebenenfalls seien hier auch Schließungen nötig.

Brinkhaus kritisierte Scholz und warf ihm fehlendes Engagement in der Pandemiebekämpfung vor. Die ehemalige Kanzlerin Angela Merkel und ihren Kanzleramtsminister Helge Braun habe er ganz anders erlebt als jetzt Scholz. “Da war das Engagement wesentlich größer. Da war auch die Sichtbarkeit nach außen größer.” Als Beispiel nannte Brinkhaus die Durchsetzung der Bundesnotbremse im Frühjahr 2021. Merkel habe sich damals trotz großer Widerstände an die Spitze der Bewegung gestellt. “Ich erwarte eigentlich von Olaf Scholz, dass er jetzt die gleiche Rolle übernimmt.” (07.01.2022)

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