Corona aktuell: Ampel für berufsbezogene Impfpflicht – Politik

Die möglichen künftigen Regierungspartner SPD, Grüne und FDP sind nach Angaben von Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt einig über die Einführung einer Impfpflicht in bestimmten Bereichen. “Wir werden eine Impfpflicht brauchen für Einrichtungen, bei Pflegeheimen, bei Kindertagesstätten et cetera. Wir werden das auf den Weg bringen”, sagte Göring-Eckardt. Auf Nachfrage bestätigte sie, dass die Mitglieder der angestrebten Ampel-Koalition sich in dieser Frage einig seien. Der Vorstoß sei aber nicht Bestandteil der Reform des Infektionsschutzgesetzes, die diese Woche beschlossen werden soll, sondern eines separaten Gesetzgebungsverfahrens, erklärte Göring-Eckardt.

Ampel-Parteien planen 3-G-Regel für Bus und Bahn

Die möglichen Koalitionspartner SPD, Grüne und FDP haben sich auf deutliche Verschärfungen bei der geplanten Änderung des Infektionsschutzgesetzes geeinigt. Angesichts der dramatisch steigenden Corona-Infektionszahlen sollen nun grundsätzlich auch Kontaktbeschränkungen angeordnet werden können, wie aus einer Vereinbarung von Vertretern der drei Fraktionen hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Dabei geht es um Ungeimpfte, wie Grünen-Chef Robert Habeck zuvor bereits in der ARD angedeutet hatte.

Zudem sollen Ungeimpfte ohne negativen Test keine Busse und Bahnen mehr benutzen dürfen – unabhängig von der weiter geltenden Maskenpflicht. Im öffentlichen Nah- und Fernverkehr soll künftig eine 3-G-Regel gelten: “Wer ein öffentliches Verkehrsmittel nutzt, muss dann entweder geimpft, genesen oder getestet sein”, heißt es nach Informationen der dpa.

Ohne die Verschärfung der bisherigen Pläne wären Kontaktbeschränkungen nach dem Auslaufen des Rechtsstatus der “epidemischen Lage von nationaler Tragweite” zum 25. November nicht mehr möglich. An dem Vorhaben, diesen Sonderstatus zu beenden, halten die drei koalitionsbildenden Parteien fest. Allerdings sollen die Bundesländer auf Beschluss ihres jeweiligen Landtags bestimmte einzelne Maßnahmen beibehalten können, darunter beispielsweise: die Untersagung oder Beschränkung von Freizeit-, Kultur- und Sportveranstaltungen sowie von Versammlungen, Betretensverbote in Gesundheitseinrichtungen, Alkoholverbote und die Schließung etwa von Hochschulen.

Auch die Länder bekommen aber kein Recht mehr auf Ausgangs- oder Reisebeschränkungen sowie zur Untersagung oder Beschränkung von Gastronomie- oder Hotelleriebetrieben, von Handels- oder Gewerbebetrieben sowie der Sportausübung. “So lässt sich einerseits regional unterschiedliches Infektionsgeschehen sehr gezielt bekämpfen, andererseits verlagern wir die Verantwortung auch dort von der Exekutive zurück in die Parlamente”, hieß es zur Begründung.

Die Maßnahmen sollen wie bisher schon vorgesehen bis zum 19. März 2022 gelten. Hinzu kommt nun aber eine einmalige Verlängerungsmöglichkeit: “Der Bundestag wird ermächtigt, bis zum 19.03.2022 durch einen Beschluss die Geltungsdauer der Vorschriften um maximal drei Monate zu verlängern.” Die Änderung des Infektionsschutzgesetzes ist bereits in den Bundestag eingebracht. An diesem Montag steht die zum Gesetzgebungsverfahren gehörende Anhörung von Experten an. Am Donnerstag soll das Parlament abstimmen. (15.11.2021)

Inzidenz steigt erstmals auf mehr als 300

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut gestiegen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche am Montagmorgen mit 303,0 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 289,0 gelegen, vor einer Woche bei 201,1 (Vormonat: 68,7) gelegen. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 23 607 Corona-Neuinfektionen. Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 43 Todesfälle verzeichnet.

Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 5 045 076 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 4 494 300 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 97 715. (15.11.2021)

Lauterbach rechnet Anfang Dezember mit Überlastung der Kliniken

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach rechnet Anfang Dezember mit einer flächendeckenden Überlastung der Kliniken. “Bei den Fallzahlen, die wir jetzt haben, werden die Kliniken in den ersten beiden Dezemberwochen bundesweit die Kapazitätsgrenze überschreiten”, sagt Lauterbach den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Das sei jetzt schon kaum mehr abzuwenden.

Damit die Maximalbelastung nicht zum flächendeckenden Kollaps führe, seien jetzt drastische Maßnahmen nötig. “Ungeimpfte sollten nur noch Zugang zu ihrem Arbeitsplatz, zu Lebensmittelgeschäften, Drogerien und Apotheken haben.” Das sei die einzige Möglichkeit, wieder Kontrolle über die Infektionslage zu bekommen. (15.11.2021)

Israel lässt Biontech-Impfstoff für Kinder ab fünf Jahren zu

Der Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer darf in Israel nun auch Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren verabreicht werden. Das entschied das Gesundheitsministerium, nachdem sich zuvor bereits ein Beratergremium dafür ausgesprochen hatte. Bislang galt die Impfzulassung nur für Kinder ab zwölf Jahren und Erwachsene. Die zusätzlich benötigten Dosen sollen in den kommenden Tagen nach Israel geliefert werden und einen sofortigen Start der Impfkampagne für kleinere Kinder ermöglichen, wie die Zeitung Haaretz berichtete.

Die vom Gesundheitsministerium konsultierten Berater seien praktisch einstimmig zu dem Schluss gekommen, dass “die Vorteile des Impfstoffs dessen Risiken bei Weitem überwiegen”, hieß es. Nur zwei der 75 Fachleute stimmten demnach gegen eine Freigabe des Präparats für Kinder ab fünf Jahren. Das Gremium empfahl zudem mit großer Mehrheit, auch Kinder zu impfen, die bereits eine Corona-Infektion ausgestanden haben.

Nach Medienberichten könnten in Israel gut eine Million Fünf- bis Elfjährige die Impfung erhalten. Haaretz zufolge fällt in der relativ jungen Bevölkerung des Landes fast jeder Achte in diese Altersklasse, weshalb viele Experten das Erreichen einer Herdenimmunität ohne Impfung dieser Kinder für unmöglich halten. In einer Ende Oktober veröffentlichten Studie der israelischen Krankenkasse Meuchedet waren 48 Prozent der befragten Eltern davon überzeugt oder gingen davon aus, ihre Kindern impfen zu lassen.

Die Gruppe der bis Neunjährigen hat im Altersvergleich bereits seit Monaten den höchsten Anteil der registrierten Neuinfektionen in dem Land – gefolgt von den Zehn- bis 19-Jährigen. Laut Ministerium stellen beide Gruppen zusammen rund 30 Prozent der Infizierten. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist in Israel allerdings seit zwei Monaten rückläufig. Inzwischen sind es weniger als 500 pro Tag, im September waren es an einzelnen Tagen noch mehr als 11 000 gewesen. (15.11.2021)

Lockdown für Ungeimpfte in Österreich

Nach dem Lockdown für Ungeimpfte denkt die österreichische Bundesregierung auch an nächtliche Ausgangsbeschränkungen für alle Bürger. Dieser Vorschlag liege auf dem Tisch und darüber werde am kommenden Mittwoch entschieden, sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) am Sonntagabend in der ORF-Nachrichtensendung “ZiB2”.

“Wir sitzen alle im gleichen Boot”, sagte Mückstein. Wenn ein allgemeiner Lockdown verhindert werde solle, sei eine Verringerung der Kontakte zwischen den Menschen zwingend erforderlich, so der Minister weiter. Die Beschränkungen würden ab 22.00 Uhr gelten und auch eine erneute Schließung der Nachtgastronomie bedeuten.

Mückstein betonte erneut, dass das Ausmaß der vierten Corona-Welle vor allem auf die Ungeimpften zurückzuführen sei. Von diesem Montag an gilt für diese Gruppe ein Teil-Lockdown. Bis zum 24. November dürfen sie ihr Zuhause nur aus zwingenden Gründen wie den Weg zur Arbeit, für den täglichen Einkauf oder zur Erholung verlassen. Die Einhaltung der Vorschrift soll mit Stichproben überprüft werden. Ziel ist, die Impfbereitschaft zu erhöhen und die sozialen Kontakte deutlich zu verringern. Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner ist in Österreich inzwischen auf rund 815 gestiegen.

Deutschland hat Österreich wieder zum Corona-Hochrisikogebiet erklärt. Damit müssen Reisende und Pendler seit Sonntag verschärfte Regeln beachten. Wer nicht geimpft oder genesen ist, muss bei der Rückkehr nach Deutschland mindestens fünf Tage in Quarantäne. (15.11.2021)

Intensiv- und Notfallmediziner fordern Corona-Prämie für Pflegekräfte

Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, hat eine “kräftige Corona-Prämie” für Pflegekräfte im Intensivbereich gefordert, um ihnen die Belastung durch die vierte Corona-Welle erträglich zu machen. “Es braucht eine Art Corona-Prämie für die vierte Welle, und zwar eine kräftige, von der die Intensivpflege-Beschäftigten auch wirklich etwas haben”, sagte Marx der Neuen Osnabrücker Zeitung.

“Wir wünschen uns, dass für die Monate mit hoher Belastung der Bruttolohn netto ausgezahlt wird. Auch Nacht- und Wochenendarbeit sollte steuerfrei gestellt werden”, schlug Marx vor. “Das würde sofort bei den Leuten ankommen und ihnen zeigen, dass ihre Arbeit gewürdigt und belohnt wird.” Damit ändere man noch nichts an den Strukturen – daran müsse auch dringend gearbeitet werden. Aber so eine Prämie würde einen Motivationsschub geben.

Es brauche “jetzt und gleich ein wirklich akutes und starkes Signal der Wertschätzung”, denn schon vor Corona hätten Tausende Pflegekräfte gefehlt, und nach 22 Monaten Pandemie seien die Leute einfach erschöpft. Viele Beschäftigte im Intensivbereich könnten schlicht nicht mehr, manche hätten inzwischen kapituliert und ganz aufgehört, sehr viel mehr hätten ihre Arbeitszeit verkürzt. Unter dem Strich seien deswegen 4000 Intensivbetten weniger belegbar, sagte Marx.

Die Gewerkschaft Verdi warnte angesichts der hohen Belastungen auf den Intensivstationen vor einem drohenden Exodus in der Pflege. “Viele Beschäftigte aus der Pflege haben ihrem Beruf massenhaft den Rücken gekehrt, obwohl sie ihn lieben”, sagte Verdi-Vorstandsmitglied Sylvia Bühler der Bild am Sonntag. Die vierte Corona-Welle habe angesichts der jahrelangen hohen Belastung “das Fass zum Überlaufen gebracht”. (14.11.2021)

Wissenschaftler betonen großen Nutzen von Booster-Impfungen

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie haben Forschende die Bedeutung von Auffrischungsimpfungen betont. “Die Booster-Impfungen katapultieren den Impfschutz erneut deutlich nach oben”, erklärte Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen. Der Schutz vor einem schweren Verlauf sei nach vorliegenden Daten sogar effektiver als der kurz nach der zweiten Impfung. “Und auch der Schutz vor Ansteckung und Weitergabe einer Infektion ist sehr ausgeprägt und deutlich besser als bei Geimpften ohne die Auffrischung.”

Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen verwies auf Israel. Dort sei es im Sommer gelungen, die Welle bei einer ähnlichen Impfquote wie in Deutschland zu stoppen, indem rund 50 Prozent der Menschen eine Booster-Impfung bekommen haben. “Der Effekt wäre in Deutschland möglicherweise nicht ganz so stark, da der erste Impfabstand länger war und die Impfungen nicht ganz so lange her sind wie in Israel”, erläuterte sie. “Aber wir erwarten auch hier eine deutliche Wirkung.” (14.11.2021)

Grünen-Chef Habeck fordert 3 G in Zügen und mehr Home-Office

Wegen der zugespitzten Corona-Lage fordern Politiker nun die Anwendung der 3-G-Regel im Zugverkehr. Reisende müssten dann geimpft, genesen oder getestet sein. “Ja, auch das Bahnfahren muss sicherer werden. Aus meiner Sicht sollte hier 3 G hier gelten, darüber werden wir reden müssen”, sagte Grünen-Chef Robert Habeck den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach spricht sich dafür aus. “3 G sollte auch in Zügen gelten. In dieser Corona­-Situation ist es unverantwortlich, dass Menschen ungeimpft und ­ungetestet in vollen Zügen im Fernverkehr stundenlang eng neben anderen Passagieren sitzen”, sagte Lauterbach der Bild am Sonntag.

Habeck hält zudem Freiheitsbeschränkungen für Ungeimpfte für möglich. “Kontaktbeschränkungen sind schmerzliche Einschnitte, das wissen wir alle noch zu gut. Aber angesichts der dramatischen Lage können sie für Ungeimpfte regional nötig werden. Entsprechendes sollte in das Infektionsschutzgesetz aufgenommen werden.” Dringend geboten seien auch 3-G-Maßnahmen am Arbeitsplatz und wieder eine stärkere Nutzung von Home-Office.

Die Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP wollen Arbeitgeber daher wieder dazu verpflichten, Beschäftigte im Fall von Büroarbeit oder vergleichbaren Tätigkeiten ins Home-Office zu schicken, wenn es keine zwingenden betriebsbedingten Gründe dagegen gibt. Das berichtet das Handelsblatt. Für Beschäftigte, die nicht von zu Hause aus arbeiten können, soll demnach die 3-G-Regel gelten. (14.11.2021)

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