Wissing sieht noch Spielraum für Steuersenkungen – Politik

In der Debatte um Entlastungen für kleinere und mittlere Einkommen hat FDP-Generalsekretär Volker Wissing die möglichen Koalitionspartner von SPD und Grünen vor einem Rückfall “in den Wahlkampfmodus” gewarnt. “Ich bin zunächst einmal überrascht, dass die Steuererhöhungen, die SPD und Grüne im Wahlkampf gefordert haben, ständig für etwas anderes verwendet werden sollten. Erst für Klimaschutz, jetzt für Entlastungen”, sagte Wissing der Funke Mediengruppe. “Es bringt uns aber nicht weiter, wenn jeder Verhandlungspartner darüber spricht, was er machen würde, wenn er alleine regieren könnte.”

Wissing machte demnach deutlich, dass er eine Entlastung kleiner und mittlerer Einkommen immer noch für möglich hält. “Sie wäre jedenfalls mehr als angebracht. Deshalb behalten wir sie fest im Blick”, sagte er. “Auch wenn die Steuerentlastungen im Sondierungspapier nicht aufgeführt sind, bedeutet das nicht, dass wir nicht mehr darüber sprechen. Wir stehen ja erst am Anfang vom Koalitionsverhandlungen.”

Rund einen Monat nach der Bundestagswahl starten am Mittwoch Arbeitsgruppen von SPD, Grünen und FDP ihre Verhandlungen über ein künftiges Regierungsbündnis. (27.10.2021)

Habeck: “Minister sein und Parteivorsitz ist ausgeschlossen”

Grünen-Co-Chef Robert Habeck hat in einem TV-Interview die Statuten seiner Partei zu Amt und Mandat erklärt. “So viel kann man sagen, als Minister oder als Ministerin Parteivorsitzende zu sein, ist mit unserer Parteikultur nicht vereinbar”, sagte Habeck dem Sender Phoenix am Rande der konstituierenden Sitzung des Bundestags. Das Amt des Vorsitzenden in einer Partei wie der Grünen innezuhaben, sei “ein Knochenjob” und keinesfalls ein “repräsentatives Amt”, sagte Habeck, darum sei “Minister sein und Parteivorsitz ausgeschlossen”.

Wenn es so kommt, wie viele erwarten und Habeck und/oder Grünen-Co-Chefin Annalena Baerbock Minister in einer Ampelkoalition werden, dann müssen sich die Grünen also ein neues Spitzenduo wählen.

Die Parteisatzung der Grünen schließt explizit aus, dass Mitglieder des Bundesvorstandes, und damit auch die beiden Parteivorsitzenden, gleichzeitig ein Regierungsamt ausüben. Ursprünglich galt bei den Grünen sogar eine strenge Trennung von Amt und Mandat. Abgeordnete durften nicht gleichzeitig ein Minister- oder sonstiges Regierungsamt innehaben. Diese Regelung wurde jedoch Anfang der 2000er-Jahre aufgeweicht. Inzwischen können ein Drittel der Mitglieder des Bundesvorstandes Abgeordnete im Bundestag oder in einem der 16 Landtage sein.

Größere Diskussionen gab es Anfang 2018, als Habeck zum Bundesvorsitzenden gewählt wurde. Habeck, bis zu diesem Zeitpunkt Energiewendeminister in Schleswig-Holstein, hatte sich eine Ausnahme ausbedungen. Er wollte sein Amt als Landesminister auch nach seiner Wahl an die Parteispitze noch einige Monate weiterführen, um einen geordneten Übergang zu ermöglichen. Das wurde ihm nach längeren Diskussionen in der Partei gewährt, allerdings musste dafür die Satzung geändert werden. Von einer “Lex Habeck” war damals die Rede.

Seitdem gilt eine achtmonatige Übergangsfrist. Annalena Baerbock und Robert Habeck dürften also, sollten sie Anfang/Mitte Dezember tatsächlich als Minister vereidigt werden, noch bis ungefähr August übergangsweise Grünen-Chefs bleiben. (26.10.2021)

Scholz und Habeck sehen keinen Spielraum für Entlastungen

Die Entlastung von kleinen und mittleren Einkommen durch eine Steuerreform ist laut SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz und Grünen-Co-Chef Robert Habeck nur bei steigenden Steuereinnahmen möglich. Beide Politiker sagten am Sonntag in der ARD-Sendung “Anne Will”, ohne die von der FDP verhinderten Steuererhöhungen fehle dafür der Spielraum. Man werde nun in den kommenden vier Jahren sehen, welche Möglichkeiten sich noch ergäben.

Scholz zeigte sich zugleich überzeugt, dass das Bundesverfassungsgericht den noch bestehenden Soli-Zuschlag für Besserverdienende nicht kippt. Er sei sich “so sicher wie man sein kann vor Gericht”. Habeck äußerte sich vorsichtiger und verwies darauf, man müsse eine Entscheidung Karlsruhes abwarten. Sollte der Soli komplett abgeschafft werden müssen, rechnen Experten mit einem Milliardenloch bei den Steuereinnahmen.

“Insofern gibt es in dem Bereich der Finanzpolitik, der die Steuern umfasst, keine große Bewegung, das muss man ehrlich sagen”, sagte Habeck zu den Ampel-Gesprächen über eine Steuerreform. Im Bereich der steuerlichen Be- und Entlastungen sei die Sondierung zwischen den drei Parteien “quasi auf unentschieden gestellt”. Wegen der FDP und auch der Union seien Verfassungsänderungen an der Schuldenbremse nicht möglich, so dass der Spielraum durch eine Neuverschuldung begrenzt sei. Dafür habe die FDP aber auch keine Senkung der Unternehmensteuern durchsetzen können.

Scholz und Habeck verwiesen aber auf andere verabredete Reformen und betonten, dass etwa die geplante Abschaffung der EEG-Umlage auch Privatpersonen entlaste und damit Mehrkosten für höhere Energiepreise ausgleichen könne. Scholz sprach von einem Betrag von 300 Euro für eine vierköpfige Familie. Er verwies zudem auf die geplante Aufstockung des Mindestlohns auf zwölf Euro und die verabredete Aufstockung der Grenzen sogenannter Midi-Jobs, von der vor allem untere Einkommen profitieren würden.

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Anton Hofreiter, plädiert für eine Verschuldung staatlicher Gesellschaften zur Beschaffung von Geld für Investitionen. “Ganz genau”, antwortet er in der ARD auf die Frage, ob sich die Koalition jenseits des Bundeshaushalts verschulden solle. Als Beispiele für Unternehmen im Besitz des Bundes, die die Schulden aufnehmen könnten, nennt er die Deutsche Bahn, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und die KfW-Bankengruppe. Weitere Möglichkeiten, die Einkommen des Staates zu vergrößern, sieht Hofreiter im Bürokratieabbau und in der Förderung von Wirtschaftswachstum. (25.10.2021)

Laschet legt Amt als NRW-Ministerpräsident nieder

CDU-Chef Armin Laschet hat am Montag wie angekündigt sein Amt als Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen niedergelegt. Der Präsident des Düsseldorfer Landtags, André Kuper, habe Laschet die Urkunde über die Beendigung des Amtes überreicht, teilte der Pressedienst des Landtags mit. Der Kanzlerkandidat der Union hatte angekündigt, nach der Bundestagswahl in die Bundespolitik zu wechseln und vom Posten des Regierungschefs in NRW zurückzutreten. Zum Nachfolger soll am Mittwoch im Landtag NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst gewählt werden. Der 46-Jährige war bereits am Samstag zum neuen Parteichef der CDU in Nordrhein-Westfalen gewählt worden. Der 60-jährige Laschet war seit Juni 2017 Regierungschef im bevölkerungsreichsten Bundesland. Die Union hatte bei der Bundestagswahl im September unter seiner Führung eine schwere Niederlage erlitten und wurde hinter der SPD nur zweitstärkste Kraft. (25.10.2021)

Grüne wollen finanzielle Hilfen wegen gestiegener Energiekosten

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt fordert wegen der hohen Energiepreise kurzfristige finanzielle Hilfen für Menschen mit niedrigen Einkommen. “Der Staat muss auch Geringverdiener und Leistungsempfänger in die Lage versetzen, solche kurzfristigen Preisspitzen auffangen zu können”, sagte sie der Bild am Sonntag. Wer heute mit dem Auto zur Arbeit fahre, habe meistens keine Alternative, denn der öffentliche Nahverkehr sei oft zu schlecht ausgebaut. Hintergrund ist auch, dass Frankreichs Regierung gerade Haushalten mit einem Einkommen unter 2000 Euro eine 100-Euro-Prämie als Ausgleich für die stark gestiegenen Energiekosten zahlen will.

Die Partner einer möglichen Ampelkoalition haben sich in diesem Punkt bisher nicht geeinigt. Die bisherige Bundesregierung verweist darauf, dass die kommende Regierung über eine finanzielle Entlastung entscheiden müsse. SPD, FDP und Grüne wollen am kommenden Mittwoch in 22 Arbeitsgruppen inhaltlich mit den Koalitionsverhandlungen zur Bildung einer ersten Ampel-Regierung auf Bundesebene beginnen. Zuvor hatten sie sich auf ein zwölfseitiges Sondierungspapier geeinigt. Göring-Eckardt verwies darauf, dass dort etwa eine Kindergrundsicherung vereinbart worden sei. Göring-Eckardt ist in den Ampel-Verhandlungen Mitglied der Arbeitsgruppe “Kinder, Familie, Senioren und Jugend”. (24.10.2021)

Habeck will Flüchtlinge aus Belarus in der EU verteilen

Grünen-Co-Chef Robert Habeck schlägt vor, die Flüchtlinge, die gegenwärtig über Belarus nach Polen kommen, in einer gemeinsamen europäischen Anstrengung in der EU aufzunehmen. Die polnische Regierung, die von der rechtskonservativen PiS-Partei geführt wird, müsse in dieser Frage unterstützt werden, selbst wenn sie sich bisher stets geweigert habe, Flüchtlinge aufzunehmen. “Vielleicht denkt die PiS-Regierung ja um. Wir müssen Polen jedenfalls beistehen und die Flüchtlinge aus Belarus in Europa verteilen. Und wir müssen daran erinnern, dass humanitäre Standards einzuhalten sind”, so Habeck in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Zudem sollten die Sanktionen gegen das belarussische Regime unter Alexander Lukaschenko verschärft werden. “Lukaschenko setzt Menschen für hybride Kriegsführung ein”, sagte Habeck. Sein Ziel sei, dass Europa die Sanktionen gegen sein Regime lockere. Dieser “Erpressung” dürfe die EU aber nicht nachgeben. Ansätze für Sanktionen seien zum Beispiel die belarussischen Kali-Exporte. Außerdem müsse man “mit schärferen Sanktionen gegen die Fluglinien” darauf hinwirken, “dass Flüge nach Minsk, die Menschen in Not bringen, unterbunden werden”. Lukaschenko lässt angeblich Flüchtlinge aus Irak, Afghanistan und anderen Staaten mit Flugzeugen gezielt in die belarussische Hauptstadt bringen. (23.10.2021)

FDP sieht “keine tragbaren Alternativen” zur Ampel

FDP-Generalsekretär Volker Wissing sieht “keine tragbaren Alternativen” zu einem Regierungsbündnis mit SPD und Grünen. Ein Scheitern der Koalitionsverhandlungen sei “keine Option”, sagte Wissing der Neuen Osnabrücker Zeitung. Entsprechend “verantwortungsvoll und konstruktiv” werde man die Gespräche führen, versicherte er und bekräftigte die Relevanz des Klimaschutzes in den Verhandlungen. SPD, Grüne und FDP hatten am Donnerstag ihre Koalitionsgespräche begonnen.

“Alle drei Parteien wissen, dass es einer enormen Kraftanstrengung bedarf, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Wir sind dazu bereit und wollen unseren Beitrag leisten, um echten Klimaschutz zu erreichen”, sagte Wissing. Mit Blick auf den jährlichen Investitionsbedarf von 50 Milliarden Euro, den die Grünen sehen, sagte er: “In welchem Umfang wir investieren, werden wir miteinander verhandeln.” Alle Investitionen müssten “solide finanziert” sein. Genauso klar sei aber auch, dass auf die Währungsstabilität geachtet werden müsse.

Investitionen sieht Wissing nicht allein als staatliche Aufgabe. “Die Transformation der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität, die Umsetzung der Digitalisierung und die Bewältigung des demografischen Wandels sind Herkulesaufgaben, die der Staat nicht allein bewältigen kann”, sagte Wissing. In einer Marktwirtschaft seien dies auch Aufgaben der Unternehmen. “Wir haben uns ein ehrgeiziges Ziel gesetzt, die notwendigen Investitionen zu ermöglichen, ohne Steuern zu erhöhen.” (23.10.2021)

SPD, Grünen und FDP streben Kanzlerwahl in zweiter Dezemberwoche an

SPD, Grüne und FDP streben eine zügige Regierungsbildung an. FDP-Generalsekretär Volker Wissing sagte am Donnerstag zu Beginn der Koalitionsverhandlungen, bis Ende November solle ein Vertragswerk vorgelegt werden, in der Woche vom 6. Dezember an solle der neue Bundeskanzler gewählt und die neue Regierung gebildet werden.

SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil sagte, am kommenden Mittwoch werde die Arbeit der einzelnen Arbeitsgruppen losgehen. Diese sollten bis zum 10. November Positionen erarbeiten, die dann in die Hauptverhandlungsgruppen gehen sollten. (22.10.2021)

300 Menschen bereden jetzt die Ampelkoalition

Fast einen Monat nach der Bundestagswahl in Deutschland beginnen SPD, Grüne und FDP an diesem Donnerstag ihre Koalitionsverhandlungen zur Bildung einer gemeinsamen Bundesregierung. Auf dem Berliner Messegelände kommen zum Auftakt die Hauptverhandler, je sechs hochrangige Vertreter jeder Partei, mit den Leitern der Arbeitsgruppen zusammen. Insgesamt 22 Arbeitsgruppen mit Fachpolitikern sollen dann in den kommenden Wochen die Details eines Koalitionsvertrags aushandeln. Nach Angaben der SPD werden daran etwa 300 Menschen beteiligt sein.

SPD, Grüne und FDP streben an, noch vor Weihnachten eine gemeinsame Regierung zu bilden. Es wäre die erste sogenannte Ampelkoalition auf Bundesebene. Als Knackpunkte bei der Suche nach einem gemeinsamen Programm gelten vor allem Unterschiede in der Steuer- und Finanzpolitik sowie der richtige Weg zum Klimaschutz. SPD, Grüne und FDP steuern auf schwierige Verhandlungen über die Finanzierbarkeit ihrer Vorhaben zu.

Die Verteilung von Ämtern steht üblicherweise am Ende von Koalitionsverhandlungen. Zumindest über die Schlüsselposition des Finanzministers wird schon jetzt öffentlich debattiert. Politiker von FDP und Grünen hatten dafür ihre jeweiligen Parteichefs Christian Lindner und Robert Habeck ins Spiel gebracht. Die Grünen-Co-Vorsitzende Annalena Baerbock unterstrich am Mittwochabend in den ARD-“Tagesthemen”, man habe sich darauf verständigt, erst einmal die “inhaltlichen Leitplanken” festzuziehen und danach die Ressortfragen zu klären.Baerbock pochte darauf, die Regierung paritätisch zu besetzen. SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hatte im Wahlkampf stets betont, sein Kabinett werde zu gleichen Teilen mit Frauen und Männern besetzt sein. Das sei “kein Selbstläufer”, mahnte die Grünen-Chefin. (21.10.2021)

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