Ukraine-News: Russischer General laut BBC im Kampfjet abgeschossen

Polen wirft Deutschland bei Waffenlieferungen Wortbruch vor +++ Habeck sieht Öl-Embargo kommen +++ Ukraine meldet getötete Zivilisten +++ Die Entwicklungen im Ukraine-Krieg im stern-Ticker. 

Tag 90 der russischen Invasion in der Ukraine: Drei Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine erwartet Präsident Wolodymyr Selenskyj weitere schwere Wochen für sein Land. Erneut fordert er mehr Waffen vom Westen, damit die Ukraine sich verteidigen kann.

Seit Kriegsbeginn haben die Vereinten Nationen mittlerweile mehr als 6,5 Millionen Menschen registriert, die aus der Ukraine geflohen sind – ein Großteil davon nach Polen. Mindestens 3930 zivile Todesopfer wurden dokumentiert, die Zahl der von den UN bestätigten Verletzen beträgt 4532. Schon jetzt seien die Verluste der Russen in der Ukraine so hoch wie die der Sowjets in Afghanistan, schätzt der britische Geheimdienst.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) empfängt am Dienstag ihren polnischen Kollegen Zbigniew Rau zu Gesprächen in Berlin. Dabei werde es um Russlands Krieg in der Ukraine und um weitere internationale, europapolitische sowie bilaterale Themen gehen, teilte das Auswärtige Amt mit. 

19.34 Uhr: Ausnahmezustand in Ungarn ab Mitternacht wegen Ukraine-Krieges

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban hat wegen des Ukraine-Kriegs den Ausnahmezustand in dem EU-Land ausgerufen. Wie Orban am Dienstagabend mitteilte, soll der ab Mitternacht geltende Ausnahmezustand das Land vor den wirtschaftlichen Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine schützen. Orban hatte bereits wegen der Corona-Pandemie den Ausnahmezustand ausgerufen, diese Anordnung läuft aber am kommenden Dienstag aus. 

19.17 Uhr: Tichanowskaja ruft Westen zu Geschlossenheit auf Vilnius

Die belarussische Oppositionelle Swetlana Tichanowskaja hat den Westen angesichts des Ukraine-Kriegs zu Geschlossenheit aufgerufen. “Für uns ist es sehr wichtig, dass der Westen bei der Unterstützung der Ukraine und Belarus vereint bleibt. Heute versuchen Diktatoren, diese Einheit zu brechen, einen Keil zwischen die Vereinigten Staaten und die Europäische Union, zwischen einzelne EU-Länder zu treiben”, sagte sie in einer Rede im litauischen Parlament in Vilnius.

18.30 Uhr: Russen sollen Stadt im Gebiet Donezk erobert haben

Im Osten der Ukraine haben russische Truppen nach Angaben beider Seiten im Gebiet Donezk die Kleinstadt Switlodarsk erobert. Der Chef der kommunalen Militärverwaltung, Serhij Hoschko, bestätigte nach Berichten ukrainischer Medien entsprechende Angaben der prorussischen Separatisten. In der Nähe von Switlodarsk befindet sich das größte Kohlekraftwerk der Ukraine. Zuvor hatten die Separatisten über den Abzug ukrainischer Truppen aus dem Gebiet berichtet, die von der Einkesselung bedroht waren.

17.34 Uhr: Altbundeskanzler Schröder für Aufsichtsrat bei Gazprom nominiert

Altkanzler Gerhard Schröder ist offiziell für einen Sitz im Aufsichtsrat des russischen Energie-Riesen Gazprom nominiert. Dies teilte der Staatskonzern mit, wie mehrere Medien übereinstimmend melden. Über diesen Schritt wurde zuvor bereits spekuliert. Unklar ist noch, ob Schröder den Posten annimmt. In seinem einzigen Interview seit Beginn des Ukraine-Kriegs mit der “New York Times” hatte Schröder offen gelassen, ob er eine Nominierung für den Aufsichtsratsposten annehmen wird. Am vergangenen Freitag hatte der Staatskonzern Rosneft mitgeteilt, dass Schröder seine Amtszeit als Aufsichtsratschef nicht verlängern werde. Schröder ist noch für die Gazprom-Tochtergesellschaften Nord Stream und Nord Stream 2 als führender Lobbyist tätig. Die Gazprom-Hauptversammlung ist für den 30. Juni geplant.

17.05 Uhr: Russland verhängt Einreiseverbot gegen britische Lords

Russland hat ein Einreiseverbot gegen 154 Mitglieder des britischen Oberhauses verhängt. Wie das Außenministerium in Moskau mitteilte, geschieht dies als Reaktion auf die Entscheidung der britischen Regierung vom März, fast alle Mitglieder des Föderationsrates, des russischen Oberhauses, mit Sanktionen zu belegen. Von dem Einreiseverbot ist unter anderen der konservative frühere britische Außenminister William Hague betroffen. Der in Russland geborene Medienunternehmer Jewgeni Lebedew, der vor zwei Jahren von Premierminister Boris Johnson einen Adelstitel erhielt, darf hingegen weiterhin nach Russland reisen.

16.46 Uhr: Laut BBC wird russischer General bei Flugzeugabschuss getötet

Im Osten der Ukraine ist nach einem Bericht der BBC ein General der russischen Luftwaffe abgeschossen worden und ums Leben gekommen. Das Flugzeug von Generalmajor Kanamat Botaschow sei bereits am Sonntag über der Kleinstadt Popasna im Donbass von einer Stinger-Rakete getroffen worden, berichtete der britische Sender in seinem russischsprachigen Dienst. Botaschow wäre der ranghöchste russische Luftwaffenoffizier, der seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine getötet wurde.

Ukrainische Medien hatten am Sonntag den Abschuss eines russischen Kampfjets vom Typ Su-25 gemeldet. Wie die BBC nun unter Berufung auf mehrere Quellen berichtet, saß Botaschow im Cockpit. Offiziell wurde der Tod des Piloten nicht bestätigt. Ukrainischen Angaben nach wäre er der neunte russische General, der im Krieg ums Leben gekommen ist.

16.43 Uhr: Baerbock will Unklarheiten bei Panzer-Ringtausch gemeinsam ausräumen

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und ihr polnischer Amtskollege Zbigniew Rau haben den Willen betont, Probleme und Missverständnisse beim geplanten Ringtausch von Panzern auszuräumen. Klar sei, “dass wir gerade schweres Material nicht per Knopfdruck oder per Fingerschnipsen liefern können”, sagte Baerbock nach einem Treffen mit Rau in Berlin. Es sei “wichtig, dass man im ständigen Austausch miteinander steht, damit keine Missverständnisse entstehen”. Rau sagte laut Übersetzung des Auswärtigen Amts, der Teufel stecke bei dem Thema im Detail. Es gebe den Willen, das Problem zu lösen.

Beim Ringtausch geht es darum, dass osteuropäische Partner Waffen noch sowjetischer Bauart an die Ukraine abgeben und dafür von Deutschland moderneren Ersatz erhalten. Polens Präsident Andrzej Duda hatte der Bundesregierung zuvor Wortbruch bei einer versprochenen Lieferung von Panzern an sein Land vorgeworfen.

16.34 Uhr: Ungarn blockiert weiter Ölembargo gegen Russland

Der ungarische Regierungschef Viktor Orban blockiert weiter das geplante EU-Ölembargo gegen Russland. Es sei “sehr unwahrscheinlich, dass vor dem Sondergipfel des Europäischen Rates am 30. und 31. Mai eine umfassende Lösung gefunden werden kann”, schrieb Orban in einem Brief an EU-Ratspräsident Charles Michel, der der Nachrichtenagentur AFP vorliegt. Die von der EU-Kommission vorgeschlagenen Sanktionen würden zu “schweren Störungen der Energieversorgung” in Ungarn führen und zu einem weiteren massiven Anstieg der Energiepreise, warnte Orban in dem auf Montag datierten Schreiben. Der ungarische Regierungschef nannte es zugleich “kontraproduktiv”, das sechste Sanktionspaket gegen Russland auf dem Gipfel der Staats- und Regierungschefs zu diskutieren, solange es keinen Konsens gebe. 

15.35 Uhr: Ukrainischer Arzt: 600 Krankenhäuser durch Krieg beschädigt

Durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sind nach ukrainischen Angaben bereits 600 Krankenhäuser zerstört oder beschädigt worden. Etwa 100 Kliniken könnten nicht wieder aufgebaut werden, sagt das Vorstandsmitglied des Ukrainischen Ärzteverbandes Andrij Basylewytsch beim Deutschen Ärztetag in Bremen. Viele Medizinerinnen und Medziner seien getötet oder verwundet worden.

Die medizinische Betreuung sei stark beeinträchtigt. “Frauen müssen unter unzumutbaren Umständen gebären.” Zugleich habe sich der Arbeitsanfall verdoppelt oder verdreifacht. Verletzungen nicht nur von Soldaten, sondern auch von Zivilisten, Frauen und Kindern müssten behandelt werden, sagte der Medizinprofessor aus Lwiw am Montag.

15.13 Uhr: EU erlässt Ukraine Einfuhrzölle für ein Jahr

Die Europäische Union erlässt der Ukraine für vorerst ein Jahr die Einfuhrzölle. Die Mitgliedsländer haben einen entsprechenden Vorschlag der EU-Kommission besiegelt, wie der Rat in Brüssel mitteilt. Das Europaparlament hatte sich bereits vor knapp einer Woche für die Liberalisierung des Handels ausgesprochen.

Die vorübergehende Aufhebung der Einfuhrzölle durch die EU betrifft demnach vor allem ukrainische Industrieprodukte, Obst und Gemüse sowie andere landwirtschaftliche Erzeugnisse. Der Schritt zielt darauf ab, Exporte aus der Ukraine in die EU zu unterstützen und die Lage der Produzenten angesichts des russischen Angriffskrieges zu verbessern.

15.07 Uhr: Russische Sicherheitsspitzen gehen von längerem Ukraine-Einsatz aus

Die Spitzen des russischen Verteidigungsministeriums und des mächtigen Sicherheitsrates machen deutlich, dass der russische Militäreinsatz in der Ukraine länger dauern werde. “Wir setzen die militärische Spezialoperation fort bis zur Realisierung aller Ziele, unabhängig von der enormen westlichen Hilfe für das Regime in Kiew und von dem beispiellosen Sanktionsdruck”, sagt Verteidigungsminister Sergej Schoigu bei einer Videokonferenz mit Amtskollegen aus Staaten der früheren Sowjetunion.

Kurz zuvor hatte der Sekretär des mächtigen Nationalen Sicherheitsrates, Nikolai Patruschew, in einem seiner seltenen Interviews gesagt, dass der russische Militäreinsatz in der Ukraine so lange dauern werde wie nötig.

15.04 Uhr: EU beschließt Finanzierung weiterer Waffen für Ukraine

Die EU stockt die Finanzmittel zur Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte auf zwei Milliarden Euro auf. Wie der Rat der Mitgliedstaaten in Brüssel mitteilt, ist dazu der noch ausstehende Beschluss gefasst worden. Die politische Einigung auf weitere 500 Millionen gab es bereits Mitte des Monats bei einem Treffen der EU-Außenminister.

Von dem zusätzlichen Geld sollen 490 Millionen für Waffen und Munition sowie zehn Millionen für Dinge wie Schutzausrüstung, Erste-Hilfe-Kits und Treibstoff ausgegeben werden. Als konkrete Beispiele für geplante Waffenlieferungen hatte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell jüngst Artilleriegeschütze und Panzerfahrzeuge genannt.

Die Finanzmittel kommen aus der sogenannten Europäischen Friedensfazilität – ein neues Finanzierungsinstrument der EU, das genutzt werden kann, um Streitkräfte in Partnerländern zu stärken. Für 2021 bis 2027 ist sie mit fünf Milliarden Euro ausgestattet. Deutschland finanziert nach Angaben von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) rund ein Viertel. Ein erstes Paket über 500 Millionen Euro war bereits Ende Februar bewilligt worden, zwei weitere folgten im März und April.

14.37 Uhr: Ukrainischer Außenminister fordert schnellere Waffenlieferungen

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat angesichts der schweren russischen Angriffe im Osten schnellere Militärhilfen des Westens gefordert. “Es ist zu früh, um zu dem Schluss zu kommen, dass die Ukraine bereits über alle Waffen verfügt, die sie benötigt”, schrieb Kuleba auf Twitter. “Die russische Offensive im Donbass ist eine erbarmungslose Schlacht, die größte auf europäischem Boden seit dem Zweiten Weltkrieg.”

Sein Land benötige insbesondere schnell Mehrfachraketenwerfer und Langstreckenartillerie. Er habe mit Blick auf die Lieferung schwerer Waffen auch mit US-Außenminister Antony Blinken telefoniert, schrieb Kuleba. Einmal mehr warf er dem Nachbarland Russland vor, das vor drei Monaten den Krieg begonnen hatte, ukrainisches Getreide zu stehlen.

14.20 Uhr: Kreml distanziert sich nach Kündigung von UN-Diplomat

Der Kreml hat sich nach der Kündigung eines russischen Diplomaten bei den Vereinten Nationen in Genf von dem Mann distanziert. “Man kann hier wahrscheinlich nur sagen, dass Herr Bondarew nicht mehr zu uns gehört – vielmehr, dass er gegen uns ist”, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag in Moskau nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Interfax. Der Botschaftsrat Boris Bondarew hatte am Montag aus Protest gegen den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine nach 20 Jahren den Dienst quittiert.

Peskow sagte dazu: “Er hat die Handlungen der russischen Führung verurteilt – und die Handlungen der russischen Führung werden praktisch von der gesamten Bevölkerung unseres Landes unterstützt. Das bedeutet, dass sich dieser Herr gegen die allgemein vorherrschende Meinung unseres Landes ausgesprochen hat.”

13.46 Uhr: Moskau bereitet Aufhebung der Altersgrenze für Militärdienst vor

Russland bereitet die Aufhebung der Altersgrenze für den Militärdienst vor. Das geht aus der Tagesordnung der Moskauer Duma, des russischen Unterhauses, für Mittwoch hervor. Entsprechend den Erläuterungen zu der Gesetzesvorlage können sich nach den bisherigen Bestimmungen nur russische Bürger zwischen 18 und 40 Jahren bei der Armee verpflichten, für Ausländer gilt eine Zeitspanne zwischen 18 und 30 Jahren.

Es sei jedoch für den Einsatz von Waffen “mit hoher Präzision” wichtig, “hoch spezialisierte Fachkräfte” zur Armee zu holen, heißt es in den Erläuterungen weiter. Dabei ist offenbar daran gedacht, die Altersgrenze aufzuheben. Durch diese Maßnahme sollen Spezialisten in den Bereichen medizinische Unterstützung, Ingenieurswesen und Kommunikation gewonnen werden.

13.40 Uhr: Polen wirft Deutschland bei Waffenlieferungen Wortbruch vor

Polens Staatschef Andrzej Duda hat der deutschen bundesregierung vorgeworfen, Versprechen bei Waffenlieferungen nicht eingehalten zu haben. Konkret geht es um einen Ringtausch von Panzern. Deutschland hatte den Nachbarn Leopard-Panzer zugesagt, um die an die Ukraine gelieferten polnischen Bestandspanzer zu ersetzen. “Deutschland hat versprochen, diese Panzer zu liefern. Sie haben dieses Versprechen nicht erfüllt. Und offen gesagt: Wir sind enttäuscht darüber”, sagte Duda dem fernsehsender Welt.

Indem Polen der Ukraine die eigenen Panzer überließ, habe das Land sein eigene militärisches Potenzial geschwächt und die eigenen militärischen Vorräter aufgebraucht, sagte Duda weiter. “Darum hatten wir so sehr auf Unterstützung gehofft – Unterstützung durch die NATO insgesamt, Unterstützung der Vereinigten Staaten – aber auch auf Unterstützung von Deutschland.” Ein Großteil der polnischen Streitkräfte bestehe aus deutschen Panzern vom Typ Leopard. Deshalb wäre man über einen Ringtausch “sehr froh gewesen”. Daneben kritisierte Duda, dass die Bundesregierung zu wenig zur Unterstützung der Uraine beitrage. Polen habe unter anderem wegen des mangelnden deutschen Engagements Panzer an die Ukraine geliefert.

13.35 Uhr: Polen bestellt sechs weitere Patriot-Flugabwehrbatterien

Angesichts des Kriegs in der Ukraine will Polen in den USA sechs zusätzliche Patriot-Batterien für seine Luftabwehr bestellen. Dies kündigte Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak von der nationalkonservativen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) in Warschau an. Grundlage dafür ist ein Memorandum zwischen beiden Staaten aus dem Jahr 2017. Z

Der Auftrag umfasst nach diesen Angaben auch einen Vorrat an Abwehrraketen sowie Schulungen und logistische Unterstützung. Bereits 2018 hatte die Regierung in Warschau beim Nato-Partner zwei Patriot-Batterien bestellt. Die Lieferung wird im Laufe dieses Jahres erwartet. Das Patriot-System (“Phased Array Tracking Radar to Intercept on Target”) des US-Herstellers Raytheon dient zur Bekämpfung von Flugzeugen, taktischen ballistischen Raketen und Marschflugkörpern. Nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine verlegte die US-Armee im März zwei Patriot-Batterien vorübergehend aus Deutschland nach Polen.

13.29 Uhr: Deutschland hilft beim Aufbau von Verbrennungszentren in der Ukraine

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat der Ukraine weitere Unterstützung bei der medizinischen Versorgung der Bevölkerung zugesagt. Deutschland werde dabei helfen, in der Ukraine Verbrennungszentren aufzubauen, “weil dort Verbrennungswunden, Verbrennungstraumata besonders ausgeprägt sind”, sagte er auf dem Ärztetag in Bremen. Dies gehe auf eine Bitte des ukrainischen Gesundheitsministers Viktor Liaschko zurück.

Ebenfalls auf Wunsch von Liaschko werde Deutschland Menschen, die Gliedmaßen verloren haben, “mit Prothesen bester Qualität” ausstatten, fuhr Lauterbach fort. Es gebe wegen des Kriegs sehr viele Betroffene, “leider sehr viele Kinder auch”. Ihnen solle durch die Prothesen ermöglicht werden, “dass sie zumindest wieder am Leben teilnehmen können”. Lauterbach verwies zudem auf die schon länger laufende Initiative, schwerstverletzte Soldaten und Zivilisten aus der Ukraine nach Deutschland auszufliegen und hier in Spezialkliniken unterzubringen. Deutschland versorge diese Menschen, “so gut wir können”, unterstrich er.

13.15 Uhr: Deutschland in Gesprächen zu Erhöhung von Öl- und Gasförderung

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wirbt für eine Erhöhung der Fördermengen von Öl und Gas, um den hohen Energiepreisen entgegenzuwirken. “Wir diskutieren jetzt mit all diesen Ländern, die Öl und Gas fördern, und versuchen sie zu überzeugen, ihre Kapazitäten zu erhöhen, so dass dies dem Weltmarkt helfen würde”, sagte Scholz in einem Interview mit der Deutschen Welle im südafrikanischen Pretoria. Er erwarte eine sehr schwierige Lage bei den Treibstoffpreisen, sagte Scholz. Man werde diese nicht mit Hilfe von Subventionen niedrig halten können. Es sei aber nötig, die Versorgung mit Gas und Treibstoffen zu erhöhen, damit Staaten ihre Rechnungen bezahlen könnten.

13.07 Uhr: Russland zeigt sich nach drei Monaten Krieg siegesgewiss

Nach drei Monaten Krieg gegen die Ukraine gibt sich Russland trotz Rückschlägen weiter siegesgewiss. “Trotz der umfangreichen westlichen Hilfe für das Kiewer Regime und des Sanktionsdrucks auf Russland werden wir die spezielle Militäroperation fortsetzen, bis alle Aufgaben erfüllt sind”, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu der Agentur Interfax zufolge. Schoigu wiederholte die Behauptung, Russland habe sich zu dem Angriff gezwungen gesehen – “zum Schutz unserer Leute vor einem Genozid und auch zur Entmilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine”. Der Vizechef des nationalen Sicherheitsrats, Nikolai Patruschew, erklärte: “Alle vom Präsidenten (Wladimir Putin) gesetzten Ziele werden erreicht. Anders kann es gar nicht sein, weil die Wahrheit, auch die historische, auf unserer Seite ist.” Der ehemalige Geheimdienstchef, der zu Putins engen Vertrauten gehört, stellte seine Landsleute zugleich auf länger anhaltende Kämpfe ein. “Wir hecheln nicht irgendwelchen Fristen hinterher”, sagte er der Boulevardzeitung “Argumenty i Fakty”.

12.54 Uhr: Moskauer Gericht ordnet Inhaftierung eines Bloggers an

Ein Gericht in Moskau hat die Inhaftierung des russischen Bloggers Michael Nacke in Abwesenheit angeordnet, weil er die russische Armee und ihre Offensive in der Ukraine in Misskredit gebracht haben soll. Wie das Gericht auf seiner Webseite mitteilte, wird der 28-jährige Nacke beschuldigt, in seinem außerhalb Russlands verbreiteten Video-Blog auf Youtube verlogene Informationen über die russischen Streitkräfte verbreitet zu haben.

Dieser Vorwurf wird von der russischen Gesetzgebung seit Beginn des Militäreinsatzes am 24. Februar in der Ukraine mit harten Strafen geahndet. Insbesondere ist es untersagt, die Begriffe Krieg oder Invasion im Zusammenhang mit der russischen Offensive zu verwenden oder die russische Armee der Kriegsverbrechen zu bezichtigen.

12.39 Uhr: Ukraine-Krieg gefährdet globale Stabilität

Russlands Krieg in der Ukraine gefährdet aus Sicht der früheren ukrainischen Finanzministerin Natalie Jaresko die globale Stabilität. Es drohe eine Nahrungsmittelkrise, wenn die Ukraine ihr Getreide nicht exportieren könne. “Und in vielen Teilen der Welt führt Hunger zu zivilen Unruhen”, sagte Jaresko am Rande der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos der Deutschen Presse-Agentur. In der Ukraine müsse dringend ein Korridor geöffnet werden für den Export von 20 Millionen Tonnen Getreide aus der vergangenen Ernte. Das von Russland angegriffene Land gilt als Kornkammer Europas und war vor dem Krieg einer der weltweit größten Exporteure von Mais und Weizen.

12.17 Uhr: Deutschland unterstützt Ukraine mit 150-Millionen-Euro-Hilfskredit

Deutschland unterstützt die Ukraine mit einem Hilfskredit in Höhe von 150 Millionen Euro. Im Auftrag der Bundesregierung unterzeichnete die staatliche Förderbank KfW den Kreditvertrag mit dem ukrainischen Finanzministerium, wie die KfW Bankengruppe in Frankfurt mitteilte. Es handele es sich um einen weiteren ungebundenen Finanzkredit der Bundesregierung für das von Russland angegriffene Land.

Das “Wirtschaftliche Nothilfeprogramm Ukraine” soll der ukrainischen Regierung Liquidität zur Verfügung stellen, um staatliche Sozialausgaben, Renten sowie Gehälter für Schul- und Krankenhauspersonal und Medikamentenbestellungen bezahlen zu können. “Wir helfen dabei, eine drastische Verschlimmerung der Versorgungslage großer Bevölkerungsteile zu verhindern und können die sozio-ökonomischen Auswirkungen zumindest teilweise abfedern”, erklärte KfW-Vorstandsmitglied Christiane Laibach.

12.07 Uhr: EU-Finanzminister beraten über Milliardenhilfen für Ukraine

Die Finanzminister der Europäischen Union beraten in Brüssel über neue Milliardenhilfen für die Ukraine. Vizekommissionspräsident Valdis Dombrovskis warb für den Vorschlag seiner Behörde, neun Milliarden Euro als Soforthilfe bereitzustellen. Damit will die EU-Kommission helfen, einen Staatsbankrott des Landes im russischen Angriffskrieg abzuwenden.

Der französische Finanzminister Bruno Le Maire, der noch bis Ende Juni den Ministerrat leitet, sprach von einer “guten Idee”. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt den Finanzbedarf der Ukraine bis zu diesem Juni auf insgesamt mehr als 14 Milliarden Euro. Le Maire sagte, er wolle darüber hinaus auch den Brüsseler Vorschlag prüfen, im Zuge der EU-Sanktionen eingefrorene russische Gelder für den Wiederaufbau der Ukraine zu nutzen. 

12.04 Uhr: Laut Von der Leyen erinnert Russlands Vorgehen an “dunkle Vergangenheit”

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat mit Blick auf den russischen Umgang mit Getreide in der Ukraine Parallelen zur Sowjetzeit gezogen. “In der von Russland besetzten Ukraine konfisziert die Armee des Kremls die Getreidebestände und Maschinen”, sagte die deutsche Politikerin am Dienstag beim Weltwirtschaftsforum in Davos. “Das erinnert einige an eine dunkle Vergangenheit – die Zeiten der sowjetischen Beschlagnahme der Ernten und der verheerenden Hungersnot der 1930er Jahre.”

Moskau setze nicht nur die Energieversorgung als Waffe ein, bei der Ernährungssicherheit zeichne sich ein ähnliches Muster ab. Russland bombardiere bewusst Getreidelager in der Ukraine und blockiere ukrainische Schiffe mit Weizen und Sonnenblumenkernen im Schwarzen Meer. Hinzu komme, dass Russland eigene Lebensmittel “als eine Form der Erpressung” horte. Lieferungen seien gestoppt worden, um die Weltmarktpreise steigen zu lassen, und Weizen werde gegen geopolitische Unterstützung gehandelt. “Dahinter steckt nur ein Gedanke: Russland nutzt Hunger und Getreide, um Macht auszuüben”, sagte von der Leyen.

11.31 Uhr: Mehr als 45.000 ukrainische Flüchtlinge in Griechenland und auf Zypern

Seit Kriegsbeginn in der Ukraine sind in Griechenland gut 30.000 ukrainische Flüchtlinge eingetroffen. Darunter seien 7715 Minderjährige, wie das Bürgerschutzministerium mitteilt. Zudem sind im EU-Land Zypern nach Berichten des staatlichen zyprischen Rundfunks 15.000 Menschen aus der Ukraine aufgenommen worden. In beiden Ländern erhalten die Menschen im Schnellverfahren für die folgenden zwölf Monate eine Sozialversicherungs- und Steuernummer sowie eine Arbeitserlaubnis.

Etliche der Flüchtlinge hätten für die Sommersaison bereits Arbeit im Tourismussektor auf den Urlaubsinseln gefunden, berichtete die Athener Wirtschaftspresse. Die griechische Tourismus-Branche beklagt seit Saisonbeginn Arbeitskräftemangel – etwa 55.000 Stellen sollen unbesetzt sein, vor allem Servicekräfte werden gesucht.

11.00 Uhr: Laut Studie wollen Deutsche den Ukraine-Krieg verdrängen

Die Deutschen versuchen einer Studie zufolge, den Krieg in der Ukraine weitgehend zu verdrängen. Nach einer kollektiven Schockstarre zu Kriegsbeginn Ende Februar werde zurzeit mit allen Kräften versucht, Normalität zu beschwören, sagte der Psychologe Stephan Grünewald, Gründer des Rheingold-Instituts, am Dienstag in Köln. “Das gelingt aber nur zum Teil. Der Krieg bleibt im Hintergrund immer präsent, vergleichbar mit einem Tinnitus, einem irritierenden Ohrgeräusch.”

Der Studie liegen 130 tiefenpsychologische Interviews zugrunde. Zwölf Probanden wurden aktuell noch in der vergangenen Woche in Gruppeninterviews befragt. Die Schockstarre vom Anfang sei auf Dauer nicht durchzuhalten, sagte Grünewald der Deutschen Presse-Agentur. Deshalb werde nach dieser anfänglichen Phase nun versucht, die Kriegswirklichkeit aus dem Alltag auszublenden.

10.46 Uhr: Habeck sorgt für möglichen Ausfall von Gaslieferungen aus Russland vor

Das Bundeswirtschaftsministerium von Robert Habeck (Grüne) trifft Vorsorge für den Fall, dass Russland seine Gaslieferungen nach Deutschland stoppen sollte. Ein geplantes Gesetz sieht dazu vor, zur Abschaltung vorgesehene Steinkohlekraftwerke in eine Netzreserve zu überführen und die Bereithaltung von bereits in Reserve gehalten Stein- und Braunkohlekraftwerken zu verlängern, wie am Dienstag aus dem Wirtschaftsressort verlautete. Die neuen Regeln sollen vorläufig bis Ende März 2024 gelten.

Ziel ist, beim Drohen eines Gas-Engpasses diesen Energieträger möglichst aus der Stromerzeugung herauszunehmen, damit Gas für andere Zwecke verfügbar bleibt. Betroffen sind Steinkohlekraftwerke mit einer Leistung von 2,1 Gigawatt, die im Oktober abgeschaltet werden sollen und weitere 0,5 Gigawatt, die 2023 zur Abschaltung anstehen. 

10.40 Uhr: Ukraine setzt westliche Artillerie im Kampf gegen russische Truppen ein

Die ukrainischen Truppen setzen in ihrem Kampf gegen die russischen Streitkräfte nach Angaben eines Armeesprechers “erfolgreich” neu gelieferte Artilleriesysteme aus dem Westen ein. Nachdem die Ukraine zunächst eigene Haubitzen aus Sowjetzeiten eingesetzt habe, könne sie seit einigen Wochen moderne Artilleriesysteme verbündeter Nationen an der Front einsetzen, darunter von den USA gelieferte Haubitzen vom Typ M777, sagte der Armeesprecher Dmytro Pletentschuk kürzlich der Nachrichtenagentur AFP.

Diese hätten sich im Kampf bereits als sehr hilfreich erwiesen, sagte er. “Für die Ukrainer, die mit der M777 schießen, ist es wie eine Umstellung von einer Dampflok auf ein E-Auto”, sagte Pletentschuk, der der Militärverwaltung der Region Mykolajiw angehört. Zu den Einsatzorten der Waffen äußerte er sich nicht. 

10.34 Uhr: Grüne halten Zugeständnisse im Gegenzug für EU-Ölembargo für denkbar

Die Grünen halten Zugeständnisse im Gegenzug für ein europäisches Ölembargo gegen Russland für denkbar. “Wir können über Unterstützungsmöglichkeiten und über Fristen sprechen”, sagte Parteichefin Ricarda Lang dem Sender RTL/ntv. Damit bezog sie sich auf Ungarn, das zuletzt noch Probleme bei einem solchen Embargo sah. Jedoch müssten letztlich “alle europäischen Länder ihren Beitrag zum Ölembargo leisten”.

Auch die ungarische Regierung müsse im Interesse des europäischen Kontinents und Osteuropas “die Bereitschaft haben, bei einem Ölembargo mitzugehen”, sagte die Grünen-Chefin weiter. Dabei gehe es letztlich nicht nur um Solidarität mit der Ukraine, sondern vor allem mit allen osteuropäischen Partnern. 

10.21 Uhr: Astronaut Maurer konnte Krieg in der Ukraine aus dem All sehen

Der deutsche Astronaut Matthias Maurer, 52, hat aus dem Weltall den Krieg in der Ukraine sehen können. “Am Anfang war es so, dass das Land nachts ganz dunkel wurde, also die ganze Beleuchtung der Städte wurde reduziert. Man hat eigentlich nur noch Kiew erkannt, und außenrum das ganze Land war ganz dunkelschwarz”, sagte Maurer im ARD-“Morgenmagazin”. Dann habe er nachts Blitze gesehen – und er habe gewusst: “Da sind Raketen eingeschlagen.” Tagsüber standen dann “riesige Rauchsäulen, tiefschwarze Rauchsäulen” über Städten wie Mariupol.

“Also das war mit bloßem Auge aus dem Weltraum ganz, ganz deutlich zu erkennen. Und in den Momenten habe ich mich dann eigentlich viel näher an dem Land gefühlt als ich das wahrscheinlich von Deutschland aus gefühlt hätte”, sagte der Saarländer, der bei seiner Mission auf der Internationalen Raumstation ISS alle 90 Minuten die Erde umrundet hat. “Und so etwas wie Streit oder Krieg, von oben aus gesehen, das wirkt noch hundertmal irrationaler als jetzt sogar vom Boden aus gesehen”, sagte er.

9.56 Uhr: Luftfahrtbehörde verlängert Flugverbot für Süden Russlands

Wegen des Kriegs in der Ukraine haben die russischen Behörden erneut die Flugverbote im Süden des Landes verlängert – diesmal bis Ende Mai. Insgesamt elf Flughäfen bleiben bis zum 31. Mai gesperrt, wie die russische Luftfahrtbehörde Rosawijazija mitteilte. Es ist die inzwischen 15. Verlängerung der Flugverbote.

Betroffen sind unter anderem die Millionenstädte Rostow-am-Don, Woronesch und Krasnodar sowie die Schwarzmeer-Kurorte Anapa und Gelendschik. Verbote gelten auch für die westrussischen Städte Belgorod und Brjansk, aus denen in den vergangenen Wochen ukrainische Angriffe auf Infrastrukturobjekte gemeldet wurden. Auch die seit 2014 von Russland annektierte Krim ist von den Einschränkungen betroffen. Der Flughafen in Simferopol darf nicht angeflogen werden.

9.53 Uhr: Mittelständische Unternehmen spüren laut Umfrage Folgen des Ukraine-Kriegs

Der Ukraine-Krieg macht sich im deutschen Mittelstand deutlich bemerkbar: Zwischen Januar und April 2022 stiegen die Energiekosten im Vorjahresvergleich für mehr als jeden zweiten Mittelständler, wie die Förderbank KfW am Dienstag erklärte. Im Schnitt stiegen die Energiekosten dabei um deutliche 41 Prozent. 40 Prozent der Unternehmen gaben die Mehrkosten bereits in Form von Preiserhöhungen an ihre Kunden weiter.

“Die gestiegenen Energiepreise infolge des Krieges in der Ukraine sind bereits jetzt für viele Mittelständler deutlich spürbar”, erklärte KfW-Chefsvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Die meisten Unternehmen gingen aber davon aus, dass sie die zusätzlichen Kosten tragen können. Die Daten stammen aus einer Sondererhebung des KfW-Mittelstandspanels, es beteiligten sich rund 2400 Unternehmen an der Umfrage.

9.46 Uhr: EZB geht derzeit nicht von Rezession aus

Die Europäische Zentralbank (EZB) geht trotz des Kriegs in der Ukraine derzeit nicht von einer Rezession im Euroraum aus. “Im Moment sehen wir keine Rezession in der Eurozone”, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde dem Nachrichtensender Bloomberg TV auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Ein wirtschaftlicher Abschwung sei derzeit nicht das Basisszenario der Notenbank. Der Euro und die Renditen von Bundesanleihen legten nach den Äußerungen zu.

Lagarde nannte einige Kräfte, die als Gegengewicht zu den Belastungen durch den Ukraine-Krieg fungierten. Sie verwies unter anderem auf die niedrige Arbeitslosigkeit und die hohen Ersparnisse der privaten Haushalte.

9.03 Uhr: Ukrainischer Generalstab berichtet von heftigen Kämpfen im Osten

Russlands Truppen streben im Donbass ukrainischen Angaben zufolge weiterhin die vollständige Eroberung des Gebiets Luhansk an. “Der Feind hört nicht auf anzugreifen”, teilte der ukrainische Generalstab am Dienstagmorgen mit. Insbesondere werde versucht, die strategisch wichtigen Städte Sjewjerodonezk und Lyssytschansk einzukreisen.

Zugleich hätten Russlands Streitkräfte bei Sjewjerodonezk aber auch besonders hohe Verluste zu beklagen, hieß es weiter. Diese Angaben ließen sich zunächst nicht überprüfen. Auch um die Stadt Bachmut im Gebiet Donezk werde weiter heftig gekämpft.

7.25 Uhr: Russland versucht Schlüsselpositionen im Donbass einzunehmen

Die russischen Streitkräfte versuchen laut der ukrainischen Regierung, mit heftigen Bombardierungen Schlüsselpositionen im Osten der Ukraine zu erobern. Die Lage im Donbass sei sogar “extrem schwierig”, da die Russen versuchten, “alles Lebende zu eliminieren”, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in der Nacht zum Dienstag. Russland versucht demnach die Städte Sewerodonezk und Lyssytschansk einzukreisen. Das Verteidigungsministerium berichtete von heftigen Kämpfen um Bachmut.

Der Fall von Bachmut in der Region Donezk würde den russischen Truppen die Kontrolle über einen entscheidenden Knotenpunkt verschaffen, der derzeit als Kommandozentrale für einen Großteil der ukrainischen Kriegsanstrengungen im Osten dient. “Wir haben einen Punkt erreicht, an dem wir dabei sind, Evakuierungen zur Pflicht zu machen”, erklärte der Leiter der Militärverwaltung von Bachmut, Serhij Kalian. Der Gouverneur von Luhansk, Serhij Gajdaj, berichtete hingegen von so schwerem Beschuss in Sewerodonezk, dass Evakuierungen unmöglichen seien.



Ukrainische Soldaten bei Charkiw

7.24 Uhr: Ukrainischer Verteidigungsberater nennt Hauptziel in Mariupol “erreicht”

Trotz des Falls der Hafenstadt Mariupol sieht ein Berater des ukrainischen Verteidigungsministers das militärische Hauptziel dort als erreicht an. “Das Hauptziel wurde erreicht in Mariupol. Es war, die russischen Gruppierungen zurückzuhalten, (…) mehr als 20 000 russische Soldaten. Und das wurde möglich gemacht Dank der Heldentaten der Verteidiger von Mariupol und der Verteidiger, die später in Azovstal waren”, sagte Jurij Sak am Dienstag im ARD-“Morgenmagazin”. Dadurch hätten die russischen Truppen keine anderen Gebiete im Osten der Ukraine erobern können.

Die Soldaten von Azovstal hätten den Ukrainern Zeit gegeben, sich neu zu gruppieren und mehr Militärhilfe von ihren internationalen Partnern zu erhalten. “Aus dieser Perspektive wurde das Ziel erreicht”, so Sak. Die letzten ukrainischen Kämpfer im Asow-Stahlwerk in Mariupol hatten sich in der vergangenen Woche ergeben.

5.01 Uhr: Linken-Politiker Pellmann räumt Fehler bei Einschätzung der Nato ein

Der Linken-Bundestagsabgeordnete Sören Pellmann wirbt für eine Kurskorrektur seiner Partei zu Russland und zur Nato. “Wenn man heute draußen fragt: Ist die Nato ein wichtiges Bündnis?, werden nicht wenige das Bejahen”, sagte Pellmann der Deutschen Presse-Agentur. Zwar wachse in der Bevölkerung die Angst vor einer Eskalation des Ukraine-Kriegs und die Skepsis, dass Waffenlieferungen den Krieg beenden würden. Aber: “Die Forderung nach einer Auflösung der Nato ist zurzeit kein Thema.”

Der Leipziger ist Ostbeauftragter der Linken-Bundestagsfraktion. Er hat öffentlich erklärt, er erwäge eine Kandidatur für den Bundesvorsitz seiner Partei. Um 12.00 Uhr will er in Berlin eine Erklärung dazu abgeben.

0.17 Uhr: Lawrow rät Russland zu stärkerem Fokus auf Eurasien

Die “diktatorische Position” des Westens gegenüber Russland beschleunigt nach Ansicht des russischen Außenministers die Entwicklung der Wirtschaftsbeziehungen seines Landes zu China. Moskau werde sich nur auf sich selbst und auf diejenigen Staaten verlassen, die “ihre Zuverlässigkeit bewiesen haben”, sagte Sergej Lawrow den Staatsagenturen Ria und Tass zufolge in der Nacht zum Dienstag.

Die Zukunft liegt laut Lawrow in der Region Eurasien. Neben China nannte er auch Indien und den Iran als wichtige Partner. Auf westliche Lieferungen sollte sich Russland seiner Meinung nach nicht mehr verlassen. Russland werde sich vielmehr “ernsthaft überlegen”, ob es eine Wiederaufnahme der Beziehungen brauche, wenn der Westen etwas anbiete.

0.12 Uhr: Ukrainer berichten von drei getöteten Zivilisten

Bei russischen Angriffen im Osten der Ukraine sind nach ukrainischen Angaben am Montag drei Zivilisten getötet worden. Sechs weitere Menschen seien verletzt worden, schrieb der Gouverneur des Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko, auf Telegram. Die ukrainische Armee gab an, auf russischer Seite acht Panzer, eine Drohne, sechs Flugzeuge sowie weitere Militärtechnik zerstört zu haben. In der Region Nowoukrajinka soll eine russische Rakete abgeschossen worden sein. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Im Osten der Ukraine baute Russland nach ukrainischen Angaben die Kommandostrukturen der Militärpolizei aus. In den besetzten Regionen Cherson und Saporischschja seien 19 sogenannte Kommandantenbüros eingerichtet worden, schrieb der ukrainische Generalstab am Montagabend.

0.10 Uhr: Selenskyj fordert mehr Waffen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach drei Monaten Krieg vom Westen moderne Raketenabwehrwaffen und Kampfflugzeuge gegen russische Angriffen gefordert. Viele Menschen wären “nicht gestorben, wenn wir alle Waffen erhalten hätten, um die wir bitten”, sagte Selenskyj am Montagabend in einer neuen Videobotschaft. Sein Land sei seit Kriegsbeginn am 24. Februar Ziel von 3000 Luftangriffen und annähernd 1500 Raketenangriffen gewesen. Die große Mehrheit der Angriffe habe zivilen Objekten gegolten.



Ukraine-Krieg: Experte über Putins nicht-militärische Druckmittel

Teaserbild: Picture Allicance / Kay Nietfeld

Alle Partner der Ukraine seien sich einig, dass der Kampf seines Landes gegen Russland dem “Schutz der gemeinsamen Werte aller Länder in der freien Welt” diene, sagte Selenskyj weiter. Deshalb habe sein Land ein Recht auf Waffenhilfe. Im Osten der Ukraine, wo die russische Armee ihre Aktivitäten konzentriert habe, bleibe die Lage schwierig. Er erwarte nicht, dass Russland die besetzten Gebiete in der Region Charkiw und anderen Regionen aufgeben werde. “Die kommenden Kriegswochen werden schwierig”, fügte er hinzu.

0.04 Uhr: Habeck sieht Öl-Embargo bald kommen

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sieht ein Öl-Embargo gegen Russland nach eigenen Worten “in greifbarer Nähe”. Es gebe nur noch wenige Staaten, die Probleme anmeldeten – vor allem Ungarn, sagte der Vizekanzler am Montagabend im ZDF-“Heute Journal”. Man könne hier Rücksicht nehmen. Dann müsse aber auch in Ungarn “was passieren”. Habeck fügte hinzu: “Also ich denke, innerhalb von wenigen Tagen werden wir da auch den Durchbruch erzielen.”

Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, wegen des russischen Angriffkriegs auf die Ukraine den Import von russischem Rohöl in sechs Monaten zu beenden. Als Kompromiss schlägt die Kommission vor, Ungarn mehr Zeit einzuräumen. Der Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban geht der Vorschlag nicht weit genug.

tkr
DPA
AFP


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