Ukraine-News: Putin ordnet höheren Sold für russische Soldaten an

Russland hebt Altersgrenze für Militärdienst auf +++ Selenskyj beklagt mangelnde Einheit des Westens +++ Gerhard Schröder verzichtet auf Aufsichtsratsposten bei Gazprom +++ Die Entwicklungen im Ukraine-Krieg im stern-Ticker.

Tag 91 der russischen Invasion in der Ukraine: Mit massiven Artillerie- und Luftangriffen haben russische Truppen in den vergangenen Tagen die ukrainischen Verteidiger aus mehreren Ortschaften im Osten des Landes vertrieben, die ukrainische Front gerät ins Wanken. Für Moskau ist die vollständige Eroberung der ukrainischen Verwaltungsgebiete Donezk und Luhansk wichtiges Kriegsziel. In Luhansk ist dieses Ziel nahezu erreicht.

18.57 Uhr: Putin ordnet höheren Sold für russische Soldaten an

Drei Monate nach Kriegsbeginn hat Kremlchef Wladimir Putin einen höheren Wehrsold für in der Ukraine kämpfende russische Soldaten angeordnet. Putin begründete die Entscheidung der Agentur Interfax zufolge damit, dass die Gehälter der im Ausland stationierten Militärs an die Entwicklung des Devisenmarktes gebunden seien und der US-Dollar im Vergleich zum russischen Rubel derzeit schwächele. Wie viel mehr Sold es genau geben soll, war zunächst unklar.

Die ukrainischen Soldaten, die an aktiven Kampfhandlungen gegen die russischen Truppen beteiligt sind, erhalten neben ihrem Wehrsold eine Sonderzulage von Präsident Wolodymyr Selenskyj von 100.000 Hryvnia (rund 3150 Euro) pro Monat oder 3000 Hryvnia pro Tag. Für den Monat Juni sollen 64,5 Milliarden Hryvnia – mehr als zwei Milliarden Euro – ausgezahlt werden, sagte Verteidigungsminister Olexij Resnikow. Eine solche Summe sei 2021 im ganzen Jahr ausgegeben worden.

18.29 Uhr: Laut einem Bericht könnten G7-Staaten bis 2025 mehr Gas einsparen als Russland exportiert

Die G7-Staaten könnten einer Studie zufolge bis 2025 mehr Gas einsparen als Russland exportiert. Wie die “Süddeutsche Zeitung” unter Verweis auf die von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung berichtete, könnten die sieben großen Industriestaaten bis 2025 ihren Gasbedarf um 18 Prozent senken. Das entspräche 264 Milliarden Kubikmetern Gas – und wäre demnach mehr als jene 250 Milliarden Kubikmeter, die Russland per Pipeline oder als Flüssigerdgas in die Länder exportiert. Die G7-Staaten könnten also mehr Gas einsparen als Russland ausführt. Die größten Einsparpotenziale liegen der Studie zufolge in Gebäuden. 

17.52 Uhr: Moskau fordert Sanktionsaufhebung zur Lösung von Getreide-Krise

Russland pocht angesichts der von seinem Krieg gegen die Ukraine verursachten Nahrungsmittel-Krise weiter auf eine Lockerung westlicher Sanktionen – zeigt sich aber gesprächsbereit. Vize-Außenminister Andrej Rudenko forderte der Agentur Interfax zufolge eine Aufhebung der Strafmaßnahmen, die gegen Russlands Exportbranche sowie gegen den Finanzsektor verhängt wurden. Zudem müsse die Ukraine alle Häfen entminen, forderte er. Russland sei dann bereit, eine “humanitäre Durchfahrt” zu sichern. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba wies die Forderungen Russlands als “Erpressung” zurück. “Ja, wir fühlen mit allen in der Welt, die von den massiven Folgen der russischen Blockade betroffen sind”, sagte er in Davos auf dem Weltwirtschaftsforum.

17.11 Uhr: Russische Grenzregion Belgorod wirft Ukraine erneut Beschuss vor

Der Gouverneur der russischen Grenzregion Belgorod hat der Ukraine erneuten Beschuss vorgeworfen. Im Dorf Schurawljowka sei ein junger Mann verletzt worden, schrieb Wjatscheslaw Gladkow im Nachrichtendienst Telegram. Angesichts der gespannten Lage sei das gesamte Dorf eigentlich schon vor einigen Wochen evakuiert worden, schrieb der Gouverneur weiter. Warum der junge Mann sich dennoch dort aufgehalten habe, sei zunächst noch unklar.

16.52 Uhr: Putin besucht erstmals in der Ukraine verletzte russische Soldaten

Der russische Präsident Wladimir Putin hat erstmals beim Militäreinsatz in der Ukraine verletzte Soldaten besucht. Bei seinem Besuch unterhielt sich der Staatschef mit mehreren Soldaten über ihre Heimatstädte und ihre Familiensituation,  im russischen Fernsehen zu sehen war. Die Soldaten standen aufrecht neben ihren Betten, ihre Verletzungen waren nicht sichtbar.

Verteidigungsminister Sergej Schoigu nahm an dem Besuch drei Monate nach Beginn der russischen Offensive gegen das Nachbarland ebenfalls teil. Russland macht nur selten Angaben zur Zahl der Opfer im Ukraine-Konflikt. Die letzten Zahlen wurden am 25. März veröffentlicht. Damals gab die Armee die Zahl der getöteten Soldaten mit 1351 an, die der Verletzten mit 3825.

15.27 Uhr: Menschen in südukrainischen Gebieten können im Schnellverfahren russische Pässe beantragen

In einem vereinfachten Verfahren sollen die Bewohner der Regionen Saporischschja und Cherson in der Südukraine russische Pässe beantragen können. Russlands Staatschef Wladimir Putin unterzeichnete einen entsprechenden Erlass. Die in den Gebieten neu ernannten pro-russischen Behördenvertreter haben bereits den Wunsch geäußert, dass die Regionen an Russland angeschlossen werden Bewerber müssen nicht in Russland gelebt haben, keine ausreichenden finanziellen Mittel nachweisen oder einen russischen Sprachtest bestehen.

15.20 Uhr: Russland will Auslandsschulden in Rubel begleichen

Russland wird seine Auslandsschulden nach Angaben aus Moskau nun in Rubel begleichen. Künftige Zahlungen würden “in der russischen Landeswährung getätigt”, erklärte das Finanzministerium im Dienst Telegram. Grund dafür sei, dass die USA eine entsprechende Ausnahmeregelung zur Schuldenbegleichung gestrichen hätten. Das mache es “unmöglich, die Staatsschulden weiter in Dollar zu begleichen”. Das US-Finanzministerium hatte zuvor mitgeteilt, dass in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit) eine Sanktions-Ausnahmeregelung ende, die Russland eine Begleichung seiner Auslandsschulden mit Dollar erlaubt hatte.

14.44 Uhr: Moskau kündigt Prüfung von Gefangenenaustausch mit Ukraine nach Gerichtsprozessen an

Russland wird nach eigenen Angaben einen möglichen Gefangenenaustausch mit der Ukraine prüfen, sobald die Gerichtsurteile gegen ukrainische Gefangene gefallen sind. Der stellvertretende russische Außenminister Andrej Rudenko sagt laut russischen Nachrichtenagenturen, ein Austausch werde erst geprüft, wenn ein Urteil gegen “diejenigen, die sich ergeben haben”, gefallen sei. Vorher seien Diskussionen über einen Austausch “verfrüht”. 

Vergangene Woche hatten sich die letzten ukrainischen Verteidiger der strategisch wichtigen Stadt Mariupol ergeben, die sich zuvor wochenlang im Asow-Stahlwerk verschanzt hatten. Fast 4000 ukrainische Soldaten wurden in der Hafenstadt laut russischem Verteidigungsministerium gefangen genommen. Die ukrainischen Behörden wollen einen Austausch von Kriegsgefangenen organisieren. 

14.22 Uhr: Noch rund 1,2 bis 1,5 Millionen Ukraine-Flüchtlinge in Polen

Nach aktuellen Schätzungen halten sich noch rund 1,2 bis 1,5 Millionen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine im benachbarten Polen auf. Für einen Teil der insgesamt gut 3,5 Millionen eingereisten Menschen sei Polen nur ein Transitland auf dem Weg in den Westen Europas gewesen, sagt Blazej Pobozy vom Innenministerium in Warschau dem Sender Radio Olsztyn. Andere seien in ihre Heimat zurückgekehrt, weil sich der russische Angriffskrieg derzeit auf den Donbass und den Süden der Ukraine konzentriere.

13.59 Uhr: Russland hebt Altersgrenze für Militärdienst auf

Russland hat die Altersgrenze für den Militärdienst abgeschafft. Das russische Parlament stimmte für einen entsprechenden Gesetzesentwurf, wie aus der Website der Duma hervorgeht. Künftig kann demnach jeder Freiwillige, der das gesetzliche Rentenalter noch nicht erreicht hat, der Armee beitreten. Dieses liegt für Männer derzeit bei 61,5 Jahren. Bislang konnten sich nur russische Bürger zwischen 18 und 40 Jahren bei der Armee verpflichten, für Ausländer galt eine Zeitspanne zwischen 18 und 30 Jahren.

13.28 Uhr: Baerbock sieht Kritik an Deutschlands Ukraine-Politik als positives Zeichen

Bei einem Außenministertreffen des Ostseerates hat Bundesaußenministerin Anna Baerbock (Grüne) die Kritik an Deutschlands Kurs bei der Unterstützung für die Ukraine als positives Zeichen gewertet. Auf einer Pressekonferenz am Rande des Treffens im norwegischen Kristiansand sagte Baerbock, die Kritik beweise, wie eng die Verbindung und die Freundschaft zu den Partnerländern seien. “Man kann einander nur offen kritisieren, wenn man sich vertraut”, sagte Baerbock.

Baerbock hielt die Pressekonferenz zusammen mit ihrer norwegischen Amtskollegin Ine Marie Eriksen Söreide und dem litauischen Außenminister Gabrielius Landsbergis ab. Die beiden werteten Deutschlands bisherige Rolle bei der Unterstützung der Ukraine im Verteidigungskrieg gegen Russland unterschiedlich. 

12.22 Uhr: Litauen liefert gepanzerte Fahrzeuge an die Ukraine

Die Ukraine wird aus Litauen gepanzerte Fahrzeuge als Militärhilfe für den Krieg gegen Russland erhalten. Das baltische EU- und Nato-Land werde Kiew 20 gepanzerte Mannschaftstransporter vom Typ M113, 10 Militärlastwagen und 10 Minenräum-Geländefahrzeuge übergeben, teilte das litauische Verteidigungsministerium mit. Der Wert der Ausrüstung betrage etwa 15,5 Millionen Euro. Litauen hat nach eigenen Angaben der Ukraine seit dem russischen Angriff militärische Hilfe im Wert von geschätzten rund 100 Millionen Euro geleistet. Unter den gelieferten Waffen waren etwa Stinger-Flugabwehrraketen, Panzerabwehr- und Flugabwehrwaffen und Mörser.

12.16 Uhr: Estland hebt Grenzkontrollen zu Lettland auf

Estland hat die im März wegen der vielen ukrainischen Kriegsflüchtlingen eingeführten vorübergehenden Grenzkontrollen an seiner Grenze zum benachbarten Lettland eingestellt. Jetzt fließt der Grenzverkehr zwischen den beiden baltischen EU- und Nato-Ländern wieder ungestört. Weiter soll es aber stichprobenartige Kontrollen in Nähe der Binnengrenze geben, wie die Polizei- und Grenzschutzbehörde in Tallinn mitteilte. Der Entscheidung ging ein entsprechender Beschluss der estnischen Regierung voraus.

11.54 Uhr: Barbock: Werden Finnland und Schweden in Nato willkommen heißen

Außenministerin Annalena Baerbock hat sich zuversichtlich gezeigt, dass Schweden und Finnland trotz Einwänden aus Ankara bald in die Nato aufgenommen werden können. “Wir werden Finnland und Schweden in unserer Allianz willkommen heißen”, sagte die Grünen-Politikerin im norwegischen Kristiansand nach einem Treffen mit ihren Amtskolleginnen aus Norwegen und Litauen im Rahmen des Ostseerats. Schweden und Finnland seien ohnehin schon längst Teil der Militärallianz, ohne im Besitz einer formellen Mitgliedschaft zu sein, sagte Baerbock.

11.05 Uhr: Selenskyj beklagt in Davos mangelnde Einheit des Westens im Ukraine-Krieg

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den westlichen Ländern  vorgeworfen, nicht vereint an der Seite der Ukraine zu stehen. “Meine Frage ist: Herrscht in der Praxis Einheit? Ich sehe sie nicht”, sagte Selenskyj während einer Diskussionsveranstaltung des Weltwirtschaftsforums in Davos. Selenskyj warf insbesondere der Türkei und Ungarn vor, unsolidarisch mit seinem Land zu sein, das sich seit drei Monaten gegen einen russischen Angriffskrieg verteidigt. 

Selenskyj, der per Video zugeschaltet war, bedankte sich ausdrücklich bei US-Präsident Joe Biden für die Unterstützung der USA. Als europäisches Land brauche die Ukraine aber vor allem “die Unterstützung eines vereinten Europas”, sagte Selenskyj. “Wir werden einen riesigen Vorteil gegenüber Russland haben, wenn wir wirklich einig sind”, sagte er. Ausdrücklich kritisierte Selenskyj Ungarn, das  seine Zustimmung zu einem EU-weiten Erdöl-Embargo gegen Russland verweigert. “Es ist etwas nicht in Ordnung mit Ungarn!”, sagte er. Das Land sei in der Unterstützung der Ukraine “nicht so einig wie der Rest der EU”. 

Der Staatschef verwies zudem auf den Widerstand des Nato-Mitglieds Türkei gegen den Antrag der beiden nordischen Länder Finnland und Schweden, dem Verteidigungsbündnis beizutreten. “Herrscht Einheit zum Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands? Nein. Ist der Westen also vereint? Nein”, sagte der ukrainische Präsident.

10.54 Uhr: Russland meldet Bombardierung von ukrainischem Motorenhersteller

Die russischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben bei den schweren Luftangriffen in der Nacht auch ein ukrainisches Motorenwerk und mehrere Bahnhöfe attackiert. “Mit luft- und seegestützten Hochpräzisionsraketen wurden die Produktionshallen der Fabrik Motor Sitsch zerstört, die Flugmotoren für die ukrainischen Streitkräfte baut, darunter auch für unbemannte Drohnen”, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow.

Seinen Angaben zufolge wurde auch der Bahnhof der städtischen Siedlung Pokrowske im Gebiet Dnipropetrowsk von Raketen getroffen. Ziel hier sei ein Truppentransport von Reservisten gewesen, die auf dem Weg in die Donbass-Region waren. In Frontnähe seien mehrere Gefechtsstände und Fernmeldestellen im Raum Bachmut und ein Logistikzentrum im Raum Soledar attackiert worden, sagte Konaschenkow. Luftwaffe und Heeresflieger hätten derweil mehr als 300 ukrainische Soldaten getötet und 46 Militärfahrzeuge außer Gefecht gesetzt. Unabhängig konnten diese Angaben nicht überprüft werden.

10.26 Uhr: Osteuropäische Länder besonders von steigenden Nahrungsmittelpreisen betroffen

Die Menschen in osteuropäischen Ländern sind laut Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat besonders stark von den steigenden Nahrungsmittelpreisen betroffen. In Litauen betrug die Preissteigerung für Lebensmittel im April im Vorjahresvergleich 22,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im europäischen Durchschnitt stiegen die Nahrungsmittelpreise um 8,9 Prozent, der Preisanstieg in Deutschland lag mit 8,5 Prozent leicht darunter.

Ähnlich hoch wie in Litauen fiel auch die Preissteigerung in Bulgarien mit 21 Prozent aus, in Lettland stiegen die Nahrungsmittelpreise um 17,7 Prozent. Auch in anderen Staaten im Osten Europas wie beispielsweise Ungarn, Estland, Rumänien und der Slowakei stiegen die Lebensmittelpreise um über 14 Prozent. Die niedrigsten Preisanstiege verzeichneten hingegen Irland mit 3,6 Prozent und Frankreich mit 4,3 Prozent.

Auch Getreide- und Fleischprodukte verteuerten sich im Osten Europas besonders stark: Lag die Teuerungsrate hier im EU-Durchschnitt bei zehn beziehungsweise 9,1 Prozent mussten die Menschen in Bulgarien, Litauen und Ungarn im April 2022 über 20 Prozent mehr für Brot bezahlen. In Polen, Bulgarien und Ungarn stiegen die Preise für Fleischwaren um mehr als 15 Prozent. In Deutschland verteuerte sich Brot im gleichen Zeitraum um knapp neun Prozent, Fleischwaren wurden um knapp zwölf Prozent teurer.nDie hohen Nahrungsmittelpreise fallen in Osteuropa auch deshalb mehr ins Gewicht, weil die Menschen dort einen größeren Anteil ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben. In Rumänien sind es den Eurostat-Daten zufolge gut 28 Prozent, in Lettland, der Slowakei und in Bulgarien mehr als 20 Prozent. In Deutschland liegt der Anteil bei rund elf Prozent.

10 Uhr: Ukraine-Krieg belastet laut EZB Finanzstabilität in der Eurozone

Der Krieg in der Ukraine belastet nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) die Finanzstabilität im Euroraum. Der russische Angriff habe zu höheren Energie- und Rohstoffpreisen geführt, heißt es in dem veröffentlichten Finanzstabilitätsbericht der EZB. Dies stelle eine Gefahr für das Wirtschaftswachstum und die Inflationsentwicklung dar. Die EZB sieht eine Reihe von möglichen künftigen Gefahren. Sie verweist ebenso auf den unsicheren weiteren Verlauf des Krieges wie auf die erwartete Normalisierung der Geldpolitik. Von Insolvenz bedroht seien im Euroraum vor allem Unternehmen, die sich noch nicht von der Pandemie erholt hätten. Auch hoch verschuldete Unternehmen könnten bei steigende Kreditzinsen Probleme bekommen. Für europäische Banken haben sich die Gewinnaussichten nach Einschätzung der EZB eingetrübt. Allerdings hätten nur wenige der Geldhäuser ein direktes Engagement in Russland.

9.10 Uhr: Ukraine kämpft laut Selenskyj um gesamtes Territorium

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will als Gegenleistung für einen Frieden kein ukrainisches Territorium aufgeben. “Die Ukraine kämpft, bis sie ihr gesamtes Territorium zurück hat”, sagte Selenskyj bei einer Veranstaltung der Victor-Pinchuk-Stiftung in Davos. Er war digital zu der Diskussion am Rande der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums zugeschaltet.

Selenskyj sagte auch, er sei bereit zu Gesprächen, wenn sich Russland in die Gebiete zurückziehe, in denen es vor Kriegsbeginn im Februar war. Er werde aber nur mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin selbst sprechen. “Ich kann nur mit dem Präsidenten direkt sprechen, keine Mittelspersonen, keine Vermittler”, sagte Selenskyj. Dafür müsse Putin seine Blase verlassen. Derzeit verhandle Russland nicht ernsthaft.

8.30 Uhr: Ungarn verhängt Notstand wegen Krieg in der Ukraine

Ungarn verlängert den bald auslaufenden Corona-Notstand. Grund für die Nachfolgeregelung ist aber nicht die Pandemie, sondern der Krieg in der Ukraine, wie Ungarns Präsident Viktor Orban am Dienstag mitteilte. Die Ankündigung folgte auf die Modifizierung des Grundgesetzes im Parlament. Demnach ist es der Regierung nun möglich, auch im Falle eines bewaffneten Konfliktes oder einer humanitären Katastrophe in einem Nachbarland den Notstand auzurufen. In solchen Situationen darf die Regierung per Dekret regieren und bestimmte Gesetze aussetzen. Damit erhalte die ungarische Führung “die Möglichkeit, sofort zu reagieren und Ungarn und die ungarischen Familien mit allen nur möglichen Mitteln zu schützen”, sagte Orban.

2020 hatte die ungarische Regierung erstmals den Notstand verkündet. Kritik kam aus dem In- und Ausland. Der Notstand läuft am 31. Mai offiziell aus.

5.03 Uhr: US-Milliardär Soros warnt im Ukraine-Krieg vor Ende der “Zivilisation”

Der US-Milliardär George Soros hat vor einem Ende der “Zivilisation” wegen des Ukraine-Kriegs gewarnt. Die russische “Invasion könnte der Beginn des Dritten Weltkriegs gewesen sein, und unsere Zivilisation wird ihn vielleicht nicht überleben”, sagte Soros am Dienstag auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos in der Schweiz. “Wir müssen alle unsere Ressourcen mobilisieren, um den Krieg zu einem frühen Ende zu bringen.” Der “beste und vielleicht einzige Weg, unsere Zivilisation zu bewahren, besteht darin, Putin so schnell wie möglich zu besiegen”, sagte er weiter. Er lobte die Unterstützung der USA und Europas für die Ukraine. Gleichzeitig ging er hart mit Deutschland ins Gericht.

Die europäische Abhängigkeit von russischen Energielieferungen sei “größtenteils auf die merkantilistische Politik der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel zurückzuführen”, sagte er. “Ich glaube, dass Putin Europa sehr geschickt erpresst hat, indem er damit drohte, den Gashahn zuzudrehen”, fügte Soros hinzu. Er ist das Feindbild vieler Populisten in Osteuropa, besonders Ungarn, der Türkei und Russland. Der Milliardär ist ein ungarischstämmiger Jude, der mit seinen Stiftungen unter anderem Bewegungen unterstützt, die sich gegen autoritäre Staatsführungen richten.

5.25 Uhr: Ukraine meldet Raketen auf Saporischschja, Truppenkonzentration im Donbass

Am frühen Mittwochmorgen ist die Großstadt Saporischschja im Osten der Ukraine nach Behördenangaben von mehreren Raketen getroffen worden. “Heute, am 25. Mai um 05:13 Uhr haben die russischen Streitkräfte vier ballistische Raketen auf Saporischschja abgefeuert”, teilte die Gebietsverwaltung auf ihrem Telegram-Kanal mit. Eine der Raketen sei von der Luftabwehr abgefangen worden. Die Rettungskräfte seien vor Ort, um sich ein Bild von der Lage, den Schäden und möglichen Opfern des Angriffs zu machen.

Derweil berichten die Militärexperten des US-Kriegsforschungsinstituts Institute for the Study of War (ISW) in ihrer jüngsten Ukraine-Analyse, dass das russische Militär im schwer umkämpften Gebiet Luhansk Kräfte aus verschiedenen Richtungen zusammenziehe. Die für eine Offensive nötigen Reserven würden aus den Gebieten um Charkiw, Isjum, Donezk und Saporischschja abgezogen. In der letzten Woche seien den russischen Truppen im Gebiet Luhansk mehr Geländegewinne als im gesamten Mai zuvor gelungen, erklärten die Analysten.

4.45 Uhr: Oligarchen-Vermögen im Wert von 10 Milliarden Euro in EU eingefroren

Russische Oligarchen haben im Laufe des Ukraine-Kriegs Zugriff auf Luxusjachten, Immobilien und andere Vermögen im Wert von knapp 10 Milliarden Euro verloren. Dies geht nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Zahlen der EU-Kommission hervor. Am 8. April lag der Wert noch bei 6,7 Milliarden Euro. Die EU-Kommission will an diesem Mittwoch einen Gesetzesvorschlag vorlegen, der es ermöglichen soll, eingefrorenes russisches Geld zu beschlagnahmen. Dieses Geld könnte dann für den Wiederaufbau der Ukraine genutzt werden.

Die EU hat seit Beginn des Ukraine-Kriegs etliche russische Oligarchen auf die Sanktionsliste gesetzt, weil ihnen vorgeworfen wird, den Krieg zu unterstützen. Einen guten Monat später wurde erstmals Bilanz gezogen: Die EU-Staaten hatten bis dahin Vermögenswerte von 29,5 Milliarden Euro eingefroren – 6,7 Milliarden Euro kamen aus dem Vermögen von Oligarchen. Hinzu kamen eingefrorene Vermögenswerte der russischen Zentralbank.

1.04 Uhr: Ukrainischer Innenminister geht von 20.000 mutmaßlichen Kriegsverbrechen aus

In den drei Monaten des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sind nach Kiewer Angaben etwa 20.000 mutmaßliche Kriegsverbrechen angezeigt worden. Allein 13.500 solcher Taten hätten die Ermittler der Polizei registriert, sagte Innenminister Denys Monastyrskyj am Dienstag im ukrainischen Fernsehen. “Wir arbeiten mit ausländischen Staatsanwälten, gemeinsamen Ermittlungsteams und Experten zusammen, aber die meiste Arbeit wird von ukrainischen Strafverfolgungsbeamten geleistet.” Ihr Beweismaterial solle später an internationale Gremien übermittelt werden, um mutmaßliche russische Kriegsverbrecher vor Gericht zu bringen, sagte der Minister. In einem ersten Prozess hat die ukrainische Justiz einen jungen russischen Soldaten als Kriegsverbrecher zu lebenslanger Haft verurteilt.

0.24 Uhr: Gerhard Schröder verzichtet auf Aufsichtsratsposten bei Gazprom

Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) verzichtet auf einen Aufsichtsratsposten beim russischen Energiekonzern Gazprom. Schröder teilte am Dienstag auf der Online-Plattform LinkedIn mit, er habe auf die Nominierung für den Gazprom-Aufsichtsrat “schon vor längerer Zeit verzichtet”. Er fügte hinzu: “Dieses habe ich dem Unternehmen auch mitgeteilt.” Der Ex-Kanzler war infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine wegen seiner Tätigkeiten für russische Energieunternehmen massiv unter Druck geraten. Schröder war schon länger für einen Posten im Aufsichtsrat von Gazprom nominiert, den er nach ursprünglichen Planungen im Juni antreten sollte. Gazprom hatte am Dienstag die Nominierung von Schröder bestätigt und damit für Aufsehen gesorgt.

cl
DPA
AFP

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