Vertreter der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEA) ist nach Angaben des Betreibers Enerhoatom der Zugang ins Krisenzentrum des Atomkraftwerks Saporischschja verweigert worden. Dort sei derzeit russisches Militärpersonal stationiert. Russland unternehme alle Anstrengungen, dass keine Fakten zum AKW bekannt würden, teilte der Betreiber am Freitag mit.
Enerhoatom zweifelt, dass die Mission internationaler Atomexperten in Saporischschja im Süden des Landes zur Klärung beitragen kann. „Die Besatzer lügen, verfälschen Tatsachen und Beweise“, kritisierte Enerhoatom mit Blick auf Russland. Präsident Wolodymyr Selenskyj warf der IAEA am Donnerstagabend vor, sich nicht deutlich genug für die „Entmilitarisierung“ des Kraftwerks eingesetzt zu haben.
Vertreter der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEA) sind seit Donnerstag vor Ort, um das AKW auf mögliche Schäden nach wochenlangem Beschuss zu untersuchen. Unklar ist, wie lange die Experten bleiben. IAEA-Chef Rafael Grossi sagte, er wolle eine „dauerhafte Mission“ in dem von Russland besetzten Kraftwerk einrichten. In einem am Freitag von Enerhoatom verbreiteten Statement sagte er, angestrebt sei ein Aufenthalt zunächst bis Sonntag oder Montag.
Das AKW ist mit seinen sechs Reaktoren und einer Nettoleistung von 5700 Megawatt das größte Europas. Vor Kriegsbeginn vor mehr als sechs Monaten arbeiteten mehr als 10 000 Menschen in der Nuklearanlage.
Alle Entwicklungen im Liveticker:
12:39 Uhr – Moskau: Ukraine erleidet hohe Verluste bei versuchter Gegenoffensive
Die von der Ukraine gestartete Gegenoffensive im Süden des Landes ist aus Sicht von Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu weitgehend gescheitert. „Die ukrainischen Streitkräfte setzen den Versuch von Angriffen im Raum zwischen Mykolajiw und Krywyj Rih und in anderen Richtungen fort, der Feind erleidet hohe Verluste“, sagte Schoigu bei einer Besprechung, die auf dem Telegram-Kanal des Ministeriums gezeigt wurde. Kiews einziges Ziel bei der Offensive sei es, „bei den westlichen Kuratoren die Illusion zu erzeugen, die ukrainische Armee sei zu Angriffen fähig.“
Ziel der ukrainischen Angriffe ist es, die westlich des Dnipro stehenden russischen Truppen im Gebiet Cherson hinter den Fluss zurückzutreiben. Im Gegensatz dazu erklärte Schoigu, die russischen Truppen seien an die Gebietsgrenze zur benachbarten Region Mykolajiw vorgestoßen. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen.
Schoigu sprach zudem von weiteren Erfolgen der russischen Armee im Osten der Ukraine. Dort hätten die Truppen zuletzt den schwer befestigten Ort Pisky direkt vor Donezk eingenommen. Dabei hatten russische Quellen die Einnahme von Pisky bereits vor einem Monat das erste Mal vermeldet.
12:10 Uhr – Russland will Öl-Lieferungen an Länder mit Preisdeckel einstellen
Russland will nach eigenen Angaben kein Öl mehr an Länder verkaufen, die Preisdeckel für russische Energie einführen. „Unternehmen, die Preisobergrenzen verhängen, werden nicht zu den Empfängern von russischem Öl gehören“, sagt Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow und bestätigt damit Äußerungen des stellvertretenden Ministerpräsidenten Alexander Nowak vom Vortag. Die russische Führung begründet ihre Haltung damit, dass Preisobergrenzen zu einer erheblichen Destabilisierung des globalen Ölmarktes führen würden.
12:03 Uhr – Roth: Ukraine hat Chance auf Gebietsgewinne
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Michael Roth (SPD), hält ein halbes Jahr nach Beginn des Angriffskrieges eine Überlegenheit der ukrainischen Armee für möglich. „Die Ukraine hat eine realistische Chance nicht nur sich selbst zu verteidigen, sondern von Russland besetztes Territorium auch wieder zurückzugewinnen“, so Roth im Interview mit dem TV-Sender Phoenix. Auch wenn „die ukrainischen Kräfte nach wie vor bescheiden“ seien, würden diese „sehr, sehr klug“ eingesetzt. Roth hoffe daher, dass es der Ukraine mithilfe der Unterstützung des Westens bald gelinge, „die russische Seite zurückzudrängen, damit dieser Krieg endlich beendet werden kann“.
11:29 Uhr – Merz für Lieferung von Leopard-2-Panzern
Unionsfraktionschef Friedrich Merz hat sich für eine Lieferung von deutschen Leopard 2-Kampfpanzern zur Unterstützung der Ukraine im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg ausgesprochen. „Wir sollten auch in dieser Hinsicht der Ukraine helfen, damit sie in der Lage sind, die russische Aggression zurückzudrängen“, sagte der CDU-Vorsitzende am Freitag am Rande einer Klausur der Spitze der Unionsfraktion im oberbayerischen Murnau.
11:27 Uhr – Zwei IAEA-Inspektoren bleiben in Saporischschja
Zwei Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) werden nach russischen Angaben dauerhaft im ukrainischen Kernkraftwerk Saporischschja bleiben. Das berichtet die Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf einen russischen Botschafter in Wien. In der von russischen Truppen besetzten größten Atomkraftwerk Europas findet aktuell ein breiter angelegter Einsatz der IAEA statt.
11:20 Uhr – Die aktuelle Lage in der Ukraine
09:55 Uhr – Selenskyj: Ukraine kann EU-Stromversorgung unterstützen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirbt um eine Rolle der Ukraine bei der Stromversorgung von EU-Ländern. Trotz aller Schwierigkeiten könne die Ukraine etwa acht Prozent des Strombedarfs von Italien decken, sagt Selenskyj. Die russische Besetzung des Atomkraftwerks Saporischschja schwäche erheblich die Fähigkeit der Ukraine, die europäische Energiebranche zu unterstützen. Die IAEA-Delegation in Saporischschja könnte künftig noch eine Rolle spielen, sagt Selenskyj.
09:25 Uhr – Woidke verteidigt Rückgriff auf Kohlekraftwerke
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat das Vorhaben verteidigt, abgeschaltete Kohlekraftwerke im Notfall wieder anzufahren. Es müsse alles dafür getan werden, um sicher durch den Winter zu kommen, sagte er im RBB-Inforadio. Bei der Frage, wie Deutschland sich schneller unabhängig vom Ausland machen könne, werde die Kohle für die kommenden Jahre eine Rolle spielen.
„Langfristig bin ich klar dafür, noch schneller erneuerbare Energien auszubauen“, sagte Woidke weiter. Es müsse vor allem daran gearbeitet werden, dass diese zuverlässige Energieträger werden, um Atomkraftwerke und Kohlekraftwerke in zehn bis fünfzehn Jahren vollständig ersetzen zu können.
09:22 Uhr – Ukraine zerstört Depots im russischen Hinterland
Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben sechs Munitionsdepots im von russischen Truppen besetzten Süden des Landes zerstört. Fünf Munitionslager seien im Gebiet Cherson vernichtet worden, teilte das Kommando „Süd“ des ukrainischen Militärs mit. Daneben soll in der Stadt Melitopol im Gebiet Saporischschja ein Depot zerstört worden sein. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen.
08:29 Uhr – Getreide-Frachter im Bosporus wieder frei
In der türkischen Meerenge Bosporus ist ein auf Grund gelaufener Frachter mit 3000 Tonnen Mais aus der Ukraine wieder frei. Der Frachter sei von der Küstenwache mit Schleppschiffen wieder in Besetzung gesetzt worden, berichtete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Das Schiff war in der Nacht bei Istanbul wegen einer Störung am Ruder in der Meerenge auf Grund gelaufen und lag vor dem Stadtteil Bebek vor Anker. Der Bosporus wurde vorübergehend für den Schiffsverkehr gesperrt.
07:55 Uhr – Schwere Kämpfe in der Südukraine dauern an
Im Süden der Ukraine gehen Großbritannien zufolge die schweren Kämpfe weiter – auch in dem Bezirk Enerhodar. Dort liegt das unter russischer Kontrolle stehende Atomkraftwerk Saporischschja. Das teilt das britische Verteidigungsministerium mit. Bei der am Donnerstag von Russland begonnenen Militärübung Wostok im Osten des Landes nehmen den Angaben zufolge nicht mehr als 15.000 Soldaten teil. Russland hatte von 50.000 Teilnehmern gesprochen.
06:00 Uhr: Habeck pessimistisch zu Nord-Stream-Gaslieferungen im Winter
Nach der erneuten Außerbetriebnahme der Nord-Stream-Pipeline für Wartungsarbeiten in dieser Woche wächst in Berlin die Überzeugung, dass man sich in diesem Winter nicht auf Gaslieferungen aus Russland verlassen kann.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zeigt sich zunehmend pessimistisch, was den Beitrag von Gazprom zur Versorgung in den kältesten Monaten des Jahres angeht. Gazprom hat die Gaslieferungen nach Europa über seine Hauptpipeline seit Mittwoch für drei Tage gestoppt, und die Erwartung verfestigt sich, dass die Ostsee-Pipeline als Druckmittel genutzt werden wird.
Auf einer Pressekonferenz in Berlin wurde Habeck am Donnerstag gefragt, ob er erwarte, dass Gazprom die Lieferungen über Nord Stream 1 reaktivieren werde, sobald die Wartungsarbeiten abgeschlossen seien, und ob die Regierung mit dem russischen Unternehmen in Kontakt stehe.
„Es gibt keine direkten Gespräche zwischen meinem Ministerium und Gazprom“, sagte Habeck gegenüber Reportern. „Womit ich rechne, ist, dass wir uns auf keinen Fall auf Russland verlassen können, oder auf Gazprom verlassen können. Der Rest ist reine Spekulation“, fügte er hinzu. „Wir sollten nicht darauf bauen, dass über den Winter Gas aus Nord Stream 1 kommt.“
05:00 Uhr – FDP-Fraktion fordert „Rückbau“ von Nord Stream 2
Die FDP-Bundestagsfraktion will das Kapitel der Ostseepipeline Nord Stream 2 endgültig schließen. „Als Freie Demokraten fordern wir den Rückbau von Nord Stream 2 sowie die schnellstmögliche Erarbeitung eines Konzepts zur rechtlichen, technischen und umweltfachlichen Absicherung“, heißt es in einem auf der Herbstklausur in Bremen beschlossenen Positionspapier, das der Deutschen Presse-Agentur am Freitag vorlag. Die FDP-Fraktion wolle so schnell wie irgend möglich alle Rohstoff- und Energiekäufe aus Russland und Belarus beenden, soweit dies die eigene wirtschaftliche Handlungsfähigkeit zulasse.
„Die Nord Stream-Pipelines waren von Beginn an ein geopolitisches Projekt des Kremls, dessen Ziel die Isolation der Ukraine war. Deshalb hat insbesondere der Bau der Pipeline Nord Stream 2 zu erheblichen Verstimmungen geführt und Deutschland diplomatisch isoliert“, heißt es in dem Beschluss, in dem der Ukraine auch weitere Unterstützung zugesichert wird.
Russlands Aggression müsse weiterhin konsequent mit Wirtschaftssanktionen beantwortet werden. Sanktionen wirkten, die ersten Auswirkungen seien bereits sichtbar. „Wir fordern Ausweitungen der Sanktionen gegen Mitglieder der russischen Führung und sprechen uns für die Ausweisung von Familienmitgliedern von Personen auf der Sanktionsliste und Visaentzug aus“, so die FDP-Fraktion. „Wenn einzelne Länder, darunter auch EU-Beitrittskandidaten, Sanktionen unterlaufen oder gar Waffen an Russland liefern, kann das nicht folgen- und widerspruchslos bleiben. Falls EU-Beitrittskandidaten die Sanktionen unterlaufen, müssen die Vorbeitrittshilfen gestrichen werden.“
02:30 Uhr: Ukrainischer Regierungschef fordert deutsche Kampfpanzer
Vor seinem Deutschlandbesuch hat der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal von der Bundesregierung Kampfpanzer zur Abwehr der russischen Angreifer gefordert. „Wir benötigen einen Wandel in der Philosophie der Waffenlieferungen. Damit meine ich: Es sollten auch moderne Kampfpanzer geliefert werden“, sagte Schmyhal in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. „Wir erwarten von den USA, dass sie uns ihre Abrams-Panzer liefern und von Deutschland erwarten wir Leopard 2. Das sind die modernen Panzer, die die Ukraine auf dem Schlachtfeld braucht.“
Schmyhal wird am Samstag in Berlin erwartet. Am Sonntag wird er von Bundeskanzler Olaf Scholz im Kanzleramt empfangen. Er ist der höchstrangige ukrainische Politiker, der Berlin seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor gut einem halben Jahr besucht.
Nach anfänglichem Zögern hat Deutschland der Ukraine in den letzten Monaten einiges an schweren Waffen geliefert: Zehn schwere Artilleriegeschütze vom Typ Panzerhaubitze 2000, 15 Flugabwehrpanzer, drei Mehrfachraketenwerfer und drei Bergepanzer. „Deutschland hat einen immensen Fortschritt gemacht, was die Unterstützung der Ukraine mit Waffen angeht“, sagte Schmyhal. Am Anfang seien nur Schutzausrüstungen oder Helme geliefert worden, heute sind es modernste Waffen. „Es ist aber natürlich unser Wunsch, noch mehr Waffen und Ausrüstung möglichst schnell zu erhalten.“
Die direkte Lieferung von Kampf- und Schützenpanzern ist für Scholz weiterhin ein Tabu. Auch kein anderer Nato-Staat hat bisher solche Waffensysteme an die Ukraine abgegeben. Spanien hat allerdings Leopard-2-Panzer aus deutscher Produktion angeboten. Schmyhal dringt jetzt darauf, die Leoparden auch direkt aus dem Herstellerland zu erhalten. Außerdem bittet er Scholz um mehr moderne Luftverteidigungssysteme vom Typ Iris-T. Die Bundesregierung hat vier Exemplare zugesagt. Die Ukraine benötigt laut Schmyhal zwölf, also dreimal so viele.
01:50 Uhr: Selenskyj fordert Truppenabzug aus AKW
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert erneut den Abzug aller Truppen aus dem Atomkraftwerk Saporischschja. „Das Wichtigste, was passieren muss, ist die Entmilitarisierung des Atomkraftwerksgeländes“, sagte Selenskiyj in einer Videoansprache am späten Donnerstagabend. Die Ukraine müsse die volle Kontrolle über das Kraftwerk und die ukrainischen Mitarbeiter zurückerhalten.
Die staatliche ukrainische Atomgesellschaft teilte mit, fünf Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA seien weiterhin auf der Anlage. Laut IAEA sollen sie physische Schäden an dem Atomkraftwerk beurteilen und die Sicherheitssysteme und den Zustand des ukrainischen Personals überprüfen. Am Donnerstag waren das Atomkraftwerk, sowie mehrere Städte rund um Saporischschja erneut unter heftigen Beschuss geraten.
00:51 Uhr: EU-Kommission will in Krisen in Produktion eingreifen können
Die EU-Kommission will im Fall von Krisen wie der Corona-Pandemie oder des russischen Krieges gegen die Ukraine Firmen künftig im Zweifel Produktionsvorgaben machen können. Konkret geht es etwa darum, bestimmte Aufträge für die Produktion „krisenrelevanter Güter“ bevorzugt zu behandeln, wie aus einem Gesetzentwurf hervorgeht, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Zunächst sollen Unternehmen dies auf freiwilliger Basis machen. Akzeptieren sie die Empfehlungen aber nicht, könnte die Kommission „unter außergewöhnlichen Umständen“ die Firmen verpflichten, bestimmte Aufträge vorrangig zu behandeln. Zudem soll den EU-Staaten im Extremfall vorgegeben werden können, Reserven von wichtigen Gütern anzulegen. An dem Entwurf kann sich aber noch einiges ändern.
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