++ Ukraine-Krieg: Russland greift Stahlwerk in Mariupol mit Panzern an

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Von: Julius Fastnacht, Tobias Utz, Lucas Maier

Die Lage im Ukraine-Krieg spitzt sich weiter zu – militärisch, diplomatisch und humanitär: der News-Ticker am Dienstag.

+++ 06.55 Uhr: Russland hat einen Großangriff auf die letzte Bastion ukrainischer Kämpfer in Mariupol begonnen. Erstmals griffen am Dienstag russische Bodentruppen und Panzer das Asow-Stahlwerk in der südostukrainischen Hafenstadt an, wie das in dem Werk verschanzten Asow-Regiments im Onlinedienst Telegram erklärte. Unterdessen gingen die russischen Angriffe im Rest der Ukraine weiter.

Die russischen Truppen versuchten, “eine große Zahl von Infanteristen mit Booten” anzulanden, berichtete der stellvertretende Kommandeur des Asow-Regiments, Swjatoslaw Palamar, in einer Videobotschaft. Er forderte, “sofort” zu versuchen, die noch in Tunneln auf dem Werksgelände festsitzenden Zivilisten in Sicherheit zu bringen. Bei den Bombardements, die dem Angriff vorausgingen, seien zwei Frauen getötet und etwa zehn weitere Zivilisten verletzt worden.

Dem Bürgermeister von Mariupol, Wadym Boitschenko, zufolge befinden sich noch etwa 200 Zivilisten auf dem Gelände.

Ukraine-Krieg: Massive Raketenangriffe auf ukrainische Bahnhöfe

Update vom Mittwoch, 04. Mai, 06.45 Uhr: Mit massivem Raketenbeschuss auf ukrainische Eisenbahnanlagen versucht Russland den Nachschub an westlichen Waffen zu stoppen. Sechs Bahnhöfe im Westen und in der Mitte der Ukraine seien am Dienstag (3. Mai) getroffen worden, teilte die staatliche Bahngesellschaft mit. Opfer unter Angestellten und Passagieren habe es allerdings nicht gegeben. Die Raketen trafen auch drei Umspannwerke im westukrainischen Gebiet Lwiw und eins in den Transkarpaten an der Grenze zu Ungarn.

Auch dabei ging es angeblich darum, die Stromversorgung der Bahn zu treffen. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe schoss Russland mehr als 20 Raketen und Marschflugkörper auf fast alle Teile der Ukraine ab. Viele Raketen seien von Langstreckenbombern über dem Kaspischen Meer abgefeuert worden. Es war eine der schwersten Angriffswellen seit dem russischen Überfall am 24. Februar. Der heutige Mittwoch (4. Mai) ist der 70. Kriegstag.

Russland setzt den Beschuss ukrainischer Ziele fort. Dabei trifft das Militär nicht nur wichtige Infrastruktur, sondern etwa auch öffentliche Parks. © dpa/Felipe Dana

Ukraine-Krieg: Mehrere Städte mit Raketen beschossen

+++ 22.29 Uhr: Städte in mehreren Regionen der Ukraine sind am Dienstagabend (03. Mai) das Ziel von russischen Raketenangriffe geworden. Teile der Stadt Lwiw im Westen des Landes waren nach Medienberichten ohne Strom, nachdem nach Angaben von Bürgermeister Andrij Sadowyj drei Kraftwerke durch Raketen beschädigt wurden. In der Folge kam es nach seinen Angaben auch zu Problemen mit der Wasserversorgung, weil die Pumpen mangels Elektrizität ausfielen.

Raketenangriffe wurden außerdem aus Winnyzja im Zentrum, Odessa im Südwesten und Kirowograd im Zentrum des Landes gemeldet. Zum ersten Mal seit Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar wurde auch die Region Transkarpathien nahe der Grenze zu Ungarn mit einer Rakete angegriffen, wie Regionalgouverneur Viktor Mikita im Onlinedienst Telegram berichtete.

Ukraine-Krieg: Russland startet Großangriff auf Stahlwerk – Details bekannt geworden 

+++ 20.00 Uhr: Mehrere Medien berichteten heute (3. Mai) über einen Großangriff auf das Stahlwerk in Mariupol. Jetzt wurden nähere Details zu dem Angriff von Russland bekannt, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet. Demnach wurde das Asow-Stahlwerk mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen angegriffen.

Unterstützung erhielten die Bodentruppen beim Angriff auf die Bastion der Ukraine von Einheiten auf See, wie AFP unter Berufung auf das Asow-Regiment berichtet. Laut dem russischen Verteidigungsministerium wurden „Gefechtsstände“ auch durch Artillerie und Luftangriffe „zerstört“.

Ukraine-Krieg: 101 Zivilisten aus Stahlwerk in Mariupol gerettet

Hintergrund des Großangriffs auf das Stahlwerk in Mariupol, soll die Errichtung von neuen Stellungen während der Feuerpause gewesen sein, so das russische Ministerium laut AFP. Während dem fünftägigen Evakuierungseinsatz konnten insgesamt 101 Zivilisten befreit werden, so die Angaben der Vereinten Nationen und des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK).

Die UN-Koordinatorin Osnat Lubrani gab an, dass die UNO auch weiterhin bereit sei Menschen aus dem Stahlwerk in Sicherheit zu bringen. Swjatoslaw Palamar, der Kommandeur des Asow-Regiments hatte zuvor per Videobotschaft zur „sofortigen“ Evakuierung der verbliebenen Zivilisten aufgerufen.

Ukraine-Krieg: Das Stahlwerk in Mariupol - Zwischen Evakuierung und Großangriff.
Ukraine-Krieg: Das Stahlwerk in Mariupol – Zwischen Evakuierung und Großangriff. © DIMITAR DILKOFF

+++ 18.30 Uhr: Bei russischem Beschuss in der Stadt Awdijiwka sind nach Angaben des Kiyv Independent zehn Zivilisten getötet und 15 weitere verletzt worden. Nach Angaben des Gouverneurs der Region Donezk, Pawlo Kyrylenko, wurden bei dem Angriff Arbeiter getötet, die in der Nähe der Koks- und Chemiefabrik von Awdijiwka auf ihren Bus warteten.

„Massive Bombardierungen“ – Russland stürmt wohl Stahlwerk in Mariupol

+++ 16.30 Uhr: Die Lage in Mariupol ist offenbar dramatisch. Nachdem ukrainische Medien am Mittag übereinstimmend berichteten, dass russische Truppen das Stahlwerk stürmen wollen, berichten auch deutsche Medien ähnliches. „Es gibt massive Bombardierungen“, erklärt beispielsweise eine Reporterin von ntv. Es gebe bereits Tote auf dem Gelände des Stahlwerks.

Rund 100.000 Menschen aus der Zivilbevölkerung harren derzeit in Mariupol aus und versuchen seit Wochen zu flüchten. Die Bombardierungen sind auch für sie eine Lebensgefahr.

Ukraine-Krieg: UN gibt Update zur Evakuierung des Stahlwerks in Mariupol

+++ 15.45 Uhr: Laut Angaben der UN konnten 101 Menschen aus dem belagerten Stahlwerk in Mariupol evakuiert werden. Die meisten von ihnen seien nun in Saporischschja, wo sie humanitäre Hilfe erhielten. „Dank der Operation konnten 101 Frauen, Männer, Kinder und ältere Menschen endlich die Bunker unter dem Asowstal-Stahlwerk verlassen und nach zwei Monaten das Tageslicht erblicken“, teilte Osnat Lubrani, humanitärer Koordinator der Vereinten Nationen für die Ukraine, mit. Mittlerweile sollen russische Soldaten das Stahlwerk gestürmt haben.  

+++ 14.30 Uhr: Wladimir Putin schürt weiterhin die Angst vor einem Atomkrieg. Nun soll über der russischen Hauptstadt Moskau das „Weltuntergangsflugzeug“ des Präsidenten gesichtet worden sein. Dabei handelt es sich um eine Maschine, die Putin selbst bei einer nuklearen Katastrophe schützen würde. Er könnte Russland aus der Luft regieren.

Ukraine-Krieg: Bundesregierung liefert wohl Panzerhaubitzen

+++ 12.00 Uhr: Die Bundesregierung hat offenbar entschieden, sieben Panzerhaubitzen 2000 aus Beständen der Bundeswehr an die Ukraine zu liefern. Das berichten die Tageszeitung Welt – und verweist darauf, dass die Entscheidung des Kanzleramtes und des Verteidigungsministeriums wohl gegen den Ratschlag führender Militärfachleute der Bundeswehr gefällt wurde. Diese hatten demnach angemerkt, dass im Bundeswehrbestand derzeit lediglich circa 40 der 119 Panzerhaubitzen 2000 einsatzbereit seien. Ob die Haubitzen überhaupt einen Nutzen für die Ukraine hätten, wurde ebenfalls angezweifelt.

Ukraine-Krieg: Sorge um russische Mobilisierung in Ukraine wächst

+++ 10.15 Uhr: In der Ukraine gibt es Sorge vor einer deutlichen Ausweitung russischer Angriffe in den kommenden Wochen. Mehrere ukrainische Medien griffen am Dienstag einen Bericht des US-Senders CNN zu Spekulationen auf, dass Kremlchef Wladimir Putin bereits in wenigen Tagen in Russland den Kriegszustand verhängen und eine Generalmobilmachung anordnen könnte. Derartige Pläne könnte Putin am 9. Mai, dem „Tag des Sieges“ über Nazi-Deutschland publik machen. Auch der Chef der ukrainischen Militäraufklärung, Kyrylo Budanow, sprach von russischen Vorbereitungen auf eine offene Mobilisierung von Soldaten und Reservisten. Belege dafür gibt es nicht. Bislang spricht Russland offiziell nur von einer „Spezial-Operation“ in der Ukraine.

Der Kreml reagierte auf die jüngsten Gerüchte zunächst nicht. In den ersten Wochen nach dem Angriff auf das Nachbarland am 24. Februar hatte Moskau entsprechende Sorgen der eigenen Bevölkerung kommentiert und betont, dass eine Generalmobilmachung nicht geplant sei. Selbst für den Fall einer solchen Anordnung wäre das Ausmaß allerdings völlig unklar: Russlands Gesetzgebung sieht etwa auch die Möglichkeit einer Teilmobilmachung vor, von der dann nur einzelne Regionen des Riesenlandes betroffen wären.

Ukraine-Krieg: Papst will Audienz bei Putin

+++ 09.30 Uhr: Papst Franziskus hat Wladimir Putin um eine Audienz gebeten. Er wolle den russischen Präsidenten in Moskau treffen, wie er der italienischen Zeitung Corriere della Sera sagte. Er befürchte allerdings, „dass Putin diese Begegnung im Moment weder machen kann noch will“, so der Papst weiter. Ein Besuch in Kiew stehe hingegen nicht an. „Ich spüre, dass ich nicht gehen sollte. Zuerst muss ich nach Moskau gehen, zuerst muss ich Putin treffen“, so Franziskus im Interview. Allerdings sei er nur ein Priester, der lediglich tue, was ein Priester tun könne – „wenn Putin nur die Tür öffnete“.

+++ 09.15 Uhr: Im internationalen Luftraum vor der Insel Rügen kommt es zu einem Eklat: Eurofighter der deutschen Luftwaffe drängen ein russisches Militärflugzeug ab.

Ukraine-Krieg: Russlands Plan für Annexion im Donbass sickert durch

Erstmeldung vom Dienstag, 3. Mai, 08.45 Uhr: Washington D.C. – Wenn es nach den Vermutungen der USA geht, dann wird Russland im Ukraine-Konflikt schon bald versuchen, sich die beiden selbsternannten „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk im Osten des Landes einzuverleiben. Dabei könnte es auf eine Strategie zurückgreifen, die stark an die Annexion der Krim 2014 erinnert: manipulierte Referenden über einen Anschluss der beiden Separatisten-Regionen. Das teilte der US-Botschafter bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), Michael Carpenter, am Montag (3. April) mit.

Der Diplomat nannte weitere Details zu den russischen Plänen:

  • Gezinkte Volksbefragungen über Donbass-Annexion sollen schon Mitte Mai durchgeführt werden.
  • Russland plant ähnliches Vorgehen in der südukrainischen Region Cherson, die es bereits militärisch kontrolliert. Moskau will vor Ort die Nutzung des Rubels als Währung durchsetzen.
  • Gefälschte Referenden würden „nicht als legitim angesehen“ – so wie bereits die Volksabstimmung zur Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim im Jahr 2014.

Mit seinen Vorhersagen lag der US-Geheimdienst schon zuvor richtig: Die USA hatten bereits Wochen vor Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine eindringlich vor der Gefahr eines Einmarschs der russischen Streitkräfte im Nachbarland gewarnt. Washington war damit bei westlichen Verbündeten auf Skepsis gestoßen.

Auch deshalb stufte OSZE-Botschafter Carpenter die Informationen über die neuerlichen russischen Annexionspläne als „sehr glaubwürdig“ ein. „Leider hatten wir beim Offenlegen der nächsten Schritte (von Russland) mehr Recht als Unrecht.“

Ukraine-Krieg: US-Außenministerium äußert sich zu Geschehen

Carpenter war derweil nicht der einzige amerikanische Diplomat, der sich am Montag zu aktuellen Vorgängen im Ukraine-Krieg äußerte. Auch ein Vertreter des amerikanischen Verteidigungsministeriums Pentagon kommentierte jüngste Entwicklungen:

  • Vergangene Woche hat der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow den Donbass besucht. Er hielt sich dort „mehrere Tage“ lang auf, ist inzwischen aber vermutlich zurück in Russland.
  • Berichte, wonach Gerassimow durch einen ukrainischen Angriff verletzt wurde, sind wohl falsch.
  • Zwar hat die ukrainische Armee eine russische Kommandozentrale in der Stadt Isjum südlich von Charkiw bombardiert – der hatte Gerassimow wohl einen Besuch abgestattet. Zum Zeitpunkt des ukrainischen Angriffs war er aber anscheinend nicht mehr vor Ort.
  • Russland macht im Donbass nur „minimale“ Fortschritte. Russische Soldaten nehmen einzelne Dörfer ein – verlieren die Kontrolle dann aber wieder an die ukrainische Armee.

(jf/tu mit dpa/AFP)

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