Ukraine-Krieg im Liveblog: Selenskyj sieht kleine Fortschritte bei Verhandlungen

Ukraine-Krieg
Ukrainische Truppen halten offenbar ihre Stellung – Selenskyj sieht kleine Fortschritte bei Verhandlungen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei seiner aktuellen Videobotschaft

© Uncredited/Ukrainian Presidential Press Office/AP/ / DPA

Bald vier Wochen tobt der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Die Zahl der zivilen Opfer wächst; in Kiew werden immer mehr Gebäude zerstört. Verfolgen Sie die wichtigsten Entwicklungen im stern-Liveblog.

Der Ukraine-Krieg geht in seinen 28. Tag. Auch in der Nacht haben die russischen Truppen ihre Bombardements von ukrainischen Städten fortgesetzt. Berichtet wird von schweren Beschuss in Riwne, Charkiw und Isjum. Laut Kremlsprecher Dmitri Peskow verläuft der russische Einsatz “streng nach Plan”. Er entspreche den im Vorhinein festgelegten Zielen, sagt Peskow auf Englisch in einem Interview mit dem TV-Sender CNN.

Darin äußert er sich auch zu dem möglichen Einsatz von russischen Atomwaffen. Peskow verwies auf die russische Sicherheitsstrategie, die einen Einsatz solcher Waffen bei einer “existenziellen Bedrohung” vorsehe. Auf die Frage, was Präsident Wladimir Putin in der Ukraine bislang erreicht habe, sagte Peskow, das die Ziele “noch nicht” erreicht seien. Als Ziele nannte er unter anderem das Dezimieren des ukrainischen Militärs sowie die Einsicht Kiews, dass die 2014 von Moskau annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim nun ein “unverrückbarer Teil Russlands” sei. Zudem müsse die Ukraine anerkennen, dass die Separatistenregionen im Osten nun “unabhängige Staaten” seien.

Die wichtigsten Meldungen des Tages in Kürze:

  • Ukrainische Truppen halten laut Generalstab ihre Stellung
  • Heftige Kämpfe bei Charkiw – Schwierige Lage in Isjum
  • Selenskyj über Friedensbemühungen: Schwierig und manchmal skandalös

Die neusten Entwicklungen in unserem Liveblog.

Tag 28 im Ukraine-Krieg

  • Volker Königkrämer

    Die ukrainische Regierung hat sich enttäuscht darüber gezeigt, dass die Bundesregierung bisher nicht auf jüngste Bitten nach Waffenlieferungen reagiert hat. “Es ist sehr frustrierend, dass die Bundesregierung seit drei Wochen gar keine Antwort auf unsere Liste von dringend notwendigen Defensivwaffen gegeben hat”, sagt der der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, der “Bild”-Zeitung. Jeder Tag zähle, “um das Leben der unter dem russischen Raketenbeschuss leidenden Zivilbevölkerung in der Ukraine zu retten.”
    “Wir hoffen daher auf eine zügige Entscheidung aus Berlin”, sagt der Diplomat. Die ukrainische Regierung hatte am 3. März eine Verbalnote an das Bundeskanzleramt sowie Auswärtiges Amt und Bundesverteidigungsministerium geschickt und darin um zahlreiche Waffen gebeten. Dabei geht es unter anderem um Kampf- und Schützenpanzer, Artilleriesysteme, Panzerhaubitzen, Kampfflugzeuge sowie -Hubschrauber. Auf der Liste stehen auch leichte Flugabwehrsysteme, Aufklärungs- und Kampfdrohnen.

  • Volker Königkrämer

    Die ukrainischen Streitkräfte halten nach Angaben ihres Generalstabs die Stellung trotz fortdauernder russischer Luftangriffe. Der Vormarsch des Gegners werde an mehreren Fronten gestoppt, zum Beispiel bei Slowjansk im Gebiet Donezk im Südosten, teilt der Generalstab in Kiew mit. Auch Mykolajiw im Süden werde verteidigt, ebenso Tschernihiw im Nordosten.

    Zur Lage in der seit Wochen besonders heftig umkämpften Stadt Mariupol teilt die Militärführung lediglich mit, die ukrainischen Kräfte verteidigten sich gegen Angriffe aus allen Richtungen. Die Berichte aus der Kampfzone waren zunächst nicht unabhängig überprüfbar.

    Das russische Verteidigungsministerium in Moskau teilt mit, Kampfhubschrauber vom Typ Ka-52 hätten ein ukrainisches Munitionslager zerstört. Ein Ort wurde nicht genannt. Die ukrainische Seite hatte zuvor von Angriffen dieser Hubschrauber im Raum Charkiw im Osten des Landes berichtet.

  • Volker Königkrämer

    Ein führender belarussischer Oppositionspolitiker hat den Westen aufgefordert, die Sanktionen gegen Machthaber Alexander Lukaschenko wegen des Ukraine-Kriegs zu verschärfen. “Lukaschenko verdient weitaus mehr globale Verachtung, als ihm zuteil wurde”, schreibt Pawel Latuschko in der Zeitung “The New European”. Der belarussische Staatschef sei nicht nur der “Spielball” des russischen Präsidenten Wladimir Putin, sondern auch ein “wichtiger Akteur”.

    Diese beiden Monster müssen zur Rechenschaft gezogen werden

    Es sei “an der Zeit, dass der Westen dies erkennt und entsprechend handelt”, fordert Latuschko, der in Polen im Exil lebt. “Diese beiden Monster müssen zur Rechenschaft gezogen werden”. In einem offenen Brief fordert Latuschko die westlichen Regierungen auf, Belarus mit den gleichen Sanktionen wie Russland zu belegen.

  • Volker Königkrämer

    Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat eine faire Verteilung ukrainischer Flüchtlinge in der EU gefordert und zugleich Forderungen nach einer besseren Koordinierung durch den Bund zurückgewiesen. “Seit dem ersten Tag des Krieges koordinieren wir die Aufnahme und Versorgung der Geflüchteten sehr eng mit den Ländern”, sagt die SPD-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Erst am vergangenen Donnerstag habe Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erneut mit den Ministerpräsidenten über das Thema beraten. Integrations- und Sprachkurse würden bereits geöffnet, medizinische Versorgung und Arbeitsmarktzugang ermöglicht. “Wir sind viel besser aufgestellt als wir es bei früheren Fluchtbewegungen waren.”

    Es habe nun absolute Priorität, für eine faire Verteilung in der gesamten EU zu sorgen, sagt Faeser weiter. Zwar gebe es einen Schulterschluss zur gemeinsamen Aufnahme der Geflüchteten in allen EU-Staaten. Doch diese Vereinbarung müssten “jetzt auch alle gemeinsam umsetzen”. Das fordere sie gemeinsam mit Frankreich und Polen und berate sich dazu heute abermals mit der EU-Innenkommissarin Ylva Johansson, sagt Faeser. Zudem kündigt sie an, am Donnerstag mit den Innenministern der G7-Staaten darüber zu sprechen, “wie Geflüchtete auch in Staaten außerhalb der EU wie Kanada, den USA und Japan Schutz finden können”.

  • Volker Königkrämer

    Die Umweltorganisation Greenpeace fordert einen Importstopp für Gas, Öl und Kohle aus Russland. “Der EU-Gipfel muss dringend Beschlüsse für ein schnelles Energieembargo gegen Russland fassen”, sagt der deutsche Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser. “Wir erwarten von der Bundesregierung und von Kanzler Olaf Scholz persönlich, sich nicht länger gegen einen solchen Schritt zu stemmen

  • Volker Königkrämer

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj richtet sich heute per Videoschalte an das französische und das japanische Parlament. Nach seiner Rede in Japan (10 Uhr) spricht er in Frankreich (15 Uhr) vor beiden Parlamentskammern. “Der Krieg gegen das ukrainische Volk geht alle Völker Europas und ihre Parlamente an”, erklärte die Nationalversammlung in Paris.

    Selenskyj hatte sich in den vergangenen Tagen bereits an mehrere Parlamente in verschiedenen Ländern gewandt. Er sprach unter anderem vor dem US-Kongress, dem britischen Unterhaus, dem israelischen Parlament, dem Europaparlament und dem Bundestag. Am Dienstag hatte er in einer Videoansprache im italienischen Parlament zu einem harten Vorgehen gegen reiche Russen aufgerufen und vor einer neuen Flüchtlingskrise gewarnt.

  • Volker Königkrämer

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat allen Piloten russischer Kampfflugzeuge für ihre Einsätze gegen Ziele in der Ukraine mit persönlicher Verantwortung gedroht. “Sie werden zur Rechenschaft gezogen, wie auch immer”, sagt er in der Nacht . “Heute oder morgen, das ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass es unausweichlich ist.”

    Als besonderes Beispiel nannte er den Abschuss eines russischen Kampfbombers über der schwer umkämpften Hafenstadt Mariupol. “Und so wird es jedem gehen, der unsere Menschen tötet, friedliche Menschen in unserem friedlichen Land.” Den russischen Piloten sei offenbar nicht klar, was für Befehle sie ausführten: “Die Tötung von Zivilisten ist ein Verbrechen.”

    Nach ukrainischer Darstellung sind seit Kriegsbeginn vor knapp vier Wochen bereits rund 100 russische Kampfflugzeuge und Bomber abgeschossen worden. Diese Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

  • Volker Königkrämer

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Papst Franziskus zu einem Besuch in die Ukraine eingeladen. Das berichtet Selenskyj in der Nacht in seiner Videoansprache über ein Telefonat mit dem Pontifex am Dienstag. “Ich habe mit dem Papst über die Suche nach Frieden für die Ukraine gesprochen, über die Gräueltaten der Besatzer und über humanitäre Korridore für belagerte Städte”, sagt Selenskyj.

    Bei dieser Gelegenheit habe er den Papst eingeladen, die Ukraine zu besuchen. “Ich glaube, dass wir diesen wichtigen Besuch organisieren können, der jeden von uns gleichermaßen unterstützen würde.”

  • Volker Königkrämer

    Ukrainische Einheiten haben nach eigener Darstellung bei neuen Kämpfen um Charkiw im Osten des Landes einen Angriff russischer Truppen abgewehrt. Dabei seien von russischer Seite auch Kampfhubschrauber vom Typ Ka-52 eingesetzt worden, wird der regionale Befehlshaber Oleg Sinegubow von der “Ukrajinska Prawda” zitiert. “Unsere Truppen halten ihr Stellungen.”

    Schwierig sei die Lage im belagerten, rund 100 Kilometer entfernten Isjum. Zu der Stadt gebe es keine Verbindung mehr. Alle Bemühungen um einen humanitären Korridor seien bisher von russischer Seite abgelehnt worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

  • Volker Königkrämer

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Friedensverhandlungen mit Russland als “sehr schwierig” bezeichnet. “Sie sind sehr schwierig, manchmal skandalös, aber wir bewegen uns Schritt für Schritt vorwärts”, sagt Selenskyj in einer in der Nacht verbreiteten Videoansprache. Vertreter der Ukraine seien tagtäglich bei den Verhandlungen im Einsatz. “Wir werden arbeiten, wir werden so viel wie möglich kämpfen. Bis zum Ende. Mutig und offen.” Die Unterhändler seien unermüdlich im Einsatz. “Ausruhen können wir uns, wenn wir gewonnen haben.”

  • Volker Königkrämer

    Der Bundesernährungsminister Cem Özdemir hat an die Bürger appelliert, wegen des Ukraine-Kriegs und steigender Preise beim Einkauf nicht in Panik zu verfallen und womöglich unnötig Vorräte anzulegen. “Bitte keine Hamsterkäufe, dafür besteht kein Anlass. Wir haben die Versorgung sichergestellt”, sagt der Grünen-Politiker in der Sendung “RTL Direkt”. Er habe gerade mit Vertretern des Handels gesprochen. “Und auch die haben sehr klar gesagt, wir haben die Lage im Griff, die Versorgung ist sichergestellt!

    In einem Supermarkt in Stralsund sind die Regale mit Sonnenblumenöl leergefegt Foto: Stefan Sauer/DPA

  • Volker Königkrämer

    Das russische Militär hat nicht näher bezeichnete Militäranlagen im Umkreis der Stadt Riwne im Nordwesten der Ukraine mit Raketen beschossen. Dabei seien am Dienstag drei Raketen eingeschlagen, sagt der regionale Militärchef Vitali Kowalj der Agentur Unian. “Während eines Alarms am Abend hat der Gegner dreimal auf ein Objekt der militärischen Infrastruktur geschossen”, heißt es. “Eine Kommission ist vor Ort, die Verluste werden festgestellt.” Details nannte Kowalj nicht.

    Schon am Vortag hatte das russische Militär von Angriffen in der Region berichtet. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau wurden dabei mehr als 80 Kämpfer der ukrainischen Seite auf dem Truppenübungsplatz Nowa Ljubomyrka im Gebiet Riwne bei einem Raketenangriff getötet. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

  • Volker Königkrämer

    Der russische Militäreinsatz in der Ukraine verläuft nach Einschätzung von Kremlsprecher Dmitri Peskow “streng nach Plan”. Der Verlauf des Einsatzes entspreche den im Vorhinein festgelegten Zielen, sagt Peskow auf Englisch in einem Interview mit dem TV-Sender CNN. “Es ist ein erheblicher Einsatz mit erheblichen Zielen”, sagt er.

    In dem CNN-Interview wird Peskow zudem gefragt, ob Putin den Einsatz von Atombomben ausschließen könne. Er sagt daraufhin, dass Atombomben gemäß der bekannten russischen Sicherheitsdoktrin nur eingesetzt würden, wenn eine “existenzielle Bedrohung” des Landes bestehe. Aus dem Pentagon heißt es, dass die US-Streitkräfte trotz “gefährlicher” Rhetorik aus Moskau bislang nichts beobachtet hätten, was eine erhöhte Alarmbereitschaft der Atomwaffen nötig machen würde.

  • Volker Königkrämer

    Guten Morgen,
    in der Nacht sind die Kampfhandlungen mit unverminderter Härte weiter gegangen. Wir informieren Sie an dieser Stelle erneut mit unserem Liveblog über alle relevanten Ereignisse in Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine.

kng
DPA
AFP


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