Ukraine-Krieg im Liveblog: Deutschland liefert weitere Strela-Raketen

Ukraine-Krieg
Deutschland liefert weitere Strela-Raketen – Westen fordert 500 geleaste Flugzeuge zurück

Veraltet, aber wirksam: Die Fliegerfaust Strela ist ein Sowjet-Produkt aus NVA-Beständen

© DPA

Bald vier Wochen tobt der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Die Zahl der zivilen Opfer wächst; in Kiew werden immer mehr Gebäude zerstört. Verfolgen Sie die wichtigsten Entwicklungen im stern-Liveblog. 

Der Ukraine-Krieg geht in seinen 28. Tag. Auch in der Nacht haben die russischen Truppen ihre Bombardements von ukrainischen Städten fortgesetzt. Berichtet wird von schweren Beschuss in Riwne, Charkiw und Isjum. Laut Kremlsprecher Dmitri Peskow verläuft der russische Einsatz “streng nach Plan”. Er entspreche den im Vorhinein festgelegten Zielen, sagt Peskow auf Englisch in einem Interview mit dem TV-Sender CNN.

Darin äußert er sich auch zu dem möglichen Einsatz von russischen Atomwaffen. Peskow verwies auf die russische Sicherheitsstrategie, die einen Einsatz solcher Waffen bei einer “existenziellen Bedrohung” vorsehe. Auf die Frage, was Präsident Wladimir Putin in der Ukraine bislang erreicht habe, sagte Peskow, das die Ziele “noch nicht” erreicht seien. Als Ziele nannte er unter anderem das Dezimieren des ukrainischen Militärs sowie die Einsicht Kiews, dass die 2014 von Moskau annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim nun ein “unverrückbarer Teil Russlands” sei. Zudem müsse die Ukraine anerkennen, dass die Separatistenregionen im Osten nun “unabhängige Staaten” seien.

Die wichtigsten Meldungen des Tages in Kürze:

  • Russland akzeptiert nur noch Rubel für Gaslieferungen
  • Scholz rechtfertigt im Bundestag Energielieferungen aus Russland
  • Ukrainische Truppen halten laut Generalstab ihre Stellung
  • Heftige Kämpfe bei Charkiw – Schwierige Lage in Isjum
  • Selenskyj über Friedensbemühungen: “Schwierig und manchmal skandalös”

Die neusten Entwicklungen in unserem Liveblog.

Tag 28 im Ukraine-Krieg

  • Tim Schulze

    Wegen der Sanktionen gegen Russland droht den russischen Fluglinien der Verlust Hunderter Flugzeuge. Leasinggeber hätten bisher die Rückgabe von mehr als 500 Maschinen gefordert, sagte Verkehrsminister Witali Saweljew der Agentur Interfax zufolge im Föderationsrat. Es würde 20 Milliarden US-Dollar (18,2 Milliarden Euro) kosten, die Flugzeuge zu kaufen. “Das ist ein sehr hoher Betrag”, sagte Saweljew. In Russland gibt es nach Angaben des Ministeriums derzeit rund 1300 Flugzeuge.

  • Tim Schulze

    Wolodymyr Selenskyj hat seine Video-Tour durch die Parlamente weltweit fortgesetzt. Nach seiner Video-Botschaft an Japans Abgeordnete sprach der ukrainische Präsident nur vor der französischen Nationalversammlung. Dort rief er französische Firmen zum Verlassen Russlands auf, um den Druck auf Moskau im Ukraine-Krieg weiter zu erhöhen. “Die französischen Unternehmen müssen den russischen Markt verlassen”, sagte Selenskyj. Firmen wie der Autobauer Renault und die Warenhauskette Auchan müssten “aufhören, die Sponsoren der russischen Kriegsmaschinerie zu sein” und “den Mord an Kindern und Frauen zu finanzieren”.

  • Tim Schulze

    Der Kreml-Kritiker und frühere Oligarch Michail Chodorkowski hält einen Sturz des russischen Präsidenten Wladimir Putin nur mit Hilfe der Armee des Landes für möglich. Chodorkowski sagte den Fernsehsendern RTL und ntv, es seien inmitten des Ukraine-Kriegs zwar “Erosionen im Mittelbau des Staatsapparates” zu beobachten. Dies werde aber “in naher Zukunft” nicht zu einem Regimewechsel führen.

    “Es kann in Russland nur zu einem Aufstand kommen, wenn die Armee begreift, dass sie in der Ukraine verliert oder verloren hat”, sagte der im Exil lebende Chodorkowski weiter. “Dann wird Putin ein großes Problem mit der Armee haben. So war es bisher immer in der russischen Geschichte.” Putin sei “kein Staatsoberhaupt eines regulären Staates”, sagte Chodorkowski. “Putin ist ein Bandit, ein Verbrecher.”

  • Tim Schulze

    Die Nato will die Ukraine beim Schutz gegen einen möglichen Angriff Russlands mit chemischen oder biologischen Waffen helfen. Er erwarte, dass der Nato-Sondergipfel sich darauf einigen werde, zusätzliche Unterstützung zu leisten, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel. Darunter seien Ausrüstung zum Schutz vor chemischen, biologischen, radiologischen und nuklearen Bedrohungen sowie Hilfe bei der Cybersicherheit. Details wollte Stoltenberg nicht nennen.

    Der Nato-Generalsekretär warnte Russland, dass der Gebrauch chemischer Waffen den Charakter des Kriegs völlig verändern würde und weitreichende Konsequenzen hätte. Man sei besorgt – auch, weil Russland chemische Waffen schon eingesetzt habe. “Wir sind entschlossen, alles zu tun, um die Ukraine zu unterstützen”, versicherte Stoltenberg. Ein Nato-Beitritt des Landes stehe derzeit jedoch nicht auf der Agenda.

  • Tim Schulze

    Was soll man von so einer Meldung halten? Russland will tatsächlich die Fußball-EM 2028 oder 2032 ausrichten. Russland habe eine entsprechende Absichtserklärung abgegeben, sagte Verbandschef Alexander Djukow der Agentur Tass zufolge. Nun habe der Verband bis zum 12. April 2023 Zeit, die Bewerbung auszuarbeiten. Russland habe Erfahrung damit, große Turniere auszurichten, sagte Djukow. Das Land war Gastgeber der Weltmeisterschaft 2018, 2021 fanden mehrere Spiele der Europameisterschaft in der Großstadt St. Petersburg statt.

  • Tim Schulze

    Die Gesundheitsminister der sieben führenden Industrienationen haben den Beschuss medizinischer Einrichtungen im Ukraine-Krieg scharf verurteilt. Seit Beginn der russischen Invasion seien 64 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen in einem System der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dokumentiert, heißt es in einer Erklärung der deutschen G7-Präsidentschaft. Neben den unmittelbar Getöteten und Verletzten beeinträchtige dies den Zugang zur Versorgung besonders für Kranke und Verwundete, Kinder, schwangere Frauen, ältere und andere gefährdete Menschen.

  • Tim Schulze

    In sozialen Netzwerken mehren sich Fotos von an Pfählen und Masten gebundenen mutmaßlichen Plünderern und Dieben. Demnach wurden in mehreren Städten junge Männer mit heruntergelassenen Hosen fixiert. Bilder aus Lwiw (Lemberg) zeigen gefesselte Frauen an Laternenpfählen. In Lwiw findet derzeit kaum Kriegsgeschehen statt, das Plünderer ausnutzen könnten. Verbreitet werden die Bilder auch über kremlnahe Telegram-Kanäle, um die Menschen in der Ukraine zu diffamieren.

    Behördenvertreter haben die Bevölkerung in der Ukraine aufgerufen, von Selbstjustiz abzusehen. Dennoch gibt es für das Vorgehen Verständnis von offizieller Seite. Der Berater des ukrainischen Innenministers, Wadym Denyssenko, rechtfertigte die Aktionen.

  • Volker Königkrämer

    Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat China vorgeworfen, Russland im Ukraine-Krieg mit “himmelschreienden Lügen” zu unterstützen. “Die Verbündeten sind besorgt, dass China die russische Invasion auch mit Material unterstützen könnte”, sagte Stoltenberg in Brüssel vor einem Sondergipfel der 30 Mitgliedsländer. US-Präsident Joe Biden hatte China in einem solchen Fall “Konsequenzen” angedroht und auf die Sanktionen gegen Russland verwiesen.

    Stoltenberg warf Peking vor, wie Moskau “das Recht unabhängiger Nationen in Frage zu stellen, ihren eigenen Weg zu wählen”. Die Staats- und Regierungschefs wollten China aufrufen, “seiner Verantwortung als Mitglied des UN-Sicherheitsrates gerecht zu werden”, sagte der Norweger. Es war das erste Mal, dass sich Stoltenberg in dieser Schärfe zur Rolle Chinas in dem Konflikt äußerte.

  • Volker Königkrämer

    Ist das womöglich ein erstes Zeichen des Widerstands in Putins engstem Umfeld? Jedenfalls hat der Sonderbeauftragte des russischen Präsidenten Wladimir Putin für Beziehungen zu internationalen Organisationen, Anatoli Tschubais, seinen Rücktritt erklärt. Dies bestätigt ein Sprecher des früheren Spitzenpolitikers, der stets zum liberalen Lager gerechnet wurde, in Moskau. Nach einem Bericht der Tageszeitung “RBK” soll der 66-Jährige zusammen mit seiner Frau Russland verlassen und in die Türkei ausreisen wollen.

    Von staatlicher Seite gib es zunächst keine offizielle Reaktion. Jedoch soll der Rücktritt im Zusammenhang mit Russlands Krieg gegen die Ukraine stehen. Von seinem Sprecher gab es dazu zunächst keine Angaben. Tschubais hatte das Amt als Sonderbeauftragter im Dezember 2020 übernommen. Er hatte unter dem früheren Staatschef Boris Jelzin als Vize-Regierungschef und Leiter der Präsidialverwaltung die Privatisierung der Wirtschaft mit vorangetrieben. Später leitete er jahrelang wichtige Unternehmen.

  • Volker Königkrämer

    Die Nato will ihre Ostflanke zur Abschreckung Russlands mit vier weiteren Gefechtsverbänden verstärken. Wie Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel mitteilte sind als Standorte für die sogenannten Nato-Battlegroups die Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien vorgesehen.

  • Volker Königkrämer

    Parlamentsabgeordnete der Kremlpartei Geeintes Russland dürfen Russland ohne Sondergenehmigung nicht mehr verlassen. Eine solche Erlaubnis müsse von Fraktionschef Wladimir Wassiljew erteilt werden, sagt der stellvertretende Generalsekretär der Partei, Alexander Sidjakin, der Staatsagentur Ria Nowosti. Diese Entscheidung habe die Fraktion allerdings bereits vor Monaten getroffen, sagt er. Betroffen seien ausschließlich Duma-Abgeordnete von Geeintes Russland und nicht alle knapp zwei Millionen Parteimitglieder.

  • Volker Königkrämer

    Die Bundesregierung will die Zahl der Bundeswehr-Soldaten in Litauen weiter erhöhen. “Es wird weitere Verstärkung geben”, sagt ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums in Berlin. Über konkrete Details werde informiert, “sobald Truppenteile an der Nato-Ostflanke angekommen sind”.
    Das Portal The Pioneer berichtet, es würden zusätzlich rund 120 deutsche Soldatinnen und Soldaten in Litauen erwartet. Diese stellten eine Flugabwehrbatterie und sollten Radare sowie das Luftverteidigungssystem “Ozelot” mit sich führen. Erstes Personal sei bereits in Litauen eingetroffen, heißt es. Ein entsprechender Befehl liege seit vergangenem Freitag schriftlich vor.

    Angesichts der angespannten Situation schon vor dem russischen Einmarsch in der Ukraine hatte die Bundeswehr ihre Präsenz in Litauen im Februar bereits um 350 Soldatinnen und Soldaten erhöht. Dort führt Deutschland einen multinationalen Nato-Verband. Die Bundeswehr stellt derzeit über 900 der insgesamt 1600 Soldaten.

  • Volker Königkrämer

    Deutschland liefert nach Angaben von Außenministerin Annalena Baerbock derzeit weitere Luftabwehrraketen vom Typ Strela an die Ukraine. “Die weiteren Strela-Lieferungen sind auf dem Weg”, sagt die Grünen-Politikerin im Bundestag. Die Ukraine hat bisher von Deutschland 500 Strela-Luftabwehrraketen erhalten. Ursprünglich war von bis zu 2700 die Rede. Baerbock betone nun: “Wir sind einer der größten Waffenlieferer in dieser Situation. Das ist nichts, was uns stolz macht, sondern das ist das, was wir jetzt tun müssen, um der Ukraine zu helfen.”

    Die “Bild”-Zeitung hatte zuvor gemeldet, Deutschland wolle nun doch nahezu alle der Anfang März in Aussicht gestellten 2700 Strela-Systeme an die Ukraine liefern. Darauf habe sich der Bundessicherheitsrat verständigt, meldet das Blatt unter Berufung auf informierte Kreise. Baerbock äußerte sich in der Aussprache über den Haushaltsentwurf für das Auswärtige Amt.

    Die Bundeswehr verfügt noch aus alten DDR-Beständen über rund 2700 Luftabwehrraketen vom Typ Strela, die jetzt zum Großteil der Ukraine zur Verfügung gestellt werden. Foto: Bundeswehr/Michael Mandt/dpa

  • Volker Königkrämer

    Das russische Militär hat Abschied genommen von dem bei Kämpfen in der Ukraine getöteten Marine-Offizier Andrej Pali. Vor einem Militärgebäude in der Hafenstadt Sewastopol auf der annektierten Halbinsel Krim ist der Sarg mit dem Leichnam des stellvertretenden Kommandanten der russischen Schwarzmeerflotte aufgebahrt, wie die Nachrichtenagentur Tass berichtet. Hunderte Soldaten, Veteranen, Angehörige und örtliche Regierungsvertreter erweisen Pali demnach die letzte Ehre. Pali war bei Kämpfen nahe der von russischen Truppen belagerten Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine getötet worden sei. Der Vize-Kommandant ist einer der ranghöchsten Offiziere, der nach offiziellen russischen Angaben seit Beginn des Militäreinsatzes in der Ukraine getötet wurde.

  • Volker Königkrämer

    Nach fast einem Monat Pause wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der westlichen Sanktionen gegen Russland nimmt die Moskauer Börse den Handel wieder auf. Am Donnerstag sollen zunächst aber nicht alle Aktien, sondern nur die von 33 Unternehmen gehandelt werden, darunter Papiere des Gasmonopolisten Gazprom, des Ölkonzerns Lukoil und der staatlichen Fluggesellschaft Aeroflot, wie die Zentralbank der Staatsagentur Tass zufolge am Mittwoch mitteilt. Leerverkäufe sind demnach verboten. Zunächst ist ein verkürzter Handelstag von 9.50 Uhr bis 14.00 Uhr (Ortszeit, 7.50 Uhr bis 12.00 Uhr MEZ) geplant.

kng
DPA
AFP


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