Ukraine-Konflikt-News: Brisantes Geheimpapier – USA befürchten zweite russische Truppenwelle

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Von: Florian Naumann, Sven Hauberg, Andreas Schmid, Jonas Raab

Russlands Truppen versuchen offenbar, Kiew zu erobern – doch die ukrainische Armee setzt sich weiter zur Wehr. In der Nacht gibt es mehrere Angriffe. Der News-Ticker.

  • Im Ukraine-Konflikt* setzt sich die ukrainische Armee heftig gegen Russlands* Truppen zur Wehr.
  • Es gibt Kämpfe um die Großstadt Charkiw (Update vom 28. Februar, 14.10 Uhr). Mehrere Menschen sind offenbar gestorben (Update vom 28. Februar, 23.51 Uhr).
  • Auch in der Region Sumy im Osten der Ukraine* gibt es wohl etliche Tote (Update vom 1. März, 01.11 Uhr). In der Region Kiew ist man in Alarmbereitschaft (Update um 00.03 Uhr und 01.30 Uhr).
  • Laut Satellitenbildern befindet sich ein kilometerlanger russischer Militärkonvoi in der Region Kiew (Update um 02.02 Uhr).
  • Dieser News-Ticker zum Ukraine-Konflikt wird laufend aktualisiert.

Update vom 1. März, 04.20 Uhr: Russische Truppen stoßen in der Ukraine auf Gegenwehr. Zwei US-Beamte warnen nun aber offenbar vor einer zweiten russischen Soldatenwelle. Wie der US-Sender CNN berichtet, haben Beamte der US-Regierung in einem geheimen Briefing folgendes Szenario beschrieben: Ein Hochfahren russischer Truppen könnte den ukrainischen Widerstand brechen. Die nicht namentlich genannten Beamten sagten laut CNN auch, dass Russland wahrscheinlich die ukrainische Hauptstadt Kiew belagern werde.

Die Biden-Regierung sei aber dennoch optimistisch, dass durch die Einigkeit des Westens der Konflikt gelöst werden könne. Der russische Angriff auf die Ukraine habe zu einem Schulterschluss innerhalb der Nato und anderer westlicher Verbündeter geführt. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, nannte den russischen Präsidenten Wladimir Putin am Montag „einen der größten Einiger der Nato in der modernen Geschichte“.

Update vom 1. März, 03.47 Uhr: Zuletzt gab es Gefechte in der südukrainischen Hafenstadt Mariupol. Nun ist Mariupol nach staatlichen Angaben vom frühen Dienstagmorgen unter der Kontrolle der ukrainischen Armee. Aufgrund eines Luftangriffs sei die Stadt in der Region Donezk jedoch fast ohne Stromversorgung. Es gebe auch Internet- und Mobilfunkausfälle. Am Montag hatte die Stadt noch als umkämpft gegolten.

Krisenregion im Ukraine-Konflikt: Mariupol. Eine beschädigte ukrainische Militäreinrichtung brennt nach russischem Beschuss außerhalb von Mariupol. © Evgeniy Maloletka/picture alliance

Ukraine-Konflikt: Nach wie vor Angriffe in Charkiw und Kiew

Update vom 1. März, 02.52 Uhr: Die Angriffe Russlands auf das ostukrainische Charkiw und die Hauptstadt Kiew dauern an. Nach Aussagen von Charkiws Bürgermeister, Ihor Terechow, sprenge das russische Militär dort Umspannwerke, wie die Agentur Ukrinform schrieb. Dadurch soll es zu Problemen bei der Strom- und Wasserversorgung kommen. Diese Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

Die russischen Truppenbewegungen auf die Hauptstadt Kiew sollen ebenfalls weitergehen. Die Lage bleibe angespannt, schreibt der ukrainische Generalstab auf seiner Facebook-Seite. In der südukrainischen Stadt Cherson soll nach Angaben des staatlichen Informationsdiensts der Ukraine ebenfalls ein Angriff begonnen haben.

Ukraine-Konflikt: 65 Kilometer langer Russen-Konvoi vor Kiew

Update vom 1. März, 02.02 Uhr: In der Region Kiew befinden sich nach wie vor russische Truppen. Auf die ukrainische Hauptstadt steuert ein russischer Militärkonvoi zu. Wie der US-Sender CNN mit Verweis auf Satellitenbilder berichtet, sei er 40 Meilen lang. Das sind knapp 65 Kilometer. Der Militärkonvoi bestehe aus gepanzerten Fahrzeugen, Panzern und gezogener Artillerie. Aktueller Standort des Konvois: Vom Flughafen Hostomel im Nordwesten Kiews bis zum Dorf Prybirsk, das zwischen Kiew und Tschernobyl liegt. Das Weiße Haus äußerte sich „besorgt“ über diese Entwicklung im Ukraine-Konflikt. Der Konvoi sei länger als erwartet.

Dieses von Maxar Technologies zur Verfügung gestellte Satellitenbild zeigt das nördliche Ende eines Konvois russischer Fahrzeuge südöstlich von Iwankiw, nordwestlich von Kiew.
Dieses von Maxar Technologies zur Verfügung gestellte Satellitenbild zeigt das nördliche Ende eines Konvois russischer Fahrzeuge südöstlich von Iwankiw, nordwestlich von Kiew. © picture alliance/dpa/Maxar Technologies/AP

Update vom 1. März, 01.34 Uhr: Die Region Kiew bleibt ein Brennpunkt im Ukraine-Konflikt. In Kiew heulen nach wie vor die Luftschutzsirenen. Auch in der Stadt Bila Zerkwa wurde soeben der Fliegerarlam ausgelöst. Die Menschen vor Ort sollen sich umgehend in Sicherheit bringen, schreibt der Kyiv Independet. Zuvor gab es in der 200.000-Einwohner-Stadt bereits einen Raketenangriff (siehe Update um 00.03 Uhr).

Update vom 1. März, 01.11 Uhr: Bei einem Angriff in der Region Sumy im Nordosten der Ukraine soll es zu großen Verlusten auf beiden Seiten gekommen sein. Das ukrainische Anti-Korruptions-Portal Antikor schrieb am frühen Dienstagmorgen von wohl 70 Toten auf ukrainischer Seite und einer großen Zahl von Opfern auf russischer Seite. Russische Artillerie habe eine Militäreinheit getroffen. Unter dem Trümmern würden Leichen geborgen. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Nach Angaben der Agentur Unian will die ukrainische Armee in der Region Sumy rund 100 russische Militärfahrzeuge zerstört haben.

Ukraine-Konflikt: Selenskyj spricht in Video von Völkermord – und fordert Sanktionen

Update vom 1. März, 00.48 Uhr: Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskij hat sich in einer Videobotschaft gemeldet. In einem auf Facebook veröffentlichten Clip sagte er, er gehe davon aus, dass Kiew das Hauptziel der russischen Armee ist. „Für den Feind ist Kiew ein wichtiges Ziel. Deshalb ist die Hauptstadt ständig bedroht.“ Russland schicke Saboteure in die Hauptstadt. „Wir werden sie alle entwaffnen“, fügte Selenskyj hinzu. Den Beschuss der ostukrainischen Stadt Charkiw (siehe Update 28. Februar, 23.51 Uhr) bezeichnete Selenskyj als Kriegsverbrechen. „Es wird definitiv ein Tribunal für dieses Verbrechen geben. Ein internationales. Das ist ein Verstoß gegen alle Konventionen.“

Außerdem forderte er weitere Sanktionen gegen Russland wie den Ausschluss Russlands aus dem UN-Sicherheitsrat oder eine vollständige Sperrung des Luftraums für russische Raketen, Flugzeuge und Hubschrauber.

Wolodymyr Selenskyj
Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine. © Uncredited/Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa/Archivbild

Ukraine-Konflikt: Neue Zahlen zu getöteten Zivilisten

Update vom 1. März, 00.12 Uhr: Im Ukraine-Konflikt sind nach Angaben der Vereinten Nationen bislang mehr als 100 Zivilisten getötet worden. Zudem seien mehr als 300 Unbeteiligte verletzt worden. Unter den Todesopfern seien auch mindestens sieben Kinder. „Die meisten dieser Opfer wurden durch den Einsatz von explosiven Waffen mit einem großen Aufprallbereich verursacht, einschließlich Beschuss durch schwere Artillerie, Raketenwerfer und Luftangriffe“, hieß es. Nach ukrainischen Angaben wurden bereits mehr als 350 Zivilisten infolge der Kämpfe getötet.

Russland weist den Vorwurf, es greife zivile Einrichtungen an, zurück. UN-Generalsekretär António Guterres hatte Attacken auf Unbeteiligte als „völlig inakzeptabel“ bezeichnet. Die Ukraine warf Moskau vor dem UN-Sicherheitsrat Kriegsverbrechen vor.

Ukraine-Konflikt: Raketenangriff auf Region Kiew

Update vom 1. März, 00.03 Uhr: In der Nähe von Kiew gab es offenbar einen Raketenangriff. Ein Wohnheim sowie zwei fünfstöckige Wohnhäuser seien am Montagabend in den Städten Wasylkiw, Bila Zerkwa im Südwesten Kiews sowie in der Siedlung Kalyniwka in Nordwesten der Stadt zerstört worden, wie die Ukrainska Pravda berichtet. Die Online-Zeitung berief sich auf das ukrainische Innenministerium. Die Informationen ließen sich nicht unabhängig prüfen.

Zerstörtes Kriegsequipment in der Region Kiew.
Zerstörtes Kriegsequipment in der Region Kiew. © Vasyl Molchan/Imago

Ukraine-Konflikt: Offenbar Tote in Charkiv

Update vom 28. Februar, 23.51 Uhr: Der Ukraine-Konflikt fordert offenbar weitere Tote und Verletzte. Die ostukrainische Stadt Charkiw ist am Montag beschossen worden. In einer Videobotschaft auf Facebook spricht Charkiws Bürgermeister, Ihor Terechow, von neun Toten und 37 Verletzten. Außerdem seien 87 Wohngebäude durch den russischen Beschuss beschädigt worden. Die Informationen ließen sich nicht unabhängig prüfen. „Der heutige Tag hat gezeigt, dass das nicht einfach Krieg ist. Das ist die Ermordung von uns, dem ukrainischen Volk“, sagte Bürgermeister Terechow.

Ukraine-Konflikt: Internationaler Strafgerichtshof will ermitteln

Update vom 28. Februar, 23.41 Uhr: Zu möglichen Kriegsverbrechen in der Ukraine will der Internationale Strafgerichtshof offizielle Ermittlungen einleiten. Das kündigte Chefankläger Karim Khan in Den Haag an. Die Untersuchung werde „so schnell wie möglich“ in Gang gesetzt. Bereits kurz nach der Invasion Russlands in die Ukraine in der vergangenen Woche hatte der Ankläger erklärt, er beobachte die Lage eingehend.

Die Ermittlungen beziehen sich nach Angaben Khans zunächst auf mögliche Verbrechen, die vor der Invasion Russlands begangen wurden. Angesichts der Ausbreitung des Konflikts sollten die Ermittlungen seiner Ansicht nach aber ebenfalls erweitert werden.

Update vom 28. Februar, 23.30 Uhr: Im Ukraine-Konflikt haben die Truppen beider Seiten jeweils massive Verluste in den Reihen des Gegners gemeldet. Die russischen Truppen hätten sich weitere 16 Kilometer in der ostukrainischen Region Luhansk ins Landesinnere bewegt, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Montagabend mit. Seit Beginn der „Spezialoperation“ seien mehr als 1000 Objekte militärischer Infrastruktur zerstört worden, darunter mehr als 300 Panzer.

Das ukrainische Militär in Kiew meldete, es seien seit Kriegsbeginn am Donnerstag mehr als 5000 russische Soldaten getötet und 191 Panzer vernichtet worden. Nach ukrainischen Angaben wurden je 29 russische Hubschrauber und Flugzeuge zerstört. Die Angaben beider Seiten zu den Verlusten waren nicht überprüfbar.

Ukraine-Konflikt: Sirenen in Kiew

Update vom 28. Februar, 23.09 Uhr: Kiew bleibt weiterhin ein Brennpunkt im Ukraine-Konflikt. In der ukrainischen Hauptstadt heulten am Abend erneut die Sirenen, was auf drohende Gefahr hindeutet. Die Bewohner wurden dazu aufgefordert, sich sofort in die nächste Notunterkunft zu begeben, wie der Kyiv Independet berichtet. Schutz erhalten die Menschen zum Beispiel in U-Bahn-Stationen.

Menschen suchen Schutz in U-Bahn-Höfen, wie hier in Charkiw.
Menschen suchen Schutz in U-Bahn-Höfen, wie hier in Charkiw. © Vyacheslav Madiyevskyy/Imago

Ukraine-Konflikt: Russische Armee „hinter dem Zeitplan”

Update vom 28. Februar, 22.19 Uhr: Ob Russlands Angriff auf die Ukraine aus militärischer Sicht bisher ein Erfolg ist oder nicht, darüber gehen die Meinungen nach wie vor auseinander. Die Ukraine hebt immer wieder russische Rückschläge hervor, der Kreml hält sich bedeckt und spielt stattdessen auf atomare Unheilsbringer an*. Der Westen interpretiert Putins bisherige Gebärden oftmals als Offenbarung russischer Militärschwäche*. Auch die US-Regierung geht davon aus, dass Russland bei seinem Angriff auf die Ukraine „hinter dem Zeitplan zurückliegt“ – warnt aber trotzdem.

Die russischen Soldaten seien auf Widerstand gestoßen, mit dem sie nicht gerechnet hätten, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby am Montag. „Wir glauben, dass sie ein paar Tage hinter dem zurückliegen, was sie erwartet haben.“ Allerdings sei es gefährlich, da etwas hineinzuinterpretieren oder etwas zu prognostizieren, warnte Kirby. Er sagte außerdem, dass die US-Regierung aktuell keine Bedrohung für Nato-Alliierte durch die russische Armee sehe.

Kirby bekräftigte, dass eine diplomatische Lösung weiterhin möglich sei, wenn Russlands Präsident Wladimir Putin das wolle. „Es gibt nichts anderes als vielleicht seine eigene Sturheit, die Herrn Putin davon abhält, hier das Richtige zu tun.“ Es sehe danach aus, als wolle Putin diesen Weg nicht wählen, so Kirby. Er übe Gewalt gegen einen Nachbarstaat aus, „der für ihn keine Bedrohung darstellt“.

Ukraine-Krieg: Mehrere Explosionen trotz Friedensverhandlung am Montag – Opferzahlen weiter unklar

Update vom 28. Februar, 21.46 Uhr: Wie geht es nach der ersten Friedensverhandlung im Ukraine-Konflikt weiter? Ungeachtet der diplomatischen Gespräche hat Russland weiter Ziele in der Ukraine angegriffen. Am Montagabend in der Hauptstadt Kiew und in Charkiw mehrere Explosionen. Ein Kreml-Experte zeichnet zwei bittere Zukunftsszenarien im Ukraine-Krieg und erklärt Putins Motivation hinter der Invasion.*

Für die Berichte von den Schauplätzen der Gefechte und Kämpfe sowie über die Zahl der Opfer auf beiden Seiten gab es auch am Montag keine unabhängige Bestätigung. Das ukrainische Gesundheitsministerium berichtete von 352 getöteten Zivilisten, mindestens 2040 Zivilisten seien verletzt worden. Selenskyj hatte am Freitag von 137 toten Soldaten gesprochen, sich seitdem aber nicht mehr dazu geäußert. Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs starben seit Beginn des Krieges 4500 russische Soldaten. Russland räumte Verluste ein, nannte aber keine Zahlen.

Ukraine-Konflikt: Russische Staatsmedien verkünden offenbar Kriegs-Sieg – und löschen Beitrag sofort wieder

Update vom 28. Februar, 19.57 Uhr: Russische Staatsmedien haben augenscheinlich versehentlich den vermeintlichen Sieg Russlands über die Ukraine verkündet – und die Artikel zum größten Teil wieder gelöscht. Bei der Staatsagentur Ria Nowosti war der Text laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur (DPA) am Montag nicht mehr zu finden. Bei der Ausgabe der Nachrichtenseite Sputnik für die Ex-Sowjetrepublik Usbekistan war der wohl vorbereitete Kommentar noch nachzulesen. Darin laut DPA zu lesen: „Russland stellt seine Einheit wieder her – die Tragödie von 1991, diese schreckliche Katastrophe in unserer Geschichte, (…) wurde überwunden.“

Verfasst wurde der Kommentar demnach unter der Überschrift „Russlands Angriff und die neue Welt“ von Ria-Kolumnist Pjotr Akopow. Sie soll geschrieben haben: „Wladimir Putin hat ohne Übertreibung eine historische Verantwortung übernommen, indem er entschieden hat, die Lösung der Ukraine-Frage nicht künftigen Generationen zu überlassen.“ Habe „ernsthaft jemand in den alten europäischen Hauptstädten in Paris und Berlin geglaubt, dass Moskau Kiew aufgeben würde?“, heißt es laut DPA weiter. „Jetzt ist dieses Problem weg – die Ukraine ist nach Russland zurückgekehrt.“

Ukrainische Soldaten von der Schlangeninsel in russischer Gefangenschaft

Update vom 28. Februar, 19.49 Uhr: Die ukrainischen Soldaten von der Schlangeninsel im Schwarzen Meer sind Angaben aus Kiew zufolge in russischer Gefangenschaft. „Wir sind sehr froh zu erfahren, dass unsere Mitstreiter leben und alles mit ihnen gut ist“, teilte die ukrainische Flotte am Montag per Facebook mit.

Am Samstag war die Verbindung zu den Soldaten auf der Insel verloren gegangen. Kiew war vom Tod aller 13 Ukrainer ausgegangen. Das russische Militär zeigte später jedoch Bilder der Gefangenen nach ihrer Ankunft in Sewastopol auf der Halbinsel Krim. Die Soldaten hätten sich ergeben, nachdem die Munition ausgegangen sei. Russland habe dabei die komplette Infrastruktur der Insel vor dem Donaudelta zerstört, heißt es aus Kiew.

Ukraine-Konflikt: Kurz nach Ende der Friedensverhandlungen erschüttern zwei Explosionen Kiew

Update vom 28. Februar, 18.16 Uhr: Kurz nach Ende einer ersten Runde von Friedensverhandlungen zwischen Russen und Ukrainern hat es in der ukrainischen Hauptstadt Kiew Medienberichten zufolge mindestens zwei große Explosionen gegeben. Aus Charkiw meldeten die Nachrichtenagentur Unian und andere Medien mindestens drei Einschläge. Auch in anderen Gebietshauptstädten wurde Luftalarm ausgelöst. Unian veröffentlichte zudem ein Video, das einen großen Feuerball am Abendhimmel von Kiew zeigt.

Ukraine: Blick auf durch den Beschuss der russischen Armee zerstörte Häuser in Butscha kurz vor Kiew.
Ukraine: Blick auf durch den Beschuss der russischen Armee zerstörte Häuser in Butscha kurz vor Kiew. © -/Ukrinform/dpa

Update vom 28. Februar, 17.38 Uhr: Auch Belarus ist als Russlands Partner in den Fokus internationaler Sanktionen im Ukraine-Krieg gerückt. Nach Informationen des Pentagon sind bislang Truppen aus dem Land von Machthaber Alexander Lukaschenko* aber weder in die Ukraine einmarschiert, noch dafür bereitgemacht worden. Das berichtet CNN unter Berufung auf einen US-Offiziellen. In Belarus war vor der Invasion ein gemeinsames Militär-Manöver abgehalten worden.

Zugleich sind offenbar weitere an der Grenze stationierte russische Truppen in die Ukraine nachgerückt. Die Quelle berichtete dem Sender, aktuell seien knapp 75 Prozent der Soldaten in der Ukraine. Am Vorabend war noch von zwei Dritteln die Rede gewesen. Der Westen hatte vor der Invasion von rund 150.000 russischen Soldaten rund um die Grenzen der Ukraine gesprochen. Entsprechend könnten der unbestätigten Einschätzung zufolge weitere gut 10.000 Kräfte in das Land nachgerückt sein.

Ukraine-Krieg: UN-Generalsekretär Guterres äußert sich deutlich – Polen sieht „humanitäre Krise“

Update vom 28. Februar, 17.28 Uhr: UN-Generalsekretär António Guterres hat Russlands Kriegsführung in der Ukraine scharf verurteilt. „Obwohl russische Angriffe Berichten zufolge größtenteils auf ukrainische Militäreinrichtungen abzielen, haben wir glaubwürdige Berichte über Wohngebäude, kritische zivile Infrastruktur und andere nicht militärische Ziele, die schwere Schäden erlitten haben“, sagte Guterres am Montag bei einer Dringlichkeitssitzung der UN-Vollversammlung in New York. „Diese eskalierende Gewalt, die zum Tod von Zivilisten, einschließlich Kindern, führt, ist völlig inakzeptabel. Genug ist genug.“

Bei einem Telefonat mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat Wladimir Putin zugesagt, sich für ein Ende von Angriffen auf Zivilisten „zu engagieren“ – und damit wohl auch indirekt derartige Übergriffe bestätigt. Aus dem Kreml hieß es aber zugleich, dass die russische Armee nicht bedrohe. Ukrainische Nationalisten nutzten vielmehr Bürger als menschliche Schutzschilder. Putin stellte zugleich drei Forderungen für ein Ende der Invasion im Nachbarland.

Polen sieht unterdessen bereits eine humanitäre Krise in der Ukraine. „Diese Berichte von Bomben und Raketen, die auf zivile Objekte und sogar auf Kindergärten und Schulen fallen, führen dazu, dass (…) wir immer mehr Flüchtlinge an der polnisch-ukrainischen Grenze haben“, sagte Regierungschef Mateusz Morawiecki.

Update vom 28. Februar, 16.55 Uhr: Wladimir Putin hat am Wochenende indirekt auch mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht. Doch was bedeutet die nukleare „Alarmbereitschaft“ Russlands in der Praxis und wie groß ist das Risiko eines Atomkriegs? Ein Experte hat im Interview mit Merkur.de diese Fragen beantwortet (siehe Link).

Ukraine-Krieg: Amnesty International untersucht russische „Kriegsverbrechen“

Update vom 28. Februar, 16.40 Uhr: Amnesty International hat Russland den Einsatz international geächteter Streumunition in der Ukraine vorgeworfen. Wie die Menschenrechtsorganisation am Sonntag in London mitteilte, wurden bei einem Angriff auf einen Kindergarten im Nordosten der Ukraine drei Zivilisten durch Streumunition getötet, darunter auch ein Kind. Der Angriff solle als „Kriegsverbrechen“ untersucht werden, forderte Amnesty-Generalsekretärin Agnès Callamard.

Nach Angaben von Amnesty wurde der Kindergarten in der Stadt Ochtyrka, in dem Zivilisten Schutz gesucht hatten, am Freitag von Streumunition getroffen. Drei Zivilisten, darunter ein Kind, seien getötet und ein weiteres Kind sei verletzt worden. Die Organisation beruft sich auf Videoaufnahmen von Drohnen vom Angriffsort, die zeigen sollen, „wie Streumunition mindestens sieben Orte in und um das Gebäude trifft“. Amnesty erhielt nach eigenen Angaben zudem 65 Fotos und Videos von einer lokalen Quelle.

Ukraine-Krieg: Weitere Staaten wollen Kampf für Ukraine ermöglichen

Update vom 28. Februar, 16.15 Uhr: Eine wachsende Zahl an Staaten will ihren Einwohnern ermöglichen, aufseiten der Ukraine im Krieg mit Russland zu kämpfen. Lettland etwa erlaubt seinen Staatsbürgern, als Freiwillige auf ukrainischer Seite den Kampf gegen den russischen Angriff zu unterstützen. Das Parlament in Riga beschloss am Montag einstimmig die dazu nötigen gesetzlichen Voraussetzungen. Strafverfolgung bei Rückkehr nach Lettland droht Kämpfenden damit nicht mehr – sofern sie sich zuvor als Reservisten bei der lettischen Armee registrieren.

Auch Kanadas Außenministerin Mélanie Joly will Menschen ukrainischer Herkunft Kampfeinsätze ermöglichen. „Lassen Sie es mich klar sagen: Wie unterstützen jede Form von Unterstützung für die Ukrainer“, erklärte sie laut Guardian am Sonntag.

Laut einem Bericht des US-amerikanischen Webseite BuzzFeed News haben sich auch zehn frühere Mitglieder von Spezialeinheiten aus den Vereinigten Staaten und Großbritannien über Polen auf den Weg in die Ukraine gemacht. Auch ein Deutscher sei beteiligt. Sie wollen Teil der „Internationalen Legion“ der Ukraine werden, wie das Portal aus Textmessages erfahren haben will. Eine offizielle Bestätigung für diese Meldung gab es zunächst nicht.

Update vom 28. Februar, 15.48 Uhr: Eine unverifizierte, aber in ihrer Bitterkeit weltweit beachtete Nachricht aus dem Ukraine-Krieg hat offenbar ein Happy End: Vor der ukrainischen Schlangeninsel hatten, so hieß es von ukrainischer Seite, Marinesoldaten einer Beschuss-Drohung einer russischen Marine-Einheit ein „Fick dich, Kriegsschiff!“ entgegengefunkt*. Um die kolportierten „letzten Worte“ handelte es sich aber offenbar doch nicht. Die ukrainischen Soldaten seien „am Leben und wohlauf“, teilte die Marine des Landes am Montag mit, wie CNN berichtet.

Die Verteidiger seien in der Lage gewesen, zwei Angriffe abzuwehren, hätten dann aber aufgrund von Munitionsmangel aufgeben müssen, hieß es. Die Infrastruktur der Insel – die als strategisch wichtiger Stützpunkt im Schwarzen Meer gilt – sei allerdings völlig zerstört worden. In russischen Staatsmedien sei auch die Ankunft der gefangenen 82 Soldaten in Sewastopol auf der russisch kontrollierten Krim zu sehen gewesen, schreibt CNN.

Ukraine-Krieg: Selenskyj macht russischen Soldaten ein Angebot – Bundeswehr verstärkt Präsenz im Osten

Update vom 28. Februar, 15.38 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj* hat gefangengenommenen russischen Soldaten ein Angebot unterbreitet: Er versprach ihnen die Freiheit – sofern sie für die Ukraine kämpfen. An alle anderen Soldaten des Angreifers richtete Selenskyj einen Appell: „Rettet eure Leben und geht heim!“, sagte der Präsident in einer auf Facebook geteilten Ansprache, wie fr.de* berichtet.

Unterdessen verstärkt die Bundeswehr ihre Präsenz in Osteuropa. Außenministerin Annalena Baerbock wandte sich mit einem Appell an die Weltgemeinschaft.

Ukraine-Krieg: Russische Truppen auf dem Weg Richtung Kiew – Ukraine bremst Vormarsch noch

Update vom 28. Februar, 14.47 Uhr: Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums befindet sich das Gros der russischen Truppen aktuell 30 Kilometer nördlich von Kiew. Das Vorrücken werde aber durch harten ukrainischen Widerstand am Flugfeld Hostomel verlangsamt, hieß es laut dem US-Sender CNN aus dem Ministerium. Trotz mehrerer – teils unbestätigter Erfolgsmeldungen – der ukrainischen Armee könne das Land die Gegenwehr wohl nicht endlos aufrechterhalten, berichtete der Kanal unter Berufung auf „westliche Militäreinschätzungen“.

Am Sonntag hatten Satellitenaufnahmen auch einen mehrere Kilometer langen Militärkonvoi auf dem Weg Richtung Kiew gezeigt. Bürgermeister Vitali Klitschko dementierte allerdings, dass die Hauptstadt bereits eingekreist sei.

Dieses von Maxar Technologies zur Verfügung gestellte Satellitenbild zeigt russische Truppen in einem Konvoi bei Iwankiw auf dem Weg Richtung Kiew.
Dieses von Maxar Technologies zur Verfügung gestellte Satellitenbild zeigt russische Truppen in einem Konvoi bei Iwankiw auf dem Weg Richtung Kiew. © Uncredited/Maxar Technologies/AP/dpa

In Kiew und anderen ukrainischen Städten sollen zentrale Verteilungspunkte für Lebensmittel eingerichtet werden. Daran arbeite man zusammen mit dem Wirtschaftsministerium, teilte das ukrainische Ministerium für Infrastruktur mit. Es gebe allerdings noch Probleme mit der Logistik, wie die Agentur Ukrinform am frühen Montagmorgen berichtet. Das Ministerium schrieb, alle Ausgangs- und Zufahrtsstraßen würden von der Ukraine kontrolliert. Das ließ sich nicht unabhängig prüfen. Es werde außerdem an der Einrichtung sogenannter grüner Korridore gearbeitet, die nach Angaben des Ministeriums den Warenverkehr sicherstellen sollen.

Update vom 28. Februar, 14.30 Uhr: Die USA stellen angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine ihren Botschaftsbetrieb in Minsk im angrenzenden Belarus ein. Das teilte das US-Außenministerium am Montag in Washington mit. Außerdem sei für nichtessenzielle Mitarbeiter der Botschaft in Moskau sowie für Familienangehörige des Personals dort die freiwillige Ausreise genehmigt worden. Hintergrund sei die Sicherheitslage wegen des russischen Einmarsches in die Ukraine.

Ukraine-Konflikt: Heftige Kämpfe um Charkiw – „Die ganze Welt sollte diesen Horror sehen“

Update vom 28. Februar, 14.10 Uhr: In der zweitgrößten Stadt der Ukraine, Charkiw, ist es am Montag zu heftigen Angriffen gekommen. Der Berater des Innenministers, Anton Heraschtschenko, veröffentlichte am Mittag ein Video, das mehrere Raketeneinschläge in einem Wohngebiet zeigte. Rauch stieg auf. „Die ganze Welt sollte diesen Horror sehen“, schrieb er. Es gebe Dutzende Tote und Hunderte Verletzte. Russland dagegen behauptete, die ukrainischen „Nationalisten“ würden die von russischen Truppen umstellten Städte selber beschießen. Aus der Stadt Ochtyrka im Nordosten des Landes soll ein Video stammen, das einen brennenden Öltank zeigt. Veröffentlicht wurde es der Agentur Unian zufolge vom Bürgermeister.

Ukraine-Konflikt: Bundesregierung befürwortet Gespräche zwischen Russland und Ukraine

Update vom 28. Februar, 13.20 Uhr: Die Bundesregierung hat die Gespräche zwischen Delegationen Russlands und der Ukraine grundsätzlich begrüßt. Diplomatische Lösungen seien immer die einzig sinnvollen, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Montag in Berlin. Gleichzeitig wisse man natürlich auch, dass es sehr schwierige Gespräche sein würden, die sich hinziehen könnten.

Delegationen aus Russland und der Ukraine hatten am Montag an der ukrainisch-belarussischen Grenze Friedensverhandlungen aufgenommen. Der belarussische Außenminister Wladimir Makej habe die Gespräche am Montag eröffnet, meldeten belarussische Staatsmedien und veröffentlichten Videos. Die Kampfhandlungen gingen trotzdem weiter.

Ukraine-Konflikt: Präsident Wolodymyr Selenskyj pocht auf EU-Beitritt – Kommission dämpft Hoffnung

Update vom 28. Februar. 13.10 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj pocht angesichts des russischen Angriffskriegs auf einen EU-Beitritt seines Landes. „Wir wenden uns an die EU zur unverzüglichen Aufnahme der Ukraine nach einer neuen speziellen Prozedur“, sagte Selenskyj am Montag. Brüssel rechnet nun mit der Notwendigkeit einer schnellen Reaktion – ein Sprecher relativierte allerdings pikanterweise Äußerungen von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Update vom 28. Februar, 12.42 Uhr: Die UN hat am Montag Daten zu getöteten und verletzten Zivilisten im laufenden Ukraine-Krieg herausgegeben. Diesen zufolge kamen 102 Menschen ums Leben, darunter sieben Kinder, 304 wurden verletzt. 422.000 Menschen seien aus dem Land geflohen.

Das ukrainische Innenministerium hatte am Sonntagabend von 352 im Zuge der russischen Invasion getöteten Zivilisten gesprochen, 14 davon Kinder. 1684 Menschen seien verletzt worden. Diese Angaben sind nicht verifizierbar. Auch die Vereinten Nationen gehen aber von einer deutliche über ihre Zahlen hinausgehenden Dunkelziffer aus.

Auch neue Zahlen zu Festnahmen bei Anti-Kriegsprotesten in Russland sind publik: Nach Angaben der unabhängigen Webseite owd-Info sind bis Sonntag 5942 Menschen in Gewahrsam genommen worden.

Ukraine-Krieg: Russlands Invasion ausgebremst? Putin-Sprecher Peskow verweigert Kommentar

Update vom 28. Februar, 11.58 Uhr: Russland hat sich am Montagmorgen bemerkenswerterweise nicht zum aktuellen Fortschritt seiner Invasion in der Ukraine geäußert – Kreml-Sprecher Dmitri Peskow verweigerte in einer Pressekonferenz eine Auskunft, wie der US-Sender CNN berichtet. „Ich denke, es ist nicht die Zeit, um die Ergebnisse der Operation zusammenzufassen, wir müssen auf die Beendigung der Operation warten“, habe Peskow gesagt. Russland spricht bei der Invasion nicht von einem Krieg, sondern von einer „militärischen Spezialoperation“.

Ukraine-Konflikt: Video aus der Südukraine zeigen Widerstand – Bürgermeister stellt sich Panzern entgegen

Update vom 28. Februar, 11.50 Uhr: Mehrere Dutzend Menschen aus der ukrainischen Kleinstadt Dniprorudne im Süden des Landes haben sich offenbar unbewaffnet einer russischen Militärkolonne mit Panzern entgegengestellt. Das zeigen aktuelle Aufnahmen vom Rand von Dniprorudne, sie kursieren seit Sonntag in den sozialen Netzwerken.

Zu sehen ist darin der Bürgermeister der Stadt, Jewhenij Matwjejew, der nach vorne läuft und mit den Fahrern des vordersten Panzers spricht. Die Männer im Hintergrund rufen „Geht nach Hause!“ oder „Wir lassen Euch nicht durch!“. Andere rufen „Held!“ in Richtung Matwjejews. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Bürgermeister drehen die Panzer um. Ein Mann, der das Geschehen filmt, sagt halb lachend: „Der Matwjejew verjagt die Panzer, was sonst“.

Ein Video-Still aus der ukrainischen Kleinstadt Dniprorudne - dort stellten sich Menschen unbewaffnet Panzern entgegen.
Ein Video-Still aus der ukrainischen Kleinstadt Dniprorudne – dort stellten sich Menschen unbewaffnet Panzern entgegen. © Facebook/newsdniprorudne

Update vom 28. Februar, 11.40 Uhr: Tschechien hat seine Bürger eindringlich aufgefordert, Russland und auch Belarus zu verlassen. Grund ist die russische Invasion in die Ukraine, wie es am Montag in einer Reisewarnung des Außenministeriums in Prag hieß. Aufgrund der Spannungen mit dem Westen habe sich die Sicherheitslage für Bürger von EU- und Nato-Staaten in den beiden osteuropäischen Staaten verschlechtert. Die diplomatischen Vertretungen Tschechiens könnten nur begrenzt Hilfe und Schutz anbieten, hieß es.

Ukraine-Konflikt: Größtes Atomkraftwerk Europas nun in russischer Hand? Vormarsch auf Kiew stockt

Update vom 28. Februar, 10.50 Uhr: Russische Truppen haben nach eigenen Angaben die Kontrolle über das ukrainische Kernkraftwerk in Saporischschja im Süden des Landes übernommen. Es ist das größte Atomkraftwerk Europas. Das Personal kontrolliere und warte die Anlage weiter, teilte Igor Konaschenkow, Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, am Montag mit. Das staatliche Unternehmen Energoatom dementierte die Darstellung. Es handele sich um eine Falschnachricht. Die Angaben sind nicht unabhängig zu überprüfen.

In einer Mitteilung von Energoatom hieß es: „Derzeit stehen alle vier Kernkraftwerke unter der Kontrolle der Ukraine und arbeiten normal. Energoatom ergreift alle erforderlichen Maßnahmen zum Schutz der Atomkraftwerke.“ Laut russischen Angaben gibt es keine erhöhte Strahlung rund um das Akw. Zuvor hatte das russische Militär schon die Sperrzone um den Unfallreaktor Tschernobyl nördlich von Kiew erobert. Dabei wurde radioaktiv belastete Erde aufgewirbelt, was zu leicht erhöhten Strahlenmesswerten führte.

Update vom 28. Februar, 10.30 Uhr: Der Vormarsch der russischen Armee auf Kiew ist offenbar ins Stocken geraten. Wie die Bild mit Verweis auf ukrainische Angaben berichtet, sind 100 russische Fahrzeuge zerstört worden – mit britischen Panzerabwehrraketen. Auch der Versuch, die Autobahnen nach Kiew abzuschneiden und die Hauptstadt so zu umzingeln, sei demnach gescheitert. Die aus Belarus herannahende Kolonne sei bei der Stadt Makariw, ungefähr 50 Kilometer entfernt von Kiew, gestoppt worden, so die Zeitung. Ukrainische Streitkräfte twitterten: „Für viele Besatzer war die heutige Nacht bei Makarov die letzte!“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selensky* habe am Sonntag mit dem britischen Premier Boris Johnson telefoniert, berichtet die Bild weiter. Dabei habe er gesagt, dass die nächsten 24 Stunden „entscheidend“ für die Ukraine sein werden.

Johnson sieht hinter der indirekten russischen Drohung mit Nuklearwaffen ein Ablenkungsmanöver von den Schwierigkeiten, mit denen das russische Militär beim Einmarsch in die Ukraine zu kämpfen hat. Putins Truppen träfen auf mehr Widerstand, als dieser erwartet habe, sagte Johnson am Sonntagabend und fügte hinzu: „Das ist ein desaströses, missratenes Unternehmen.“ Auch nach Einschätzung des US-Verteidigungsministeriums wird der Vormarsch der Russen von heftiger Gegenwehr der Ukrainer gebremst.

Ukrainische Soldaten patrouillieren, nicht weit von brennenden Militärfahrzeugen entfernt. Russische Truppen haben den erwarteten Angriff auf die Ukraine gestartet und drangen in die Hauptstadt vor.
Ukrainische Soldaten patrouillieren, nicht weit von brennenden Militärfahrzeugen entfernt. Russische Truppen haben den erwarteten Angriff auf die Ukraine gestartet und drangen in die Hauptstadt vor. © Efrem Lukatsky/dpa

Ukraine-Konflikt: Russlands Kiew-Sturm trifft auf „erbitterten Widerstand“ – wohl Luftraum-Triumph für Putin

Erstmeldung vom 28. Februar, 10.00 Uhr: Kiew/Moskau/München – Der Ukraine-Konflikt* geht weiter. Wladimir Putins* Truppen versuchen seit Montagfrüh (28. Februar) offenbar erneut, Kiew zu erobern* – bislang allerdings scheinbar erfolglos. Im Norden der ukrainischen Hauptstadt versuchte die russische Armee laut Angaben des ukrainischen Militärs, den Fluss Irpin mit einer Pontonbrücke zu überqueren. Ein weiterer Versuch, die knapp 30 Kilometer von Kiew entfernte Stadt Irpin zu erobern, sei gescheitert. Zuvor hatte es vonseiten der ukrainischen Streitkräfte noch geheißen, die russischen Truppen hätten ihren Vormarsch in Richtung Kiew gestoppt. Der Berater des Leiters des Büros des ukrainischen Präsidenten, Olexij Arestowitsch, sagte, die ukrainische Armee wehre sich mit Boden- und Lufttruppen gegen den russischen Aggressor.

In Kiew selbst blieb es laut einer Mitteilung des Stadtrats in der vergangenen Nacht relativ ruhig. Es habe aber „einige Scharmützel und Kämpfe mit Sabotage- und Aufklärungsgruppen“ gegeben; nach einem Bericht des staatlichen Informationsdienstes der Ukraine* kam es in Kiew außerdem zu mehreren Explosionen. Die Stadt sei „mit den Vorbereitungen für ihre Verteidigung beschäftigt“, so der Stadtrat. In den Straßen von Kiew seien „Befestigungen, Panzerfallen und andere Verteidigungsanlagen“ errichtet worden. Da überall in der Stadt Straßenkämpfe stattfänden, solle die Bevölkerung ihre Häuser nur verlassen, um lebensnotwendige Dinge wie Lebensmittel und Medikamente zu kaufen.

Ukraine-Konflikt: USA meldet „erbitterten Widerstand“ der Ukraine

Die russische Seite erklärte, die Bürger von Kiew dürften die Stadt „frei“ über die Autobahn Kiew-Wassylkiw im Südwesten verlassen. Das sagte ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums am Montag. Er warf den ukrainischen Truppen vor, Zivilisten als „menschliche Schutzschilde“ zu nutzen.

Das ukrainische Militär hat unterdessen eine Verlangsamung des russischen Vormarschs in der Ukraine* gemeldet. „Die russischen Besatzer haben das Tempo der Offensive verringert, versuchen aber immer noch, in einigen Gebieten Erfolge zu erzielen“, teilte der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte am Montag mit. Auch die USA teilen diese Ansicht: „Die Ukrainer leisten erbitterten Widerstand“, sagte ein hochrangiger Mitarbeiter des Ministeriums am Sonntag (Ortszeit) in einem Briefing für Journalisten. „Das ist heldenhaft, das ist inspirierend, und das ist für die Welt sehr deutlich zu sehen.“ Man beobachte zudem „Treibstoff- und Logistikengpässe“ der russischen Truppen, hieß es.

Ukraine-Konflikt: Russland unter Putin bringt angeblich Luftraum der Ukraine unter Kontrolle

Die russische Armee hat eigenen Angaben zufolge allerdings den ukrainischen Luftraum unter ihre Kontrolle gebracht. „Die russische Luftfahrt hat die Lufthoheit über dem gesamten Territorium der Ukraine erlangt“, sagte Generalmajor Igor Konaschenkow, Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, in einer Erklärung, aus der CNN zitiert. Eine unabhängige Bestätigung für diese Behauptung gibt es nicht.

Im Süden der Ukraine hat die russische Armee laut eigenen Angaben außerdem im Ukraine-Konflikt das größte Kernkraftwerk der Welt eingenommen. Von der Ukraine wurde dies allerdings zunächst noch nicht bestätigt. Das Personal kontrolliere und warte die Anlage in Saporischschja weiter, sagte Igor Konaschenkow, Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, am Montag. Das staatliche ukrainische Unternehmen Energoatom teilte mit, alle Atomkraftwerke arbeiteten im Normalmodus weiter. Laut russischen Angaben gibt es keine erhöhte Strahlung rund um das AKW. Zuvor hatte das russische Militär schon die Sperrzone um den Unfallreaktor Tschernobyl nördlich von Kiew erobert. Dabei wurde radioaktiv belastete Erde aufgewirbelt, was zu leicht erhöhten Strahlenmesswerten führte.

Ukraine-Konflikt: Kiew und andere Städte Ziel von Putins Russland

Von der Krim aus sollen viele Bomber und Jagdflugzeuge Richtung Ukraine gestartet sein. Neben Kiew sollen auch die Städte Mykolajiw und Cherson im Süden sowie Charkiw im Osten zu den Zielen gehören, wie die ukrainische Agentur Unian meldete. Eine Rakete soll ein Wohnhaus der ukrainischen Großstadt Tschernihiw unweit der Grenze zu Belarus getroffen haben. Dadurch sei ein Feuer ausgebrochen, wie der staatliche Informationsdienst der Ukraine am Morgen auf Telegram schrieb. Die Informationen lassen sich nicht unabhängig prüfen. *Merkur.de und fr.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.

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