Ukraine-Konflikt: Blinken, Lawarow wollen sich treffen – Politik

US-Außenminister Antony Blinken nimmt eine Einladung zu einem Treffen mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow an. Das Treffen soll Ende nächster Woche stattfinden, sofern Russland bis dahin nicht in die Ukraine einmarschiert, teilt das US-Außenministerium am Donnerstag mit. Blinken gibt an, er habe Donnerstag einen Brief an Lawrow geschickt, in dem er ein Treffen für nächste Woche in Europa vorgeschlagen habe. US-Präsident Joe Biden wird am Freitag ein Gespräch über die Ukraine-Krise mit den Staats- und Regierungschefs von Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Polen, Rumänien, Großbritannien, der Europäischen Union und der Nato führen. Dies teilt das Büro von Kanadas Premierminister Justin Trudeau mit. (18.02.2022)

Biden befürchtet russische Invasion in den nächsten Tagen

US-Präsident Joe Biden befürchtet trotz aller Beteuerungen aus Moskau einen russischen Einmarsch in die Ukraine in den nächsten Tagen. Biden sagte in Washington, die Gefahr einer Invasion sei “sehr hoch”, und nach seiner Einschätzung könne es “in den nächsten paar Tagen” dazu kommen. Es gebe auch Grund zur Annahme, dass Moskau in eine Operationen unter falscher Flagge verwickelt sei – so werden Machenschaften bezeichnet, um einen Vorwand für einen Angriff künstlich zu inszenieren.

Ähnlich hatte sich zuvor Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg geäußert: “Wir sind besorgt darüber, dass Russland versucht, einen Vorwand für einen bewaffneten Angriff auf die Ukraine zu inszenieren.” In der Ukraine gebe es viele russische Geheimdienstler, die auch im Donbass aktiv seien. Und man habe Versuche gesehen, mit “Operationen unter falscher Flagge” einen Vorwand für eine Invasion der Ukraine zu schaffen.

Nach Informationen des Wall Street Journal hat Russland bei den Vereinten Nationen einen Bericht eingereicht, in dem von angeblichen Verbrechen – gar von einem “Genozid” – der ukrainischen Armee gegen russischsprachige Bewohner im Donbass die Rede ist. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass der russische UN-Botschafter solche Vorwürfe offiziell vorbringen wolle.

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht weiter eine bedrohliche Situation an der Grenze zwischen Russland und der Ukraine. Russland habe dort immer noch genug militärisches Potenzial für eine Invasion, sagte Scholz nach Beratungen der Staats- und Regierungschefs der EU in Brüssel. “Das ist bedrohlich, und das bleibt auch eine bedrohliche Situation, und da darf man nicht naiv sein.” Er bekräftigte die Doppelstrategie gegenüber Russland: Einerseits Androhung harter Sanktionen, andererseits Gesprächsbereitschaft.

Entgegen erheblicher Zweifel von USA und Nato bekräftigte Russland am Donnerstag den Teilabzug seiner Truppen. Nach dem Abschluss von Manövern seien Panzer des Wehrbezirks West zum Abtransport bereit gemacht worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin warf Russland dagegen eine weitere Aufstockung von Truppen und Ausrüstung an der Grenze zur Ukraine vor. Austin sagte nach Beratungen der Verteidigungsminister der Nato-Bündnisstaaten in Brüssel: Die Russen beteuerten zwar, dass sie einige ihrer Kräfte abzögen, nachdem Übungen abgeschlossen seien, “aber wir sehen das nicht – ganz im Gegenteil”.

In den “zurückliegenden Tagen” habe Russland rund 7000 zusätzliche Soldaten in die Nähe der ukrainischen Grenze gebracht, “und einige davon kamen erst heute an”, sagte ein ranghoher Beamter des Weißen Hauses am Mittwoch. Erkenntnisse der US-Regierung zeigten inzwischen, dass Russlands Ankündigung eines Teilabzugs “falsch” sei, sagte er. (17.02.2022)

Russland weist US-Vize-Botschafter aus

Inmitten der schweren Spannungen zwischen Moskau und dem Westen in der Ukraine-Krise ist der stellvertretende US-Botschafter in Russland aus dem Land gewiesen worden. Das bestätigte das US-Außenministerium am Donnerstag in Washington. Das Vorgehen Russlands sei grundlos, “und wir betrachten dies als einen eskalierenden Schritt und erwägen unsere Reaktion”.

Vize-Botschafter Bart Gorman habe ein gültiges Visum gehabt, sich weniger als drei Jahre in Russland aufgehalten und seine Zeit dort sei noch nicht beendet gewesen, hieß es weiter. Die US-Regierung forderte Russland auf, “die grundlose Ausweisung von US-Diplomaten und Mitarbeitern zu beenden”. In der aktuellen Lage sei es wichtiger denn je, dass beide Länder über das notwendige diplomatische Personal verfügen, um die Kommunikation zwischen den Regierungen zu erleichtern.

Das russische Außenministerium bestätigte am Abend die Ausweisung. In einer Erklärung des russischen Außenministeriums hieß es am Donnerstag, dass die Entscheidung, Gormans auszuweisen, eine Reaktion auf die amerikanische Ausweisung des stellvertretenden russischen Missionschefs in den Vereinigten Staaten sei.

Das US-Außenministerium bestätigte auf Nachfrage, Gorman habe seinen Posten bereits in der vergangenen Woche verlassen. Eine Erklärung, warum dies erst nun, mit einigen Tagen Verzögerung, öffentlich wurde, nannte das Ministerium nicht.

Zwischen den USA und Russland gibt es seit längerem Streit über diplomatisches Personal. Russlands Botschafter in Washington, Anatoli Antonow, beklagte vor einigen Wochen, 27 russische Diplomaten hätten mit ihren Familien Ende Januar aus den USA ausreisen müssen. 28 weitere müssten die USA bis Ende Juni verlassen. Bei Facebook kündigte Antonow Ende Januar eine Reaktion Moskaus an, ließ damals aber offen, welche Schritte Russland unternehmen würde.

Das russische Außenministerium wies den USA die Schuld zu. Alle Versuche, das Problem zu lösen, seien abgelehnt worden. Die US-Regierung verstehe “die Normalisierung der bilateralen Beziehungen als eine Einbahnstraße”, hieß es in der Mitteilung.

Erst im April 2021 hatten die USA als Vergeltung für Moskau zugeschriebene Hackerangriffe und Einmischungen in US-Wahlen zehn russische Diplomaten ausgewiesen und neue Sanktionen verhängt. Russland reagierte mit der Ausweisung von zehn US-Diplomaten und mit Sanktionen gegen die USA. Darüber hinaus erließ die Regierung in Moskau eine Einreisesperre für hochrangige US-Regierungsvertreter. (17.02.2022)

Blinken: Moskau plant Kriegsvorwand für Einmarsch in Ukraine

Russland plant nach Angaben von US-Außenminister Antony Blinken, durch einen Vorwand einen Grund für den Einmarsch in die Ukraine zu schaffen. “Dies könnte ein gewaltsames Ereignis sein, das Russland gegen die Ukraine vorbringen wird, oder eine unerhörte Anschuldigung, die Russland gegen die ukrainische Regierung erheben wird”, sagte Blinken bei einer kurzfristig angekündigten Rede vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York. Möglich seien ein vermeintlicher Terroranschlag in Russland, die “erfundene Entdeckung eines Massengrabes” und Vorwürfe eines Völkermordes, ein inszenierter Drohnenangriff auf Zivilisten oder ein vorgetäuschter oder echter Angriff mit Chemiewaffen.

Blinken zufolge erwarteten die USA danach die offizielle russische Entscheidung, russische Bürger oder jene russischer Herkunft in der Ukraine schützen zu müssen und mit einem Angriff zu beginnen. “Russische Raketen und Bomben werden über der Ukraine abgeworfen”, sagte Blinken. Die Kommunikation im ganzen Land würde gestört und Cyber-Angriffe sollten wichtige Institutionen in der Ukraine lahmlegen. Am Boden würden Panzer und Soldaten im Land vorrücken – auch auf die Hauptstadt Kiew.

Deutschland, Frankreich und mehrere weitere europäische Staaten haben Russland im Falle eines Einmarsches in die Ukraine mit schwerwiegenden Konsequenzen gedroht. “Wir betonen, dass jede weitere militärische Aggression Russlands gegen die Ukraine massive Folgen haben und beispiellose Kosten nach sich ziehen würde”, hieß es in einer gemeinsamen Stellungnahme der beiden Länder zusammen mit Estland, Norwegen, Albanien und der EU-Delegation bei den Vereinten Nationen nach der UN-Sicherheitsratssitzung.

“Ich denke, wir haben genug darüber spekuliert”, sagte Russlands stellvertretender Außenminister Sergej Werschinin über einen möglichen Einmarsch seines Landes in die Ukraine. Eine Invasion sei entgegen der Warnungen ausgeblieben – in Richtung der USA und ihrer westlichen Verbündeten sagte Werschinin in New York: “Mein Rat an Sie ist, sich nicht in eine unangenehme Situation zu begeben.” (17.02.2022)

Russland fordert Abzug von US-Truppen aus Mittel- und Osteuropa

Russland hat die USA zum Abzug ihrer Streitkräfte aus Zentral-, Ost- und Südosteuropa und aus dem Baltikum aufgefordert. Das geht aus einem vom russischen Außenministerium am Donnerstag veröffentlichten Schreiben hervor. “Wir sind überzeugt, dass das nationale Potenzial in diesen Zonen völlig ausreichend ist”, hieß es in dem Schreiben. Zudem erwarte Russland von den USA und der Nato konkrete Vorschläge dazu, dass sich das transatlantische Bündnis nicht weiter nach Osten ausdehne. Fragen der Rüstungskontrolle könnten nicht getrennt von anderen Punkten betrachtet werden.

Russland teilt darin mit, dass es zu einer Reaktion gezwungen sei, sollten die USA mit Moskau keine rechtsverbindlichen Sicherheitsgarantien aushandeln. Zu der Reaktion würde auch der Einsatz “militärtechnischer Maßnahmen” gehören, berichtete die Agentur Tass. Weiter heiße es in dem Papier, Russlands rote Linien würden ignoriert und der Kreml sei alarmiert durch zunehmende militärische Aktivitäten der USA und der Nato in der Nähe Russlands. Nach Angaben von Beobachtern könnten “militärtechnische Maßnahmen” die Stationierung von Raketen und Soldaten, elektronische Kriegsführung und den Einsatz weltraumgestützter Waffensysteme umfassen.

Zugleich verbat sich Moskau von Washington Einmischungen, wo Russland auf seinem Hoheitsgebiet Truppen stationieren dürfe. Die Bewegung russischer Streitkräfte, darunter auch entlang der ukrainischen Grenze, betreffe in keiner Weise die grundlegenden Interessen der Vereinigten Staaten.

Eine Deeskalation in der aktuellen Krise erfordere, dass die Ukraine sich an das Minsker Abkommen halte und keine weiteren Waffen mehr geliefert bekomme, zitierte die Nachrichtenagentur RIA aus dem russischen Schreiben. Die Forderung Russlands nach einer Garantie, dass die Ukraine nicht der Nato beitreten werde, haben die USA und die Allianz bereits abgelehnt. Dialogbereitschaft zeigte Russland in der Frage der gegenseitigen Rüstungskontrolle. So könnte es gegenseitige Inspektionen von Raketenstellungen geben, zitierte RIA das Außenministerium in Moskau.

Zugleich verschärften sich die Spannungen zwischen beiden Militärmächten durch die Ausweisung des stellvertretenden US-Botschafters in Moskau, Bartle Gorman. Die Begründung für die scharfe diplomatische Maßnahme blieb zunächst offen.

Die Nato hatte zuletzt die Hoffnung geäußert, dass Russland möglichst schnell einem Vorschlag zu neuen Beratungen im Nato-Russland-Rat zustimmt. Dem erteilte Außenminister Sergej Lawrow jedoch vorerst eine Absage. Es sei Russland unmöglich, sich dort wieder an Gesprächen zu beteiligen. Im Januar hatte sich der Nato-Russland-Rat erstmals seit Jahren wieder beraten. (17.02.2022)

Regierung und Separatisten werfen sich gegenseitig Angriffe vor

Die ostukrainischen Separatisten werfen den Regierungstruppen Verstöße gegen den geltenden Waffenstillstand vor. Im Morgenbericht der ukrainischen Armee wiederum wurde am Donnerstag nur von vereinzelten Verstößen der Gegenseite berichtet. Die Luhansker Rebellen teilten mit, vor allem in den Morgenstunden seien an mehreren Orten im Luhansker Gebiet Dutzende Mörsergranaten abgefeuert worden. Auch im Donezker Gebiet seien Stellungen der Aufständischen beschossen worden. Die Rebellen hätten das Feuer erwidert.

Die ukrainische Armee dementierte, auf Stellungen der Separatisten gefeuert zu haben. Obwohl man mit Artillerie beschossen worden sei, sei das Feuer nicht erwidert worden, sagte ein Sprecher der Regierungstruppen der Nachrichtenagentur Reuters. Aus dem Gebiet der prorussischen Separatisten sei bei Luhansk auf eine Ortschaft geschossen worden; dabei sei ein Kindergarten getroffen worden. Beide Seiten berichteten nichts von Verlusten in den eigenen Reihen. Unabhängige Darstellungen liegen bisher nicht vor.

Auch nach Darstellung der Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) kam es in der Ostukraine zu Gefechten. Demnach habe es einen Artillerie-Beschuss gegeben, berichtete Reuters unter Berufung auf diplomatische Kreise. Die Waffenstillstandsbeobachter der OSZE hatten in den vergangenen Tagen durchschnittlich weniger Verstöße festgestellt als im Vorjahr.

Seit 2014 kämpfen in den ostukrainischen Gebieten Donezk und Luhansk unweit der russischen Grenze vom Westen unterstützte Regierungstruppen gegen von Russland unterstützte Separatisten. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen wurden bereits mehr als 14 000 Menschen getötet, zumeist im Separatistengebiet. Ein Friedensplan von 2015 wird nicht umgesetzt. (17.02.2022)

USA berichten von neuem Aufmarsch russischer Truppen

Die US-Regierung stuft den von Moskau angekündigten Teilabzug russischer Truppen zur Entspannung des Ukraine-Konflikts als Falschinformation ein und geht stattdessen von einem weiteren Ausbau der Militärpräsenz aus. In den “zurückliegenden Tagen” habe Russland rund 7000 zusätzliche Soldaten in die Nähe der ukrainischen Grenze gebracht, “und einige davon kamen erst heute an”, sagte ein ranghoher Beamter des Weißen Hauses am Mittwoch. Erkenntnisse der US-Regierung zeigten inzwischen, dass Russlands Ankündigung eines Teilabzugs “falsch” sei, sagte er.

Der Beamte sagte in einem Briefing für Journalisten in Washington, Russland gebe an, für eine diplomatische Lösung des Konflikts offen zu sein. “Aber alle Hinweise, die wir jetzt haben, sind, dass sie Gespräche nur anbieten und Behauptungen zur Deeskalation machen, während sie insgeheim für einen Krieg mobilisieren”, sagte der Vertreter. Der Top-Beamte aus Präsident Joe Bidens Regierung durfte den Regeln der Unterrichtung zufolge nicht namentlich genannt werden.

Zudem gebe es weiter Informationen, wonach Russland “jederzeit” Ereignisse inszenieren oder erfinden könnte, um eine “Ausrede” für einen Angriff auf die Ukraine zu schaffen, sagte der Beamte weiter. Es könne zum Beispiel eine Provokation in der ostukrainischen Region Donbass geben. Es könne auch vermehrt russische Falschinformationen geben, darunter grundlose Behauptungen, dass die USA und die Ukraine “biologische oder chemische Waffen” einsetzten, sagte der Beamte. Es sei unklar, welchen Grund Russland letztlich vorschieben werde. “Wir hoffen, die Welt ist dafür bereit”, sagte der Beamte. “Niemand sollte diese Behauptungen für bare Münze nehmen.”

Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt offenbar auch der britische Geheimdienst. Generalleutnant Jim Hockenhull, Chef des britischen Militärnachrichtendienstes, sagte: “Wir haben keine Beweise dafür gesehen, dass Russland seine Truppen von den Grenzen der Ukraine abgezogen hat. Im Gegensatz zu seinen Beteuerungen baut Russland seine militärischen Fähigkeiten in der Nähe der Ukraine weiter aus.” Es seien Sichtungen zusätzlicher gepanzerter Fahrzeuge und Hubschrauber, die sich auf die Grenzen der Ukraine zubewegen, sowie eines Feldlazaretts gemeldet worden. “Russland verfügt über die militärische Stärke, um eine Invasion in der Ukraine durchzuführen.” (17.02.2022)

Trittin für weitreichende Abrüstungsgespräche von Nato und Russland

Die Nato sollte Russland aus Sicht von Grünen-Außenpolitiker Jürgen Trittin bei den Verhandlungen im Ukraine-Konflikt weitreichende Abrüstungsgespräche anbieten. “Es wäre sehr wünschenswert, wenn beide Seiten eine Vereinbarung über die in Europa stationierten Mittel- und Kurzstreckenraketen hinbekämen”, sagte Trittin der Augsburger Allgemeinen. Gegenstand sollten dabei vor allem die gegenseitigen raketengestützten Luftabwehrsysteme sein.

“Es wäre für die Sicherheit aller in Europa gut, wenn Russland versprechen würde, seine Waffensysteme bei Kaliningrad abzuziehen und die Nato ihre sogenannte Raketenabwehr, die sich angeblich sowieso nur gegen den Iran richten soll, zurückbaut”, sagte Trittin. “Vor allem die Osteuropäer verdienen eine Politik kontrollierter gegenseitiger Abrüstung.” Trittin fügte hinzu: “Ob allerdings aus dieser Krise eine neue Phase der Abrüstungspolitik erwachsen kann, hängt von der russischen Innenpolitik ab.” (17.02.2022)

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