Ukraine: Kadyrow fordert nach Niederlage in Lyman „drastischere Maßnahmen“ wie Atomangriff

Der Machthaber der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, ruft dazu auf, den Einsatz von Atomwaffen in der Ukraine zu prüfen. Kadyrow kritisierte auf Telegram die russischen Kommandeure für den Abzug aus Lyman und schreibt weiter: „Meiner persönlichen Meinung nach sollten drastischere Maßnahmen ergriffen werden, bis hin zur Verhängung des Kriegsrechts in den Grenzregionen und dem Einsatz von Atomwaffen mit geringer Sprengkraft.“

Kadyrow herrscht in Tschetschenien mit dem Segen Putins wie ein Diktator und mit einem großen Personenkult. Er gilt als besonders kriegslüsterner Herrscher und kommandiert eine zehntausende Mann starke, paramilitärische Freiwilligenarmee, die „Kadyrowzy“. Im Februar war eine tschetschenische Einheit in die Ukraine gezogen um Präsident Selenskyj zu töten. Ukrainische Sicherheitskräfte konnten diese aber eliminieren.

Russland hatte in einer weiteren Niederlage gegen die ukrainische Armee die strategisch wichtige Stadt Lyman im Gebiet Donezk aufgegeben. Die Streitkräfte seien wegen der Gefahr einer Einkesselung abgezogen worden, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Samstag in Moskau. Zuvor hatten ukrainische Behörden von rund 5000 eingekesselten russischen Soldaten gesprochen.

Der Schritt sei „im Zusammenhang mit dem Aufkommen einer drohenden Umzingelung“ vollzogen worden, zitiert die Nachrichtenagentur RIA das russische Verteidigungsministerium.

Ukrainische Soldaten fahren auf einem gepanzerten Fahrzeug auf einer Straße in der Region Donezk im Osten der Ukraine

Die strategisch wichtige Stadt Lyman ist seit dem Frühjahr von Moskaus Truppen besetzt. Dem Militärsprecher zufolge konnten fünf Ortschaften in der Nähe der Stadt befreit werden. Lyman liegt in der ostukrainischen Region Donezk, für die Russland am Freitag – ebenso wie für die drei weiteren von Moskau kontrollierten Regionen Luhansk, Saporischschja und Cherson – die Annexion durch die Unterzeichnung von Abkommen besiegelt hatte.

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Alle Entwicklungen im Liveticker:

18:09 Uhr – Melnyk sieht in Lyman-Fall Beleg für nahenden Sieg der Ukraine

Der scheidende ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, sieht in der Rückeroberung der strategisch wichtigen Stadt Lyman einen weiteren „Beleg dafür, dass die Ukraine diesen Krieg militärisch gewinnen wird. Russland hat keine Chance, die besetzten Gebiete unter seiner Kontrolle auf Dauer zu halten“.

16:19 Uhr – Russland liefert kein Gas mehr an Italien

Russland hat seine Gaslieferungen an Italien vorerst eingestellt. Der russische Konzern Gazprom habe mitgeteilt, dass er kein Gas mehr durch Österreich liefern könne, teilte der italienische Versorger Eni am Samstag mit. Das russische Gas kommt normalerweise an dem italienisch-österreichischen Grenzort Tarvisio in Italien an und wird von dort verteilt.

Gazprom teilte in seinem Kanal im Nachrichtendienst Telegram mit, der Grund für die Einstellung des Gastransports über das Gebiet von Österreich nach Italien sei eine „Ablehnung des österreichischen Betreibers, die Transportnominierungen zu bestätigen.“ In Österreich habe es Ende September regulative Änderungen gegeben, weshalb es nun zu diesem Problem gekommen sei. Der Staatskonzern nannte keine Details, worum es dabei genau ging. „Gazprom arbeitet gemeinsam mit den italienischen Käufern an der Lösung des Problems“, teilte das Unternehmen weiter mit.

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Ein Eni-Sprecher sagte der Nachrichtenagentur Ansa, dass Österreich nach Auskünften des Unternehmens weiterhin russisches Gas erhalte.

Italien hatte bis zum Ausbruch des Krieges in der Ukraine rund 40 Prozent seines Gases aus Russland erhalten. Dann schlossen die Regierung in Rom und der teilstaatliche Konzern Eni mit etlichen anderen Ländern – etwa Algerien – Abkommen ab, um die Abhängigkeit von Moskau zu minimieren. In den vergangenen Monaten hieß es, Italien bekomme nur noch rund 25 Prozent seines Gases aus Russland. In den vergangenen Tagen waren die Liefermengen stark zurückgegangen.

15:15 Uhr – Frankreich könnte Haubitzen an Ukraine liefern

Frankreich könnte einer Zeitung zufolge der Ukraine zwischen sechs und zwölf weitere Haubitzen des Typs „Caesar“ liefern. Diese seien ursprünglich für Dänemark bestimmt gewesen, berichtet die Zeitung „Le Monde“.

Die drei Staaten hätten sich grundsätzlich auf die geänderte Lieferung verständigt, die Gespräche seien jedoch nicht abgeschlossen. Weder das Verteidigungsministerium noch das Präsidialamt in Paris kommentierten den Bericht. Frankreich hat der Ukraine bereits 18 der Haubitzen geliefert, die von dem französischen Konzern Nexter stammen.

15:05 Uhr – Leiter des Kernkraftwerkes Saporischschja festgenommen

Der Chef des von russischen Truppen besetzten ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja, Ihor Muraschow, ist festgenommen worden. Russische Behörden informierten die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) am Samstag, dass der Generaldirektor des größten europäischen Kernkraftwerks „vorübergehend festgenommen wurde, um Fragen zu beantworten“, wie ein IAEA-Sprecher in Wien am Samstag sagte. Nach ukrainischen Angaben wurde Muraschow von Moskauer Truppen entführt. Der Präsident der ukrainischen Betreibergesellschaft Enerhoatom, Petro Kotin, teilte mit, dass der Kraftwerks-Chef am Vortag von einer russischen Patrouille am AKW-Standort Enerhodar auf der Straße gestoppt, aus dem Auto gezerrt und mit verbundenen Augen an einen unbekannten Ort gebracht worden sei. Russland hält das AKW seit Anfang März besetzt.

Ukraine-Krieg - Saporischschja

Auf diesem während einer vom russischen Verteidigungsministerium organisierten Reise aufgenommenen Foto, bewacht ein russischer Soldat einen Bereich des Kernkraftwerks Saporischschja in einem Gebiet unter russischer Militärkontrolle im Südosten der Ukraine

Quelle: dpa/-

„Es gibt keine Erkenntnisse zu seinem Schicksal“, teilte Kotin im Nachrichtenkanal Telegram mit. Er warf Russland atomaren Terrorismus gegen das Management und gegen die Mitarbeiter des Kraftwerks vor. Muraschow, der die Hauptverantwortung für das sichere Funktionieren und die nukleare Sicherheit der Anlage trage, müsse sofort freigelassen werden. Kotin forderte auch den Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, auf, sich für Muraschows Freilassung einzusetzen. Die IAEA kontaktierte die russischen Behörden und fordere Aufklärung.

Das AKW war immer wieder beschossen worden. Sowohl die russischen Besatzer als auch die ukrainischen Behörden warnten mehrfach vor einem möglichen atomaren Zwischenfall mit massiven Auswirkungen für ganz Europa. Die IAEA setzt sich für rasche weitere Gespräche über eine Waffenstillstandszone um das AKW ein. Der staatliche russische Atomkonzern Rosatom, der das Kraftwerk gemeinsam mit russischen Einheiten kontrolliert, ist nach Angaben seines Managements bereit, über technische Aspekte einer Schutzzone zu reden.

15:00 Uhr – 20 Zivilisten bei Raketenangriff ums Leben gekommen

Die ukrainischen Behörden haben der russischen Armee vorgeworfen, beim Beschuss einer zivilen Autokolonne nahe der Stadt Kupjansk 20 Menschen getötet zu haben. Die Zivilisten hätten versucht, sich vor russischen Angriffen in Sicherheit zu bringen, teilte der ukrainische Gebietsgouverneur Oleh Sinegubow am Samstag im Nachrichtenkanal Telegram mit. „Das ist eine Grausamkeit, die keine Rechtfertigung hat.“ Die Angaben zu den Toten seien vorläufig. Ermittler und Experten seien zu der Stelle im Gebiet Charkiw gefahren, um den Fall zu untersuchen, teilte Sinegubow weiter mit.

Das Gebiet wird auch nach dem Rückzug der russischen Truppen, die dort im September eine schwere Niederlage hinnehmen mussten, weiter heftig beschossen. Das bestätigen auch die Angaben des russischen Verteidigungsministeriums zum Krieg gegen die Ukraine. Zu dem Fall nahe Kupjansk gab es zunächst keine Informationen aus Moskau. Die ukrainischen Angaben waren von unabhängiger Seite nicht überprüfbar.

Ukraine-Krieg - Saporischschja

Ermittler untersuchen den Schauplatz eines tödlichen Raketenangriffs auf einen zivilen Autokonvoi in der südukrainischen Stadt Saporischschja

Quelle: dpa

Erst am Freitag waren bei einem Raketenangriff auf einen zivilen Autokonvoi in der südukrainischen Stadt Saporischschja nach ukrainischen Angaben 30 Menschen getötet worden. Der Gouverneur der Gebietsverwaltung von Saporischschja, Olexander Staruch, machte russische Truppen für den Angriff verantwortlich. Auch diese Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

13:58 Uhr – Unterstützung durch Dänemark und Großbritannien

Dänemark und Großbritannien haben der Ukraine nach der völkerrechtswidrigen Annexion ukrainischer Gebiete durch Russland ihre weitere Unterstützung zugesagt. „Großbritannien und Dänemark unterstützen die Ukraine sehr stark und wir werden das auch weiterhin tun und zusammenarbeiten“, sagte die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen am Samstag in London nach einem Treffen mit ihrer britischen Amtskollegin Liz Truss.

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Zu den Gaslecks an den Nord-Stream-Pipelines, über die sich die beiden Politikerinnen austauschten, sagte Frederiksen: „Es ist mir sehr wichtig zu betonen, dass die dänischen Behörden der Meinung sind, dass es kein Unfall war. Das ist Sabotage von kritischer Infrastruktur. Also ist es eine sehr ernste Situation.“

Auch aus der Downing Street hieß es, es handele sich „eindeutig um einen Akt der Sabotage“. Großbritannien habe seine Hilfe bei den Ermittlungen angeboten. Außerdem hätten beide Regierungschefinnen vereinbart, beim Streben nach Energieunabhängigkeit enger zusammenzuarbeiten – etwa beim Ausbau von Windenergie.

12:57 Uhr – Gasverbindung zwischen Bulgarien und Griechenland in Betrieb

Eine für die Unabhängigkeit der EU von Russlands Erdgas wichtige Pipeline zwischen Bulgarien und Griechenland hat den Betrieb aufgenommen. Die Gas-Pipeline wurde im Beisein von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Samstag in der bulgarischen Hauptstadt Sofia eingeweiht. „Heute beginnt eine neue Ära für Bulgarien und Südosteuropa“, sagte von der Leyen zum Auftakt der vom bulgarischen Staatsfernsehen direkt übertragenen Zeremonie. Das Projekt bedeute „Freiheit von der Abhängigkeit vom russischen Gas“, betonte sie.

Die 182 Kilometer lange Gas-Pipeline zwischen der nordgriechischen Stadt Komotini und dem mittelbulgarischen Stara Sagora wurde nach den Worten der EU-Kommissionspräsidentin vom Beginn des Projekts 2009 an mit 250 Millionen Euro durch die Europäische Union unterstützt. Die Pipeline hat eine Kapazität von drei bis fünf Milliarden Kubikmetern Gas im Jahr. Sie bindet Bulgarien an die Trans Adria Pipeline (Tap) an. Diese leitet Erdgas von Aserbaidschan über die Türkei nach Griechenland und weiter nach Italien.

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Der gesamte Gasverbrauch Bulgariens könnte dank der neuen Verbindung gedeckt werden, unterstrich von der Leyen. Sie erinnerte daran, dass vor dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine das EU-Land fast völlig vom russischen Erdgas abhängig gewesen war. „Durch die strategische Zusammenarbeit zwischen Bulgarien und Griechenland können wir Stabilität in der Region erreichen“, betonte Bulgariens Präsident Rumen Radew.

Zur Einweihung in Sofia kamen auch die Präsidenten von Aserbaidschan, Nordmazedonien und Serbien – Ilham Aliyev, Stevo Pendarovski und Aleksandar Vucic – sowie die Regierungschefs von Griechenland und Rumänien, Kyriakos Mitsotakis und Nicolae Ciuca.

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Griechenlands Regierungschef Kyriakos Mitsotakis lobte den „weiteren geopolitischen Sinn“ der Einweihung. Der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev bekräftigte, dass sein Land mit der Europäischen Union langfristig zusammenarbeiten werde. Dabei handelt es sich nicht nur um Lieferungen von Erdgas sondern künftig auch von Strom aus erneuerbaren Quellen. Bis 2027 sollen die Gaslieferungen aus Aserbaidschan für die EU verdoppelt werden.

12:11 Uhr – Laut Ukraine 5000 russische Soldaten in Lyman eingekesselt

Die ukrainischen Truppen haben in der strategisch wichtigen Stadt Lyman im Gebiet Donezk nach eigenen Angaben rund 5000 russische Soldaten eingekesselt. Das sei der Stand am Samstagmorgen, teilte der ukrainische Verwaltungschef für Luhansk, Serhij Hajdaj, mit. „Die Okkupanten haben ihre Führung gebeten, nach Möglichkeit herauszukommen, woraufhin sie eine Abfuhr erhielten“, sagte er. „Sie haben jetzt drei Handlungsmöglichkeiten: Entweder können sie versuchen auszubrechen oder sie ergeben sich. Oder sie sterben alle zusammen. Da sind von ihnen etwa 5000, eine genaue Zahl gibt es nicht.“

Eine solche Zahl an eingekesselten Russen habe es überhaupt noch nicht gegeben in dem Krieg, sagte Hajdaj. Es seien fast alle Zugänge blockiert. Westliche Militärexperten gehen davon aus, dass Lyman in den nächsten Tagen komplett befreit wird. Für die Armee des russischen Präsidenten Wladimir Putin wäre das eine neue massive Niederlage in der seit mehr als sieben Monaten andauernden Invasion.

11:19 Uhr – Humanitärer Konvoi bei Angriff getroffen

Bei einem Angriff mit vielen Toten südöstlich der ukrainischen Stadt Saporischschja hat Russland nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums „fast sicher“ einen humanitären Konvoi getroffen. Die ukrainische Polizei hatte von 30 Toten bei der Attacke am Freitag gesprochen, London sprach in dem geheimdienstlichen Lagebild, das am Samstag auch bei Twitter veröffentlicht wurde, unter Berufung auf lokale Behörden von 25 getöteten Zivilisten.

Bei dem Angriff habe Russland wahrscheinlich Flugabwehrraketen des Typs S-300 eingesetzt. Russland setze für Attacken am Boden vermehrt auf derartige Waffen, vermutlich wegen eines Mangels an Munition, hieß es. Der russische Vorrat an solchen Raketen sei hochwahrscheinlich begrenzt. Sie stellten eher eine wertvolle Ressource für den Abschuss moderner Luftfahrzeuge und Raketen im Anflug dar, als für den Angriff von Bodenzielen, erklärte London. „Ihr Einsatz für Bodenangriffe wurde mit ziemlicher Sicherheit durch die allgemeine Munitionsknappheit verursacht, insbesondere bei Präzisionsraketen mit größerer Reichweite.“

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Das Ministerium stellte fest, dass die Attacke sich ereignete, während der russische Präsident Wladimir Putin sich anschickte, die Verträge zur Annexion besetzter ukrainischer Gebiete zu unterzeichnen. Russland verbrauche strategisch wichtige militärische Ausrüstung bei dem Versuch, taktische Vorteile zu erlangen. Dabei töte es Zivilisten, von denen Moskau nun behaupte, dass sie zu Russland gehörten, hieß es.

11:17 Uhr –Türkei bezeichnet russische Annexion als „schwere Verletzung“ des Völkerrechts

Das türkische Außenministerium bezeichnete die Annexion von vier Regionen in der Ukraine durch Russland als „schwere Verletzung“ des Völkerrechts, wie es in einer Erklärung des türkischen Außenministeriums vom Samstag heißt.

Bislang hatte die Türkei, ein NATO-Mitglied, seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar einen diplomatischen Balanceakt vollzogen: Ankara lehnt die westlichen Sanktionen gegen Russland ab und unterhält enge Beziehungen sowohl zu Moskau als auch zu Kiew, seinen Nachbarn am Schwarzen Meer.

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Die aktuelle Situation in der Ukraine

Quelle: Infografik WELT

Nun aber teilte das Ministerium mit, es habe die russische Annexion der Krim im Jahr 2014 nicht anerkannt und lehne auch die Entscheidung Russlands, die vier Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja zu annektieren, ab.

„Diese Entscheidung, die einen schwerwiegenden Verstoß gegen die etablierten Grundsätze des Völkerrechts darstellt, kann nicht akzeptiert werden“, so das Ministerium. „Wir bekräftigen unsere Unterstützung für die Beendigung dieses Krieges, dessen Schwere immer mehr zunimmt, auf der Grundlage eines gerechten Friedens, der auf dem Verhandlungswege erreicht wird.“

11:01 Uhr – Ukrainische Rückeroberung von Lyman scheint möglich

Bei der Gegenoffensive der Ukraine gegen die russischen Besatzer zeichnen sich aus Sicht einer US-Denkfabrik weitere Rückeroberungen ab. Mit der fast vollständigen Rückeroberung der Region Charkiw im September hatte das ukrainische Militär dem Kreml eine Demütigung beigefügt. Nun sei die Ukraine im Begriff, eine weitere wichtige, von Russland besetzte Stadt im Osten des Landes zurückzuerobern, teilte das Washingtoner Institute for the Study of War (ISW) mit. Ukrainische Truppen hätten die Stadt Lyman in der Donbass-Region Donezk, etwa 160 Kilometer südöstlich der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw, bereits eingekreist.

Unter Berufung auf russische Berichte erklärten die ISW-Militäranalysten, es habe den Anschein, dass sich russische Streitkräfte aus Lyman zurückzögen. Dies korrespondierte mit online kursierenden Videos, die angeblich russisches Militär auf dem Rückzug zeigten, während ukrainische Soldaten berichteten, sie hätten den Rand Lymans erreicht.

Das ukrainische Militär hatte die Einnahme Lymans bis Samstagmorgen noch nicht verkündet. Von Russland unterstützte Streitkräfte erklärten, sie schickten Verstärkung in das Gebiet. Das ukrainische Militär verzeichnete auch Geländegewinne um Kupjansk und das östliche Ufer des Flusses Oskil, der nach der weitgehenden Rückeroberung der Region Charkiw zu einer wichtigen Frontlinie geworden war.

10:50 Uhr – Weitere Sabotageakte befürchtet

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius stellt sich nach den mutmaßlichen Anschlägen auf die Gaspipelines in der Ostsee auf eine verstärkte Gefährdungslage ein. „Wir müssen uns auf Szenarien einstellen, bei denen wir es mit neuen Akteuren, möglicherweise aber auch mit neuen Zielen zu tun bekommen. Es geht nicht nur um Gaspipelines in der Ostsee, sondern auch um Erdgasspeicher oder neue Flüssiggasterminals, die aktuell in Niedersachsen und Schleswig-Holstein realisiert werden“, sagte der SPD-Politiker der „Süddeutschen Zeitung“.

Dort würden etwa schon Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. „Wir sind auf jede mögliche Lage vorbereitet, immer auf aktuellem Stand, immer mit entsprechendem Kräfteansatz. Es gibt zwar aktuell keine Hinweise auf konkrete sogenannte schädigende Szenarien“, betonte er. Die Gefährdungslage werde aber weiter als abstrakt hoch eingeschätzt.

„Wir stellen uns auf alle Sicherheitsszenarien ein, mit allen Sicherheitsbehörden bis hin zu maritimen Kräften. Wir tun alles dafür, immer vor der Lage zu sein“, erklärte Pistorius. Das gebe eine gewisse Gewähr, aber keine absolute Sicherheit.

10:42 Uhr – Weitere 530 Mio. Dollar für die Ukraine

Die Weltbank kündigt weitere Hilfen im Volumen von 530 Millionen Dollar für die Ukraine an. Damit steige die Gesamtsumme der bereitgestellten Hilfen auf 13 Milliarden Dollar an, heißt es. Davon seien elf Milliarden Dollar bereits abgerufen worden. Die Weltban hatte zuletzt davon gesprochen, dass binnen drei jahren wohl deutlich mehr als 00 Milliarden Dollar zum Wiederaufbau der Ukraine erforderlich seien. Neben der Weltbank wird die Ukraine auch von anderen internationalen Institutionen unterstützt.

10:31 Uhr – Moskau setzt laut London Abwehrraketen in Bodenoffensive ein

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste setzt Moskau bei seiner Bodenoffensive in der Ukraine mittlerweile Abwehrraketen ein, die eigentlich für den Abschuss von Flugzeugen oder anderen Geschossen bestimmt sind. Bei einem Angriff auf einen Konvoi südöstlich der Stadt Saporischschja am Freitag sei mutmaßlich eine solche Luftabwehrrakete mit großer Reichweite eingesetzt worden, hieß es am Samstag im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums. Lokalen Behörden zufolge seien dabei 25 Zivilisten zu Tode gekommen.

Die britischen Geheimdienste werten den Einsatz einer solchen Rakete als Zeichen russischer Munitionsengpässe, da diese Waffen als strategisch wertvoll und nur in begrenzter Zahl vorhanden gelten. Moskau setze mutmaßlich nun auch solche Waffen ein, um sich taktische Vorteile zu verschaffen und nehme dabei hin, dass Zivilisten getötet würden, die nach der völkerrechtswidrigen Annexion mehrerer ukrainischer Gebiete als eigene Bürger Russlands gelten müssten.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

09:59 – Russland soll Chef von AKW Saporischschja verschleppt haben

Russland soll den Chef des größten Atomkraftwerks in Europa in der Ukraine verschleppt haben. Das teilte der ukrainische Kernkraftwerksbetreiber Enerhoatom am Samstag mit. Ihor Muraschow, der Generaldirektor des von russischen Truppen besetzten Atomkraftwerks Saporischschja, sei am Freitagnachmittag von einer russischen Patrouille „gekidnappt“ worden, als er sich auf dem Weg von der Atomanlage in die Stadt Enerhodar befunden habe.

Nach Angaben von Enerhoatom stoppten die russischen Soldaten Muraschows Auto, verbanden ihm die Augen und brachten ihn an einen unbekannten Ort. Seine Gefangennahme durch die Russen gefährde die Sicherheit der Ukraine und des größten Atomkraftwerks in Europa, erklärte Enerhoatom-Präsident Petro Kotin. Er forderte die unverzügliche Freilassung Muraschows. Russland bestätigte den Fall zunächst nicht.

Die Atomanlage ist im russischen Angriffskrieg wiederholt beschossen worden. Nach ihrer Eroberung durch russische Truppen stellte das ukrainische Personal weiter den Betrieb sicher. Der letzte Reaktor der Anlage wurde im September vor dem Hintergrund anhaltenden Beschusses nahe der Anlage heruntergefahren. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA), die Mitarbeiter an der Einrichtung hat, bestätigte die Gefangennahme zunächst nicht.

09:09 Uhr – Lambrecht: Von Putins Atomdrohungen nicht lähmen lassen

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hat angesichts der russischen Drohungen zum Einsatz von Atomwaffen vor einer Lähmung des Westens gewarnt und zur weiteren Unterstützung der Ukraine aufgerufen. Die Drohungen würden von der Bundesregierung ernst genommen und sehr besorgt beobachtet, sagte die SPD-Politikerin am Samstag in Chisinau in Moldau nach einem Treffen mit ihrem Amtskollegen Anatolie Nosatii.

„Da gilt es, sehr aufmerksam zu sein. Aber da gilt es auch, sich von solchen Drohungen nicht lähmen zu lassen“, warnte Lambrecht. Sie ergänzte: „Das darf nicht dazu führen, dass man nachlässig in der Unterstützung für die Ukraine wird.“ Es gelte nun, „wachsam zu sein, sehr besonnen zu reagieren und auch, dafür zu sorgen, dass es zu keiner weiteren Eskalation kommt“. Die Ukraine müsse weiterhin konsequent unterstützen werden.

Mit Blick auf die Ankündigung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, nach der Annexion von vier Gebieten seines Landes durch Russland einen beschleunigten Beitritt zur Nato zu beantragen, äußerte sich Lambrecht zurückhaltend. Die Ukraine sei selbstverständlich frei darin, das Bündnis zu wählen, in dem sie sich gut aufgehoben fühle. Ein Nato-Beitritt sei aber an bestimmte Voraussetzungen gebunden. Die Frage werde nun im Kreis der 30 Nato-Staaten beraten. „Es wird da keine Alleingänge von Deutschland geben“, sagte Lambrecht.

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Selenskyj hatte am Vortag erklärt, er wolle einen beschleunigten Beitritt zur Nato beantragen. Allgemein gilt als Voraussetzung für einen Nato-Beitritt, dass der Beitrittskandidat nicht in internationale Konflikte und Streitigkeiten um Grenzverläufe verwickelt sein darf.

08:51 Uhr – Selenskyj vermeldet „erhebliche Erfolge“ bei Gegenoffensive

Nach der Annexion von vier besetzten ukrainischen Gebieten durch Russland hat Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj „erhebliche Erfolge“ der ukrainischen Gegenoffensive im Osten des Landes vermeldet. „Jeder hat gehört, was in Lyman, in der Region Donezk, passiert“, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videobotschaft am Freitag, mit Verweis auf die Fortschritte bei der Rückeroberung der strategisch wichtigen Stadt, die seit dem Frühjahr von Moskaus Truppen besetzt ist.

Die prorussische Führung in Donezk erklärte am Freitag, dass Moskaus Truppen und ihre Verbündeten mit „letzter Kraft“ an Lyman festhielten und dass russische Soldaten in der Stadt „teilweise umzingelt“ seien.

Zuvor hatte der russische Präsident Wladimir Putin am Freitag offiziell die Abkommen zur Annexion von vier vollständig oder teilweise von Moskau kontrollierten Regionen in der Ukraine, darunter auch Donezk, unterzeichnet. Westliche Regierungen haben dies einhellig als völkerrechtswidrigen „Landraub“ verurteilt, dem von Moskau erzwungene „Scheinreferenden“ in den Gebieten vorausgegangen seien.

Mit der Annexion hatte die russische Führung klargemacht, dass sie Angriffe auf diese Regionen künftig als Angriffe auf russisches Staatsgebiet betrachten werde. Für diesen Fall drohte die Nummer zwei des russischen Sicherheitsrates, Ex-Präsident Dmitri Medwedew, mit dem Einsatz „strategischer Atomwaffen“.

Selenskyj zeigte sich von den russischen Drohungen offenbar unbeeindruckt. „Wir müssen unser gesamtes Land befreien und das wird der beste Beweis dafür sein, dass internationales Recht und menschliche Werte nicht von einem terroristischen Staat zerstört werden können“, sagte er.

02:10 Uhr – Selenskyj-Berater warnt vor Einsatz von Atomwaffen

Der außenpolitische Berater von Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj, Mykhailo Podolyak, warnt vor dem Einsatz von Atomwaffen in der Ukraine. „Angesichts der inneren Panik in der Russischen Föderation und der zunehmenden militärischen Niederlagen steigt das Risiko des Einsatzes von Atomwaffen“, sagt Podolyak der „Bild“ Zeitung laut einem Vorabbericht.

Auch der scheidende Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, sieht diese Gefahr. „Gerade jetzt sollte Deutschland – im Schulterschluss mit allem westlichen Verbündeten – endlich präventiv agieren und dem Kreml-Tyrannen ein klipp und klares Ultimatum setzen“, sagt er der Zeitung. Es sei noch nicht zu spät, dieses katastrophale Szenario zu verhindern.


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