Ukraine erwartet Angriff am Mittwoch – USA verlegen Botschaft von Kiew nach Lwiw

Die USA verlegen angesichts der extrem angespannten Lage im Ukraine-Konflikt ihre Botschaftsgeschäfte von der ukrainischen Hauptstadt Kiew in die Stadt Lwiw (Lemberg) nahe der Grenze zu Polen. Es handle sich um eine vorübergehende Vorsichtsmaßnahme, teilte US-Außenminister Antony Blinken mit.

Blinken verwies auf eine „dramatische Beschleunigung des Aufbaus der russischen Streitkräfte“. Dem „Wall Street Journal“ zufolge ordnet das US-Außenministerium die Zerstörung von Computerausrüstung an.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selensky erklärte unterdessen in einer Videoansprache, dass eine russische Invasion für Mittwoch erwartet werde. „Man hat uns gesagt, dass der 16. Februar der Tag des Angriffs sein wird“, sagte er.

Die US-Botschaft werde weiterhin mit der ukrainischen Regierung zusammenarbeiten, sagte Blinken. „Wir setzen auch unsere intensiven diplomatischen Bemühungen um eine Deeskalation der Krise fort.“ Die „Vorsichtsmaßnahmen“ würden in keiner Weise die Unterstützung der Vereinigten Staaten für die Ukraine untergraben. „Unser Engagement für die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine ist unerschütterlich.“

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Aus dem US-Außenministerium hatte es bereits am Samstag geheißen, das Personal in der Botschaft in Kiew werde „auf ein absolutes Minimum“ reduziert. Einige wenige Mitarbeiter würden nach Lwiw im Westen des Landes verlegt. In der Stadt nahe der polnischen Grenze würden für Notfälle noch konsularische Dienste angeboten.

Bereits Ende Januar hatte das US-Außenministerium die Familien von Diplomaten angewiesen, die US-Botschaft in Kiew zu verlassen. Auch nicht unmittelbar benötigte Beschäftigte könnten freiwillig ausreisen, hieß es damals.

In der Mitteilung vom Montag rief Blinken US-amerikanische Staatsbürger in der Ukraine erneut zur Ausreise auf. „Wir fordern alle in der Ukraine verbliebenen US-Bürger dringend auf, das Land sofort zu verlassen.“ Blinken betonte, der einzige Grund für die Maßnahme, die Diplomaten nach Lwiw zu verlegen, sei die Sorge um die Sicherheit der Mitarbeiter. „Für mich gibt es keine höhere Priorität als die Sicherheit der Amerikaner auf der ganzen Welt, und das schließt natürlich auch unsere Kollegen ein.“

Alle Entwicklungen im Liveticker:

21:33 Uhr – Frankreich: Nichts deutet auf Entscheidung Putins für etwaige Invasion hin

Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian zufolge steht alles für eine schnelle, groß angelegte russische Invasion der Ukraine bereit. „Ja, das ist wahr“, sagte er dem Sender France 5. „Es ist möglich und das bald.“ Allerdings weise nichts darauf hin, dass der russische Präsident Wladimir Putin eine derartige Entscheidung getroffen habe. Für den Fall eines Einmarsches stehe Europa bereit, umfangreiche Sanktionen gegen Russland in Kraft zu setzen.

21:14 Uhr – Ukraines Präsident: Mittwoch wird Tag der Einheit statt des Überfalls

Vor dem Hintergrund von US-Warnungen vor einem möglichen Einmarsch russischer Truppen am 16. Februar hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selensky das Datum per Dekret zum Tag der Einheit erklärt. „Uns wird gesagt, dass der 16. Februar der Tag des Überfalls werde, wir machen ihn zum Tag der Einheit“, sagte das Staatsoberhaupt in einem Video am Montagabend. Die Ukrainer sollen an diesem Mittwoch im ganzen Land Flaggen hissen und um 10 Uhr Ortszeit (9 Uhr MEZ) die Hymne singen. „Zeigen wir der ganzen Welt unsere Einigkeit“, sagte der 44-Jährige.

In seiner Rede wies Selensky erneut russische Vorwürfe zurück, Vorbereitungen auf eine Offensive gegen die abtrünnigen Gebiete Luhansk und Donezk in der Ostukraine zu treffen. „Der Donbass und die Krim werden ausschließlich auf diplomatischem Weg zur Ukraine zurückkehren“, betonte der Präsident. Russland hatte die Schwarzmeer-Halbinsel 2014 annektiert und danach auch die moskaufreundlichen Separatisten in der Ostukraine unterstützt.

19:53 Uhr – UN-Chef glaubt weiter an friedliche Lösung

UN-Generalsekretär Antonio Guterres glaubt einem Sprecher zufolge weiter daran, dass es keinen Konflikt geben wird. Dies basiere auf „seiner eigenen Analyse, seinen eigenen Hoffnungen“. Die Vereinten Nationen hätten keine Pläne, weitere Mitarbeiter aus der Ukraine abzuziehen. Guterres habe mit den Außenministern von Russland und der Ukraine gesprochen und betont, dass es keine Alternative zu Diplomatie gebe.

18:59 Uhr – Insider: USA prüfen Milliarden-Kreditgarantien für die Ukraine

Die USA erwägen einem Insider zufolge, der Ukraine bis zu eine Milliarde Dollar an Kreditgarantien anzubieten. Dies solle die Märkte wegen eines etwaigen Ukraine-Kriegs beruhigen, habe der Sprecher des Außenministeriums, John Kirby, hochrangigen Kongressmitgliedern erklärt.

18:02 Uhr – Italienischer Außenminister reist nach Kiew

Italiens Außenminister Luigi Di Maio wird am Dienstag nach Kiew fliegen, um im Konflikt zwischen der Ukraine und Russland bei der Suche nach einer Lösung zu helfen. Dabei werde der Politiker einerseits Kiew Unterstützung bei der Verteidigung der Souveränität und der territorialen Integrität zusagen, wie das Ministerium in Rom mitteilte. Italien halte sich fest an die Abmachungen innerhalb der Europäischen Union und der Nato.

Andererseits will Di Maio die Überzeugung der italienischen Regierung zum Ausdruck bringen, dass sich für die Krise eine friedliche Lösung finden lässt. Italien bemüht sich, in dem gefährlichen Konflikt als Vermittler aufzutreten. Ministerpräsident Mario Draghi telefonierte erst jüngst mit Russlands Staatschef Wladimir Putin.

17:48 Uhr – Pentagon: Russland hat am Wochenende Truppen an Grenze zur Ukraine verstärkt

Russland hat nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums weitere Soldaten an der Grenze zur Ukraine zusammengezogen. „Er fügt weiterhin Kräfte an der Grenze zur Ukraine und in Belarus hinzu, sogar jetzt über das Wochenende“, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby im Nachrichtensender CNN über den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Inzwischen seien „deutlich“ über 100.000 Soldaten mobilisiert.

Wichtig sei aber nicht nur die Zahl der Soldaten, sondern die Summe der militärischen Fähigkeiten an der Grenze zur Ukraine, sagte Kirby. Putin verfüge unter anderem über Panzerfahrzeuge, Infanterie, Spezialeinheiten, Luftstreitkräfte, Raketenabwehr und Cyber-Fähigkeiten.

17:25 Uhr – Duma debattiert Unabhängigkeit ukrainischer Separatistengebiete

Das russische Parlament will am Dienstag über einen Antrag abstimmen, nach dem die von der Regierung in Moskau unterstützen zwei Separatisten-Regionen im Osten der Ukraine als unabhängig anerkannt werden sollen. Vorgesehen sind zwei Varianten des Antrags, erklärt der Duma-Abgeordnete Wjatscheslaw Wolodin.

Nach der ersten Variante soll Präsident Wladimir Putin aufgefordert werden, die Unabhängigkeit der selbsterklärten Republiken anzuerkennen. Nach der zweiten Variante soll zuerst die Meinung des Außenministeriums und anderer Regierungsteile eingeholt werden.

17:00 Uhr – Polen bereitet sich auf Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge vor

Polen bereitet sich für den Fall eines russischen Angriffs auf die Ukraine auf die Aufnahme von Flüchtlingen vor. Vize-Außenminister Marcin Przydacz sagte in einem Radiointerview, sein Land hoffe, dass die Situation in der Ukraine nicht eskaliere. Es bereite sich aber auf jede Möglichkeit vor, einschließlich die Möglichkeit einer großen Zahl von Flüchtlingen.

„In diesem Worst-Case-Szenario sprechen wir nicht von Hunderten oder Tausenden, sondern von weit höheren Zahlen“, sagte er dem Sender Radio Plus. Das Innenministerium habe seit vielen Wochen „interne Szenarien, Infrastruktur und Pläne“ vorbereitet. Die Pläne beinhalten den Angaben zufolge eine Unterbringung von Flüchtlingen in Hotels, Wohnheimen, Sportanlagen und anderen Einrichtungen.

Lokal Verantwortliche, darunter Bürgermeister, wurden gebeten, darüber Bericht zu erstatten, welche Einrichtungen sie im Fall des Falles bereitstellen könnten, wie Krzysztof Kosinski sagte, der Bürgermeister der Stadt Ciechanow nahe der ukrainischen Grenze und Sekretär des polnischen Städtebundes.

Vorbereitungen für die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge werden auch von anderen Staaten in der Region getroffen, insbesondere von jenen, die Grenzen mit der Ukraine teilen. Während jedoch andere Staaten ihre Diplomaten aus der Ukraine abziehen, optiert Polen dafür, seine diplomatischen Operationen in dem Land aufrecht zu erhalten, falls diese benötigt werden sollten, um Ukrainer dabei zu unterstützen, das Land zu verlassen.

15:51 Uhr – Lawrow spricht sich für Fortsetzung der Verhandlungen mit dem Westen aus

Inmitten der starken Spannungen im Ukraine-Konflikt hat der russische Außenminister Sergej Lawrow Hoffnungen auf eine Einigung mit dem Westen geäußert und sich für eine Fortsetzung der Verhandlungen ausgesprochen. In einem offensichtlich genau orchestrierten Treffen mit Präsident Wladimir Putin sagte Lawrow in Moskau zu den Erfolgsaussichten der Gespräche mit dem Westen: „Als Chef des Außenministeriums muss ich sagen, dass es immer eine Chance gibt.“

In dem vom Fernsehen übertragenen Treffen fragte Putin seinen Außenamtschef: „Gibt es eine Chance, mit unseren Partnern eine Einigung in wichtigen Punkten zu erlangen oder ist dies ein Versuch, uns in einen endlosen Verhandlungsprozess zu ziehen?“ Daraufhin sagte Lawrow unter anderem: „Unsere Möglichkeiten sind bei weitem noch nicht erschöpft.“

Die Verhandlungen sollten zwar „nicht unendlich fortgesetzt werden, aber ich schlage vor, sie fortzusetzen und zu verstärken“, betonte der russische Außenminister einen Tag vor einem Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Moskau, bei dem auch ein Treffen mit Putin auf dem Programm steht.

15:36 Uhr – Johnson: Putin sollte im Ukraine-Konflikt „vom Abgrund zurücktreten“

Der britische Premierminister Boris Johnson hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin im Ukraine-Konflikt zur Deeskalation aufgerufen. „Dies ist eine sehr, sehr gefährliche, schwierige Situation. Wir stehen kurz vor dem Abgrund, aber noch kann Präsident Putin davon zurücktreten“, sagte Johnson am Montag bei einem Besuch in der Ortschaft Rosyth in Schottland zu Journalisten.

Johnson forderte zudem ein sofortiges Ende der heftig umstrittenen Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 und sagte, alle europäischen Länder müssten alternative Energiequellen finden, um weniger abhängig von Russland zu sein. Moskau drohte er erneut „sehr, sehr ernsthafte wirtschaftliche Konsequenzen“ für den Fall eines Einmarschs in die Ukraine an. Die US-Regierung warnt, ein solcher Angriff könne unmittelbar bevorstehen.

Johnson kürzte einen geplanten Besuch in Schottland und im Norden Englands ab, um noch am Abend in die Downing Street zurückzukehren. Im Laufe der Woche wollte der konservative Politiker erneut für Gespräche in die osteuropäische Krisenregion reisen.

15:17 Uhr – Scholz sagt Ukraine Finanzhilfen zu

Bundeskanzler Olaf Scholz hat der Ukraine weitere Finanzhilfen zugesagt. Das Land erhalte 150 Millionen Euro als neuen ungebundenen Finanzkredit, zudem stünden 150 Millionen aus einem bestehenden Kredit bereit, die noch nicht abgeflossen seien, teilte der SPD-Politiker bei einem gemeinsamen Auftritt mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kiew mit.

Die beiden hatten sich zuvor fast zwei Stunden unterhalten, länger als geplant. „Es sind sehr ernste Zeiten, in denen ich die Ukraine besuche“, sagte Scholz. Deutschland stehe eng an der Seite Kiews. Kein Land der Welt habe der Ukraine in den vergangenen acht Jahren mehr finanzielle Hilfe geleistet als Deutschland. Es seien mehr als zwei Milliarden Euro gegeben worden. Scholz kündigte an, die Zusammenarbeit entschlossen fortsetzen zu wollen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, l.) und Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine im Marienpalast in Kiew

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, l.) und Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine im Marienpalast in Kiew

Quelle: dpa-infocom GmbH

15:08 Uhr – Fluggesellschaft UIA ohne Versicherungsschutz im ukrainischen Luftraum

Die ukrainische Fluggesellschaft UIA hat nach eigenen Angaben keinen Versicherungsschutz mehr bei Flügen im ukrainischen Luftraum. Ihre Versicherer hätten mitgeteilt, dass die entsprechende Deckung aufgehoben worden sei, teilt die Ukraine International Airlines (UIA), die größte Fluggesellschaft des Landes, mit. Es werde mit Versicherern und Behörden über die Frage verhandelt. Fünf Flugzeuge seien nach Spanien ausgeflogen worden. Zwei weitere Flieger würden zur „planmäßigen technischen Wartung“ nach Belgrad in Serbien gebracht. Insgesamt verfügt das Unternehmen über 25 Flugzeuge.

14:30 Uhr – Erste Manöver nach russischen Angaben bereits beendet

Einige Manöver des russischen Militärs sind nach Angaben von Verteidigungsminister Sergej Schoigu bereits beendet. Andere würden sich dem Ende nähern, sagt Schoigu dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die gemeinsamen Übungen von Russland und Belarus sowie weitere Manöver in der Nähe der Grenze Russlands zur Ukraine haben die Befürchtung genährt, Russland plane eine Invasion seines Nachbarlandes. Die Regierung in Moskau hat solche Pläne stets bestritten.

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Ukrainer in Deutschland: Sorgen um ihre Familien, Enttäuschung über die Bundesregierung

14:06 Uhr – Lawrow will weitere Gespräche über Sicherheitsgarantien

Der russische Außenminister Sergej Lawrow schlägt eine Fortsetzung der diplomatischen Bemühungen um die geforderten Sicherheitsgarantien des Westens vor. Es sei nicht möglich, endlos Gespräche zu führen, sagt er in einer Unterredung mit Präsident Wladimir Putin. Aber es gebe immer eine Chance für eine Einigung. Die USA hätten konkrete Vorschläge unterbreitet, um die militärischen Risiken zu verringern. Aber die Antworten der EU und der Nato auf die Forderung Russlands nach Sicherheitsgarantien seien nicht zufriedenstellend gewesen.

13:50 Uhr – Johnson: Recht auf Nato-Beitritt kann nicht eingetauscht werden

Das Recht der Ukraine auf einen Beitritt zum westlichen Militärbündnis Nato kann nach den Worten des britischen Premierministers Boris Johnson nicht eingetauscht werden. Es sei sehr wichtig, dass Gespräche geführt würden, sagt Johnson. „Aber was wir nicht tun können, das ist, das souveräne Recht des ukrainischen Volkes, eine Nato-Mitgliedschaft anzustreben, einzutauschen.“

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30/11/2021. Tallinn, Estonia. Foreign Secretary Liz Truss visits British troops on deployment to Estonia as a part of the enhanced Forward Presence (eFP) as they operate alongside other NATO troops in Tapa, Estonia. Picture by Simon Dawson / No 10 Downing Street

Britische Außenministerin

12:51 Uhr – Moskau schwänzt OSZE-Sitzung

Russland bleibt einer Sitzung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) an diesem Montag fern. Das berichtet die Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf den russischen Diplomaten Konstantin Gawrilow. Das OSZE-Treffen war von den baltischen Staaten beantragt worden und soll „ungewöhnliche militärische Aktivität“ in Belarus behandeln.

12:30 Uhr – Kreml: Verzicht auf Nato-Mitgliedschaft käme Moskau entgegen

Der Kreml sieht in einer möglichen Abkehr der Ukraine von ihrem Wunsch nach einer Nato-Mitgliedschaft einen Beitrag zur Entspannung der Lage. „Eine irgendwie dokumentierte Ablehnung der Ukraine (…), das wäre sicherlich ein Schritt, der wesentlich zur Formulierung einer sinnvolleren Antwort auf die russischen Bedenken beitragen würde“, sagte der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge.

Er reagierte damit auf Äußerungen des ukrainischen Botschafters in Großbritannien, der einen möglichen Verzicht Kiews auf eine Mitgliedschaft in dem Militärbündnis ins Spiel gebracht, dies aber später in der BBC als „Missverständnis“ bezeichnet hatte.

12:17 Uhr – Scholz muss Nord Stream 2 beim Namen nennen, fordert die FDP

Der designierte Generalsekretär der FDP, Bijan Djir-Sarai, hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) aufgefordert, bei seiner am Dienstag geplanten Moskau-Reise eine „klare Botschaft“ zu senden. „Ich erwarte von dem Bundeskanzler, dass er Präsident (Wladimir) Putin unmissverständlich klarmacht, dass der Irrweg Russlands in die Isolation führt“, sagte Djir-Sarai.

Scholz müsse dabei auch Nord Stream 2 und das mögliche Aus der Pipeline bei einer weiteren Eskalation Russlands beim Namen nennen, forderte Djir-Sarai. „Präsident Putin muss verstehen, dass der Preis enorm hoch wäre, sollte er die Lage weiter verschärfen.

Zugleich muss deutlich gemacht werden, dass ein diplomatischer Ausweg aus der Gefahrenlage möglich ist, wenn Moskau jetzt von weiteren Aggressionen gegenüber der Ukraine Abstand nimmt und seine Truppen an der Grenze reduziert“, sagte er.

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Diplomat Wolfgang Ischinger, 75, ist seit 2008 Chef der Münchner Sicherheitskonferenz. Dieses Jahr wird er sie zum letzten Mal leiten

11:48 Uhr – Scholz zur Vermittlung in Kiew eingetroffen

Olaf Scholz ist in der Ukraine eingetroffen: Sein Flugzeug landete am Mittag auf dem Flughafen in Kiew, wo er in Kürze mit Präsident Wolodymyr Selenskyj zusammenkommen sollte. Am Dienstag wird Scholz dann in Moskau erwartet, um mit Russlands Präsident Wladimir Putin zu sprechen.

Bundeskanzler Scholz reist nach Kiew

Olaf Scholz (SPD) verlässt bei seiner Ankunft den Airbus A340 der Luftwaffe

Quelle: dpa/Kay Nietfeld

11:42 Uhr – Ischinger wiederholt Einladung zur Sicherheitskonferenz

Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, hat seine Einladung an die russische Führung für das internationale Treffen am kommenden Wochenende bekräftigt. „Die Chance, dass wir in München tatsächlich sinnvolle Gespräche über das Thema arrangieren können, die ist natürlich wesentlich größer, wenn ein sprechfähiger autorisierter russischer Regierungsvertreter anwesend wäre“, sagte Ischinger in Berlin. Ischinger nannte namentlich den russischen Außenminister Sergej Lawrow, den früheren Präsidenten Dimitri Medwedjew sowie Kremlchef Wladimir Putin. „Das ist leider abgelehnt worden“, sagte er.

10:31 Uhr – G-7-Finanzminister drohen mit Sanktionen

Die sieben führenden Industrienationen (G7) haben Russland im Falle eines Angriffs auf die Ukraine mit umfangreichen Sanktionen gedroht. In einer Erklärung der G-7-Finanzminister hieß es, es würde dann eine schnelle, abgestimmte und kraftvolle Antwort geben. Es würde sowohl wirtschaftliche als auch finanzielle Sanktionen gegen Russland geben, die sofortige und massive Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes hätten.

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10:24 Uhr – Verstärkung der Bundeswehr nach Litauen auf dem Weg

Die Bundeswehr hat mit einer Verstärkung des Nato-Gefechtsverbandes in Litauen begonnen. Die ersten Lastwagen mit Material für zusätzliche Soldaten machten sich am Morgen im niedersächsischen Munster auf den Weg. Dort sollten im Laufe des Tages auch sechs Panzerhaubitzen auf Schwerlasttransportern Richtung Baltikum abfahren. Deutschland führt in Litauen den Einsatz einer Nato-Einheit und entsendet zusätzlich 350 Soldaten und 100 Fahrzeuge.

Bundeswehr verlegt Verstärkung für Nato-Gefechtsverband

Fahrzeuge der Bundeswehr verlassen die Hindenburg-Kaserne in Munser Richtung Litauen

Quelle: dpa/Philipp Schulze

09:30 Uhr – Strack-Zimmermann für Lieferung gepanzerter Rettungsfahrzeuge

Die verteidigungspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, hat sich vor dem Besuch von Kanzler Olaf Scholz (SPD) in der Ukraine für die Lieferung gepanzerter Fahrzeuge zur Bergung Verletzter ausgesprochen. „Schwere Waffen, da bin ich strikt dagegen“, sagte sie im Deutschlandfunk. „Es geht darum, dass man die Ukraine unterstützen könnte, zum Beispiel in dem man ihnen mittelschwere gepanzerte Fahrzeuge liefert.“ Gerade im Krieg in der Ostukraine seien viele Verletzte gestorben, weil sie nicht schnell genug hätten geborgen und versorgt werden können.

„Wir müssen damit rechnen, dass Putin angreift“

„Wir haben seit drei Wochen gesagt, dass wir keine Waffen liefern werden“, sagt Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Vorsitzende des Verteidigungsausschusses. Die Reise von Olaf Scholz nach Moskau sei eine heikle Mission. Putin könne man nicht an seinen Worten messen.

08:45 Uhr – Großbritannien unterstützt jede Nato-Entscheidung der Ukraine

Großbritannien würde nach Regierungsangaben jede Entscheidung der Ukraine bezüglich eines Nato-Beitrittes unterstützen. „Wenn die Ukraine entscheidet, dass sie anbietet, kein Nato-Mitglied zu werden, unterstützen wir das“, sagt Junior-Verteidigungsminister James Heappey dem Sender Sky. „Das müssen die Ukrainer entscheiden.“ Das gelte auch dafür, dass die Ukraine bei ihrer Position bleibe und Nato-Mitglied werden wolle.

08:29 Uhr – Mützenich für Anerkennung „berechtigter“ russischer Sicherheitsinteressen

Vor dem Besuch des Bundeskanzlers Olaf Scholz in Kiew hat der SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich die russischen Sicherheitsbedenken auch auf „große Fehler“ der US-Regierung unter dem damaligen Präsidenten George W. Bush zurückgeführt. Er nannte dabei neben der „Invasion im Irak“ namentlich „Verwerfungen hier in Europa“ und den „Abschied von Rüstungskontrolle“.

„Alles das sind Dinge, die auch Russland verunsichern“, sagte Mützenich im ARD-„Morgenmagazin“. „Ich teile gewisse Bedenken nicht, aber ich kann sie durchaus nachvollziehen.“ Man müsse öffentlich anerkennen, „dass auch Russland berechtigte Sicherheitsinteressen“ habe. „Das hat nichts mit der Ukraine zu tun“, sondern „mit den USA, dem Wegfall von Rüstungsabkommen“.

08:14 Uhr – Russischer Rubel und Moskauer Börse mit Verlusten

Wegen Spekulationen über einen Krieg mit dem Nachbarn Ukraine ziehen sich Anleger aus der russischen Währung zurück. Im Gegenzug gewinnen Dollar und Euro jeweils 0,5 Prozent auf 76,76 beziehungsweise 87,13 Rubel. Der Moskauer Aktienindex fällt um mehr als drei Prozent.

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07:32 Uhr – Ölpreis steigt auf Siebeneinhalb-Jahreshoch

Auf Furcht vor Lieferausfällen bei einem russischen Einmarsch in die Ukraine decken sich Anleger mit Rohöl ein. Die Preise für die Sorten Brent und WTI steigen jeweils etwa zwei Prozent und sind mit 96,16 beziehungsweise 94,94 Dollar je Barrel so teuer wie zuletzt vor siebeneinhalb Jahren. „Wenn es Truppenbewegungen gibt, wird der Brent-Preis problemlos über die Marke von 100 Dollar springen“, prognostiziert Analyst Edward Moya vom Brokerhaus Oanda.

06.15 Uhr – Ukrainischer Botschafter fordert 12.000 Panzerabwehrraketen von Deutschland

Vor dem Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz in Kiew hat der ukrainische Botschafter in Berlin die Forderung nach schweren Waffen aus Deutschland erneuert. Bei Bild TV verlangte Andrij Melnyk am Sonntag die sofortige Lieferung von 12.000 Panzerabwehrraketen, um eine mögliche russische Bodenoffensive gegen die Ukraine abwehren zu können. „Die Lage ist schon dramatisch“, sagte er. „Worauf wir jetzt heute gefasst sein müssen, ist das schlimmste Szenario.“

Melnyk sagte bei Bild TV, dass Scholz‘ Reise nach Kiew am Montag und Moskau am Dienstag „die letzte Chance“ für eine diplomatische Lösung im Ukraine-Konflikt sein könnte. Er bekräftigte: „Wir haben schon das Gefühl, dass ein Krieg immer unausweichlicher wird.“ Seine Regierung mache sich auf das „schlimmste Szenario“ gefasst, nämlich „dass die Hauptstadt vielleicht schon in den nächsten Tagen bombardiert werden kann“.

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Die Bundesregierung lehnt die Lieferung tödlicher Waffen an die Ukraine ab. Sie prüft allerdings, Rüstungsgütern unterhalb dieser Schwelle zur Verfügung zu stellen. Auf einer Wunschliste der ukrainischen Botschaft vom 3. Februar stehen eine Reihe Rüstungsgüter, die eindeutig keine tödlichen Waffen sind. Dazu gehören elektronische Ortungssysteme, Minenräumgeräte, Schutzanzüge, digitale Funkgeräte, Radarstationen oder Nachtsichtgeräte. Panzerabwehrraketen stehen auf dieser Wunschliste nicht.

02:01 Uhr – CDU-Außenexperte Röttgen fordert von Scholz klare Abschreckungsmaßnahmen

Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen fordert Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vor dessen Reise in die Ukraine und nach Russland zu glaubwürdiger Abschreckung auf. „Keiner steckt im Kopf von Wladimir Putin, auch der amerikanische Geheimdienst nicht. Aber es gibt Fakten. Putin hat faktisch die gesamte einsatzfähige russische Armee aufgestellt und die Ukraine von Norden mit 30.000 Soldaten auf dem Territorium von Belarus und vom Osten und Süden umzingelt“, sagt Röttgen der Zeitung „Rheinische Post“.

Putin sei entschlossen, die politische Landkarte Europas zu verändern. „Wenn es noch eine Möglichkeit gibt, Putin von Gewalt abzuhalten, dann ist es glaubwürdige Abschreckung. Bundeskanzler Scholz muss dem russischen Präsidenten klar machen, dass mit einem Krieg Russland viel verlieren würde. Das ginge weit über Nord Stream 2 hinaus.“

01:23 Uhr – Johnson sieht noch Chance für Diplomatie

Der britische Premierminister Boris Johnson sieht noch eine Chance für eine diplomatische Lösung. „Es gibt noch ein Zeitfenster für Deeskalation und Diplomatie“, erklärte ein Sprecher des Regierungschefs am Sonntagabend in London. Johnson werde „weiterhin unermüdlich an der Seite unserer Verbündeten arbeiten, um Russland dazu zu bringen, sich vom Abgrund zu entfernen“. Er wolle daher in den kommenden Tagen mit den Staats- und Regierungschefs der nordischen und baltischen Länder sprechen.

Zuvor hatte Johnsons Verteidigungsminister Ben Wallace die diplomatischen Bemühungen des Westens im aktuellen Konflikt mit Russland mit der Appeasement-Politik gegenüber Nazi-Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg verglichen. Es sei zwar nicht sicher, dass Russland in die Ukraine einmarschiere, sagte Wallace der Zeitung „Sunday Times“. Im Westen liege aber „ein Hauch von München“ in der Luft.

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Mit der Formulierung nahm Wallace Bezug auf das Münchner Abkommen von 1938, mit dem die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete in der Tschechoslowakei an Nazi-Deutschland festgelegt wurde. Insbesondere Großbritannien hoffte damals, mit Zugeständnissen an Adolf Hitler einen Krieg in Europa abwenden zu können. Heute wird das Münchner Abkommen als Symbol einer gescheiterten Appeasement-Politik gesehen.

Auch Johnsons Sprecher schloss eine Eskalation nicht aus: „Alle uns vorliegenden Informationen deuten darauf hin, dass Russland jederzeit eine Invasion der Ukraine planen könnte.“ Dies hätte verheerende Folgen für die Ukraine und Russland.

01:02 Uhr – Lambsdorff für Beschlagnahmung der Villen russischer Oligarchen

Der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Alexander Graf Lambsdorff, hat die Beschlagnahmung von Villen russischer Oligarchen als Sanktion gegen einen russischen Einmarsch in die Ukraine ins Gespräch gebracht. Lambsdorff sagte am Sonntagabend dem Sender Bild TV, manche Oligarchen hätten „in Berlin riesigen Immobilienbesitz“. Er schlug vor: „Wenn wir nicht sicher sind, wo das Geld herkommt, mit dem Immobilie X finanziert worden ist, dann werden wir Immobilie X requirieren.“

„Wir müssen politischer an diesen Sanktionsgedanken herangehen, wir haben bisher ein sehr juristisches Verständnis von Sanktionen“, argumentierte Lambsdorff. Als weitere Sanktionsmöglichkeiten gegenüber russischen Oligarchen nannte Lambsdorff Reisebeschränkungen und das Einfrieren von Konten.

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Nach Überzeugung des FDP-Experten für Außenpolitik sollte damit der russischen Regierung klargemacht werden, „dass wir das für ein wirklich existenzielle Situation halten“. Es gehe um die europäische Friedensordnung, um die Frage, ob „der Krieg nach Europa zurückkommt“.

Der russische Präsident müsse wissen, dass ein Angriff gegen die Ukraine „das Ende der Beziehungen zu Europa“ bedeuten würde. Dann würden die wirtschaftlichen Beziehungen auf das absolute Minimalmaß zurückgefahren, es würden Betätigungsverbote erlassen und es würde für russische Banken sehr schwer, sich zu refinanzieren. „Es wird wirtschaftlich einen so harten Preis geben, wie wir das noch nie gemacht haben“, warnte Lambsdorff.

00:54 Uhr – Union-Außenpolitiker Hardt für Waffen-Lieferung an Ukraine

Der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jürgen Hardt, plädiert für Waffenlieferungen an die Ukraine. „Die Bundesregierung sollte – wie wir das im Nordirak mit den Peshmerga auch getan haben – über ihren Schatten springen“, sagt Hardt gegenüber „Bild“. Im Gegensatz zu dem von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei seinem Besuch in Washington erweckten Eindruck gebe es dafür auch keine hohen rechtlichen Hürden. „Es gibt keinen rechtlichen Grund, dass Deutschland das nicht könnte. Wenn das Bundeskabinett das beschließen wollte, könnte es auch einzelne Exportwünsche von Rüstungsgütern genehmigen.“

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