Trump will persönlich vor Gericht zur Anklageverlesung erscheinen – Politik

Der ehemalige US-Präsident Trump hat sich auf den Weg zur Anklageverlesung nach Washington gemacht. Mit einer Autokolonne brach der republikanische Präsidentschaftsbewerber aus seinem Golfclub in Bedminster im Bundesstaat New Jersey auf, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Von einem Flughafen in New Jersey aus sollte der 77-Jährige dann in die US-Hauptstadt Washington fliegen.

An diesem Donnerstag um 22 Uhr deutscher Zeit muss Trump dort vor ein Bundesgericht treten, um sich das anzuhören, was Sonderermittler Jack Smith zusammengetragen hat. Er ist der erste Ex-Präsident in der US-Geschichte, der sich wegen mutmaßlicher Straftaten vor Gericht verantworten muss – und das gleich in mehreren Fällen. In der neuen Anklage geht es erstmals um mutmaßliche Straftaten während seiner Amtszeit, nämlich um sein Verhalten nach seiner Abwahl im November 2020 und um den Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021, der in einem beispiellosen Gewaltausbruch endete.

Bislang wurden weniger Trump-Fans vor dem Washingtoner Gericht gesichtet als erwartet. Eine Unterstützergruppe, die dort ist, sind die “Blacks for Trump”.

(Foto: Kevin Wurm/Reuters)

Vor dem Gerichtsgebäude in Washington herrscht enormer Medienandrang. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden hochgefahren.

Dass Trump auch tatsächlich persönlich vor Gericht erscheint, schreibt der 77-Jährige einige Stunden vorher auf der von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social. “Ich fahre jetzt nach Washington, D.C., um festgenommen zu werden, weil ich eine korrupte, manipulierte und gestohlene Wahl angefochten habe”, so seine Wortwahl.

Sonderermittler Smith listet in der 45-seitigen Anklageschrift (hier im Original zu lesen) eine Reihe schwerer, im Falle einer Verurteilung mit langen Haftstrafen zu ahndender Taten auf. Die schwerste davon: Verschwörung gegen die Vereinigten Staaten. Trump habe mehrfach gelogen, betrogen, getäuscht. Er habe politische Entscheidungsträger unter Druck gesetzt, sich sechs Mitverschwörer gesucht, zur Gewalt aufgerufen, die Rechte des Volkes verletzt und das Vertrauen in das politische System untergraben. Alles mit dem Ziel, die rechtmäßige Wahl zu torpedieren und – koste es, was es wolle – an der Macht zu bleiben.

Trump inszeniert sich weiter als politisches Justizopfer

Bevor er in den Gerichtssaal geführt wird, muss Trump zunächst eine Registrierung durchlaufen. Nach der Anklageverlesung hat er die Gelegenheit, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Es wird erwartet, dass er auf “nicht schuldig” plädiert. Vor dem Termin wetterte er gegen die US-amerikanische Justiz. “Die Demokraten wollen nicht gegen mich antreten, sonst würden sie die ‘Justiz’ nicht so beispiellos als Waffe einsetzen”, schrieb Trump auf Truth Social. Dabei warf er Präsident Biden vor, er habe die rechtlichen Schritte persönlich angeordnet.

Verlesung der Anklage: So leidenschaftlich wie Trump von seinen Wählern geliebt wird, wird er auch von seinen politischen Gegnern verachtet.

So leidenschaftlich wie Trump von seinen Wählern geliebt wird, wird er auch von seinen politischen Gegnern verachtet.

(Foto: Joshua Roberts/Reuters)

Die Anklageverlesung findet in demselben Saal statt, in dem in den vergangenen zwei Jahren zahlreiche Gewalttäter verurteilt wurden, die am Sturm auf das Kapitols beteiligt waren. Zuständig ist Richterin Tanya Chutkan, die ihrerseits unter der Präsidentschaft von Barack Obama eingesetzt wurde. Trump dürfte bei Chutkan ein wesentlich strengeres Klima antreffen als in Florida, wo er im Juni wegen des Versteckens von Geheimdokumenten angeklagt wurde. Dort führt die von ihm ernannte Richterin Aileen Cannon das Verfahren.

Bis es tatsächlich zu einem Prozess kommt, kann es noch viele Monate dauern. Zwar dringt Sonderermittler Smith auf ein zügiges Verfahren, Beobachter halten es aber für unwahrscheinlich, dass bis zur nächsten Präsidentschaftswahl ein Urteil vorliegt.

Ohnehin vereitelt eine mögliche Verurteilung weder Trumps Präsidentschaftskandidatur noch, dass er tatsächlich Präsident werden kann. Die US-Verfassung kennt – anders als es etwa in Deutschland üblich ist – für diesen Fall keine Beschränkungen.

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